Hexentribunal. Nora Fein
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Die Heizung stand auf höchster Stufe, doch die Kälte zog durch alle Ritzen. Das Gebäude wurde erst vor einigen Jahren saniert, der Dachboden jedoch nicht und so zog von oben die kalte Luft herein und quälte das arme Mädchen weiter, Abend für Abend.
Bereits früh kuschelte sie sich ins Bett ein. Sie packte sich gleich mit mehreren Decken warm ein, fröstelte aber immer noch. Ein Buch sollte zur Entspannung dienen, die Gedanken waren aber ganz woanders. Wirklich konzentrieren konnte sie sich kaum. Die Aufregung stand ihr ins Gesicht geschrieben.
In Blickweite lag immer noch die Vorladung mit dem gebrochenen Wachs-Siegel. Die Fantasie spielte in diesem Moment verrückt. Sie wusste, dass Niklas oft ziemlich schmutzige Gedanken hatte. Und nicht nur das. Er lebte Sex gerne ziemlich dominant aus, behandelte sie dabei am liebsten als unterwürfige Schlampe, manchmal einfach wie ein Stück Fleisch.
Manchmal benutzte er sie einfach als ein Pissloch oder ein Fickstück. Oft ging er ziemlich pervers ab, manchmal nahm er einfach nur die Peitsche oder die Hände. Gelegentlich leuchtete ihr Arsch danach in so geilen Rot-Farben, dass sie jeden Striemen lange noch danach spüren konnte. Aber es machte sie auch so geil.
Daria liebte es, wenn Niklas sie wie ein Fickstück behandelte und sie sich seinem Willen unterordnen musste. Früher wäre das für sie undenkbar gewesen. Damals empfand sie das als richtig pervers. Doch heute, war dieser Begriff ein betörendes Wort, das sie einfach nur feucht werden ließ. Sie konnte alleine bei dem Gedanken daran zu einem richtigen Luder werden, das vollkommen versaut zwischen Lustschmerz und frivoler Geilheit wild zuckte.
Als sie das Buch zur Seite legte, schallte es laut aus ihr heraus.
»Scheiße!«
Ihr Blick wirkte einigermaßen entsetzt, vielleicht sogar für einen kurzen Moment angewidert. Sie hatte sich schon eine ganze Weile über diesen komischen Geruch gewundert, als sie in das Schlafzimmer gekommen war. Hatte dem aber keine weitere Bedeutung beigemessen. Doch jetzt erst nahm sie auf dem schwarzen Kopfkissen diverse Flecken wahr.
»Das kann doch nicht sein? Nein, niemals oder doch?«
Dabei hatte sie das Bett erst vor drei Tagen neu bezogen. Woher kamen diese komischen, hellen Flecke? Sie strich mit ihrem Finger darüber. Es fühlte sich noch so frisch an. Sie roch mit ihrer Nase an den hellen, gelblichen Flecken, die sich wie kleine Tropfen auf dem dunklen Stoff verteilten. Ihre Augen wurden wieder ganz groß. Das roch deutlich nach Sperma!
Aber wer sollte sich auf ihrem Kissen einen gewichst haben? War Niklas hier gewesen? Sie schmiss die große Bettdecke auf den Boden. Auf dem ebenfalls dunklen Laken waren zahlreiche Flecken zu sehen. Sie verteilten sich von oben bis unten. Ganz so, als ob mehrere Kerle auf ihr Bett gespritzt hätten ... Das erklärte auch den schweren Duft, der sich im ganzen Raum verteilt hatte.
Daria wusste nicht, ob sie das geil finden sollte, oder ob nicht auch ein leicht ängstliches Kribbeln mitspielte. Es war ein beängstigendes Gefühl. Fremde waren in ihrer Wohnung. Schon wieder! Ihr war klar, das war nicht nur Niklas. Mehrere Männer müssen in der Wohnung gewesen sein und auf ihr Bett abgespritzt haben. So viele Flecken waren auf dem Laken nun deutlich erkennbar.
Irgendwie war das schon geil. Alleine der Gedanke, dass mehrere Typen mit ihren heißen Schwänzen hier einfach so das schmutzige Sperma abspritzten ... sich einen wichsten ... Sie versuchte die Angst, die immer noch in ihr spürbar war, zu unterdrücken. So lange kannte sie Niklas schon. Er war manchmal ein richtig perverser Typ, aber bisher hatte er nie etwas gemacht, das sie abgelehnt hätte. Er plante einfach alles und so kam eine gewisse Sicherheit, die sie in diesem Moment beruhigte, wieder in ihr auf.
