Die Liebe ist kein leichtes Spiel. Wilma Burk

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Die Liebe ist kein leichtes Spiel - Wilma Burk

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haben, um es für Gitte bei den Schaustellern des Frühlingsfestes der Stadt ausgeben zu können. Einmal wollte er nicht zusehen müssen, wie Manfred und die andern für jeden Euro ein dankbares Lächeln von ihr erhielten.

      Schon hatte die Mutter das abgewetzte Portmonee gezückt, schon den Fünf-Euro-Schein in der Hand, um ihn Harry zu schenken. Doch der Vater kam dazu.

      „Du gibst ihm kein Geld mehr!“, befahl er. Mit seinen breiten Schultern fast den Türrahmen füllend stand er in der Küchentür, das Kinn vorgeschoben und den Blick der blutunterlaufenen Augen herrisch auf Harry gerichtet. Ein leichter Alkoholdunst umgab ihn.

      Harry hätte die Faust in das Geschirr auf dem Tisch schlagen mögen. Wieder duckte sich die Mutter, wieder steckte sie zögernd das Portmonee weg. Müde stricht sie sich dabei eine unordentliche Haarsträhne aus der Stirn.

      „Wie viel hat denn der Herr Sohn verdient, dass er das Geld zum Fenster hinauswerfen möchte?“, höhnte der Vater.

      Harry warf den Kopf in den Nacken und wollte sich an ihm vorbeischieben.

      Der Vater aber packte ihn bei den mageren Schultern. Dabei stieß er ihm seinen widerlichen Atem ins Gesicht und fuhr ihn an: „Keine Antwort, was? – Durch die nächste Gesellenprüfung wirst du auch wieder fallen, oder? Kannst ja deinem Vater weiter auf der Tasche liegen.“ Dann stieß er ihn von sich aus der Küche.

      Harry knallte die Wohnungstür hinter sich zu. Noch mit geballten Fäusten sprang er die kahle Treppe hinunter. Von den Wänden des Aufgangs bröckelte der Putz. Er biss die zähne zusammen, als er über den düsteren Hinterhof ging. Oben am Fenster stand seine Mutter und sah ihm nach. Er wusste es, aber er warf nicht einen Blick hinauf.

      Warum lehnte sie sich nie auf? Warum duckte sie sich ein Leben lang und ließ es zu, dass der Vater ihn beschimpfte, wenn nicht noch Schlimmeres. Wie er es hasste, dieses Leben in dem schmutzigen Hinterhof in der Altstadt dieser Stadt.

      Eines Tages aber wird alles anders werden! Wenn schon Altstadt, dann wird er In einem Vorderhaus wohnen, wie Gitte und Manfred. Von einem Balkon mit bunten Blumen wird er auf die Straße schauen können. Vielleicht kann er sogar in einen der Neubauten am Rande der Stadt ziehen, sobald er in der Fabrik Meister geworden ist und eine große Werkstatt leitet. Dann kann er die Lehrlinge schelten, so, wie er jetzt gescholten wurde. Doch dazu musste er erst die Gesellenprüfung bestehen. Er konnte nachts kaum noch schlafen vor Angst, dabei wieder durchzufallen.

      Vor dem Haus warteten schon seine Freunde auf ihn: Gunter, Horst, Manfred und als einziges Mädchen bei ihnen Gitte.

      „Endlich!“, maulte Gunter. „Das hat ja wieder mal eine Ewigkeit gedauert, bis du kommst.“ Obwohl er kleiner war, sah er Harry geradezu von oben herab an.

      Harry entschuldigte sich schüchtern und biss sich auf die Lippen. Scheu sah er zu Gitte. Leuchteten ihre samtbraunen Augen auf, als sie ihn ansah? Er musste sich irren. Verlegen versuchte er, die Ärmel seiner ausgewachsenen Jacke bis zum Handgelenk hinunterzuziehen.

      Manfred packte Gitte neckend bei ihren schulterlangen Locken. Biegsam wand sie ihre schlanke Figur, um sich zu befreien und lachte spielerisch dabei.

      Harry zog sich das Herz zusammen.

      Horst drängte zum Aufbruch und schob sich an Gittes Seite. Manfred jedoch legte wie selbstverständlich seinen Arm um ihre Schulter. Gunter kaute gelangweilt Kaugummi und lief wie Harry hinterher. So gingen sie die Straße hinunter zum Rummelplatz.

