Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein
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Die Opfer sind tot. Die Täter, die den Alliierten entgangen waren, hatten gute Chancen, unentdeckt zu bleiben.
Reuter war davon überzeugt, dass er ohne Zufall, nichts finden konnte. Möglich, dass dieser Merz etwas weiß, das er mir auch verschweigt, ging ihm durch den Kopf. Er nahm sich vor, Merz noch einmal herzubestellen. Dann konnte er ihn direkt fragen.
***
Willhelm Dornbach hatte etwas ganz Neues. Zeit. Er wohnte in einem einfachen Hotel, in der Nähe von Oslo. Ab und zu ging er zum Angeln. Das war eigentlich alles, abgesehen von den Mahlzeiten.
Schon im Gefängnis hatte er manchmal darüber nachgedacht, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen wollte. Es war ihm klar geworden, dass er trotz seines Reichtums, in Wahrheit einfach jeden Tag in seinem Büro saß. Er arbeitete genauso, wie jemand, der dazu gezwungen ist, täglich seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Für wen?
Seine Träume von einem Sohn oder der Wiederentstehung des Reiches musste er auch begraben.
Das sah er inzwischen ein. Das deutsche Volk ist einfach nicht reif genug, um sich seiner edlen Rasse bewusst zu sein, dachte er.
Die Juden, denen wir uns fast entledigen konnten, untergraben wieder unser Leben. Und mit ihnen kommen auch alle anderen Fremden immer mehr.
Für Dornbach war der Führer eine Art Messias der Deutschen gewesen. Seine Lehre, für ihn wie eine Religion.
Die neuen Bewegungen unterstützte er zwar mit Geld. Aber mit den Leuten, die sie verkörperten, konnte er sich nicht anfreunden. Sie hatten ihm einfach zu wenig Kultur.
Für uns war die Reinigung des Volkskörpers nur eine vorübergehende Phase. Wir wollten Großes schaffen.
Davon war Dornbach überzeugt. Die Geschichte wird uns Recht geben. Wenn es einmal keine Familien reinen Blutes mehr gibt, dann werden sie uns verfluchen, weil wir gescheitert sind.
Das unvorstellbare Leid, dass sie über die Welt gebracht hatten, wollte er nicht sehen. Wie die meisten Anhänger einer „reinen Lehre“, war er kaum fähig, die Taten zu hinterfragen. Nur die Sache, zählte.
So gesehen, war ihm die Flucht aus seinem bisherigen Leben gerade recht gekommen. Einzig seine Hunde vermisste er. Ich muss mir einen einsamen Platz in Deutschland suchen, wo ich in Ruhe leben kann, ging ihm durch den Kopf.
Im Schwarzwald besaß er ein Haus, das konnte er natürlich nicht mehr benutzen. Aber wenn er in der Nähe, durch einen Strohmann etwas Neues kaufen konnte, dann wollte er dort den Rest seines Lebens verbringen.
Auch der Führer hatte seine Eingebungen auf Waldspaziergängen gehabt. Die Natur, die Dornbach bis jetzt wenig genießen konnte, schien ihm auf einmal erstrebenswert. Sie verkörperte gewissermaßen die Vorstellungen, die Dornbach hatte. Nur der Starke überlebt, es gibt keine Moral. Der größte Baum wird jener, der am meisten andere verdrängen kann.
Dornbach entschied sich, zuerst nach Zürich zu fliegen. Dort besaß er Nummernkonten, die er rechtzeitig angelegt hatte. Erst das Geld beschaffen, dann ein Haus suchen, das waren die nächsten Ziele.
Mit einer Linienfähre, die in Norwegen oft verkehren, fuhr er nach Oslo. Den Flug hatte er vom Hotel aus gebucht, am Zoll gab es keine Schwierigkeiten. Sein Pass war schließlich ausgezeichnet gefälscht.
Am frühen Nachmittag traf er in Zürich ein. Der einzige Nachteil, seiner neuen Dokumente. Er besaß keinen Führerschein auf diesen Namen. Deshalb musste er sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen. In der Stadt stellte das kein Problem dar, aber für die geplante Suche im Schwarzwald musste er sich etwas einfallen lassen.
