Winterkinder. Anna Kosak

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Winterkinder - Anna Kosak

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wirkte.

      Robert schien für sich alles geklärt zu haben. Er räumte seine Tasse in die Spülmaschine. Kritisch betrachtete er dabei die weiße Pracht, die sich draußen vor dem Fenster ausbreitete.

      „Ich sollte lieber die Schneepause nutzen und die Auffahrt freischippen“, sagte er und verließ die Küche.

      Melissa konnte ihn oben rumoren hören, dann Schritte auf der Treppe, Rumpeln in der Diele beim Schuheanziehen. Rums. Die Haustür fiel ins Schloss. Melissa stand ebenfalls auf.

      Sie konnte Roberts Schwester Aissa nicht leiden. Vor allem nicht, wenn sie ihre kleine Tochter Letizia, genannt Lizzy, mitbrachte. Auch wenn Lizzy ein eher dümmliches Kind war, das schnell quengelte und viel Aufmerksamkeit benötigte – zu sehr erinnerte sie Melissa daran, kein eigenes Kind zu haben. Am Anfang ihrer Ehe hatten sie und Robert es natürlich intensiv versucht. Ganze Wochenenden konnten sie damals im Bett verbringen. Aber sie war einfach nicht schwanger geworden. Nach und nach war die Enttäuschung echtem Frust gewichen. Inzwischen war Sex zwischen ihnen selten geworden.

      Sie seufzte und ging ins Bad. Das würde ja ein schöner Sonntagnachmittag werden!

      „Tante Melli? Tante Melli!“ Lizzy reckte ihre kleinen Hände vor. Stolz präsentierte sie den roten Nagellack, den ihr wohl ihre Mutter aufgepinselt hatte. „Ich habe auch Farbe auf den Nägeln. So wie die großen Frauen!“, krähte sie vergnügt.

      Aissa gab ihr perlendes Lachen von sich. Sie hob Lizzy auf den Schoß und gab ihr noch ein Glas Saft zu trinken.

      „Ja, sie wollte unbedingt auch mal meinen Nagellack ausprobieren“, lachte sie, „stolz wie Oskar ist sie seitdem. Ich durfte sie gestern nur noch mit ‚Prinzessin‘ ansprechen.“

      Melissa warf einen Blick auf Aissas perfekt manikürte Hände und dann auf ihre eigenen abkauten, stumpfen Nägel. Schnell versteckte sie sie unter dem Tisch, doch wohl nicht schnell genug. So als hätte sie ihre Gedanken erraten, sagte Aissa:

      „Du kannst ja mal mit zu meiner Maniküre kommen. Das Mädchen da macht die wirklich ganz fantastisch und ich kann bestimmt einen kleinen Rabatt für dich rausschlagen.“

      Das letzte was Melissa wollte, war mit ihrer Schwägerin zum Nägelmachen zu gehen. Schon jetzt langweilte sie sich zu Tode. Momentan drehten sich die Gespräche über Urlaubsorte, das neue Handy, den letzten Fernsehkrimi. Daher lächelte sie nur unverbindlich und aß schnell noch eine Gabel Kuchen. Robert kam mit einer frischen Kanne Kaffee ins Wohnzimmer und schenkte ihnen ein.

      „Bäh! Ich mag keinen Kaffee!“, rief Lizzy. „Der riecht so eklig!“

      Ihre Mutter bot ihr noch etwas Saft an, doch Lizzy zappelte bereits unruhig hin und her. Lieber wollte sie zurück zu ihren Spielsachen.

      „Wie geht es deinem Mann?“, fragte Robert. „Wie laufen seine Geschäfte?“

      „Oh, Jürgen hat erfolgreich ein Kundenprojekt beendet“, trällerte Aissa, „alles läuft super momentan! Aber das kann er dir auch nochmal detailliert auf unserer Party erzählen, die wir zu unserem Hochzeitstag geben wollen.“

      „Ihr habt schon wieder Hochzeitstag?“

      „Jedes Jahr aufs Neue, Bruderherz. Im Januar ist unser fünfjähriges Jubiläum. Ihr zwei seid also herzlich eingeladen! Wir wollen eine kleine Feier ausrichten, nichts allzu Großes, aber doch genügend, um zusammen anzustoßen. Und ein Buffet gibt es natürlich auch!“

      Melissa stöhnte innerlich auf. Sie langweilte sich immer schrecklich auf diesen Partys. Mit kaum jemandem konnte sie sich unterhalten, weder mit ihrer Schwägerin, noch mit deren Ehemann, und ganz bestimmt nicht mit den anderen Gästen.

