Schmutzige Hoffnungen. Myron Bünnagel

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Schmutzige Hoffnungen - Myron Bünnagel

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Morgen, Ira.“ Tony winkte ihr zu, aber sie sah Ray an.

      „Guten Morgen, Ray.“ Sein Name kam ihr mit leichtem Zögern über die Lippen, aber in ihren Augen lag ein warmes Funkeln.

      Er nickte ihr zu: „Guten Morgen, Ira.“

      Sie kam zum Tisch und setzte sich neben Tony. „Haben Sie gut geschlafen, Ray?“

      „Wie ein Baby.“

      „Das freut mich.“

      „Willst du Kaffee, Ira?“

      „Ja, bitte, Tony.“ Das Mädchen erschien mit dem Ei und frischem Brot. Ira aß ein paar Happen, dann stocherte sie lustlos in ihrem Frühstück herum.

      „Tony meint, er würde uns auf das Ölfeld begleiten“, sagte Ray.

      „Tut er das?“ In Iras Stimme schwang ein leicht ironischer Unterton mit. „Na, von mir aus.“ Sie sah erst Ray, dann Tony an.

      „Aber klar, Ira. Ich war ja auch nur auf ein oder zwei kurze Stippvisiten dort. Eigentlich wollte ich die Hintertür streichen, aber ich muss erst neue Farbe aus der Stadt holen.“

      „Tony kümmert sich ein wenig um das Haus, müssen Sie wissen, Ray. Er ist nicht ungeschickt dabei. Nur seit er diese wetterfeste Farbe entdeckt hat, möchte er am liebsten alles damit anstreichen.“

      „Jetzt übertreibst du aber, Ira.“ Tony lächelte verschmitzt.

      „Meinst du?“ Ira zuckte mit den Schultern. „Wollen wir gleich nach dem Frühstück los, was meinen Sie, Ray?“ Wieder spielten ihre Lippen mit seinem Namen, strichen darüber, sehr langsam.

      „In Ordnung. Am Nachmittag würde ich mir dann gerne die Karten und Unterlagen ansehen.“

      „Aber ja, die laufen doch nicht fort.“ Sie lachte, ein heller, weicher Ton.

      „Von mir aus können wir los“, meinte Ray und trank seinen Kaffee aus.

      „Großartig. Fährst du den Pick-up vor, Tony?“

      Sein Lächeln war ein wenig gezwungen. „Mach ich, Ira. Aber ich bin nicht dein Dienstbote, vergiss das nicht.“ Seine Stimme blieb ruhig, dennoch klang ein schneidender Ton darin an.

      Ira sah ihn einen Moment herablassend an, dann verschwand das Lächeln von ihren Lippen und sie mied Tonys Blick. „So war das doch nicht gemeint“, sagte sie leise.

      „Gut. Ich will nur eben noch nach dem Stromzähler sehen. Wir treffen uns am Wagen.“ Tony erhob sich, nickte dem anderen Mann zu und verließ das Zimmer.

      Ray, der so getan hatte, als wäre ihm die Unstimmigkeit zwischen dem Paar entgangen, stand ebenfalls vom Tisch auf.

      „Tony bastelt immer am Stromzähler herum. Das Ding funktioniert nicht richtig, schon seit wir es bekommen haben. Aber er kriegt es einfach nicht hin.“ Sie betonte die Worte, als wären sie eine Erklärung für die Auseinandersetzung. Ihr Blick blieb unverwandt auf ihren Teller gerichtet.

      „Ich werde noch ein paar Sachen holen, dann können wir los.“ Ray ging hinaus.

      Als er zum Wagen kam, warteten Tony und Ira bereits auf ihn. Die schlechte Stimmung zwischen ihnen schien verflogen. „Ah, da sind Sie ja endlich. Werfen Sie Ihre Tasche hinten drauf und steigen Sie ein.“

      Ray legte eine kleine, abgewetzte Reisetasche auf die Ladefläche und stieg auf der Beifahrerseite ein. Tony war hinter das Steuer geklettert und ließ den Motor an. Ira saß in der Mitte, die Hände in den Schoß gelegt. Als er sich setzte, bemerkte er den Umriss ihrer Brüste, die sich groß und fest unter dem weißen Blusenstoff abzeichneten. Ihre Augen streiften ihn und sie lächelte kurz, als hätte sie seinen Blick gespürt.