Dornbach schlenderte durch die Stadt. Er hatte sich, wie immer, nicht direkt zur Bank fahren lassen. Zu groß das Risiko, verfolgt zu werden.
An der Bahnhofstraße wurde er von jemandem angesprochen: „Sie sind doch Herr Meier aus Frankfurt.“
„Nein, nein, Sie irren sich“, gab er zur Antwort und ging einfach weiter.
Auch Erich Merz setzte seinen Weg fort. Er war sicher, das war der Mann, der sich auf seine Anzeige gemeldet hatte. Aber er maß der Begegnung keine besondere Bedeutung zu.
Dornbach dagegen ärgerte sich. Musste ihm jetzt gerade dieser junge Merz über den Weg laufen? Andererseits hatte er ihn mit Meier angesprochen. Also weiß er nicht, wer ich wirklich bin, dachte er.
Merz war zudem nicht stehengeblieben, um nachzufragen. Also fühlte sich Dornbach trotzdem einigermaßen sicher. Er wollte sowieso nicht in Zürich bleiben. Nur auf die Bank und dann weiter. Ein Hotel im Schwarzwald war das nächste Reiseziel, das er bis am Abend auch erreichte.
Natürlich war es kompliziert, ohne eigenen Wagen zu reisen. Dornbach, gewohnt, vorsichtig zu sein, passten diese Taxifahrer, die sich eventuell an ihn erinnerten, gar nicht.
Er brauchte unbedingt einen Führerschein. Dass er daran nicht gedacht hatte, ärgerte ihn jetzt. Er hatte noch eine zweite Identität in seinem Koffer eingenäht. Aber nur für den Notfall und auch nur einen Pass. So schnell wie möglich musste er sich darum kümmern. Die ganze Zeit auf der Flucht zu sein, das hatte er bei Bekannten erlebt, war äußerst mühsam. Deshalb hatte er seinen perfekten Tod erfolgreich inszeniert. Dass er jetzt an einer einfachen Polizeikontrolle scheitern konnte, das durfte auf keinen Fall sein.
***
Kommissar Reuter ließ sich Horst Pohl erneut in sein Büro bringen. Die Faserspuren stimmten überein, damit wollte er ihn heute konfrontieren.
Reuter blieb ganz freundlich, ließ Kaffee servieren, um ihn dann mit den Beweisen zu überrumpeln. „Aus diesen Spuren geht eindeutig hervor, dass Sie in diesem Wagen gefahren sind“, begann er.
Pohl verschluckte sich an seinem Kaffee. „Ja gut“, gab er zu. „Aber doch nur, weil Kolb mir seinen neuen Wagen vorführen wollte. Dass er geklaut war, habe ich nicht gewusst.“
„Und wie hat er Ihnen erklärt, dass er keinen Schlüssel hat. Zum Starten mussten Sie ja zwei Kabel zusammenhalten“, fragte der Kommissar freundlich.
„Ja, also…, er hat gesagt, darum war der Wagen so billig, er wollte ihn bald reparieren lassen.“
Reuter schüttelte den Kopf. „So hat das keinen Sinn, überlegen Sie sich eine bessere Geschichte. Ich weiß, dass Sie den alten Mann mit diesem Auto überfahren haben. Und das werde ich Ihnen auch nachweisen.“
Pohl antwortete nur noch betreten: „Wenn Sie mir einen Mord anhängen wollen, Herr Kommissar, dann kann ich nicht viel dagegen machen. Aber ich bin unschuldig. Ich sage jetzt nichts mehr.“
Reuter hatte heute auch noch kein Geständnis erwartet, aber manchmal wurden ihm die Ausreden doch zu viel. Entnervt rief er nach einem Beamten, um Pohl in seine Zelle zurückzubringen.
Der Kommissar war sich darüber klar, dass er einen Beweis brauchte, um Dornbach als Auftraggeber festzunageln. Auch wenn er tot war. Pohl würde zuletzt den Unfall zugeben. Aber niemals einen Auftragsmord.
Das war ihm in den letzten Tagen wieder und wieder durch den Kopf gegangen. Die