Schmutzige Hoffnungen. Myron Bünnagel

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Schmutzige Hoffnungen - Myron Bünnagel

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kleine Angestellte?“, fragte er und drehte sich zu ihr um.

      „Eine kleine Schlampe. Jede Stadt hat so welche, selbst ein Kaff wie Ashland.“ In ihren Augen funkelte es.

      Cora wechselte einen kurzen Blick mit Ray und ein schadenfrohes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Er sah wieder zu Tony hinüber, der sich verschiedene Zigarettenmarken zeigen ließ. Bethany musste sich dazu jedes Mal umdrehen, um die Schachteln aus dem Regal zu nehmen.

      „Sie ist doch ein hübsches Kind“, bemerkte Ray. Die Verkäuferin mochte Mitte Zwanzig sein, hatte kastanienbraunes Haar und einen wohlgeformten Körper unter ihrem hellblauen Kleid.

      Ira schnaubte verächtlich.

      Schließlich kam Tony zum Wagen zurück und klemmte sich hinter das Steuer.

      „Hast du deine Zigaretten bekommen?“, fragte Ira in eisigem Tonfall.

      „Aber klar.“ Tony nickte und warf Ray einen augenzwinkernden Blick zu. Der Packard setzte sich in Bewegung und sie fuhren aus der Stadt. Nach einiger Zeit verließen sie die einsame Hauptsraße und bogen in einen Feldweg ein. In der Mittagssonne glitzerte der Cimarron wie ein mit Diamanten besetztes Band. Sie hielten vor einer kleinen Anhöhe, die mit kränklichen Bäumen bewachsen war.

      „Da sind wir“, erklärte Ira und sie wartete, bis sich der Staub gelegt hatte, um auszusteigen.

      Die Luft war warm und trug den Geruch des Flusses mit sich. Tony ging zum Kofferraum, öffnete ihn und zog einen großen Picknickkorb hervor. „Das Wichtigste.“ Ira nahm ihn entgegen, während Tony zwei zitronengelbe Decken und einen weißen Panamahut zum Vorschein brachte. „Lasst uns dort unter die Bäume gehen“, schlug er vor und setzte sich den Hut auf.

      Sie folgten ihm in den Schatten. „Helfen Sie mir mal mit den Decken, Ray.“ Er warf dem anderen eine davon zu und sie breiteten sie nebeneinander aus.

      „Wollt ihr Männer zum Fluss runter gehen? Dann bereite ich alles vor“, sagte Ira und klappte den Korb auf.

      „Warum nicht? Kommen Sie, Ray.“ Sie ließen die beiden Frauen zurück. Ray spürte Coras Blick, der ihnen folgte, als sie den kleinen Hügel hinabstiegen.

      „Angeln Sie, Ray?“, fragte Tony. Er bot eine Zigarette an und gab ihnen beiden Feuer. Dann schob er den Hut zurück und schaute in die Ferne. „Gibt hier Forellen und so was.“

      Der Cimarron floss breit und träge dahin. Seine Ufer bestanden aus roter Erde und Steinen.

      „Nein, ich mache mir nicht viel aus Fisch oder Angelsport. Jagen liegt mir mehr.“

      Tony sah ihn lächelnd an und stieß den Rauch seiner Zigarette durch die Nase aus. „Beides nichts für mich. Ich meine, warum soll man so ein Vieh abknallen oder mit einem Haken aufspießen, wenn man es sauber zerlegt oder in praktischen Dosen verpackt im Laden kriegen kann?“

      „Bei der Jagd kann man großartig entspannen.“

      „Ich weiß nicht. Da fallen mir bessere Sachen ein.“

      „Bethany Miles zum Beispiel?“

      Tonys Lächeln gefror zu einer Grimasse. Seine Augen musterten Ray scharf. Dann nahm er die Zigarette aus dem Mund und fuchtelte damit vor ihm herum. „Beth ist ein nettes Ding, verstehen Sie? Warum soll man sich verhalten, als wäre man aus Stein?“ Das Lächeln kehrte auf seine Lippen zurück. Ray sah ihn weiterhin an. Ein paar Schweißperlen glitzerten in Tonys Bart. „Ach, kommen Sie, Ray. Ich kaufe meine Zigaretten bei ihr, mehr nicht. Wollen Sie hier den Moralapostel spielen?“

      Ray nahm einen tiefen Zug aus seiner Zigarette und blies nachdenklich den Rauch in Tonys Richtung. „Bestimmt nicht.“

      Das Grinsen im Gesicht des Mannes ihm gegenüber wurde breiter. „Ah, Sie wollen mich aufziehen. Eins zu null für Sie.“ Tony schlug ihm freundschaftlich gegen den Arm.

