Verfluchtes Erbe Gesamtausgabe. T.D. Amrein
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Erich Merz hatte sich mit der neuen Situation noch nicht abgefunden. Er konnte sich weder konzentrieren noch richtig entspannen. Alles was er begann, schmiss er bald wieder hin. Egal ob es sich um eine geistige oder körperliche Anstrengung handelte. Er konnte einfach nicht am Ball bleiben.
Mit der Zeit schälte sich eine Möglichkeit heraus. Eine große Reportage über ein spannendes Thema, überlegte er, könnte mir vielleicht helfen.
Deshalb besuchte er schließlich seinen früheren Redaktor, um die Sache mit ihm zu besprechen. Offiziell war er immer noch beurlaubt und niemand in der Redaktion rechnete mit seinem Auftauchen. Darüber hatte sich Merz keine Gedanken gemacht. Als er seinen alten Arbeitsplatz betrat, wurde er von seinen früheren Kollegen größtenteils mit Spott empfangen. Natürlich waren die meisten bloß neidisch. Alle wussten, dass er ein großes Vermögen geerbt hatte. „Hallo Erich“, rief einer, „hast du die Pension schon satt?“
Alle lachten.
„Oder willst du vielleicht jetzt unsere Zeitung kaufen?“, rief ein Anderer.
Merz ärgerte sich maßlos. Wenn diese Idioten wüssten, was er in der letzten Zeit mitgemacht hatte.
Endlich hörte er doch eine nette Stimme: „Tschau Erich. Wie schön dich zu sehen.“ Erna, die ihm früher oft griesgrämig Kaffee gebracht hatte, lächelte verführerisch. Merz verstand nicht gleich, was er davon halten sollte. Bis ihm klar wurde, dass er jetzt als reicher Mann ganz andere Chancen hatte. Merz fand es einfach nur widerlich, wie sie sich jetzt vor ihm bewegte und zur Schau stellte.
„Ach ja“, sagte Erna schließlich. Gestern hat jemand für dich angerufen. Ein Kommissar aus Deutschland. Moment.“ Sie suchte einige Zeit nach einem Zettel. „Da hast du Name und Nummer.“
Merz bedankte sich höflich. Kommissar Reuter hatte ihn gesucht. Unter Umständen gab es bei ihm etwas Neues. Merz beschloss, sein Vorhaben abzubrechen. In diese Redaktion lasse ich mich nicht mit zehn Pferden noch einmal schleppen, zitierte er in Gedanken.
Beim Hinausgehen konnte er sich nicht verkneifen, laut zu rufen: „Dann arbeitet mal schön weiter. Auf mich wartet meine Hängematte.“
Als Antwort schwoll ein mehrstimmiges, „hau bloß ab“, an.
Aber Merz stand schon draußen und grinste.
Aus der nächsten Telefonzelle am Weg rief er Reuter an. „Ah, Herr Merz. Guten Tag. Schön dass Sie sich melden.“
„Haben Sie Neuigkeiten, Herr Kommissar?“
„Ja“, antwortete dieser. „Ich bin ein beträchtliches Stück weitergekommen. Ich bin sicher, den Täter gefasst zu haben, der Herr Hauser überfahren hat.“
„Wer war es?“, fragte Merz sofort.
„Ach, Herr Merz. Sie kennen den Mann ja doch nicht. Und seinen Namen möchte ich noch nicht offiziell nennen. Aber ich hätte eine Bitte an Sie. Wäre es Ihnen möglich, noch einmal herzukommen? Ich möchte Ihnen einige Dinge zeigen, die für den Fall von Belang sein könnten. Nur Fragen am Telefon helfen nicht direkt weiter. Außerdem müssten wir auch ein Protokoll erstellen. Können Sie kommen?“
Merz zögerte keinen Moment. Eine Abwechslung kam ihm geradewegs Recht. „Ja natürlich kann ich. Wann soll ich bei Ihnen sein?“
Der Kommissar freute sich: „Wann Sie wollen. Ich bin fast jeden Tag im Büro.“
Merz überlegte kurz. „Ich nehme morgen wieder den ersten Zug. Dann bin ich schon am Vormittag da.“
„Ausgezeichnet!“, antwortete Reuter. „Ich erwarte Sie.“
„Auf Wiedersehen, Herr Kommissar.“ Auf Wiedersehen Herr Merz. Und vielen Dank auch.“
Merz freute sich aufrichtig. Wenigstens den Mörder des Alten Fritz haben sie erwischt. Merz war sehr gespannt, was ihm der Kommissar zeigen wollte. Konnte er auf Dornbach gestoßen sein? Morgen weiß ich mehr, dachte er zufrieden.