      Vor einigen Jahren noch hatte Melissa auf Jürgens Geburtstagsfeier eine nette Frau kennengelernt. Doris und sie waren etwa im gleichen Alter gewesen und sie hatten sich den ganzen Abend über gut unterhalten. Doch bei den nächsten Treffen war Doris nicht mehr eingeladen. Als Melissa nachfragte, erhielt sie nur kryptische Antworten. Wahrscheinlich war die junge Frau durch irgendetwas in Ungnade gefallen oder hatte selbst beschlossen, nicht mehr zu erscheinen. Seitdem stand Melissa meist stumm daneben und hörte zu.

      Zwei Stunden später verabschiedeten sich Lizzy und Aissa. Robert winkte den beiden vom Tor aus nach, dann hastete er zurück ins Haus.

      „Verdammt kalt draußen! Und dunkel ist es auch schon wieder!“

      Er schüttelte sich und schloss schnell die Haustür. Melissa blickte sehnsüchtig nach draußen. Der Schnee leuchtete im Dunklen.

      „Wir könnten einen schönen Spaziergang machen“, schlug sie vor. „und auf dem Rückweg irgendwo in einem Restaurant was essen.“

      Robert schüttelte sich erneut und schlüpfte in einen wärmeren Pullover.

      „Da willst du freiwillig hinaus? Nein danke, das ist mir echt zu kalt! Setzen wir uns doch lieber vor den Kamin und machen es uns im Warmen gemütlich.“

      Sie versuchte noch, ihn zu überreden, doch Robert wollte partout nicht das Haus verlassen. Er wirkte genervt. Auf einmal erschien Melissa die Dunkelheit bedrohlich und sie war froh um die dichten Vorhänge vor den Fenstern.

      Sie ging in die Küche, um das feine Kaffeegeschirr zu spülen. Sie ließ Wasser in die Spüle ein, nahm den gelben Schwamm und begann mechanisch die Teller zu säubern.

      Natürlich war es zuletzt wieder um ihren Arbeitsplatz gegangen. Aissa hatte angeboten, sich im Freundeskreis einmal umzuhören, denn schließlich – wie hatte Robert es formuliert? – könne Melissa ja nicht ewig hinter Büchern sitzen und versauern. Zurzeit arbeitete sie halbtags in der Uni-Bibliothek. Dass das auf Dauer keine Lösung sein konnte, war Melissa durchaus bewusst. Nicht nur in Bezug auf Geld, sondern auch für das Berufsleben insgesamt.

      Sie stellte Teller und Tassen zum Abtropfen auf ein Geschirrhandtuch. Im Wohnzimmer hatte Robert den Fernseher angemacht.

      Die Bibliotheksstelle wäre natürlich perfekt, wenn sie ein Kind hätten! So wäre sie nachmittags immer zu Hause und hätte genügend Zeit, um sich um alles zu kümmern. Mit diesem Argument hatte sie sich auch lange Robert entgegengestellt. Wobei, er hatte es von Anfang an nicht wirklich nachvollziehen können. So sehr er sich auch über eine Schwangerschaft freuen würde, so sehr war es ihm gleichermaßen wichtig, dass Melissa beruflich „gefestigt“ war. Dass sie etwas vorzuzeigen hatte.

      Sie wünschte sich so sehr ein kleines Mädchen. Oder einen Jungen, das war ihr eigentlich doch egal. Sie wollte doch nur so ein kleines süßes Wesen im Arm halten, dieses unschuldige und zauberhaft duftende Baby! Warum nur wurde sie nicht schwanger!?

      Kapitel 2

      Marie-Luise seufzte leise. Der Typ mühte sich jetzt schon seit circa zehn Minuten auf ihr ab und langsam wurde es langweilig. Zum Orgasmus würde sie bei der Veranstaltung hier sowieso nicht kommen. Marie beschloss das Ganze etwas abzukürzen. Sie bewegte ihr Becken ein bisschen mehr, atmete stoßweise und gab ein paar kleine erotische Stöhner von sich. Das schien ihn zu befriedigen und gleichzeitig anzuspornen. Es dauerte nicht mehr lange und er bäumte sich auf, gab einen gutturalen Laut von sich, um dann auf ihr zusammenzusinken. Sein warmer Atem pustete ihr ins Ohr. Angewidert schob Marie ihn von sich. Der Mann grunzte nur und rollte sich auf die andere Bettseite. Warm konnte sie es zwischen ihren Beinen hinauslaufen fühlen. Eilig

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