      „Ja, wollte ich.“

      „Ich meine, wir jagen alle irgendetwas, nicht wahr? Tiere, Geld, Erfolg oder Frauen, Sie verstehen? Das tun Sie doch auch, Ray.“

      „Menschen“, bemerkte der andere trocken.

      Tony sah ihn mit großen Augen an, den Mund halb geöffnet. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, dann nickte er. „Ich verstehe, Ray. Ich verstehe Sie voll und ganz. Es ist, weil ich nicht im Krieg war. Das ist es, nicht wahr?“ Sein Gesicht nahm einen verstehenden Ausdruck an.

      Ray schwieg.

      „Das sehen Sie ganz falsch, Ray. Ich habe nicht wie Sie an der Front gekämpft, okay. Aber ich bin durch und durch Patriot. Patriot, verstehen Sie, Ray?“ Seine Stimme war lauter geworden.

      „Wenn Sie es sagen, Tony“, antwortete Ray und schnippte seine Zigarette in den Fluss.

      „Klar; das sage ich, weil es stimmt. Ich meine, ich finde gut, was dieser McCarthy da macht. Natürlich wird Kritik an ihm laut, versteht sich. Die ganzen Roten haben Panik. Er steckt sie ins Loch und das ist gut so. Die machen doch alles zunichte, wofür Sie da draußen eingestanden sind. Oder etwa nicht?“ Er sah Ray auffordernd an: „Oder etwa nicht, Ray? Diese Kommunisten machen doch alles kaputt.“

      „Vielleicht.“

      „Bestimmt tun sie das. Sie haben doch welche von denen gesehen, da drüben in Europa, Ray. Wie waren die?“

      „Wie andere Leute auch.“

      „Ach, kommen Sie, Ray. Wir wissen beide, dass die nur eins wollen: die Vereinigten Staaten zerstören. Den amerikanischen Traum beschmutzen.“

      Cora kam den Hügel hinunter. Das Gelb ihres Kleides wetteiferte mit der hoch am Himmel stehenden Sonne. „Kommt ihr zum Essen?“

      „Klar, natürlich. Kommen Sie, Iras Sandwichs werden Ihnen schmecken, Ray. Der wahre amerikanische Traum.“ Er lachte über seinen Witz und ging voran.

      Cora blieb neben Ray und wich kaum von seiner Seite, als sie zu den Bäumen hinüberschlenderten. Ihr Ausdruck war noch immer ernst, ihre Mundwinkel deuteten abwärts.

      „Ziehen Sie nicht so ein Gesicht, Ms. Reed. Das steht Ihnen nicht.“

      Sie sah ihn wütend an. „Was geht Sie das an, was mir steht und was nicht?“ Ihre Schritte beschleunigten sich und sie entfernte sich zur hintersten Ecke der Decke und ließ sich darauf nieder, ohne ihn anzusehen. Ray grinste.

      „Habt ihr euch gut unterhalten?“ Ira saß in ihrem gepunkteten Kleid zwischen Tellern, Bechern und Schälchen. Tony setzte sich neben sie und ergriff den Kaffee, den sie ihm hinhielt. „Ja, ganz ausgezeichnet. Sind uns klar geworden, dass wir beide Patrioten sind.“

      „Vermutlich hast du wieder über Politik gesprochen“, seufzte sie und reichte Ray eine gefüllte Tasse und einen Teller, auf dem ein dick belegtes Sandwich lag. Dabei zwinkerte sie ihm zu. „Ich kann Politik nicht ausstehen.“

      „Solltest du aber, Ira. Du hast immerhin das Wahlrecht.“

      Sie zuckte die Schultern. „Was interessiert es mich. Ich war noch nie wählen.“ Sie sprach das letzte Wort aus, als wäre es eine ansteckende Krankheit. Tony schüttelte den Kopf

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