Sophies Erwachen. Anna Bloom

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Sophies Erwachen - Anna Bloom

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habe ich mich da eingelassen! Hoffentlich gibt es keine bösen Zauberer oder sonstigen Spuk“, lächelte ich.

      „Zauberer gibt es zwar nicht, aber einige seltsame Leute, vor denen Du Dich in Acht nehmen solltest.“ Barbara schaute mich ernst an. Das war wohl die Pass-auf-Dich auf-Ansage.

      „Klar, ich passe auf mich auf“, erwiderte ich automatisch. Aber vielleicht war doch mehr dahinter, als das? Da war wieder das mulmige Gefühl in meinem Magen. Aber ich war zu müde, um mir Gedanken darüber zu machen.

      „Danke für das tolle Frühstück. Ich gehe jetzt duschen und dann schlafen, sonst breche ich vor Müdigkeit zusammen“.

      „Schlaf gut, Liebes“, sagte Barbara.

      „Wenn Du aufwachst, zeige ich Dir mein Zimmer und wir hören Musik“, sprudelte es aus Stephanie heraus.

      4

      Die Dusche tat unheimlich gut. Wenn man davon absieht, dass ich viel Kraft aufbringen musste, um meine müdigkeitsbedingten Gleichgewichtsstörungen auszugleichen. Sobald ich im Bett lag, fiel ich in einen schweren unruhigen Schlaf. Mein Gehirn hetzte von einem Traum in den nächsten. Ein besonderer Traum blieb mir in Erinnerung. Ich stand auf einem Eisfeld und hatte Schlittschuhe an den Füßen. Die Eisoberfläche war rau, von Dreck grau gefärbt und mit Zweigen übersät. Da die Menschen um mich herum trotzdem fahren konnten, fing ich mit zaghaften Bewegungen an, es ihnen gleich zu tun. Überraschenderweise glitten meine Kufen leicht dahin, als sei das Eis frisch präpariert. Ich wusste, ich war nicht alleine, aber ich konnte keine Menschen erkennen, die zu mir gehörten. Ich fuhr alleine vor mich hin und es machte mir zunehmend Spaß. So plötzlich wie ich hier aufgetaucht war, verließ ich das Eis wieder und lief auf einem einsamen Weg entlang. Neben mir lag ein Abhang, der in ein tiefes Tal stürzte. Auf der gegenüberliegenden Seite war ein Berghang zu sehen. Der Mond befreite sich aus der Umklammerung einer Wolke und brachte mit seinem Schein den Berg zum Glühen. Es war geheimnisvoll und überirdisch schön wie er smaragdgrün leuchtete. Eine Tanne neben mir strahlte ebenso und nun sah ich warum. Sie war mit dickem, nassem und zu Eis gefrorenem Moos umrankt. Der Berg vor mir war also ein einziger grüner Eisklotz. Diese Erkenntnis, die das Geheimnis lüftete, verdarb mir die Freude über das Phänomen nicht. Es war wunderschön anzusehen. Leider wachte ich dann auf und sah das düstere fremde Zimmer, in dem ich lag. Die Jalousien schlossen jedes Licht aus dem Raum aus. Ich konnte nicht sagen, wie spät es war. Nachdem ich eine Weile herumgedöst und an den Smaragdberg gedacht hatte, entschied ich mich aufzustehen und mich frisch zu machen. Draußen war es dunkel, als ich die Jalousien öffnete. Es musste bereits Abend sein. Ich ging in die Küche. Barbara war mit der Zubereitung des Abendessens beschäftigt. Es roch nach Fleisch, das scharf angebraten wurde.

      „Ach Sophie, du bist ja doch wach. Wir wussten nicht, ob wir dich durchschlafen lassen oder wecken sollten“, sagte Barbara. „Es gibt Rinderfilet mit Kartoffelgratin. Du isst doch Fleisch, oder?“, fügte sie erschrocken hinzu.

      „Ja, sehr gerne sogar“, erwiderte ich. Das Essen war köstlich. Stephanie redete ununterbrochen und lud mich anschließend in ihr Zimmer ein. Ich war zwar immer noch etwas benebelt vom langen Flug, aber ich freute mich, dass ich nicht alleine sein musste in meinem neuen Zimmer, obwohl ich als Einzelkind das Alleinsein gewohnt war.

      Stephanies Zimmer war größer als meins. Sie hatte nicht nur ein überdimensioniertes Bett darin stehen sondern auch eine braune Ledercouch. Eine Wand war brombeerfarbig tapeziert. Das war ein schöner Kontrast zu den überwiegend hellen Möbeln. Besonders stolz war sie auf ihren Kronleuchter und ihre CD-Sammlung samt Soundanlage. Als ich die riesigen Boxen, die mir bis zur Brust gingen, sah, verstand ich, warum sie meinte, ich würde morgens schon früh aufstehen können, sobald sie ihre Musik anmachte. In Neuseeland würde ich eindeutig zur Frühaufsteherin umerzogen werden. Ihre CD-Sammlung war beeindruckend groß. Sie hatte auf den ersten Blick den gleichen Musikgeschmack wie ich: Snow Patrol, Coldplay und Mando Diao. Ich brachte ihr meine Thievery Corporation und Kruder-und-Dorfmeister-CD. Ich war etwas enttäuscht, als sie sagte, dass sie meine Liebe zu elektronischer Musik nicht teilte. Sie spielte die CDs aber trotzdem ab.

