Heidis Lehr- und Wanderjahre. Johanna Spyri
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Читать онлайн книгу Heidis Lehr- und Wanderjahre - Johanna Spyri страница 8
dann.
»Was denn?« fragte er.
»Eine Decke; denn wenn man ins Bett geht, kriecht man
zwischen das Leintuch und die Decke hinein.«
»So, meinst du? Wenn ich aber keine habe?« sagte der
Alte.
»O dann ist's gleich, Großvater«, beruhigte Heidi; »dann
nimmt man wieder Heu zur Decke«, und eilfertig wollte es gleich
wieder an den Heustock gehen, aber der Großvater wehrte es
ihm.
»Wart einen Augenblick«, sagte er, stieg die Leiter hinab
und ging an sein Lager hin. Dann kam er wieder und legte einen
großen, schweren, leinenen Sack auf den Boden.
»Ist das nicht besser als Heu?« fragte er. Heidi zog aus
Leibeskräften an dem Sacke hin und her, um ihn
auseinanderzulegen, aber die kleinen Hände konnten das
schwere Zeug nicht bewältigen. Der Großvater half, und wie es
nun ausgebreitet auf dem Bette lag, da sah alles sehr gut und
haltbar aus, und Heidi stand staunend vor seinem neuen Lager
und sagte: »Das ist eine prächtige Decke und das ganze Bett!
Jetzt wollt' ich, es wäre schon Nacht, so könnte ich hineinliegen.«
»Ich meine, wir könnten erst einmal etwas essen«, sagte der
Großvater, »oder was meinst du?« Heidi hatte über dem Eifer
des Bettens alles andere vergessen; nun ihm aber der Gedanke
ans Essen kam, stieg ein großer Hunger in ihm auf, denn es hatte
auch heute noch gar nichts bekommen, als früh am Morgen sein
Stück Brot und ein paar Schlucke dünnen Kaffees, und nachher
Stück Brot und ein paar Schlucke dünnen Kaffees, und nachher
hatte es die lange Reise gemacht. So sagte Heidi ganz
zustimmend: »Ja, ich mein' es auch.«
»So geh hinunter, wenn wir denn einig sind«, sagte der Alte
und folgte dem Kind auf dem Fuß nach. Dann ging er zum
Kessel hin, schob den großen weg und drehte den kleinen heran,
der an der Kette hing, setzte sich auf den hölzernen Dreifuß mit
dem runden Sitz davor hin und blies ein helles Feuer an. Im
Kessel fing es an zu sieden, und unten hielt der Alte an einer
langen Eisengabel ein großes Stück Käse über das Feuer und
drehte es hin und her, bis es auf allen Seiten goldgelb war. Heidi
hatte mit gespannter Aufmerksamkeit zugesehen; jetzt mußte ihm
etwas Neues in den Sinn gekommen sein; auf einmal sprang es
weg und an den Schrank und von da hin und her. Jetzt kam der
Großvater mit einem Topf und dem Käsebraten an der Gabel
zum Tisch heran; da lag schon das runde Brot darauf und zwei
Teller und zwei Messer, alles schön geordnet, denn das Heidi
hatte alles im Schrank gut wahrgenommen und wußte, daß man
das alles nun gleich zum Essen brauchen werde.
»So, das ist recht, daß du selbst etwas ausdenkst«, sagte
der Großvater und legte den Braten auf das Brot als Unterlage;
»aber es fehlt noch etwas auf dem Tisch.«
Heidi sah, wie einladend es aus dem Topf hervordampfte,
und sprang schnell wieder an den Schrank. Da stand aber nur ein
einziges Schüsselchen. Heidi war nicht lang in Verlegenheit, dort
hinten standen zwei Gläser; augenblicklich kam das Kind zurück
und stellte Schüsselchen und Glas auf den Tisch.
»Recht so; du weißt dir zu helfen; aber wo willst du sitzen?«
Auf dem einzigen Stuhl saß der Großvater selbst. Heidi schoß
pfeilschnell zum Herd hin, brachte den kleinen Dreifuß zurück
und setzte sich drauf.
»Einen Sitz hast du wenigstens, das ist wahr, nur ein wenig
weit unten«, sagte der Großvater; »aber von meinem Stuhl wärst
auch zu kurz, auf den Tisch zu langen; jetzt mußt aber einmal
etwas haben, so komm!« Damit stand er auf, füllte das
Schüsselchen mit Milch, stellte es auf den Stuhl und rückte den
ganz nah an den Dreifuß hin, so daß das Heidi nun einen Tisch
vor sich hatte. Der Großvater legte ein großes Stück Brot und
ein Stück von dem goldenen Käse darauf und sagte: »Jetzt iß!«
Er selbst setzte sich nun auf die Ecke des Tisches und begann
sein Mittagsmahl. Heidi ergriff sein Schüsselchen und trank und
trank ohne Aufenthalt, denn der ganze Durst seiner langen Reise
war ihm wieder aufgestiegen. Jetzt tat es einen langen Atemzug –
denn im Eifer des Trinkens hatte es lange den Atem nicht holen
können – und stellte sein Schüsselchen hin.
»Gefällt dir die Milch?« fragte der Großvater.
»Ich habe noch gar nie so gute Milch getrunken«,
antwortete Heidi.
»So mußt du mehr haben«, und der Großvater füllte das
Schüsselchen noch einmal bis oben hin und stellte es vor das
Kind, das vergnüglich in sein Brot biß, nachdem es von dem
weichen Käse daraufgestrichen, denn der