Personen - Schutz. Jürgen H. Ruhr
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Mich nach allen Seiten umsehend, öffnete ich Wenderlen die Türe. Gleichzeitig stieg Chrissi auf der anderen Seite aus. Ich konnte erkennen, dass sie ihre Sig-Sauer verdeckt in der Hand hielt.
Aber alles blieb ruhig. Vielleicht zu ruhig. Eine gewisse Nervosität war Chrissi und mir nicht abzusprechen. Immerhin handelte es sich hier um unseren ersten Job als Personenschützer. Schon standen wir im Aufzug. „Welches Stockwerk?“, fragte ich, aber Christine schüttelte den Kopf. „Wir müssen uns erst an der Rezeption anmelden. Außerdem kenne ich die Zimmernummer nicht.“ - „Ich auch nicht“, fügte Wenderlen hinzu.
Also doch erst einmal zur Rezeption. Ich drückte den Knopf für das Erdgeschoss. Das Hotel verfügte offensichtlich über fünf Etagen. Nichts geschah. Erneut drückte ich ‚E‘. Wir warteten. Nachdem sich mehrere Minuten nichts getan hatte, sah ich Christine fragend an. „Defekt? Dann müssen wir vielleicht doch zu Fuß gehen.“
Chrissi sah an mir vorbei auf die Fahrstuhltüre. „Hast du das Pflaster von der Lichtschranke wieder entfernt, Jonathan?“
Von Aufzugmusik umdudelt, erreichten wir die Lobby. Chrissi ließ ihre Pistole wieder im Holster verschwinden. Wie würde es auch aussehen, wenn wir mit gezückter Waffe durch das Hotel liefen?
Wenderlen befand sich in unserer Mitte. Mein Adrenalinspiegel stieg in den letzten Minuten ins Gigantische. Unsere Augen und Ohren waren überall. Jeder hier konnte ein mutmaßlicher Räuber sein. Konnte eine Waffe zücken und ... Ich verwarf den Gedanken. Nein - auch ein Grundsatz aus dem Lehrgang - man durfte sich nicht selbst verrückt machen. Und dann Gespenster sehen. Wem in solch einer Situation die Nerven durchgingen, der war für diesen Job definitiv ungeeignet.
Ein Ausbilder wusste von einem Fall zu berichten, wo ein selbsternannter ‚Body - Guard‘ aus Panik fast sechs Menschen erschossen hätte. Dieser ‚Personenschützer‘ sollte einen Geschäftsmann schützen und - wie in unserem Fall - die Person durch die Lobby zur Rezeption bringen. Neben drei Studenten befand sich aber auch eine Familie mit einem kleinen Kind dort. Und dieses Kind nannte einen wunderhübschen, knallroten Luftballon sein eigen. Es kam dann natürlich, wie es kommen musste: der Luftballon zerplatzte. Unser ‚Personenschützer‘, ohnehin schon mehr als nervös, fing daraufhin an wie wild um sich zu ballern. Und das auch noch mit einer nicht registrierten, gestohlenen Waffe. Natürlich besaß der Mann auch keinen Waffenschein. Zum Glück traf er niemanden. Außer die Person, die er schützen sollte. Seine ‚ProP‘ erlitt einen Armdurchschuss. Als der ‚Body - Guard‘ merkte, was er da angerichtet hatte, ist er schnurstracks abgehauen. Allerdings dauerte es nicht lange, bis die Polizei ihn festnahm. Wir hatten über die Geschichte geschmunzelt. Welch ein Trottel! Wie kann man denn in solch einer harmlosen Situation durchdrehen?
Aber jetzt, unter dieser Anspannung, sah ich die Geschichte mit anderen Augen. Ja, es zerrte an den Nerven, ständig mit einem Angriff rechnen zu müssen. Jede Person in der näheren Umgebung war verdächtig. Das peitschte den Adrenalinspiegel mächtig hoch. Dass Chrissi ähnlich dachte, konnte ich erkennen.
„Zimmer dreihundertunddreißig.“ Der Portier zeigte zum Fahrstuhl. „Im dritten Stock. Wenn sie aus dem Aufzug kommen, links. Herr Abdar erwartet sie schon.“
Also zurück zum Aufzug. Eine der beiden Kabinen stand offen da. Dritter Stock. ‚Maximal 5 Personen‘ - ‚Aufzug im Brandfall nicht benutzen‘. Ich sah mich um. Die üblichen Warnhinweise. ‚Notruf nur im Notfall benutzen‘ - ‚Eltern haften für ihre Kinder‘. Ich musste grinsen. Man sollte einfach einmal ein Schild: ‚Kinder haften für ihre Eltern‘ anbringen. Nur aus Jux. Das wäre ein Brüller.
