Schmutzige Hoffnungen. Myron Bünnagel

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Schmutzige Hoffnungen - Myron Bünnagel

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nicht sehen. Kommen Sie, Ray, wir zeigen Ihnen die Felder.“ Tony deutete mit der Hand nach Südwesten, dann ging er auf einen Hügel zu.

      Ira blickte ihm missmutig nach, seufzte und lächelte: „Kommen Sie, Ray.“ Einen Augenblick sah es so aus, als wollte sie ihm den Arm anbieten, aber dann entschied sie sich anders und ging langsam neben ihm her. Er ergriff seine Tasche und sie folgten Tony über die rötliche, trockene Erde.

      „Jasper hat viel Geld und Hoffnungen in dieses öde Fleckchen Land gesteckt, Ray. Ich wünschte mir so sehr, dass er sich nicht getäuscht hat.“

      Das Trio erstieg einen kleinen Hügel und hielt an. „Das ist es“, hauchte Ira. Sie stand zwischen den beiden Männern und blickte in die Ferne.

      Vor ihnen erstreckte sich ein unebenes Tal, eingefasst von zerkratzten Hügeln und weiten Grasflächen, dazwischen, gleich erkrankten Stellen, steinige rote Erde. Sie schwiegen einige Zeit, als laste die Einsamkeit der Landschaft auf ihnen.

      „Was meinen Sie, Ray?“, fragte Tony und tupfte sich den Schweiß mit einem Taschentuch von der Stirn. Er bewegte sich langsam und vorsichtig voran, sorgsam darauf bedacht, seine helle Hose nicht zu verschmutzen. Und es gelang ihm tatsächlich, dem Staub zu entgehen, nur der Glanz seiner Schuhe hatte gelitten.

      Ray antwortete nicht, sondern ließ die beiden stehen und wanderte ins Tal hinab. Vom Fuß des Hügels aus ging er etwa fünfzig Meter weit, dann blieb er reglos stehen, die Augen auf den Boden geheftet. Zwischen dem Gras wuchsen spärliches Heidekraut und ausgetrocknete Sträucher.

      Schließlich ging Ray in die Hocke und grub seine Finger in die trockene Erde, füllte seine Hand damit und zerrieb sie zwischen den Fingern. Dann schnupperte er daran, sog ihren Geruch ein, als wäre es alter, teurer Wein. Wieder verharrte er, die Augen halb geschlossen.

      Die beiden anderen kamen langsam zu ihm herunter, blieben erwartungsvoll hinter ihm stehen. Ray ließ die restliche Erde langsam zwischen seinen Fingern hindurchrinnen.

      Als er sich erhob und umdrehte, hing Iras Blick an seinen Lippen. „Was ist es, Ray?“, fragte sie angespannt. Tony fuhr sich nervös mit der Zunge über die weißen Zähne.

      „Es riecht nach Öl“, antwortete Ray.

      Der andere Mann lächelte unter seinem dünnen Bärtchen, aber es wirkte in der Hitze mehr, als blecke er die Zähne.

      Ira ergriff die von Erde verschmutze Hand, hob sie langsam an ihr Gesicht und roch zögerlich an seinen Fingerspitzen. „Sind Sie sicher, Ray?“ Der Druck ihrer Hand war fest und heiß.

      Er nickte: „Es riecht nach Öl. Aber erwarten Sie noch nichts. Ohne genaue Untersuchung kann sich Ihre Hoffnung auch in schale Luft verwandeln.“

      Tony schien ihn nicht zu hören. „Öl!“, flüsterte er vor sich hin. Seine Augen glitzerten fiebrig.

      „Oh, Ray. Das wäre so wundervoll.“ Ira ließ seine Hand los.

      Er sah sie ernst an: „Fangen Sie nicht unnötig an zu träumen, Ira. Der Duft nach Erdöl hat schon viel falsche Hoffnung genährt. Diese Gegend hier gilt als ausgetrocknet, da wäre es ein kleines Wunder, wenn wir hier auf unangetasteten Reserven stehen würden.“

      „Aber Jasper war sich sicher …“

      Ray zuckte die Schultern: „Warten wir es ab. Ich nehme mir ein paar erste Proben mit, dann muss ich mich an die Karten und Gutachten setzen.“

      Er kniete sich wieder hin, öffnete die Reisetasche und entnahm ihr eine kleine Kiste und zwei Glasfläschchen. Sorgfältig füllte er etwas Erde in die Flaschen und Steine in die Schachtel. „In Ordnung.“

      „Dann lassen Sie uns Heim fahren.“ Ira lächelte ihn an.

