Sophies Erwachen. Anna Bloom

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Sophies Erwachen - Anna Bloom

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sehr gerne.“ Das Rad hörte sich gut an, auch weil er es repariert hatte.

      „Dann komm mit. Das Rad steht noch im Hof.“

      Er drehte sich um und ich folgte ihm. Weiter hinten im Raum sah ich eine Tür, durch die wir in eine Art Flur kamen mit drei Türen. Mein Berater, dessen Namen ich noch nicht kannte, öffnete die linke Tür und wir traten auf einen lichtdurchfluteten geteerten Hof, der von hohen weiß getünchten Mauern umgeben war. Dutzende Fahrräder standen an der uns gegenüberliegenden Mauer in Reih und Glied. Wahrscheinlich warteten sie auf ihre Reparatur. Davor standen drei Fahrräder auf dem Sattel. Neben ihnen lagen Werkzeuge. Es war weit und breit kein Mensch zu sehen. Mein Berater ging zur langen Fahrradreihe, nahm sich das erste Fahrrad und schob es mit graziösen, eleganten Schritten zu mir zurück. Im Sonnenlicht sah er noch besser aus als im dunklen Laden. Seine Haut schimmerte olivbraun. Seine grünen Augen funkelten durch lange schwarze Wimpern. Braune Locken umrahmten das schön geformte, markante Gesicht. Er hatte etwas von einer altgriechischen Statue, die jedoch in Jeans und T-Shirt aus dem 21. Jahrhundert gehüllt war. Noch nie hatte ich einen so schönen Mann außerhalb der Fernsehwelt gesehen. Versteinert stand ich da und hatte mir das Rad von ihm holen lassen, obwohl ich ihm hätte folgen können. Aber dann hätte ich diesen Anblick verpasst.

      „Das ist das Rad. Willst du es Probefahren?“ Oh Gott, wie sollte ich das Rad bloß fahren können, wenn mein Körper gegen jegliche Bewegungsabläufe rebellierte?

      „Ja klar, gerne“, presste ich heraus und während er den Sitz auf meine Höhe verstellte, sagte ich zu mir selbst: Nimm das Rad und fahre, Sophie. Er ist auch nur ein Mensch wie Du. Nur ein Mensch.

      „So, das müsste von der Höhe her reichen. Probiere es mal aus. Im Hof kannst Du eine Runde drehen“.

      Ich griff nach dem Lenkrad und schwang mich auf das Rad. Da ich ihn nicht mehr sah, beruhigte sich mein Puls wieder und ich konzentrierte mich auf das Fahren. Das Lenkrad fühlte sich ungewohnt an. Das Fahrgefühl war ganz anders als bei dem Cityrad, das ich zu Hause hatte. Aber ich konnte mir gut vorstellen, damit auf jeden Hügel hochzukommen, sollte ich irgendwann die nötige Kraft dazu haben. Als ich die Gangschaltung betätigen wollte, fiel mir auf, auf was ich mich da eingelassen hatte. Egal welche Knöpfe ich drückte, es fühlte sich einfach nicht besser an und ich gab auf. Am Ende des Hofes drehte ich um und nun sah ich seine Gestalt immer näher kommen. Die Sonne war jetzt direkt hinter ihm und ich konnte sein Gesicht nicht erkennen, nur seine Haare leuchteten wie ein Heiligenschein. Ich hielt vor ihm an und streckte die Hand wie einen Sonnenschutz über meine Augen.

      „Gibt es für die Gangschaltung ein Handbuch?“, fragte ich lächelnd.

      „Leider nicht“, lächelte er zurück. „Aber alle 27 funktionieren noch. Ich zeige es Dir, wenn Du das Rad nimmst. Das Rad ist fahrtüchtig, das versichere ich Dir. Wenn Du Probleme hast, komm einfach zu uns, wir geben Dir ein Jahr Garantie.“

      „Ok, danke. Dann nehme ich das Rad.“

      „Gute Entscheidung. Nimmst Du es gleich mit?“

      „Ich glaube schon. Hinten im Jeep müsste genügend Platz sein.“

      „Er packte das Rad und ich öffnete beide Türen, die uns wieder in den Laden führten. An der Kasse stand eine aufgebrachte Stephanie. Sie schien sich auch nicht zu beruhigen als sie mich und den Verkäufer sah.

      „Wo warst Du? Was war los?“, fragte sie beunruhigt.

      „Ich habe ein Rad im Hof Probe gefahren. Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“

      „Du hättest ja Bescheid sagen können. Ich habe Dich überall im Laden und dann im Einkaufszentrum gesucht. Ich dachte, Du hast Dich verlaufen oder so. Macht ja nichts, Du bist ja wieder da.“ Richtig erleichtert sah sie aber nicht aus.