Abrupt hielt der Fahrstuhl. Chrissi ging in den Gang hinaus. Dann winkte sie uns. In diesem Moment wollte sich die Fahrstuhltüre schließen, was ich aber so gerade eben noch verhindern konnte. Dafür wurde mein Bein kurz schmerzhaft zwischen Türe und Rahmen eingeklemmt. Leise fluchend und humpelnd stolperte ich hinter Chrissi und Mijnheer Wenderlen her.
Das Zimmer ließ sich nicht schwer finden. Wenderlen klopfte verhalten an. Während Chrissi ihre Blicke immer wieder durch den Flur schweifen ließ, rieb ich mir das schmerzende Schienbein.
„Ah, meine Gäste. Inschallah! Inschallah! Kommen sie herein, kommen sie herein.“
Ibn sal Abdar sah genau so aus, wie man sich einen Araber vorstellt. Er trug ein langes, weißes Gewand, das mich stark an ein Nachthemd erinnerte. Auf dem Kopf saß eine Art Turban, ebenfalls in Weiß. Der Mann mochte vielleicht dreißig oder vierzig Jahre alt sein, das ließ sich schwer bestimmen. Das herausragendste Merkmal allerdings war die Geiernase, die sein Gesicht dominierte. Wort- und Gestenreich komplimentierte er uns in sein Zimmer.
„Und wer von ihnen ist Mijnheer Wenderlen? Ich hatte ehrlich gesagt nicht mit so vielen Personen gerechnet.“
Wenderlen schob sich vor. „Ich bin Aaron Wenderlen. Ich freue mich ...“
Abdar unterbrach Wenderlen. „Wunderbar, wunderbar. Und wer sind die anderen beiden dort?“ - „Bodyguards, verehrter Ibn sal Abdar. Immerhin habe ich die gewünschten Diamanten im Wert von bald anderthalb Millionen Euro bei mir.“
„Wunderbar, wunderbar, lieber Herr Wenderlen. Dann zeigen sie doch mal her die Steinchen!“
Chrissi und ich sahen uns fragend an. Verliefen so die Verhandlungen im Millionen - Euro Bereich? Aber Wenderlen schien sich an dem Verhalten des Käufers nicht zu stören. Vielleicht hatten die Leute mit dem entsprechenden Geld immer irgendwelche Marotten. Ich zuckte mit den Achseln. Wir würden schon aufpassen, dass nichts schief ging.
Wenderlen schritt nun zu dem großen Tisch, der mitten im Zimmer stand. Als einfaches Hotelzimmer ließ sich dies hier allerdings nicht bezeichnen. Links führten zwei Türen zu weiteren Räume. Ich vermutete, dass eine zum Schlafzimmer und eine zum Bad gehörte. Wenderlen löste inzwischen die Handschellen und stellte die Zahlenkombination der Schlösser ein. Ibn sal Abdar schaute diskret zur Seite.
„Ah, wunderschön.“
Chrissi und ich mussten automatisch auf den geöffneten Koffer schauen. Dicht an dicht lagen dort die schönsten Diamanten auf einem schwarzen Samttuch.
Ibn sal Abdar klemmte sich eine Lupe in das rechte Auge und begann die Steine zu begutachten. Von Zeit zu Zeit ließ er ein ‚Wunderbar, einfach wunderbar‘ vernehmen. Endlich schien er mit seiner Begutachtung zum Ende zu kommen.
„Wahrlich großartige Stücke“, meinte er zu Wenderlen. „Ich kaufe, ich kaufe.“
Aaron Wenderlen schloss zufrieden den Koffer. „Dann sind wir uns einig? Einskommavierfünf Millionen Euro?“ - „Aber ja, wunderschön. Ganz wie wir es besprochen haben.“
Wenderlen rieb sich die Hände. Ganz offensichtlich machte er ein sehr gutes Geschäft. Vor allem, wenn man bedachte, dass zuvor die Rede von einem Wert von einskommazwei Millionen gewesen war. Aber solche Gedanken standen mir wohl nicht zu ...
„Gut, dann bekommen sie den Koffer noch gratis dazu. Können wir nun zur Überweisung schreiten? Sie haben doch einen Laptop hier?“
„Aber sicher, Mijnheer Wenderlen. Ganz wie besprochen. Ich zahle das Geld per Sofortüberweisung und sie übergeben mir die Klunkerchen. Ach, es ist so wunderbar.“
Ibn sal Abdar klatschte vor Freude wie ein kleines Kind in die Hände. Diese Araber. Ich schüttelte verwundert den Kopf. Kaufte für Millionen Diamanten und konnte sich wie ein kleines Kind darüber freuen!
Etwas