      Je näher sie kamen, umso lauter wurde es. Da dudelte Musik aus Lautsprechern, priesen Ausrufer ihre Attraktionen an und schrieen sich Losverkäufer die Kehle heiser. Mädchen kreischten, Bahnen ratterten und Schüsse knallten. Leuchtend grelle bunte Farben verwirrten das Auge und Gerüche nach Süßem, nach Mandeln oder Gebratenem drängte sich auf. Lachende, schwatzende Menschen schoben sich durch die Gänge an Buden, Zelten, Karussells und sonstigen Attraktionen vorbei. Auch die Freunde mit Harry mischten sich erwartungsvoll darunter.

      Bald zog Manfred lässig Geld aus der Tasche und spendierte Gitte Fahrten mit Autoskootern, auf der Achterbahn, Riesenrad und Kettenkarussell. Gunter und Horst machten alles mit. Manchmal bezahlten sie auch für Harry eine Fahrt, der sich ja sonst nichts leisten konnte. Doch meistens stand er abseits und musste zusehen, wie Gitte sich amüsierte – und immer an Manfreds Seite. Krampfhaft umschloss seine Hand dabei die wenigen Cents in seiner Tasche. Nein, bei Gitte hatte er keine Chance! Nichts gab es, was ihr nicht schon von Manfred geboten wurde, dachte er traurig.

      Als Gitte später atemlos mit den drei andern aus der Gespensterbahn kam und ihm erzählen wollte, wie schaurig es darin zuging, stutzte sie und sah ihn forschend an. Manfred wollte sie weiterziehen und mit ihr den andern folgen zu einem Losverkäufer, sie aber riss sich los und blieb bei Harry.

      „Möchtest du vielleicht ein Eis?“, fragte er verlegen.

      „Sehr gerne“, versicherte sie und errötete.

      Harry hastete selig zum Eisverkäufer und erstand eine Eiswaffel. Als er damit zurückkam, kehrten auch gerade die drei andern zurück.

      „Manfred hat einen Teddy für dich gewonnen, Gitte“, riefen Horst und Gunter schon von weitem.

      „Was sagst du nun?“ Selbstgefällig näherte sich Manfred, trug wie eine Trophäe einen kleinen braunen Teddybär mit einer großen roten Schleife vor sich her und reichte ihn ihr.

      Gitte nahm ihn, lachte und fand ihn drollig. Dann fiel ihr Blick auf Harry, in dessen Hand die kleine Eiswaffel zu schmelzen begann. „Harry, mein Eis! Danke“, rief sie und nahm es ihm ab.

      Verächtlich sah Manfred auf die Waffel nieder. „Die lohnt ja das Lecken nicht“, meinte er herablassend. „Hättest du doch was gesagt, ich hätte dir eine viel größere besorgt.“

      „Danke, ich wollte keine Größere“, wies Gitte ihn ab.

      Beleidigt zuckte Manfred mit den Schultern.

      Verstimmt gingen sie weiter. Doch bald versuchten Horst und Gunter mit fröhlichem Lärmen die Stimmung zu übertönen. Auch Gitte half ihnen dabei. An einer Schießbude blieb sie stehen. „Schaut mal, die Rose dort! Ist sie nicht wunderbar nachgemacht, sie wirkt wie echt“, rief sie.

      „Lass sie dir doch von Harry schießen“, forderte Manfred und kniff hinterhältig grinsend dabei die Augen zusammen.

      Harry biss die Zähne zusammen.

      Erschrocken blickte Gitte Manfred an. „Nein, nein! So habe ich das nicht gemeint. Ich will sie gar nicht haben“, beeilte sie sich zu versichern.

      Manfred lachte höhnisch. „Wie rücksichtsvoll! Du weißt wohl genau, dass er das nicht kann?“

      „Du bist gemein!“, erboste sich Gitte.

      Harry spürte, wie alle Röte aus seinem Gesicht wich. „Und ich werde sie dir schießen“, sagte er und trat vor.

      Gitte hielt ihn am Ärmel fest. „So höre doch: Ich will sie nicht!“

      Doch Harry riss sich los und warf seine letzten Cents auf den Tisch der Schießbude.

      Gitte sah seinen trotzigen Blick und seinen verkniffenen Mund. Sie musste ihn gewähren lassen.

      Manfred wollte sich ausschütten vor Lachen. „Jetzt könnt ihr was erleben!“, schrie

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