Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein
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Читать онлайн книгу Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe - T.D. Amrein страница 26
Ich verstehe überhaupt nichts mehr“, fuhr Merz kopfschüttelnd weiter.
„Haben Sie vielleicht eine Zigarette, Herr Kommissar?“
Merz rauchte normalerweise nicht. Aber jetzt war ihm plötzlich danach. Der Kommissar stand auf, holte eine Kognakflasche und zwei Gläser aus dem Schrank. „Nehmen Sie erst mal einen Schluck. Die Zigarette kommt gleich.“
Merz musste sein Glas mit beiden Händen festhalten. Tausend Dinge rasten ihm gleichzeitig durch den Kopf. Der Kommissar wartete, bis er sich etwas beruhigt hatte, um dann zu fragen, „sind Sie sicher?“
„Absolut sicher, Herr Kommissar. Womöglich hat er einen Zwillingsbruder. Aber ich habe diesen Mann gesehen.“ Merz versuchte, Reuter mit den Händen zu beschwören.
Der Kommissar blieb skeptisch. „Wissen Sie, Herr Merz, wenn wir manchmal Leute suchen, mit Foto, haben wir jedes Mal Zeugen, die beschwören, diesen Mann zur gleichen Zeit an verschiedenen Orten gesehen zu haben. Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber überlegen Sie sich das noch einmal.“
„Für mich gibt es keinen Zweifel. Wenn dieser Mann!“, er deutete auf das Bild, „Willhelm Dornbach ist! Dann lebt er noch!“
Der Kommissar hakte ein. „Dann haben Sie diesen Namen zuvor bereits einmal gehört?“
„Ja, natürlich“, gab Merz zu. „Aber ich habe nie ein Bild von ihm gesehen.“
„Wollen Sie mir nicht erzählen, was Sie von ihm wissen?“, fragte Reuter.
„Das ist eine lange Geschichte, Herr Kommissar.“
„Fangen Sie ruhig an“, ermunterte Reuter.
Merz war irgendwie froh, endlich mit jemandem über sein Dilemma sprechen zu können. Natürlich sagte er nicht die ganze Wahrheit. Er erwähnte nur, dass er nicht sicher sei, woher das Geld stammte, das er von seinem Großvater geerbt hatte. „Darum habe ich den Alten Fritz losgeschickt. Ich konnte ja nicht wissen, wie gefährlich das ist. Aber trotzdem. Die Schuld lässt mir keine Ruhe. In seinem Notizbuch bin ich zum ersten Mal auf den Namen Dornbach gestoßen.“
„Das Notizbuch?“, fragte der Kommissar dazwischen. „Wie sind Sie daran gekommen?“
„Woher wissen Sie jetzt das wieder, Herr Kommissar?“
„Jeder Detektiv muss sich irgendwo Notizen machen. Dass es eins gab, war mir klar. Aber wir haben es nicht bei ihm gefunden.“
Merz erzählte von dem Schrank im Zimmer. Der Kommissar schüttelte den Kopf. „Wie konnten unsere Leute so etwas übersehen?“
„Die Geschichte mit der Kleinanzeige habe ich Ihnen bereits früher erzählt“, fuhr Merz fort. „Dass mir dabei bei diesem Meier seine teure Uhr unter dem schäbigen Anzug aufgefallen ist, jedoch nicht. Wenn ich geahnt hätte, dass er das ist.“ Merz machte eine bezeichnende Handbewegung. „Er wollte sicher nur hören, ob ich was weiß, das ist mir jetzt klar. Darum hat er mich überwachen lassen.
Nur so konnten sie von Mendel erfahren haben. Auch ihm habe ich den Tod gebracht. Ich will diesen Mann zur Rechenschaft ziehen, Herr Kommissar! Koste es, was es wolle! Wissen Sie, als ich bemerkte, dass ich verfolgt wurde, bin ich abgereist. Aber ich bin wiedergekommen.“
Jetzt zog der Kommissar ein erstauntes Gesicht.
