Schmutzige Hoffnungen. Myron Bünnagel

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Schmutzige Hoffnungen - Myron Bünnagel

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Aber Jasper war nicht der Typ, der sich seinen Beuteanteil entgehen ließ.“

      Sie gingen zum Schreibtisch hinüber, auf dem Landkarten und Papiere lagen. Ira blieb neben ihm und sah ihn lange an. „Danke, dass Sie gekommen sind, Ray.“ Er hielt ihren Blick in seinem. „Ich wüsste nicht, wer uns ansonsten hätte helfen können.“

      „Ich schulde es Jasper. Und auch wenn es nicht so wäre, bin ich froh, gekommen zu sein.“

      Ein zaghaftes Lächeln strich über ihr Gesicht. „Meinen Sie, wir haben eine Chance?“

      Er zuckte die Schultern: „Ich muss erst die Karten sehen, das Land und dann ein paar Gesteinsproben nehmen, ehe ich etwas sagen kann.“

      „Jasper war sich sicher.“

      „Er hatte immer einen guten Riecher, was Geschäfte anging, vielleicht hat er sich nicht getäuscht.“

      „Die Karten sind hier, in den Schubladen sind noch mehr. Er hat in den letzten Monaten alles zusammengesucht, was er auftreiben konnte. Er wusste, dass Sie kommen würden.“

      „In Ordnung. Ich werde sie mir morgen ansehen.“

      „Und dann fahren wir raus.“

      Er nickte.

      „Kommen Sie, ich zeige Ihnen das Gästezimmer, Ray.“ Gemeinsam gingen sie nach oben, die Helligkeit war bereits aus dem Haus verschwunden. „Es ist schrecklich spät“, sagte Ira und ging vor ihm die Treppe hinauf. Langsam, geschmeidig.

      „Da ist mein Zimmer, direkt neben Ihrem, Ray. Und gegenüber das von Cora.“ Sie führte ihn den Flur entlang. Hellblaue Tapete, gleichfarbige, weiche Teppiche und die Flugstudien von Wildvögeln an den Wänden. „Hier.“ Sie öffnete die Tür in ein großes Zimmer. An der Wand stand ein Doppelbett, gegenüber davon ein wuchtiger Schrank aus dunklem Holz. Ein rostroter Teppich und kleine Landschaftsbilder in verzierten Rahmen rundeten das Ambiente ab. „Ist es in Ordnung?“, fragte Ira.

      Ray trat an ihr vorbei, streifte ihren Duft und sah sich kurz um. „Ja, ausgezeichnet.“

      Sein Gepäck stand vor dem Bett.

      „Schlafen Sie gut, Ray.“ Sie lächelte ihn an, ehe sie die Tür schloss.

      „Sie auch, Ira.“

      Dann war er allein und lauschte auf ihre sich entfernenden Schritte. Ohne Licht zu machen, entpackte er seine Reisetasche und sortierte die Habseligkeiten im Schrank ein. Als letztes zog er ein sorgsam verschnürtes Bündel hervor.

      Er trat ans Fenster und blickte hinaus, während er langsam, ohne hinzusehen, die Schnür löste und das Tuch auseinander schlug. Zwischen dem weißen, mit Ölflecken verunzierten Stoff schimmerte das mattdunkle Metall eines Revolvers. Es war eine große, schwere Waffe, die er einen Augenblick lang in der Hand wog, um sie dann wieder ins Tuch einzuwickeln. Das verschnürte Bündel verbarg er sorgfältig auf dem Schrank.

      Dann zog er sich aus und legte sich schlafen.

      II.

      „Guten Morgen, Ray. Setzen Sie sich, frühstücken Sie mit mir.“ Das Esszimmer war hell und weitläufig. Die Tapete trug einen kaum merklichen Gelbton zur Schau. Vor den hohen Fenstern hingen mit Spitze besetzte Gardinen. Über einer kleinen Teakholzkommode protzte ein wuchtiges Landschaftsgemälde mit seinen herbstlichen Farben, kleinere Geschwister von ihm verzierten den Rest der Wände. Herzstück des Zimmers war eine lange Tafel, auf der silberne Kännchen und Schälchen neben weißem Geschirr standen. In einer Nische führte ein Durchgang zur Küche, aus der leiser Lärm zu hören war.