      „Dann mal los“, sagte Tony.

      „Will Cora nicht mit?“

      „Die schläft bestimmt noch. Außerdem mag sie die Ölfelder nicht.“

      Ray sah über die Schulter zum Haus zurück, als sich der Wagen in Bewegung setzte. Für einen kurzen Moment glaubte er, ein Gesicht an einem der oberen Fenster zu sehen. Ein blasses und ernstes Gesicht.

      „Unser Feld liegt etwa vier Meilen von hier, aber wir müssen einen Umweg fahren, um mit dem Wagen nah heranzukommen“, erklärte Ira und Ray wandte ihr seine Aufmerksamkeit zu.

      Der Pick-up rumpelte langsam über die staubige Straße. „Beizeiten wollen wir die Zufahrt asphaltieren lassen, aber momentan fehlt dazu das nötige Geld.“ Sie zogen eine hellbraune Staubwolke hinter sich her. Links und rechts reihten sich einige spärliche Bäume auf. „Die Vorbesitzer haben sie gepflanzt, um einen Sichtwall zu bekommen, aber die Bäume lassen sich Zeit damit. Hier draußen wächst nichts außer Gras und Dornensträuchern“, seufzte Ira.

      Durch die unruhige Fahrt rutschte sie auf ihrem Platz herum. Gelegentlich berührten sich ihre Knie, aber Ray konnte nicht sagen, ob von ihrer Seite Absicht dahinter steckte.

      Sie deutete nach links: „Das ist das Anwesen der Marchs, Donalds Familie. Wohnen seit drei Generationen hier und besitzen viel Land. Der alte March ist durch Öl reich geworden und jetzt zehren sie von seinen Ersparnissen.“ Ray nahm ihren zarten Pfirsichduft wahr und bemühte sich, ihren Worten zu folgen. In einiger Entfernung, einsam inmitten einer unebenen Grasfläche, stand ein rosafarbenes Landhaus. Dahinter zeichneten sich die Ausläufer der Red Hills ab.

      Sie erreichten die Straße und bogen nach Osten ab, weg von Ashland. Nichts als Hügel, zumeist braun oder rostrot, und Gras bewachsene Ebenen. Dazwischen das glitzernde Band der Straße, das sich in der flimmernden Ferne verlor.

      „Etwas einsam hier“, meinte Tony. „Die nächste größere Stadt ist Dodge City. Da gibt es einmal die Woche Kino und ein Konzert am Samstag.“

      In der Ferne tauchten kleine Türme auf den braunen Feldern auf. Auch auf diese Entfernung erkannte Ray, dass es Förderanlagen waren. „Dahinten liegt das alte March-Ölfeld. Die Förderung wurde vor sieben oder acht Jahren aufgegeben. Die Anlagen rosten vor sich hin.“ Ira strich nachdenklich über ihre Oberschenkel, die sich fest und glatt unter der engen Hose abzeichneten.

      Nach etwa fünf Meilen verließen sie die Hauptstraße und bogen in einen kaum erkennbaren Feldweg ab. Der Pick-up holperte und schaukelte über Schlaglöcher, eine dichte Staubwolke hüllte sie ein. „Pferde sind hier draußen ideal, aber Jasper hat immer nur davon gesprochen, welche anzuschaffen. Irgendwie ist es nie dazu gekommen. Mir recht, ich kann ohnehin nicht reiten.“ Ira zwinkerte Ray zu, die blonden Strähnen tanzten auf ihrer Stirn.

      Sie fuhren etwa drei Meilen. Die Red Hills rückten immer näher, wuchsen aus der Grasebene heran. „Näher geht es nicht“, erklärte Tony und hielt an.

      Ray sprang aus dem Wagen und half Ira beim Aussteigen. Sie drückte kaum merklich seine Hand und sah ihn an, als sie neben ihm stand. Ihr Gesicht war gerötet, die Fahrt hatte sie alle durchgeschüttelt. Sie zupfte ihre Frisur zurecht und nahm erst die Augen von ihm, als Tony um den Pick-up herum gestapft kam.

      Vor ihnen erstreckten sich die Red Hills, rostbraune, mit trockenem Gras bewachsene Hügel, die aussahen, als hätten dämonische Hände ihre Fingernägel hineingegraben und sie zerrissen. Ein schwerer, warmer Wind strich über sie

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