      „Ich muss mich ohnehin bald auf den Weg nach Dodge City machen“, meinte Tony.

      Sie gingen zum Wagen zurück, jeder in seine Gedanken vertieft. Die Sonne hatte sich über die Hügel erhoben und verbreitete eine trockene, flirrende Hitze. Das ausgedörrte Gras protestierte unter ihren Schritten.

      Tony brachte den Pick-up wieder auf die Hauptstraße Richtung Ashland. Es herrschte kaum Verkehr. Der kühle Fahrtwind drang durch die Fenster herein, zerrte an Haaren und durchschwitzter Kleidung.

      Als sie in die Einfahrt zum Reed-Anwesen einbogen, kamen sie an Cora und Donny vorbei. Der Dalmatiner Dot sprang um sie herum, während sie in ein Gespräch vertieft waren.

      „Arbeitet dieser Junge nicht?“, knurrte Tony.

      „Was regst du dich auf, Tony? Er ist doch noch ein Junge. Und seine Eltern haben genug Geld.“

      „Trotzdem, Ira. Er sollte arbeiten, anstatt hier schon am Mittag aufzutauchen.“

      Cora winkte ihnen zu, als sie langsam vorbeifuhren.

      Der Wagen hielt hinter dem Packard und sie stiegen aus, um zum Haus hinüberzugehen.

      „Ich mache mich schnell frisch, dann bin ich weg. Kann sein, dass ich es nicht pünktlich zum Abendessen schaffe“, erklärte Tony und stieg die Treppe zum Bad hinauf.

      Ira seufzte, aber Ray war sich nicht sicher, ob aus Resignation oder Erleichterung. „Wollen Sie ein Glas kalter Limonade, Ray? Ich bestimmt.“ Er nickte und sie führte ihn in die Küche, einem hellen Raum mit einem gusseisernen Herd und weißen Schränken. Der Tisch und die Spüle waren neu, alles war sauber und glänzte.

      Ira nahm einen großen Krug aus dem Kühlschrank und schenkte zwei Gläser voll zitronengelber Limonade. „Penny macht sie selbst. Ein Wundermittel bei einer solchen Hitze.“ Sie trank in kleinen, hektischen Schlucken.

      Ray hielt sein kaltes Glas in der Hand und beobachtete ihren Hals, als sie den Kopf zurücknahm um zu trinken. Ihre Haut war hell und glatt. „Schmeckt sie Ihnen nicht?“ Sie lächelte und fuhr sich mit der Zunge genießerisch über die Lippen.

      Er nahm einen Schluck. „Ein wenig sauer vielleicht.“

      „Tun Sie etwas Zucker hinein, dann ist sie nicht so sauer. Ich mag sie so am liebsten.“

      Nickend ging er zum Fenster hinüber und sah hinaus in den Garten.

      Ira trat neben ihn, das Glas frisch gefüllt. Ihr Pfirsichduft mischte sich mit dem der Zitronenlimonade.

      Sie sahen sich an, lächelten, ohne Worte zu finden und vertieften sich wieder in die Betrachtung des ausgetrockneten, braunen Rasens.

      Vorne im Haus schlug eine Tür, einige Augenblicke später startete ein Motor und ein Wagen fuhr davon. „Das war Tony. Vermutlich ist er wütend“, sagte Ira in Gedanken versunken. Dann schwiegen sie erneut, bis sie einen leisen Laut ausstieß und ihren Platz am Fenster verließ. „Ich zeige Ihnen jetzt die Karten und das ganze Zeug.“

      Er folgte ihr aus der Küche in den Flur und dann ins Arbeitszimmer. Sein Blick streifte die Photographien an der Wand und verweilte auf neuen, kahlen Stelle.

      „Es ist alles hier“, erklärte Ira und winkte ihn zum Schreibtisch herüber. Darauf lagen etliche Landkarten, manche vom Alter vergilbt, Papiere mit Zahlen und geologischen Analysen, die meisten aus den Dreißigern. „Hier in der Schublade sind noch mehr. Setzen Sie sich, Ray. Ich bringe Ihnen noch eine Limonade.“ Sie verließ

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