Wie bei seiner ersten Reise nach Frankfurt musste er früh aufstehen und ging zu Fuß zum Bahnhof. Er hatte kein Gepäck mitgenommen. Wollte er doch am gleichen Tag zurückfahren. Unterwegs nahm er sich vor, auch Erika einen Besuch abzustatten. Eventuell hätte ich doch etwas mitnehmen sollen, ging ihm durch den Kopf. Jetzt kann ich nicht übernachten.
Gegen elf Uhr erreichte er das Polizeipräsidium in Frankfurt. Der Kommissar ließ ihn sofort in sein Büro führen.
„Danke, dass Sie kommen konnten, Herr Merz. Wie war die Reise?“ Reuter schüttelte ihm die Hand.
„Danke gut, Herr Kommissar. Jetzt bin ich doch gespannt, was Sie für mich haben.“
Reuter öffnete einen Ordner und entnahm eine Fotografie. „Kennen Sie diesen Mann?“
Merz schüttelte den Kopf. „Noch nie gesehen.“
„Das ist Horst Pohl. Er hat Ihren Freund auf dem Gewissen.“ Der Kommissar ließ eine kleine Pause verstreichen. „Ich muss Ihnen sagen, dass er auch Sie verfolgt und observiert hat“, fuhr er fort.
„Woher wollen Sie das wissen?“, entfuhr Merz. „Hat er das etwa gesagt? Das kann ich nicht glauben.“ Merz ging einiges durch den Kopf.
Dass er verfolgt wurde, hatte er ja bemerkt. Dass es die gleichen Leute waren, die Fritz umgebracht hatten, das hatte er vermutet. Aber woher wusste der Kommissar Bescheid.
„Nun, ja, das ist so.“ Der Kommissar wollte Merz nicht verärgern. „Ich hatte zwei ganz junge Beamte auf Sie angesetzt. Es ging natürlich nicht darum, Sie wirklich zu überwachen. Es war ganz einfach eine praktische Übung für die zwei. Dabei haben sie herausgefunden, dass Sie bereits überwacht wurden. Ab diesem Moment waren sie immer in Ihrer Nähe, um Sie zu schützen. Sie sind dann so schnell abgereist, dass mir keine Zeit blieb, mit Ihnen darüber zu sprechen.
Ich hatte, ehrlich gesagt, auch nicht damit gerechnet, dass Sie das einmal erfahren würden“, fügte Reuter hinzu.
Merz schluckte. Die Polizei hatte ihn überwacht. Aber auch geschützt. Kurz dachte Merz, was, wenn er etwas von dem Kokain weiß? Aber er verwarf den Gedanken wieder. „Diese Überwachung hat Sie auf seine Spur gebracht, Herr Kommissar?“, fragte Merz.
„Nein, eigentlich nicht. Aber davon später. Ich bin sicher, dieser Pohl hat den Wagen gefahren. Wir haben auch entsprechende Faserspuren sichergestellt. Aber den Auftrag, glaube ich, hat dieser Mann gegeben.“
Er zog eine weitere Fotografie aus dem Ordner. „Kennen Sie ihn?“
Merz musste nicht lange hinsehen. „Ja, das ist ein gewisser Meier. Ich habe einmal mit ihm gesprochen. Er hatte sich auf meine Anzeige gemeldet. Glauben Sie wirklich, der hat den Auftrag gegeben?“
„Mein lieber Freund“, sagte der Kommissar väterlich. „Wie kommen Sie auf den Namen Meier? Das ist Willhelm Dornbach.“
Merz sprang von seinem Stuhl auf und sah ihn entgeistert an. „Das ist nicht möglich, Herr Kommissar. Dieser Mann kann nicht Dornbach sein.“
Der