Die Wolf. Jan-Hillern Taaks

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Die Wolf - Jan-Hillern Taaks

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Otto und wieder zurück. Onkel Otto fragte, ob Helene an eine Heirat mit Bernd vor der Geburt des Kindes denke.

      "Bernd will von Heirat nichts wissen", sagte sie.

      "Wann habt Ihr darüber gesprochen?", wollte Onkel Otto wissen.

      Vor ein paar Wochen sei es gewesen. Da habe auch sie noch nichts von einem Kind gewusst.

      Onkel Otto dachte eine Weile nach, dann fragte er, was Helene wolle. Wolle sie eine Heirat?

      Helene errötete leicht. Schließlich meinte sie:

      "Ich möchte eine Ehe mit Bernd, allerdings weiß ich auch, dass wir nicht zusammenleben werden. Bernd braucht sein Leben, und ich habe auch nicht vor, mein Leben wegen einer Ehe aufzugeben. Wenn ich eine Ehe möchte, so wegen des Namens, wegen des Kindes."

      Was das heiße, wollte Ralf wissen.

      "Ganz einfach: Auch nach der Eheschließung, wenn es sie denn gibt, möchte ich hier wohnen, und Bernd wird in seiner Bude bleiben. So etwas - oder doch etwas Ähnliches - habe ich mir vorgestellt."

      "Aber dann brauchen wir keine Eheschließung", protestierte Ralf.

      "Ich möchte, dass das Kind einen Namen hat, und ich möchte nicht, dass auf dem Geburtsschein Vater: Wolf; Mutter: Marquardt zu lesen ist."

      Otto und Ralf schauten sich an. Die Wohnung in Hoheluft, in der Ralf und Helene wohnten, war mit drei Schlafzimmern recht groß, und selbst dann, wenn jetzt ein Kind hinzukommen würde, wäre die Wohnung groß genug. Es war eine Mietswohnung in der ersten Etage, und der Eigentümer war ein Fonds, mit dem sie noch nie Schwierigkeiten gehabt hatten. Wenn Helene mit Kind hier wohnen wolle - warum eigentlich nicht?

      "Natürlich, wenn du mit dem Kind hier wohnen möchtest, so geht das in Ordnung", sagte Ralf. "Was aber wird mit deinem Studium?" Helene zuckte mit den Schultern. Nach einer Weile sagte sie, dass sie das Studium auf gar keinen Fall aufgeben werde. Wie sie alles regeln werde, wisse sie noch nicht. Dann sagte sie, sich an Otto wendend:

      "Weißt du, in Wahrheit werde ich wohl Eure Hilfe brauchen."

      Helene errötete, dann kamen ihr die Tränen, die sie trotzig wegwischte.

      8. Kapitel

      Onkel Otto war wieder unterwegs, wo, das sagte er nicht. Er deutete an, er habe in New York zu tun, es sei eine "dumme" Sache, die er zu regeln habe, und er reise höchst ungern. Und so war er nicht da, als Helene zu Hause Ralf sagte, dass Bernd keine Eheschließung wolle.

      "Nun, das macht nichts", sagte Helene tapfer, "dann wächst das Kind eben mit meinem Namen auf." Sehr nachdenklich sagte sie: "Vielleicht ist es ganz gut so, ich weiß es nicht. Ich kann Bernd ohnehin nicht halten, und er wäre wohl auch kein guter Vater - nicht im traditionellen Sinn."

      Als runde zehn Tage später Otto davon erfuhr, fragte er Helene direkt:

      "Wie wichtig ist dir eine Ehe?"

      "Aber Onkel Otto, diese Frage hat sich erübrigt", entgegnete Helene ein wenig ungeduldig.

      "Das ist keine Antwort auf meine Frage. Wie wichtig ist dir die Ehe?" Onkel Otto war es ernst, wie Helene verwundert feststellte. Er war bislang immer so etwas wie der freundliche Onkel gewesen. Der Eindruck schien sich zu ändern.

      "Natürlich, mir ist die Ehe wichtig, aber ich kann ihm ja nicht sagen, du musst mich heiraten. Er würde lachen. Er muss es auch wollen."

      Onkel Otto tat etwas, was er bislang noch nie getan hatte. Bereis am nächsten späten Nachmittag suchte er die Gärtnerei auf, sah, wie Bernd eine Kundin bediente. Er wartete geduldig, dann ging er auf Bernd zu und fragte, ohne ihn zu begrüßen:

      "Hast du ein paar Minuten für mich Zeit? Ich will mit dir reden."

