Dämon III. Alfred Broi

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Dämon III - Alfred Broi Dämon

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der die doppelte Größe eines normalen Sarges besaß, komplett zu umschließen. Dabei schien das Licht an seinen Außenseiten in die Höhe zu fließen und riss immer wieder dunkelrote Stellen mit sich, die sich auf dem Sarkophag beständig bildeten, wie Salbe, die eine eiternde Wunde reinigte, um sie nur einen Wimpernschlag später vollends zu vertilgen.

      Dabei verlor das Licht deutlich an Strahlungskraft und Intensität und war direkt unter der Höhlendecke nicht mehr, als ein schwacher Schein.

      Damals - wie alle anderen auch, die in diesem Moment die Kammer betraten – war er im höchsten Maße fasziniert von den Farben, ihrer pulsierenden, beinahe lebendigen Kraft, der Anordnung ihm unbekannter, aber ganz offensichtlich uralter und ohne Zweifel magischer Gegenstände und ihrem unsichtbaren Einfluss auf die Gedanken und das Handeln der Menschen.

      Wie auch sollte er wissen, dass all dies nur die furchtbarste Ausgeburt der Hölle bannte, die er sich zu diesem Zeitpunkt selbst in seinen kühnsten und finstersten Träumen niemals auch nur annähernd so furchterregend und grausam hätte vorstellen können, weil ihre Existenz schlicht jegliche Vorstellungskraft sprengte.

      Heute wusste er all dies nur zu genau, doch konnte er das Geschehene nicht ungeschehen machen, die Toten nicht wieder lebendig und den Fluch nicht mehr rückgängig.

      So sehr er sich das in jeder einzelnen Sekunde seines von Gott Höchstselbst verdammten Seins auch noch so wünschte.

      Für seine Taten musste er büßen und ein Teil dieser Buße waren diese schrecklichen Alpträume, sobald er in Schlaf fiel, worin er immer und immer wieder die Geschehnisse dieser grauenvollen Nacht in einer derart schockierend realen Art und Weise durchlebte, als würden sie sich tatsächlich gerade jetzt erst abspielen – nur mit dem einen, aber entscheidenden Unterscheid, dass er jetzt bereits wusste, was geschehen würde und den Schmerz und den Schrecken schon spüren konnte, lange bevor er gewahr wurde.

      So wie seit jener Nacht unzählige Male – so wie auch heute.

      Und doch – irgendetwas schien diesmal anders zu sein!

      Obwohl alles so ablief wie immer - urplötzlich zuckten kleine rot-schwarze Lichtfetzen aus dem Lichtstrahl unterhalb des Tors zur Hölle. Sofort schossen sie auf den Kopf des Indios zu, der ihn und seine Freunde hierherbegleitet hatte und der vollkommen eingenommen war von den wundersamen Geschehnissen rund um die beiden Pyramiden, und umhüllten ihn innerhalb weniger Sekunden – schien es Howard dieses Mal so, als würde er alles wie durch einen Schleier sehen, der die Konturen leicht verwischte. Auch hörte er die Stimmen und Geräusche, die sonst so klar und schonungslos direkt in sein Gehirn hämmerten, nur gedämpft und unnatürlich verzogen. Außerdem – und das war das Außergewöhnlichste von Allem – verspürte er dieses Mal keinen so furchtbar allumfassenden Schmerz bei diesen Geschehnissen, dass es ihm regelmäßig das Herz zerriss, sondern nur ein taubes Druckgefühl auf seiner Brust, das ihm das Atmen erschwerte, aber den Schrecken deutlich abmilderte.

      Fast schien es ihm, als wäre er dieses Mal nur ein unbeteiligter Beobachter einer über alle Maßen grauenhafte Szene.

      Einen Augenblick später wusste Howard, dass er Recht hatte, denn als sich der Indio wie von Geisterhand getrieben auf die Pyramiden zu bewegte und sich das unheimliche Licht um seinen Kopf auch auf seinen rechten Arm ausdehnte, wurde auch Howards Blick dieses Mal wie magisch angezogen – doch nicht von den Aktionen des Indio, sondern vom Zentrum der Lichtscheibe!

      Und was er da sah, konnte er kaum glauben.

      In all den Jahren, in denen er immer und immer wieder ein und denselben Alptraum von den Geschehnissen hier in dieser Nacht und sich dabei niemals auch nur die geringste Kleinigkeit je geändert hatte, sah er jetzt im Zentrum der Lichtscheibe die zwischen den beiden Pyramiden schwebte etwas, was ihm dort noch niemals zuvor aufgefallen war: Eine unglaublich kleine Kugel, kaum größer als ein Stecknadelkopf und doch von einer derartigen Strahlungskraft, das Howard das Gefühl hatte, als würde in ihrem winzigen Inneren ein unglaublicher Feuersturm aus purem Licht toben.

