kleine Ewigkeit. H. Loof
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Im gleichen Augenblick merkte sie, dass sie einen schweren Fehler begangen hatte. Der verletzte Kirchenkrieger griff zu seinem Schwert. Amber aber war schneller. Sie zog mit Ihrer Linken ein Messer aus der Tasche und mit einem gezielten Stich in die Kehle des Mannes beendete sie sein Leben.
„Mist, Mist, Mist. Wie kann man nur so dämlich sein?“, schimpfte Amber vor sich hin, während immer noch das warme Blut aus der Halsschlagader rhythmisch auf ihr Handgelenk sprudelte.
Müde stand sie auf und schaute auf den gerade Getöteten. Bedauern konnte sie nicht empfinden. Sie ärgerte sich aber gewaltig über sich selbst. Der Mann hatte bestimmt noch mehr nützliche Informationen besessen und durch ihre unachtsame Äußerung würde sie die nun nicht mehr bekommen.
Eine Untersuchung des Wagens zeigte Ihr, dass von Kerwin keine Spur zu finden war. Vielleicht hatten die Mitglieder des Schlangenclans ihn mitgenommen oder er hatte fliehen können. Zudem hatte sie bisher nur fünf Leichen gesehen. Es hätten aber sechs Kirchendiener hier sein sollen. Etwas ratlos suchte sie weiter nach irgendwelchen Anhaltspunkten. Der Überfall konnte noch nicht länger als eine halbe Stunde her sein. Die Kampfspuren waren nur leicht vom Schnee bedeckt. Richtung Westen meinte sie so etwas wie Spuren im Schnee zu entdecken. Mit angehaltenem Atem probierte Amber, ob sie etwas hören konnte, doch es war einfach nur totenstill. Zweifelnd schnallte sie sich wieder die Skier an und machte sich auf den Weg, den vermeintlichen Spuren zu folgen.
Nach nicht mal einer halben Stunde hatte sie aber endgültig keine Ahnung mehr wohin sie sich wenden sollte. Von den Spuren war wirklich gar nichts mehr zu sehen und die Orientierung hatte sie inzwischen auch verloren. Erschöpft stand sie auf ihre Skistöcker gestützt da und überlegte, was sie nun tun sollte. Hier herumzuirren und zu hoffen dabei zufällig auf Kerwin zu stoßen, war ziemlich aussichtslos. Nach kurzer Überlegung kam sie zu dem Schluss, dass nur die Leute vom Schlangenclan ihr helfen konnten Kerwin zu finden. Wahrscheinlich war Kerwin sogar von diesen Leuten entführt oder sogar getötet worden. Wobei, sie hatte keine Leiche gefunden.
Also entführt!, dachte sie hoffnungsvoll.
Die Lage hatte sich damit aber noch weiter verschlechtert. Nun hatte sie es nicht nur mit 6 kampferprobten Männern zu tun, sondern gleich mit einem ganzen kriegerischen Stamm. Zudem wusste sie nicht mal, wo sie nach diesem Clan suchen sollte. Für eine kurze Zeit übermannte sie die Verzweiflung. Aber der Gedanke, dass sie an dieser Misere schuld war, holte sie wieder aus den destruktiven Gedanken zurück.
„Wenn ich nicht weiß, wo die Kerle zu suchen sind, muss ich eben jemanden finden, der das weiß!“, murmelte sie wütend und machte sich daran wieder den Weg zurück zur Hauptstraße zu nehmen, um ihr dann weiter zu folgen.
Es musste schon nach Mitternacht sein als sie am Rand der Straße dunkel ein kleines Bauerngehöft entdeckte. Leise und vorsichtig nährte sie sich den Gebäuden. Der Gutshof war nicht mal eingezäunt, so dass Amber ohne Behinderung bis zu dem Hof zwischen Scheune und Wohnhaus gelangen konnte. Sie schlich sich zur Scheune und probierte dabei möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. Das große Scheunentor stand ein wenig auf und Amber quetschte sich hinein. Es roch nach Stroh und Heu. In dem düsteren Mondlicht, das durch die schmalen Fenster und Ritzen hereinfiel, suchte sich Amber in der hintersten Ecke auf dem Stroh ein Nachtlager. Sie legte sich hin, bedeckte sich etwas mit dem Stroh und rollte sich so gut wie möglich ein, um die Kälte etwas erträglicher zu machen. Sie wollte eigentlich nur etwas ausruhen. In Erinnerung an das Grauen und die Toten des letzten Tages dachte Amber, dass sie nicht einschlafen könnte. Doch die Erschöpfung sorgte für einen schnellen und tiefen Schlaf.
