Brief an Marianne. Martin Winterle

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Brief an Marianne - Martin Winterle страница 28

Автор:
Серия:
Издательство:
Brief an Marianne - Martin Winterle

Скачать книгу

Steinzeitpolo, war rückwärts auf ihren geliebten Mini angefahren, hatte genau die letzte, fahrerseitige Ecke mitgenommen. So eine verdammte Scheiße, welches Hirni hat da Knopflöcher statt Augen im Kopf! Das darf doch nicht wahr sein, bei so einer Menge Platz!

      Eva musste wohl gerade Drachenartig Feuer gespien, zudem ihre Stimme deutlich über Zimmerlautstärke aufgedreht, mit ihren Armen in der Luft herumgewirbelt haben.

      Der rote Polo war ein paar Meter vorgerollt, die Lenkerin ausgestiegen. Woher die Rostlaube das gültige Pickerl hatte, war Eva schleierhaft. Vollkommen verdattert stammelte die Fahrerin, eine Entschuldigung nach der anderen. Sie wäre so aufgeregt gewesen, hatte soeben die Schlüssel zu ihrer neuen Wohnung bekommen. Machte sich die größten Vorwürfe, weil sie so unkontrolliert und schusselig war.

      Evas Baby hatte keinen wirklich großen Schaden. Der schwarze Lack war streifenartig rot eingefärbt, zudem eine leichte Delle abbekommen. Eva machte ihrem Ärger lautstark Luft, holte Unfallprotokoll und Zulassung aus dem Handschuhfach. Fuhr vorsichtshalber ihr Auto auf seinen Parkplatz.

      Die Unfalllenkerin hatte ihre Handtasche geholt, hielt ihre Fahrzeugpapiere in der Hand. Sah ehrlich zerknittert, zu der, um fast einen Kopf größere Eva hinauf.

      >Kommen sie, wir können das Protokoll im Büro ausfüllen, müssen nicht hier herumstehen. <

      Forscher, als es normalerweise ihre Art ist, öffnete Eva die Haustüre, betrat gleich links ein leeres Zimmer. Früher ein Konzipienten Arbeitsplatz, als ihr Vater noch mehrere Mitarbeiter beschäftigte. Zog die schweren, hölzernen Rollläden hoch, öffnete einen Fensterflügel um den Aktenmief ins Freie zu entlassen. Nahm hinter dem Schreibtisch Platz, wies mit der Hand auf dem, ehemals für Klienten bestimmten Sessel. Was Visavis von ihr im Fotel versank, eine verschüchterte graue Maus, etwa Ende Vierzig.

      >Darf ich mir bitte ihre Daten abschreiben. <

      Eva hatte sich beruhigt, einen versöhnlichen Tonfall angeschlagen. Begann mit dem Ausfüllen des Unfallprotokolls. Bei den Führerscheindaten stutzte sie erstmal. Diese Frau war erst 38, fünf Jahre jünger als sie selbst, war Magistra. Es hatte mit der Sache zwar nichts zu tun, aber Eva fragte trotzdem, was sie studiert habe. Juristin sei sie, in der Kanzlei ihres Schwagers als Notarin beschäftigt, antwortete sie kurz, kaum hörbar. In wenigen Minuten war das Schriftliche erledigt. Nachdem sie gemeinsam die Punkte durchgesehen, beide unterschrieben hatten, versprach die Unfalllenkerin, gleich heute Nachmittag, ihrer Versicherung den Schaden zu melden.

      >Dann sind wir jetzt sozusagen Nachbarn (gezwungenermaßen…gedacht, nicht gesagt…). <

      Eva war aufgestanden, hatte ein kleines Lächeln hervorgezaubert.

      Irgendwie, aus einer Mischung von Sympathie und Mitleid, rutschte ihr heraus:

      >Ich bin die Eva, die ältere von uns beiden, schlage vor, das wir uns duzen. Wir werden uns ja künftig öfter über den Weg laufen, so Haus an Haus. <

      >Ines, ich bin die Ines, wie du ja gelesen hast. Danke für dein freundliches Angebot Eva, gerne, ja ehrlich, freue mich, dich kennen gelernt zu haben. Auch wenn die Ursache nicht wirklich super war. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich dir solche Umstände mache. Während dein Auto in der Werkstatt steht, kannst du gern meines haben, ich gehe immer zu Fuß zur Arbeit. <

      Bot Ines, sichtlich erfreut über die überraschend positive Entwicklung, Eva ersatzweise ihren antiquierten, fahrbaren Untersatz an. (Eva würde sich Mamas nagelneuen Audi ausleihen…).

      >Sobald ich eingezogen bin, musst du mich unbedingt besuchen kommen, ich würde mich echt freuen! Wirklich, bitte komm rüber! <

      Ines beeilte sich, gleich einen Anknüpfungspunkt zu setzen.