      Im nächsten Moment aber zweifelte er schon: Er hatte diese Szene bereits so unfassbar oft gesehen und niemals war ihm etwas Derartiges an dieser Stelle aufgefallen. Wie auch sollte er eine so winzige Kugel dort überhaupt erkennen können, wenn überall drum herum nur intensives Licht vorhanden war? Und wie konnte etwas derart Kleines ein derart gleißendes Licht verströmen? Nein, er musste sich ganz sicher täuschen!

      Im nächsten Moment hatte der Indio das Tor zur Erde nur eine Winzigkeit von seinem ursprünglichen Platz verschoben und Howard spürte, wie ihm in Erwartung der nachfolgenden Ereignisse fröstelte. Doch bevor das Grauen seinen Lauf nahm, erschrak er beinahe, denn für einen winzigen Augenblick konnte er sehen, wie die Spitze der oberen Pyramide, wie das Tor zur Erde, durch die Berührung des Indios nicht nur seitlich verschoben wurde, sondern auch einen kleines Stück in die Tiefe sackte und dabei genau auf die winzige Kugel traf, die Howard schon zuvor zum ersten Mal bemerkt hatte. Ein winziger Blitz zuckte auf, ein Knistern war zu hören, dann quoll das rot-schwarze Licht aus der unteren Pyramide auf die Oberseite der Lichtscheibe und nahm sie komplett ein. Und genau in dem Moment, da es auf die winzige Kugel traf, deren reines, klares Licht rasend schnell erlosch, erschütterte eine gewaltige Explosion die Kammer und den gesamten unterirdischen Komplex, in Folge derer das Gefängnis um den Sarkophag zerstört wurde und sich der Dämon von seinem Bann befreien konnte.

      Howard spürte, wie er von der Druckwelle von den Füßen gerissen und gegen eine Felswand geschleudert wurde. Für einen Moment wurde ihm schwarz vor Augen.

      Als er sie wieder öffnete, mochten nur Sekunden vergangen sein. Er konnte den entsetzlich zugerichteten Körper des Indios in der Mitte der Kammer entdecken, sein Blut, sein Fleisch, seine toten, in größter Panik weit hervorgetretenen Augen, die ihn in einem stummen Schrei anstarrten. Im nächsten Moment hörte er direkt neben sich schwere, dumpfe Schritte, die sich von ihm entfernten und konnte gerade noch den mächtigen Schatten des Dämons erkennen, der die Kammer in seiner unendlichen Blutgier verließ.

      Moto, Steve, Francesco! – schoss es ihm durch den Kopf. Er musste ihnen helfen, obwohl er doch schon wusste, dass es vollkommen sinnlos war, zu glauben, es könne ihm jemals gelingen. Dennoch drückte er sich ungeachtet großer Schmerzen in die Höhe und hätte die Kammer sicherlich verlassen, wenn ihn nicht eine kleine, unscheinbare Bewegung zurückgehalten hätte. Als er seinen Kopf dorthin drehte, konnte er im ersten Moment jedoch nicht mehr als unzählige Trümmer aus Felsgestein vor seinen Füßen erkennen, doch dann sah er die kleine, winzige Kugel, kaum größer als einen Stecknadelkopf, über den Boden auf ihn zurollen. Howard erschrak augenblicklich und starrte wie gebannt in ihre Richtung. Die Kugel schimmerte jetzt in einem matten Grau, jegliches Feuer in ihrem Inneren schien erloschen zu sein. Dann stoppte sie etwa einen halben Meter vor ihm ab und blieb reglos liegen.

      Howard verharrte zunächst unschlüssig, dann beugte er sich aus seiner Hockposition in ihre Richtung, streckte schließlich seine rechte Hand nach ihr aus und versuchte sie zu ergreifen. Das gelang ihm jedoch nicht, denn sie war viel zu klein, um sie mit seinen Fingern zu fassen, aber sie lag auf einem dünnen Holzsplitter und den konnte Howard sehr wohl ergreifen. Obwohl er am Ende des Ganges die Schreie seiner Freunde und das bösartige Grollen des Dämons hören konnte, nahm er das Stück Holz mit zittrigen Händen beinahe behutsam auf und hob es direkt vor seine Augen.

      Die Kugel war so winzig, dass er sie anfangs kaum mit seinen Augen erfassen konnte. Ihre Außenhülle zeigte ein stumpfes Grau, von ihrer immensen Strahlungskraft war nichts mehr zu sehen, doch Howard glaubte eine Art Wellenbewegung auf ihr zu erkennen, die ihm zeigte, dass dieser winzige, unscheinbare Gegenstand mehr in sich trug, als er nach außen hin zeigte.

      Howard war derart fasziniert davon, dass er die Welt um sich herum zu vergessen

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