Die Liebe ist kein leichtes Spiel. Wilma Burk
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Wilma Burk
Die Liebe ist kein leichtes Spiel
Kurzgeschichten
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Inhaltsverzeichnis
Liebeserklärung an einen Toten
Liebeskummer
Frühlingswind strich durch die Äste der blühenden Sträucher und Bäume links und rechts der Autobahn. Wie ein graues Band durchschnitt sie die Landschaft. Darauf jagten Menschen mit ihren Autos entlang, vorbei an Wäldern, Wiesen und Äckern. In einem dieser Wagen, der Wohlstand verriet, saß Henriette Köhler mit ihrer Enkeltochter Corinna. Sie fuhren den Bergen entgegen.
Selbstbewusstsein und Sicherheit drückte Henriettes Haltung hinter dem Lenkrad aus. Sie war gewöhnt, Dinge in die Hand zu nehmen. Hoch erhoben trug sie ihr Haupt mit den kurzen, braun gefärbten Haaren. Kein weißes Haar sollte zu sehen sein. Um ihren Hals legte sie sich gerne einen leichten Schal, um altersbedingte Falten zu verdecken.
Seit ihr Mann vor zwölf Jahren gestorben war, leitete sie ein angesehenes Modehaus in der Stadt. War ihr Gang auch aufrecht, ihr keine Müdigkeit anzumerken, konnte sie auch noch mit ihrer Eleganz für ihr Modehaus werben, so verlangte es sie doch schon öfter danach, von dem Trubel des Geschäftes auszuspannen. Dann fuhr sie für ein paar Tage allein in die Berge nach Sendelbach, an einem See gelegen, und tat nichts, als den Tag zu genießen.
Doch kurz vor ihrer Abfahrt an diesem Morgen hatte noch ihre Tochter Beate angerufen und sie angefleht: „Henriette, tu mir einen Gefallen, nimm deine Enkeltochter mit. Ich weiß mir keinen Rat mehr! Corinna geht mir ein vor Liebeskummer. Sie isst kaum etwas, wird immer dünner und sitzt lustlos herum. Ich habe ihre Sachen schon gepackt, du brauchst sie nur noch abzuholen.“
Henriette passte das eigentlich nicht; sie zögerte.
„Jetzt sag bloß nicht: Nein!“
„Ja, will denn eine Siebzehnjährige mit ihrer Oma überhaupt mitfahren? Das ist ihr doch sicher viel zu langweilig.“
„Die kannst du zurzeit hinsetzen, wohin du willst, da bleibt sie sitzen. Also was ist?“
Und nun saß Corinna neben Henriette, blass, schmal und zusammengesunken, die Hände im Schoß vergraben. Ihre langen rotblonden Haare leuchteten golden, wenn ein Sonnenstrahl zwischen dunklen Wolken vom Himmel herunterhuschte und flüchtig über sie hin strich, als wollte er sie tröstend streicheln. Der Fahrtwind pfiff durchs geöffnete Schiebedach.
„Wollen wir eine Pause machen? Willst du ein Eis essen?“, fragte Henriette ihre Enkelin.
„Wenn du es willst?“ Angestrengt schaute Corinna von ihr abgewandt aus dem Fenster.
„Ich will wissen, ob du es willst!“, betonte Henriette ungeduldig.
„Es ist mir egal.“
Henriette holte tief Luft. „Nun hör mir mal zu! Thomas hat eine andere und will dich nicht mehr sehen. Das tut weh, ja! Aber ...“
„Ja, ja! ... das Leben geht weiter ... du bist noch so jung ... das geht vorüber! - Hör auf! Das kann ich nicht mehr hören! Was wisst ihr schon davon?“ Corinna fuhr zornig auf, ehe sie wieder zusammensank.
‚Kein schlechtes Zeichen, wenn sie schon wütend werden kann’, dachte Henriette.
Schweigen.
Dann versuchte sie erneut ein Gespräch in Gang zu bringen: „Du bist nicht der einzige Mensch, für den die Welt einstürzt, weil er verlassen wurde.“
Corinna reagierte nicht.
„Auch ich habe einmal damit fertig werden müssen.“
Corinna blickte kurz auf.
Wird sie ihr zuhören? Egal, Henriette redete weiter: „Ich habe einst meinen Louis über alles geliebt, mit der ganzen Kraft meiner jungen Jahre. Da bin ich wenig älter gewesen als du heute. Mein Vater war von seiner Firma in eine andere Stadt versetzt worden, ganz in der Nähe der Berge. Bald danach hat er dort ein