      „In Blenheim gibt es keine Clubs, wo diese Art von Musik gespielt wird. Außer einem vielleicht. Ansonsten mögen wir Neuseeländer Musik, die mit echten Instrumenten erzeugt wird. Vielleicht weil wir mehr mit der Natur verbunden sind als Europäer“, versuchte sie ihren Musikgeschmack zu erklären. „Ich mag es einfach, eine Gitarre zu hören und die röhrige Stimme eines Sängers dazu. Wenn da elektronische Klänge mit dem Computer erzeugt werden, dann versetzt mich das schon in eine gewisse Stimmung, aber ich habe immer das Gefühl, dass diese Stimmung unecht ist, weil sie nicht von Menschenhand und Menschenstimme erzeugt wurde. Seltsam, aber es ist einfach so. Ich kann auf diese Musik nicht so abgehen wie auf Mando Diao oder Rolling Stones. Das läuft hier so im Hintergrund ab, man chillt, alles ist nüchtern. Aber zum Ausrasten bringt mich das gar nicht“. Sie lachte ihr helles und lautes Lachen. Ich wusste, dass ich sie auch nicht erleben mochte, wenn sie ausrastete. Geschweige denn, wenn sie böse war. Sie war viel zu laut für meine Ohren. Das galt es in jedem Fall zu vermeiden, prägte ich mir ein.

      „Zum Ausrasten bringt mich elektronische Musik auch nicht!“, erwiderte ich. „Aber die Stimmung, die sie erzeugt, kenne ich in mir selbst gut. Es ist ein wenig Melancholie und auch Nüchternheit. Das ist ein Teil von mir. Und es lässt sich auch gut dabei tanzen. Warst Du schon in dem Club, in dem auch solche Musik gespielt wird?“, fragte ich sie vorsichtig aus. Der Club klang nach meinem Geschmack.

      „Nein, ich war nie da. Meine Freunde auch nicht. Da geht eine Gang aus unserer Schule hin. Die sind gefährlich und deswegen meiden die meisten Leute sowohl die Gang als auch den Club. Der Club gehört dem Vater eines der Jungs aus der Gang“, klärte sie mich auf.

      „Und da wird auch elektronische Musik gespielt?“, hakte ich nach.

      „Ja, ich glaube schon.“

      „Gehen wir mal zusammen hin?“ Meine neugierige Seite konnte es nicht lassen.

      „Sophie, sei mir nicht böse, aber das ist echt keine gute Idee. Den Typen will ich nicht begegnen. Es reicht schon, dass ich sie in der Schule sehen muss. Einer von ihnen ist ein richtiger Kotzbrocken. Im letzten Schuljahr hat er meinen Fahrradreifen aufgeschlitzt und ich musste das Rad nach Hause schieben. Die ganze Bande ist so drauf. Drogen, Gewalt. Eine aus der Gang war schwanger und hat dann abgetrieben. Das ist doch nicht normal. Die leben da auf ihrer Insel und wollen absolut keinen Kontakt zu uns haben. Da laufe ich nicht auch noch in diesen Club rein. Du solltest Dich von denen fern halten.“ Sie sah mich sehr ernst und entschlossen an. Ihre großen blauen Augen waren weit aufgerissen. Stephanie befand sich wohl kurz vor dem Zustand „ausrasten“. Ich musste gegensteuern.

      „Ja, ok. Schon klar. Ich wollte nur wissen, was hier so los ist“, druckste ich etwas vor mich hin. „Ich dachte am Ende der Welt ist das Paradies. Aber Ihr habt ja auch Eure Probleme mit Gangs und Drogen.“

      „Das Paradies war es hier schon, bis vor zehn Jahren ein Dutzend Familien herkamen, eine Insel kauften und ihre Kinder groß wurden. Die haben sich hier nie richtig integriert. Sie sind immer nur unter sich. Na ja, aber es lässt sich hier trotzdem schön leben. Man muss sie nur ausblenden“, lächelte sie.

      5

      Die Vögel zwitscherten mich nach Sonnenaufgang rabiat aus dem Traum. Ich fragte mich, warum sie sich um unser Haus versammeln mussten, wenn doch auf den Feldern das neuseeländische Obst auf den Bäumen lockte. Ich blieb liegen und döste etwas vor mich hin. Dann drehte Stephanie wie angekündigt ihre Anlage hoch. Da war es für alle Beteiligten vorbei mit Schlafen. Nach dem Frühstück fuhr ich

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