Schön, dich gesehen zu haben. Robin Lang
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Читать онлайн книгу Schön, dich gesehen zu haben - Robin Lang страница 10
Und wenn ich so überlegte, dann konnte ich mich nicht wirklich daran erinnern, wann ich mir das letzte Mal andere Dinge als Arbeitsklamotten gekauft hatte – wofür auch?
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Ich war pünktlich bei der Adresse, die Lucca mir genannt hatte. Heute wollten wir uns treffen, damit ich die letzten Maße der Küche nehmen konnte. Von außen sah das Haus schon mal nett aus, auch die Nachbarschaft schien in Ordnung zu sein. Auf den ersten Blick würde ich sagen, das Haus war gut in Schuss. Ich stieg gerade aus dem Auto aus, als zwei Kinder so um die zehn Jahre die Straße entlang gingen.
„Paul, du weißt, dass Mama gesagt hat, dass du auf mich hören sollst, wenn ich mit dir alleine bin und sie noch arbeitet.“
„Auf dich hören, ja, Vicci, aber das heißt nicht, dass ich die Spülmaschine alleine ausräumen muss!“ Ich konnte nicht anders als mithören – so viel Alltag hatte ich nie.
Ich lehnte an meinem Wagen und die beiden hielten direkt auf mich zu, sie schienen mich noch gar nicht gesehen zu haben. Das änderte sich in diesem Augenblick – das Mädchen blickte auf und sah mich neugierig und vorsichtig an. Fast unmerklich schob sie ihren jüngeren Bruder hinter sich und verlangsamte ihre Schritte.
„Sind Sie der neue Mieter?“, fragte sie mich. Sie wirkte unsicher, aber nichtsdestotrotz gewillt, ihren Bruder zu verteidigen. Ich blickte an mir runter – ich musste ihr recht geben, ich sah nicht wirklich vertrauenswürdig aus. Meine schwarze Zimmermannshose mit Bikerstiefeln in der selben Farbe, dazu ein dunkelblauer Hoodie, seit Wochen unrasiert, meine ebenso schwarzen Haare wie immer etwas zu lang.
Ich versuchte es mit einem vertrauensbildenden Lächeln – was mir wohl auch nicht besonders gut gelang, denn ihr Gesicht verschloss sich noch mehr.
„Nein, eine Freundin von mir zieht hier ein, ich bin nur hier, weil ich ihre Küchenmöbel bauen soll.“
In diesem Moment machte Yanka auf sich aufmerksam – was bei ihr bedeutete, dass sie ihren Kopf von innen gegen die Scheibe drückte.
Der Junge, Paul, sah das und kam neugierig näher. Seine Schwester versuchte, ihn zurückzuhalten, aber da hatte sie keine Chance.
„Magst du sie streicheln oder hast du Angst vor Hunden? Ich kann die beiden gerne rauslassen?!“
„Ich weiß nicht …“ - „Ach komm, Vicci, bitte!“ - „Also gut!“, mittlerweile war das Mädchen wohl auch neugierig geworden.
Also öffnete ich die Tür und die beiden sprangen auf die Straße. Sie wedelten mit dem Schwanz – das war aber auch die einzige Reaktion. Sie bellten nicht, zumindest nicht ohne Grund oder unaufgefordert.
Mit einem Handzeichen sorgte ich dafür, dass sie sich setzten. „Ihr müsst ihnen erlauben, an euch zu riechen, damit sie wissen, mit wem sie es zu tun haben. Yanka, Sicu, das sind …?“
Der Junge war Feuer und Flamme.
„Wir sind Paul und Vicci – Victoria!“
Victoria – die Siegerin …
„Also – Paul und Victoria, das sind Sicu und seine Schwester Yanka.“
Die Kinder beugten sich runter, ließen die beiden an sich riechen und streichelten sie dann ausgiebig. Die beiden genossen die Aufmerksamkeit sichtlich.
„Wenn deine Freundin hier einzieht, kommst du sie dann oft besuchen und können wir dann mit den Hunden spielen?“
„Paul …“, kam es tadelnd von seiner Schwester.
„Schon gut, ich komme Lucca bestimmt ab und zu besuchen, dann könnt ihr mit den beiden spielen. Ich bin übrigens Max.“
Ich hielt den beiden nacheinander die Hand zur Begrüßung hin, Paul schlug sofort ein, Victoria war zurückhaltender. Sie schien insgesamt weniger schnell zu vertrauen.
„Okay, wir müssen nach Hause, Mama kommt in einer Stunde heim, bis dahin müssen wir mit den Hausaufgaben fertig sein und gekocht haben. Komm, Paul, wir haben keine Zeit mehr … Tschüss, Max!“
Sie schnappte sich ihren Bruder und ging zum Nachbarhaus.
Das waren also Luccas neue Nachbarn …
Ich sah, dass Lucca mit ihrem Auto in die Einfahrt fuhr, sie war so in Gedanken, dass sie mich gar nicht gesehen hatte. Ich schickte die Hunde zurück ins Auto und folgte ihr. Sie hatte gerade eine Kiste aus dem Kofferraum genommen und die Wohnungstür geöffnet. Als ich auf ihrer Höhe angekommen war, bemerkte ich, dass sie auf ihr Handy starrte. Um auf mich aufmerksam zu machen, legte ich ihr die Hand auf die Schulter.
Doch statt einfach nur aufzusehen, zuckte sie erschrocken zusammen.
Ich sah auf ihr Handy – dort waren vier seltsame Nachrichten.
„Was ist das, Lucca? Wer schreibt dir solche Texte?“
'Bald sind wir wieder zusammen!'
Das klang mir extrem nach einem Stalker …
Sie war zwar völlig aufgelöst, wiegelte aber ab, versuchte mich zu beruhigen und sich wahrscheinlich auch. Ihr und auch mein erster Verdacht war Tobi, das Arschloch. Nur wollte sie die Sache auf sich beruhen lassen. Das konnte ich nicht erlauben. Also nahm ich ihr das Versprechen ab, dass sie mit ihren neuen Freunden und der Polizei reden würde. Sowas sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen! Um sicher zu stellen, dass sie es auch nicht vergaß, begleitete ich sie noch zu ihrer momentanen Wohnung, nachdem ich die Küche aufgemessen hatte. Leider trafen wir dort niemanden an. Ich hätte gerne mit diesem Nate und seiner Freundin geredet und ihm eingeschärft, dass er ein Auge auf Lucca haben sollte. So nahm ich ihr nur das Versprechen ab, sich jeden Abend bei mir zu melden.
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