      Tony Hull saß allein am Tisch, einen Teller mit belegten Broten und Rührei vor sich, eine aufgeschlagene Zeitung in der Hand. Sein Gesicht hatte wieder Farbe gewonnen und sein Mund unter dem dünnen Bart lächelte zufrieden. Er trug eine helle Hose, ein weißes Hemd und einen mit blassbraunen Karos verzierten Pullunder. Seine braunen Schuhe waren auf Hochglanz poliert. „Setzen Sie sich wohin Sie wollen. Penny wird Ihnen gleich Ei bringen. Trinken Sie Kaffee, Ray?“

      Ray nahm schräg gegenüber von Tony Platz. Während der andere ihm Kaffee in eine zerbrechliche Tasse eingoss, tauchte aus der Küche ein blasses, kantiges Mädchen auf, gekleidet in ein schwarzes Kleid und eine weiße Schürze. Sie lächelte unbeteiligt und schaufelte ihm Rührei auf den Teller. Dann rückte sie ihm Butterschale und Brotkorb zurecht und verschwand wieder in die Küche.

      „Die gute Seele des Hauses. Sie hilft Ira im Haushalt“, erklärte Tony und schob sich eine Gabel voll Ei in den Mund.

      Ray begann langsam zu essen. „Mit Ihrem Magen wieder alles in Ordnung?“

      Hull lächelte und klopfte sich mit der Hand auf den Bauch. „Ja, nichts, was ein paar Stunden Schlaf nicht kurieren konnten. Sie sind mir doch nicht böse wegen gestern Nacht?“

      „Warum sollte ich Ihnen böse sein, Tony?“

      Während seiner Antwort wedelte er unruhig mit der Hand: „Weil uns dieser verdammte Fuchs fast in den Graben befördert hätte. Ich hätte ihn überfahren sollen.“

      „Schon in Ordnung. Ich mag Füchse, insofern bin ich froh, dass Sie ihn nicht überfahren haben.“

      Tony sah in einen Augenblick lang irritiert an. „Ein Tierfreund, was? Trotzdem, ich bin ein ausgezeichneter Fahrer, Ray, wirklich. Ich fahre viel und gut.“

      „Schwamm drüber. Wo sind denn alle?“

      Der andere war einen Moment lang in Gedanken vertieft: „Ich kann Füchsen nichts abgewinnen. Die übertragen doch Tollwut, oder nicht? Ira steht immer etwas später auf und Cora lässt das Frühstück zumeist ganz aus.“

      Sie aßen einige Zeit schweigend, nur von Pennys leisem Lärmen in der Küche und dem Rascheln der Zeitung begleitet. Als er zu Ende gelesen hatte, faltete Tony das Blatt sorgfältig und legte es neben sich auf einen Stuhl. „Sie wollen heute sicherlich hinausfahren, nicht wahr, Ray? Sich das Land anschauen, stimmt es nicht?“

      Ray nickte und trank seine Tasse leer: „Das wäre sinnvoll.“

      „Wenn Sie wollen, begleite ich Sie und Ira. Ich habe den Mittag über nichts zu tun und muss erst gegen drei Uhr nach Dodge City.“

      „Arbeit?“

      Tony nickte und strich sich mit einem Finger sorgsam den Bart glatt. „Ich bin Handlungsreisender, verstehen Sie? Für ein großes Unternehmen. Ich verkaufe Waschmittel an Ladenketten.“

      „Waschmittel?“

      Ein Lächeln erschien unter dem dünnen Oberlippenbart: „SunTop – Wäsche wie ein Sommermorgen. Vielleicht kennen Sie unsere Werbeplakate? Die hübsche Mutter im strahlend weißen Kleid, das Baby auf dem Arm, vor einer aufgehenden Sonne.“

      „Bedaure.“

      „Nicht schlimm. Da kommt Ira.“ Die Tür zum Speiseraum öffnete sich und Ira Reed trat ein.

      Sie trug eine enge Kombination, einem Reitdress nicht unähnlich, mit hellbrauner Hose und weißer Bluse. Ihr blondes Haar war nach oben gesteckt, aber einzelne Haarsträhnen tanzten in ihrer niedrigen Stirn.

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