Kurzerhand zog sie die gesamte Bettwäsche ab und legte sich ins Wohnzimmer auf die Schlafcouch. In dieser Nacht konnte sie zwar besser durchschlafen, aber auch nur kurz. Immer wieder waren da die Geräusche, die in der Nacht durch die Stille hallten und sie aufschrecken ließen. Als der Morgen endlich an diesem Freitag anbrach, ihr Wecker brummte fürchterlich aus dem Schlafzimmer, war sie heilfroh und doch wieder so aufgeregt.
In nur ein paar Stunden, kurz nach ihrer Arbeit, sollte sie sich zu dieser komischen Adresse begeben. Sie wusste, dass sie auf jeden Fall pünktlich sein musste, andernfalls würde man sie holen. Im Kaufhaus würde sie heute nur bis Mittag arbeiten müssen.
Doch diese Stunden zogen sich wieder unendlich in die Länge. Jede Stunde, genau drei Minuten vor der vollen Stunde klingelte ihr Handy. Immer wenn sie dran ging, war im Hintergrund nur ein dumpfes Stöhnen zu hören. Ab und zu ein Geräusch, das sich wie ein Peitschenhieb anhörte. Dann wieder so, als würde sich gerade jemand einen runterholen. Es machte sie verrückt. Sie wusste, dass Niklas dahinter steckte, aber dieses Mal war er so bedrohlich in seinem Spiel, das sich ihr Kribbeln auch immer wieder mit einem leichten Angstgefühl mischte. Es war deutlich, dass sie sich an diesem Tag auf die Arbeit nicht wirklich konzentrieren konnte. Alles in ihr spielte verrückt, sie befand sich in einem Zustand, der ihr Herz laut pochen ließ und gleichzeitig dafür sorgte, dass sie richtig feucht da unten wurde.
(Wenige Stunden später nach der Arbeit)
Die Beine waren schwer, der Wind sauste an ihren Haaren mit eisiger Kälte vorbei. Daria stand mitten im Nirgendwo. Die Adresse führte sie viele Kilometer weit aus der Stadt heraus. Mitten in den Wald. Nur mit Mühe war dieser Ort zu finden. Vor ihr war ein zweistöckiges, uraltes Haus zu erkennen. Als sie vor dem Haus stand, wirkte alles wie in einem düsteren Horrorfilm. Das kleine Herz schlug wie verrückt, immer noch war sie unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Die Knie waren butterweich vor Angst und dennoch hatte sie so wahnsinnige Lust ...
Pünktlich um 17 Uhr stand sie hier, genau wie in der Vorladung erwartet. Eigentlich schien trotz der eisigen Kälte die Sonne schon den ganzen Tag. Doch durch die dichten und alten Bäume reichte der warme Schein nicht bis zum Boden.
Dicht und eintönig standen die uralten Bäume verteilt. Schon auf kurzer Distanz wurde die Orientierung getrübt. Eine ganz unbeschreibliche Stille lag mitten im Wald. Beinahe wirkte alles wie ein unheimlicher Ort, der immer wieder seltsame Erscheinungen von sich gab. Internet oder gar Handyempfang gab es hier nicht. Daria war vollkommen auf sich gestellt, abgeschnitten von der modernen Welt. Ausgeliefert einem perfiden Spiel, das sie nicht einmal im Ansatz erahnen konnte.
Die Dunkelheit war längst in den Wald gezogen. Mit ihr die Kälte. Die Sträucher und Bäume zeichneten immer wieder angsteinflößende Schatten in ihren Kopf. Die Stille wirkte derart beklemmend, dass ihre Furcht dadurch verstärkt wurde. Selbst als sie ihren Atem anhielt, konnte sie nichts, absolut nichts hören. Keine knackenden Zweige, keine raschelnden Baumwipfel. Nur ihr Herz pochte dumpf und unentwegt.
Sie dachte an all die fürchterlichen Sachen, die aus den Märchen der Gebrüder Grimm kannte. Umso mehr sie in die tiefe Finsternis schaute, die sich in den Wald gelegt hatte, desto mehr wurde ihre Wahrnehmung getrübt. War es ihr naiver Leichtsinn, der sie in diese abgelegene Einsamkeit trieb ... in die Fänge von fremden Männern?
Letztlich hatte sie ja nur die leise Ahnung, dass Niklas dahinter steckte. Einen richtigen Beweis hatte sie jedoch nicht. Vielleicht hätte sie einfach wegrennen sollen ... aber dafür war es bereits zu spät.
Umso näher sie der morschen Eingangstür kam, desto düsterer und beklemmender wurde es. Die Farbe war schon längst von der Holzfassade abgeblättert. Das Haus musste wirklich uralt sein. Die Stille hielt immer noch an. Nicht mal ein Vogel war hier zu hören. Keine Menschenseele weit und breit war zu