      Bernd hatte Zeit, wenngleich er keine große Lust hatte, sich mit dem Onkel seiner Helene zu unterhalten. Er vermutete mit Recht, dass der Onkel mit ihm über die Ehe mit Helene reden wollte. Er wollte keine Komplikationen, vor allem wollte er sein bisheriges Leben nicht ändern. Genau das würde er auch dem Onkel von Helene sagen.

      Otto und Bernd gingen auf den Hof der Gärtnerei. In einer windgeschützten Ecke standen sich die unterschiedlichen Männer gegenüber. Der schöne, große Bernd in Jeans und T-Shirt auf der einen Seite, der schlanke, ebenfalls sehr große, mittelalterliche Otto im grauen Anzug mit dem Gesicht eines Raubvogels auf der anderen Seite. Otto brauchte keine vielen Worte. Aus seiner Brusttasche holte er einen Umschlag heraus und hielt ihn Bernd praktisch vor die Nase.

      "In diesem Umschlag sind DM 10.000,00 bar." Otto steckte den Umschlag wieder ein. Leise fuhr er fort: "Sobald du vor dem Standesamt deine Unterschrift geleistet hast, gehört der Umschlag dir." Otto machte eine Pause, dann fuhr er fort:

      "Du brauchst nicht mit Helene zu wohnen, sie und das Kind bleiben bei dem Stiefvater, bei Ralf. Du kannst dein bisheriges Leben fortführen, und du gehst auch sonst keine Verpflichtungen ein. Aber du gehst zum Standesamt und unterschreibst."

      Bernd schaute Onkel Otto erst ganz verdutzt, dann lächelnd an. Er entgegnete fast freundlich:

      "Weshalb denkst du, du könntest mich kaufen? Ich bin nicht käuflich."

      Onkel Otto nickte. Auch er lächelte.

      "Das freut mich zu hören. Ich bin es auch nicht gewohnt, Leute zu kaufen. Dass ich es jetzt versucht habe, zeigt dir hoffentlich, wie wichtig mir das Wohl von Helene ist. Ich will dir auch sagen, weshalb es Helene wichtig ist, einen Trauschein zu haben." Onkel Otto erzählte, dass Helenes Geburtsschein zeige: Vater unbekannt. Er fuhr fort: "Wenn sie ein Kind von dir bekommt, so soll das Kind einen Namen haben, einen Geburtsschein, auf dem unter Vater wie auch unter Mutter der Name Wolf steht. Das klingt in der heutigen Zeit verrückt, aber ich verstehe Helene."

      "Es ist ihr wirklich so wichtig?", fragte Bernd nach einer Weile ein wenig verwundert.

      "Ja, so ist es", erklärte Otto. "Und ich wiederhole: Helene bleibt bei uns wohnen, ebenso das Kind, und wir helfen ihr, das Kind auch großzuziehen. Aber es soll einen Namen haben - das sind Helenes Gedanken. Sie will dich nicht drängen, und sie hat keine Ahnung, dass ich jetzt mit dir rede. Auch ihr Stiefvater weiß von nichts. Und dabei soll es auch bleiben."

      Bernd nickte mehrfach, immer noch verwundert. Schließlich sagte er:

      "Wenn ich heirate, wird ein Teil meiner Freiheit, meines Lebens, verloren gehen."

      Otto schüttelte den Kopf. "Nein", betonte er, "du wirst nichts verlieren." Und nach einer Pause sagte er weiter: "Mein Angebot steht. Deine Unterschrift, und du hast das Geld. Erst wollte ich dich einfach kaufen. Jetzt aber habe ich meine Meinung über dich geändert. Nein, du bist nicht käuflich, aber ein Hochzeitsgeschenk würdest du doch nicht ablehnen."

      Bernd lachte laut auf und schlug Otto auf die Schulter. Dann nickte er. Ja, es war ein Deal. Dann sagte Bernd noch: "Ich will dir sagen, was ich mit dem Geld tun werde. Ich werde mir eine kleine Werkstatt für meine Holzschnitzereien zulegen und vor allem Geräte kaufen."

      Otto sagte ernsthaft: "Tu das, und mir gefällt, dass du daran denkst."

      Helene ahnte nichts von der Vereinbarung. Sie freute sich ganz einfach, als

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