***
Die Beine bewegten sich nur langsam und unter äußerster Anstrengung durch die dunkelrote, fast schon sirupartige Flüssigkeit. Amber versuchte verzweifelt die kleine Tür am Ende des Raumes zu erreichen. Aber das Blut, das ihr bis zu den Knien reichte, schien ein Eigenleben zu führen und sie unbedingt daran hindern zu wollen. Nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es ihr endlich doch noch die Tür zu erreichen und sie zu öffnen. Vor ihr stand ein hässlicher Mann, der ihr den Rücken zugewandt hatte und Ambers beide Schwerter in der Hand hielt.
Warum weiß ich, dass er hässlich ist?
Von irgendwoher hörte sie leise eine kleine Mädchenstimme: „Töte ihn, füge ihm Schmerzen zu, räche mich!“
Die Stimme klang verängstigt und traurig. Amber wusste wem sie gehörte und sie sah noch mal das Bild von Galina vor sich, wie sie mit aufgeschlitzter Kehle in ihrem eigenen Blut auf dem Boden lag. Der Blick von Amber wanderte langsam abwärts zu ihrer Hand, in der ein langes Messer lag. Kraftvoll stieß sie immer wieder auf den Mann ein und erwachte.
Der Traum spukte noch durch ihren Kopf als sie blinzelnd die Augen öffnete und feststellte, dass es schon hell war. Die letzte Nacht hatte in ihrem Inneren diesen Nachhall erzeugt, der aber erstaunlicherweise der Realität sehr nahekam. Natürlich war sie nicht durch ein Meer von Blut gewatet. Allerdings stimmte es, dass sie die Wache hinter der Tür brutal getötet hatte und das wohl, weil sie an die Ermordung von Galina dachte.
Vielleicht treffe ich auch noch auf deinen zweiten Mörder, dachte sie traurig und hätte am liebsten vor Wut über die EINZIG WAHRE KIRCHE aufgeschrien.
Müde und zerschlagen grub sich Amber aus dem Stroh aus und als sie endlich wieder den normalen Boden unter den Füßen hatte, legte sie ihre Schwerter beiseite. Ein Bett im Stroh klang zwar immer gut und es hatte sie auch leidlich warmgehalten, allerdings sorgten die Halme in ihrer Kleidung nun für einen Juckreiz, der einen in den Wahnsinn treiben konnte. Nachdem sie Ihre Kleidung so gut es ging von den Strohresten befreit hatte, überlegte sie, wie es jetzt weiter gehen sollte. Sie hatte noch keine Entscheidung fällen können, als Geräusche andeuteten, dass jemand die Scheune betrat. Nervös wartete sie auf den Neuankömmling. In Lumpen und einem viel zu dünnen Mantel betrat ein Kind die Scheune und näherte sich neugierig. Das kleine, etwa 10 Jahre alte Mädchen schaute Amber mit großen Augen an. Trotz ihrer Jugend schien es sofort die Situation zu erfassen.
„Hab keine Angst, ich tue Dir nichts.“, die leise gesprochenen Worte von Amber sollten beruhigen, aber scheinbar war das gar nicht notwendig.
„Ich habe keine Angst, aber Du solltest Dich fürchten.“, kam die gelassene Antwort von dem Kind.
„Draußen sind Gardisten der Kirche und fragen nach einer Frau. Einer bösen Frau.“
„Nein, böse bin ich nicht.“
Das Mädchen musterte sie skeptisch.
„Was ist mit Deiner Hand los?“
Der notdürftige Verband, der um Ambers rechte Hand gewickelt war, sah inzwischen wirklich unansehnlich aus. Das getrocknete Blut hatte sich mit dem Staub der Umgebung zu einer harten schmutzig braungrauen Masse verbunden. Zudem hatte Amber das Gefühl, dass sich die Wunden entzündet hatten. Nur traute sie sich nicht den Verband abzumachen und nachzusehen.
„Ich habe mich nur etwas an der Hand verletzt. Ist nicht weiter schlimm.“
„Sieht aber schlimm aus. Mein Opa hatte sich auch mal an der Hand verletzt. Jetzt ist er tot.“
Na toll. So ein klugscheißendes Kind hat mir gerade noch gefehlt.
Bevor Amber etwas auf die Äußerungen erwidern konnte, unterbrach ein gellender Schrei ihre Unterhaltung.
„Mama,