      „Ich werde das Rad nehmen. Ist zwar gebraucht, aber gut in Schuss. Was hältst Du davon?“

      „Es ist rot! Wirklich schön, man sieht ihm nicht an, dass es schon gebraucht ist.“ Während sie sprach, waren ihre Augen auf meinen Berater gerichtet. Was ich gut verstehen konnte. Aber im Gegensatz zu mir sah sie nicht von ihm eingenommen aus. Ihr Blick war eher ängstlich, eine Spur aggressiv sogar. Wir hatten wohl einen unterschiedlichen Männergeschmack oder sie war immer noch aufgelöst, weil sie mich nicht finden konnte. Wirklich blöd von mir, dass ich ihr nicht Bescheid gesagt hatte, bevor ich in den Hof verschwand. Ich zog meinen Geldbeutel heraus und reichte meinem Berater die Kreditkarte. Als ich die Quittung in der Hand hielt, bedankte ich mich und sagte: „Ich heiße übrigens Sophie. Vielleicht sieht man sich ja mal in der Schule.“

      „Bestimmt, Sophie. Ich heiße Nate. Viel Spaß mit dem Rad. Ach ja, ich wollte Dir ja noch die Gangschaltung zeigen.“

      „Ohne die Schaltung komme ich nicht weit.“

      Nate erklärte mir alles und ich versuchte so gut es ging, ihm zuzuhören. Stephanie stand immer noch skeptisch gegen die Wand gelehnt und starrte uns sprungbereit an. Als Nate seine Lehrstunde beendet hatte, gingen Stephanie und ich schweigend aus dem Laden hinaus.

      „Bist Du mir noch böse, Stephanie? Es tut mir echt leid, dass ich Dir nicht Bescheid gegeben habe. Soll nicht wieder vorkommen.“

      „Ich habe mir echt Sorgen gemacht. Hat sich der Typ im Hof wenigstens gut verhalten?“

      „Ja klar. Er war sehr nett.“

      „Das ist ja mal was ganz Neues“, prustete sie lakonisch.

      „Kennst Du ihn etwa?“

      „Er ist auf unserer Schule und gehört zu der Gang, vor der ich Dich gewarnt habe.“

      „Er sieht gar nicht nach einer Gang aus.“

      „Tun sie alle nicht. Aber trotzdem haben sie es faustdick hinter den Ohren. Halte Dich in Zukunft einfach fern von ihm.“

      Die ganze Sache klang mehr als sonderbar. Nate sah nicht aus wie einer der dealt oder seine Mitschüler in den Schwitzkasten nimmt, um sie um Geld zu erpressen. Auf seinen Unterarmen hatte ich auch keine Einstichlöcher gesehen, also nahm er auch keine harten Drogen. Was könnte an ihm so gefährlich sein, dass man sich von ihm fernhalten müsste? Abgesehen davon, dass er umwerfend gut aussah, fiel mir nichts ein. Vielleicht sehen alle in der Gang so fantastisch aus wie Nate und die Blenheimer Eltern verbreiten böse Geschichten, um ihre Kinder zu schützen. Ich konnte mir bei dem Gedanken ein Lachen kaum verkneifen. Stephanie schaute mich forschend an und ich setzte eine ernste Miene auf.

      „Zumindest habe ich ihn verstanden, als er mit mir sprach. Das ist schon ein Triumph für heute. Wahrscheinlich war die Kassiererin im Outdoorladen eine besonders schlimme Vertreterin des neuseeländischen Dialekts“, wechselte ich unbemerkt und nonchalant das Thema.

      „Bestimmt. Lass uns ins Café gehen. Jessica und Paula warten bestimmt schon.“

      Das „Home Café“ hätte genauso gut in Frankfurt stehen können. Draußen standen einige moderne Tische mit Holzbänken. Als ich später im Café auf die Toilette ging, fand ich die Inneneinrichtung noch geschmackvoller als die Möbel, die davor standen. Hier würde ich mich eindeutig wie zu Hause fühlen. Ich schmunzelte. Der Name des Cafés war gut gewählt. Stephanies Freundinnen saßen draußen und warteten auf uns. Der Spruch „zeig mir Deine Freunde und ich sage Dir, wer Du bist“ traf auf Stephanie zu. Jessica und Paula waren eine blonde und braunhaarige Ausgabe von Stephanie. Beide trugen T-Shirts, Shorts und Flipflops. Sie plapperten

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