Schmutzige Hoffnungen. Myron Bünnagel

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Schmutzige Hoffnungen - Myron Bünnagel

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wusste nicht, dass Jasper mit zunehmendem Alter zu einer Leseratte geworden ist.“ Seine Handbewegung schloss die Regale ein.

      „Nein, die stammen von Eve.“

      Er nickte.

      „Kannten Sie sie gut?“

      Ray überlegte. „Sie war eine sehr eigensinnige Person.“

      „Jasper hat nie viel von ihr gesprochen.“

      Wieder senkte sich Schweigen über den Raum.

      „Wollen Sie vielleicht was von der Umgebung kennen lernen, Ray? Wir könnten Sie ein wenig herumführen.“

      „Cora hat bereits angeboten, morgen eine Erkundungstour mit mir zu unternehmen. Nach Ashland und an den Fluss.“

      Sie sah ihn einen Moment lang unsicher an, dann sagte sie: „Das ist doch großartig. Wir fahren alle zusammen. Tony, Cora, Sie und ich. Ich bereite uns ein schönes Picknick am Cimarron vor. Was meinen Sie, Ray?“

      Er zuckte die Schultern. „Warum nicht.“

      „Ich werde Sandwichs machen. Mit Truthahn. Warten Sie, bis Sie die probiert haben.“ Ira lehnte sich verträumt zurück. Die Bluse spannte über ihren vollen Brüsten. „Warum sind Sie so lange in Frankreich geblieben, Ray? Jasper hätte Sie gerne hier gehabt.“ Sie sah ihn unter halbgeschlossenen Lidern an.

      Ray blickte durch den schmalen Spalt zwischen den Vorhängen. Die Nacht davor war von einem undurchdringlichen Schwarz. „Dafür gibt es viele Gründe.“

      „War einer davon eine Frau?“ Sie schloss die Augen und errötete. „Entschuldigen Sie, Ray. Das wollte ich nicht fragen. Es ist mir so herausgerutscht.“

      Er sah sie an. Ganz leicht nahm er ihren Pfirsichduft wahr. „Fragen Sie ruhig, ich muss ja nicht antworten.“

      „Entschuldigen Sie.“

      Ein Lächeln umspielte seinen Mund. „Es war eine Frau, ja. Aber das ist schon ein paar Jahre her. Später waren es Geschäfte und vor allem Gewohnheit. Es lebt sich etwas anders in Europa.“

      „Leider war ich noch nie dort. Was meinen Sie damit?“

      „Es ist … alt. Das ist es – alt. Die haben viel mehr Geschichte und Erinnerungen dort.“

      „Haben Sie viel davon gesehen?“

      „Nein, eigentlich nicht. Man spürt es mehr. In der Art, wie dort alles gebaut wird, die Art, wie die Menschen dort sind.“

      „Das klingt schön.“ Sie hatte die Augen geöffnet und sah ihn aufmerksam an.

      Ray schüttelte den Kopf. „Es ist nicht schöner oder hässlicher als hier. Und die Probleme sind auch nicht anders als hier.“

      „Aber Paris! Ich meine, man liest immer, es sei die Stadt der Liebe und Romantik.“

      „Geben Sie nicht zu viel darauf, Ira.“

      Sie zog einen Schmollmund. „Nehmen Sie mir nicht meine Träume, Ray. Sind Sie kein Romantiker?“

      Sein Blick hielt sie gefangen und er bemerkte, wie sich ihr Körper anspannte. Ihre Lippen waren halb geöffnet und schimmerten feucht. Wieder fiel ihm ihr Duft auf, stärker dieses Mal. Iras Finger strichen unruhig über ihren blauen Rock.

      „Vielleicht“, sagte er nach langem Schweigen und wandte den Blick ab.

      Sie seufzte schwach.

      Ray erhob sich. „Ich werde zu Bett gehen.“

      Sie sah ihn an, halb ängstlich, halb erwartungsvoll.

      „Gute Nacht, Ira.“

      „Gute Nacht, Ray.“

      Langsam ging er hinaus in den Flur, fühlte, wie ihre Augen seinen Bewegungen folgten, und schloss die Tür hinter sich. Halbdunkel umfing ihn, berührte seine Erinnerungen. Er dachte an Jasper, an ihre Zeit in Frankreich, an das Mädchen, das sie geliebt hatten, und daran, wie sein Freund schließlich nach Amerika zurückgegangen war.

      Er strich sich über die Augen, tat einen Schritt in Richtung der Treppe und zögerte. Leise ging er zum Arbeitszimmer hinüber und öffnete die Tür. Fahles Licht fiel durch das breite Fenster und ließ die Einrichtung wie schwache Echos erscheinen. Ray trat zum Schreibtisch, zog die unterste Schublade auf und entnahm ihr eine halb gefüllte Flasche. Dann ging er hinaus, vorbei an der Reihe kaum erkennbarer Photographien, ohne sie anzusehen. Er stieg die Treppe hinauf in sein Zimmer, öffnete das Fenster, zog sich Hemd und Schuhe aus und legte sich auf das Bett.

      Die Nacht hatte wenig Abkühlung gebracht. Warme, trockene Luft drängte herein.

      Die Flasche balancierte er auf seinem Bauch, sah der Flüssigkeit zu, die sich bei jedem seiner Atemzüge bewegte. Er hörte, wie Ira die Treppe heraufkam, lauschte auf ihr Hantieren im Bad. Er glaubte ein Geräusch vor seinem Zimmer zu hören, war sich aber nicht sicher und wartete, bis der Lichtschimmer unter der Tür verging. Schließlich öffnete er die Flasche und nahm einen tiefen Schluck daraus. Er trank und dachte an Frankreich.

      III.

      „Mr. Corbin, sind Sie da drin?“ Cora Reed trommelte heftig mit den Fäusten gegen die Tür.

      „Was gibt es?“ Er wusch sorgfältig das Rasiermesser im lauwarmen Wasser der Waschschüssel ab.

      „Ich muss mit Ihnen sprechen!“ Ihre Stimme klang wütend. Wieder klopfte sie gegen das Holz.

      „Hat das nicht einen Augenblick Zeit, Ms. Reed?“

      „Nein, hat es nicht!“ Die Antwort kam so heftig, als hätte sie vor Wut mit dem Fuß aufgestampft.

      „Von mir aus. Moment …“ Er besah sich sein frisch rasiertes Gesicht im Spiegel, dann nahm er ein Handtuch und wischte den restlichen Seifenschaum fort, während er zur Tür ging. „Was gibt es, Ms. Reed?“

      Sie stand vor ihm, das rotblonde Haar zerzaust, die Wangen gerötet und ein seltsames Glitzern in den Augen. Sie setzte zum Sprechen an, dann wurde sie sich bewusst, dass er nur in Hose und Unterhemd vor ihr stand. Ihr Blick wandte sich ab, aber Ray konnte beinahe fühlen, wie er über seine muskulösen Arme strich. Einmal tief Atem holend, meinte sie: „Sie haben es Ira gesagt!“ Ein Anflug von kindlichem Trotz in der Stimme.

      Er legte sich das Handtuch um den Hals und sah sie prüfend an: „Was habe ich gesagt?“

      „Dass wir einen Ausflug machen wollten. Und jetzt fahren sie und Tony mit!“

      „Warum sollte ich es ihr nicht sagen?“

      Sie biss sich auf die Unterlippe und antwortete leise: „Es war doch unser Geheimnis.“ Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen, dieses Mal jedoch nicht vor Wut.

      „Ich wusste nicht, dass es ein Geheimnis war.“

      „Konnten Sie sich das nicht denken?“

      Er

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