      >Mach ich sicher Ines. Wenn du Hilfe beim Siedeln oder sonst was brauchst, melde dich bitte, ich wohne im zweiten Stock. Zudem hast du meine Telefonnummer. <

      Sie zeigte auf die Klingel, neben der Haustüre. Die beiden ungleichen Damen trennten sich mit Handschlag.

      Als Eva am nächsten Abend nach Dienstschluss, ziemlich streichfähig, ihr Auto durch die Hofeinfahrt lenkte, winkte Ines herüber. Fast hätte Eva sie übersehen, zwischen den vielen Kartons und Paketen, die sich aus einem Kleintransporter heraus, gerade über die graue Maus ergossen.

      Spontan beschloss Eva, anstatt sich den verdienten Feierabend zu geben, kurz ein Haus weiter zu gehen. Vielleicht wurde ihre Hilfe benötigt, sah jedenfalls ganz danach aus.

      >Alles deins? Komm ich pack mit an! Wohin sollen denn die Kartons? <

      So war Eva, immer spontan und hilfsbereit. Ines war begeistert, stotterte etwas von, einfach nur geradeaus, dann rechts, die Türe sei offen. Das Programm war echt abendfüllend, konnte in Arbeit ausarten. Bücher musste die Frau haben, ohne Ende. Papier kann sehr schwer wiegen, konstatierte sie, nach dem zehnten Bananenkarton, mit der Aufschrift – Literatur.

      Auf dem letzten, von Ines hereingewuchteten Wäschekarton, ließ diese sich erschöpft niedersinken.

      >Eva ich hab einen gewaltigen Hunger, du sicher auch. Ich ruf den Pizzaservice an. Du magst doch Pizza, oder? <

      Ines etwas atemlos, dafür aber hungrig und durstig. Eva nickte zustimmend, bat um eine Capricciosa für sich, würde rasch aus ihrer Wohnung Besteck und etwas zu trinken holen.

      Mitten im künftigen Wohnzimmer, mit Schachteln als Möbelersatz, wurden die Pizzastücke auf den Papptellern immer kleiner, die Cola Dosen, stetig leerer…

      Sie war aus Salzburg gekommen, mit ihrer Zwillingsschwester, wollten beide in Innsbruck studieren, hatten ein gemeinsames Zimmer. Medizin ihre Schwester, sie wollte ursprünglich Richterin werden. Kein Jahr lebten sie hier, als ihre Eltern, bei einem tragischen Unfall auf der Westautobahn, kurz nach St. Pölten, ums Leben kamen. Finanziell waren sie abgesichert. Zwei Zinshäuser, gut vermietet, betreut von einem vertrauenswürdigen Verwalter, sicherten ihnen ein geregeltes Einkommen. Da hat sie den Herbert kennen gelernt, sich Hals über Kopf in ihren Studienkollegen verliebt. Zwei Semester später, wurde sie gegen eine Sport studierende, Blondine ausgetauscht. Diese Enttäuschung hatte Ines nie überwunden. Sich nur noch auf ihr Studium konzentriert, ein halbes Jahr früher als normal, sogar "sub auspiciis“ promoviert.

      Seit einigen Jahren beim Mann ihrer Schwester angestellt, hatte eigenes Klientel, ging voll in ihrer Arbeit als Notarin, auf. Bekannte hatte sie wohl ein paar flüchtige, eine enge Bindung aber nur an die Familie ihrer Schwester. Durfte Patin der ältesten, von den drei Mädchen sein.

      Eva hätte sich nicht vorstellen können, dass diese Ines, wenn sie einmal warm geworden war, erzählte wie ein Wasserfall.

      Single war sie unfreiwillig, natürlich hätte sie gerne einen Mann an ihrer Seite, wenigstens eine fixe Beziehung, war ja keine Lesbe. Kinder müssten nicht unbedingt sein, sie war bereits dreifache Tante. Aber woher nehmen, und nicht stehlen?

      Eva konnte es sich echt nicht vorstellen, wie man dieses, ihr gegenüber sitzende Wesen, das gerade mit Selbstwertgefühl unter dem Nullpunkt, an ihren Fingernägeln kaute, in dieser Optik, an einen, auch nur halbwegs passablen Mann verkuppeln konnte. Ihr fiel ad hoc keiner ein. Ines strahlte ungefähr die Erotik eines russischer Panzerwagen aus. Sowas wie einen modisch versierten Friseur, schien sie nicht zu kennen, Schminke Fremdwort, aber das hatte nichts zu sagen.

      Eva´s einzige Freundin, Marianne schminkte sich grundsätzlich nie, zog bestenfalls mal einen Lidstrich nach, trug dezentes

Скачать книгу