Natürlich musste Merz in seiner Geschichte wieder eine Lücke lassen. „Ich hatte eine Detektei beauftragt, bei Dornbach nach Belastendem zu suchen. Bis zu dem Tag als er verhaftet wurde, konnten sie nichts Relevantes liefern. Leider auch kein Bild von ihm.
Ich war sicher, dass er für die Drogengeschichte zehn Jahre bekommt, und gab mich damit zufrieden. Dann habe ich von seiner Freilassung gelesen. Wieder war ich am Boden zerstört.
Danach die Geschichte von seinem Tod. Damit hielt ich die Sache für erledigt. Auch wenn ich dachte, er ist zu leicht davongekommen.
Und jetzt weiß ich, dass er noch am Leben ist. Ich werde ihn finden, egal wo er sich versteckt.“ Merz klang sehr entschlossen.
Reuter hatte nur zugehört. Aber er fühlte, dass noch etwas fehlte. „Wissen Sie, Herr Merz? Zuerst interessiert mich, was Dornbach verstecken wollte. Ich brauche eine klare Verbindung zu Pohl. Ich will Dornbach einen Auftragsmord an Ihrem Freund Hauser nachweisen.
Ich muss mit seiner Frau und seinem Umfeld sprechen. Jemand weiß oder ahnt wahrscheinlich, was er früher derart Schlimmes angestellt haben könnte, dass er dafür morden lässt.
Erst danach kann ich mich um Ihre Vermutung kümmern. Das BKA hat eine Dienststelle, die in solchen Fällen zusammen mit ausländischen Behörden ermittelt.“
Merz fiel ihm ins Wort. „Sie müssen sich selbst um die Sache kümmern. Wenn die nicht erwarten, dass Dornbach überlebt hat, werden sie nicht nach ihm suchen.“
Der Kommissar schüttelte den Kopf. „Das geht nicht. Ich kann nicht nach Belieben in einer Sache ermitteln. Die Zuständigkeit ist klar geregelt. Außerdem sollten wir einmal abwarten, was die Kollegen finden. Die sind auch nicht von gestern, glauben Sie mir.“
„Ich werde selbst nach Norwegen fahren“, sagte Merz trotzig. „Daran können Sie mich nicht hindern.“
Der Kommissar zog die Brauen hoch. „Wie kommen Sie denn darauf, dass ich Sie daran hindern will. Bringen Sie mir einen Beweis, dass Dornbach noch lebt. Dann kann ich alles in Bewegung setzen, was wir haben. Mit einer Zielfahndung geht er früher oder später ins Netz. Nur müssten wir wissen, welchen Namen er benutzt“.
Der Kommissar stutzte kurz. „Ich hätte da eine Idee. Was machen Sie heute Abend?“
Merz schüttelte den Kopf. „Eigentlich wollte ich nach Hause fahren. Aber ich kann mir ein Zimmer suchen. Was haben Sie vor?“
Der Kommissar legte ihm die Hand auf den Arm. „Ich möchte mit Ihnen über Ihr Vorhaben sprechen. Aber nicht in den Diensträumen. Kommen Sie heute Abend zu mir. Ich lebe allein, Sie können bei mir übernachten. Ich habe genügend Zimmer.“
Merz war skeptisch. „Es gibt genug Hotels in Frankfurt.“
„Tun Sie mir bitte den Gefallen. Wir werden viel Zeit brauchen“, antwortete der Kommissar.
„Na, gut“, antwortete Merz. „Ich werde sowieso nicht schlafen können.“
„Was machen Sie in der Zwischenzeit?“, fragte sich Reuter plötzlich. „Wir haben einen Ruheraum. Wollen Sie sich vielleicht ein wenig zurückziehen?“
Merz wehrte ab: „Aber nein, ich gehe gerne spazieren. Dabei kann ich ein wenig ordnen. Wo treffen wir uns?“
„Kommen Sie um siebzehn Uhr wieder in mein Büro. Dann gehen wir zusammen. Ich muss mir noch einige Unterlagen zusammenstellen, möglicherweise bekomme ich schon einen vorläufigen Bericht über die Sache in Norwegen.“ Reuter brachte ihn zur Tür. „Bis später!“
***
Merz spazierte