Schmutzige Hoffnungen. Myron Bünnagel

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Schmutzige Hoffnungen - Myron Bünnagel

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      Myron Bünnagel

      Schmutzige Hoffnungen

      Roman noir

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       I.

       II.

       III.

       IV.

       V.

       VI.

       VII.

       VIII.

       IX.

       X.

       XI.

       XII.

       XIII.

       XIV.

       XV.

       XVI.

       XVII.

       XVIII.

       XIX.

       XX.

       Impressum neobooks

      I.

      Die Flamme tanzte im Wind und fand Schutz hinter vorgehaltener Hand. Sie schälte kräftige, lange Finger aus der Nacht, dann ein Gesicht. Dunkles Haar und ebensolche Augen, Kohlenstücke, in denen sich das Licht spiegelte. Eine lange Nase und ein dünnlippiger Mund, der eine Zigarette hielt. Das Feuer griff nach Papier und Tabak, hinterließ einen roten Lichtpunkt, ehe es unter einer schnellen Handbewegung erlosch. Der Mann war nunmehr ein vager Umriss in der Dunkelheit, die brennende Zigarette sein winziges Auge.

      Die Bahnhofsuhr in seinem Rücken schlug Elf. Eine Folge leiser, unmelodischer Töne, die an den Klagelaut eines eingesperrten Tieres erinnerte. Das Licht, das matt durch die Glastür der kleinen Schalterhalle fiel, erlosch und nahm ein weiteres Stück Helligkeit fort.

      Der Mann wartete. Die einzige Bewegung an ihm ging von seinem Arm aus, als er gelegentlich die Asche der Zigarette auf den Boden rieseln ließ. Dabei blickte er die lange Straße entlang, die das Städtchen teilte. Sie war leer, kein Mensch unterwegs. Einzig in wenigen Fenstern brannte noch Licht, als wären darin unruhige Seelen gefangen, die sich weigerten, wie der Rest des Ortes in todesähnlichen Schlaf zu versinken.

      Mit einem leisen Seufzen schnippte er seine Zigarette fort. Der Glutpunkt beschrieb einen Bogen, tanzte in einem Funkenregen über den Asphalt und verlosch langsam. Er zündete sich eine neue an. Seine Augen folgten der Hauptstraße in die andere Richtung, aber nach wenigen Metern gab das Städtchen auf und überließ die Asphaltlinie einer weiten Ebene.

      Nach einiger Zeit tauchte in der Dunkelheit ein Augenpaar auf. Zwei gelbe Punkte, die träge heranwuchsen und schließlich mit ihrem Lichtkegel die Nacht zerschnitten. Der Wagen kam heran, seine Scheinwerfer tasteten über die Fassaden der Häuser, offenbarten einen Friseurladen und ein Eisenwarengeschäft, die Fenster wie blicklose Augen, zogen den wartenden Mann für einen kurzen Moment aus der Finsternis, um dann zum Stehen zu kommen. Der Motor erstarb und die Wagentür wurde aufgestoßen. Es war ein behäbiger Pick-up, so mit Staub bedeckt, dass es selbst in der Schwärze der Nacht zu erkennen war.

      Eine Gestalt hievte sich aus der Fahrerkabine, keuchend und leise fluchend. Dann flammte eine Taschenlampe auf und ihr Strahl glitt wie ein großer Bruder des Glutpunktes über den Asphalt, zuckte für einen Augenblick wild hin und her, bis er die Füße des Wartenden fand und sich langsam daran emporzog. Schwere, zerkratzte Schuhe, eine saubere, aber keineswegs neue braune Hose, ein grauer Rollkragenpullover über einem kräftigen Oberkörper. Bevor der gleißende Strahl das Gesicht erreichte, verharrte er.

      „Ray Corbin?“, fragte eine krächzende Stimme hinter der Taschenlampe.

      „Der bin ich.“

      Der Lichtkegel richtete sich in den mondlosen Himmel und der Fahrer brachte sein Gesicht in den Kreis der Helligkeit. Dabei trat er einen Schritt vor und reichte dem anderen die Hand. „Freut mich, Mr. Corbin.“ Sie schüttelten sich die Hände. „Ich bin Tony Hull. Ira Reed bat mich, Sie abzuholen.“ Die Haut des Mannes war bleich und glänzte vor Schweiß. Seine spitze Nase stach aus dem schmalen Gesicht hervor. Die Augen lagen wie verängstigte Tiere tief in ihren Höhlen. „Tut mir leid, dass es später geworden ist, habe mir wohl den Magen verdorben. Jedenfalls musste ich anhalten und mir die Seele aus dem Leib kotzen.“ Tony grinste, aber es bereitete ihm Mühe. „Ist das Ihr Gepäck?“ Der Lichtstrahl der Taschenlampe fing den großen Lederkoffer und eine zerbeulte, abgewetzte Reisetasche ein. „Schmeißen Sie es hinten drauf und wir machen uns auf den Weg.“

      Der Mann namens Ray hob seine Sachen auf und trug sie zum Wagen hinüber. Die Ladefläche des Pick-ups war leer und er legte den Koffer sorgfältig darauf ab. Dann kletterte er hinauf, bemüht, seine Hose nicht zu verschmutzen, und zurrte das Gepäckstück mit einem Riemen an der Rückwand der Fahrerkabine fest. Tony folgte seinen Bewegungen mit der Taschenlampe. „Was Zerbrechliches drin?“, fragte er und wischte sich über die Stirn.

      „Mmh“, antwortete Ray nur, kletterte von der Ladefläche und warf seine Reisetasche achtlos hinauf.

      „Dann mal los. Ira wird sich Sorgen machen.“ Tony schob sich hinter das Lenkrad und zog ächzend die Tür zu. Ray ging langsam um den Wagen herum, blickte einen Augenblick die Hauptstraße hinunter und

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