Schön, dich gesehen zu haben. Robin Lang

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Schön, dich gesehen zu haben - Robin Lang Hier und Jetzt

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Sie sich das mal vor, da geht der liebe Junge hin, um seiner Exfreundin einen guten Start mit ihrer neuen Stelle zu wünschen und dann steigen da so ein paar Schlägertypen aus dem Auto und vertreiben ihn. Kein Wunder, dass er sich jetzt Sorgen um die arme Lucca macht. Ja, ich habe ja sowieso nicht verstanden, dass sie damals nach ihrem Unfall mit dem armen Tobi Schluss gemacht hat, das war so ein guter Fang. … Diese Jugend von heute weiß einfach nicht mehr, was gut für sie ist!“

      Ich war schnell weitergegangen, zum einen sollte man nicht lauschen, zum anderen würde ich mein Temperament nicht zügeln können, wenn ich noch mehr Lobreden über dieses Arschloch hören würde. Außer Lucca, mir und natürlich Tobi wusste niemand, was in jener Nacht vor über sieben Jahren wirklich passiert war. Warum Lucca so abgelenkt gewesen war, dass sie mir vors Auto gelaufen und damit im Rollstuhl gelandet war. Wenn es nach mir gegangen wäre, dann hätte ich den Typen damals zur Rechenschaft gezogen, aber Lucca war strikt dagegen und außerdem war ich noch so mit meinem Verlust und diesem Unfall beschäftigt, dass ich nicht klar denken konnte. Sonst wäre ich zur Polizei gegangen und hätte ihn angezeigt.

      So schrieb ich Lucca nur kurz eine Nachricht - persönlich verabschieden wollte ich mich aus zwei Gründen nicht.

      Zum einen war ich bei Luccas Eltern nicht gerne gesehen, sie gaben mir immer noch die Schuld an Luccas Unfall und zum anderen wusste ich, dass ich zu emotional reagieren würde, wenn ich Lucca jetzt treffen würde. Dieses 15 Jahre jüngere Mädchen, das mittlerweile eine junge Frau geworden war, ohne dass ich es richtig mitbekommen hatte, bedeutete mir sehr viel. Sie war meine beste Freundin, meine kleine Schwester, mein ruhiger Pol. Sie hatte mir mit ihrer Freundschaft in den letzten Jahren so viel gegeben und mich das eine oder andere Mal davon abgehalten, durchzudrehen, wenn mir meine beiden Frauen mal wieder zu sehr fehlten. Und nun ging sie weiter, lebte ihren Traum, wagte den Schritt in die Welt hinaus und ich freute mich für sie – und war nachdenklich, denn sie machte etwas, wovon ich kaum zu träumen wagte: Sie lebte.

      Und während sie das Dorf verließ, stand ich in meiner Werkstatt und baute eine maßgefertigte Wiege für ein ungeborenes Kind. Eine der vielen Bestellungen aus meinem Onlineshop – ich wünschte den Eltern von Herzen alles Gute mit jedem Handgriff, den ich tat und kämpfte mit den Tränen!

      - Eva -

      Nebenan tat sich was.

      Meine Nachbarn waren ausgezogen und ich hatte sie heute mit einer Frau am Haus gesehen, die sich jede Menge Notizen auf einem Klemmbrett gemacht hatte – mit Sicherheit eine Maklerin. Ich war wirklich gespannt, wer dort einziehen und wie lange das Haus leer stehen würde.

      In meinem Leben tat sich nichts.

      Der ewig gleiche Alltag, ab und zu ein Abendessen mit Thomas, ansonsten viel Zeit mit zwei Kindern, dem Haus, dem Garten. Ich machte das Beste daraus.

      Peter hatte die Kinder dieses Wochenende eher widerwillig genommen. Also war ich alleine. Ein komisches Gefühl so ganz ohne Kinder.

      Thomas hatte viel zu tun und war von Freitag auf Samstag zu einem Seminar unterwegs. Er würde erst heute Abend wiederkommen, dann wollten wir schick essen und anschließend ins Theater gehen.

      Als ich Leonie von diesen Plänen erzählt hatte, lachte sie nur und meinte: „Irgendwie kann ich mir dich eher in einer Kneipe oder einem Konzert vorstellen als in einem Theatersaal.“ Damit tat sie mir ein bisschen Unrecht – ich mochte beides! Nur hatte ich lange niemanden gehabt, mit dem ich das eine oder andere hätte unternehmen können. Und ein Abend im Theater war zumindest mal eine Ablenkung zu Krimiserien und Kuscheldecke.

      Leonie und Juri hatten in den letzten Wochen öfter angeboten, dass ich mit ihnen etwas unternehmen könnte, zum Beispiel einen Auftritt von Juris Band besuchen oder mit in eine der unzähligen Kneipen in unserer kleinen Universitätsstadt kommen. Aber mal ganz ehrlich – ich war 15 Jahre älter als die beiden oder zumindest als Juri, ich war geschieden, hatte zwei Kinder, stand „mitten im Leben“, was sollte ich da mit einer Horde Studenten ausgehen? Ich käme mir nur noch älter vor! Also schob ich immer Vicci und Paul als Gründe vor, warum ich abends eben nicht spontan weg könnte – wobei mir die beiden schon mehrfach signalisiert hatten, dass sie nun wirklich groß genug wären, dass ich sie mal für ein paar Stunden am Abend alleine lassen könnte. Ich glaube, Vicci hoffte sogar, dass ich einen anderen Mann als Thomas finden würde. Und auch Leonie durchschaute meine Ausreden. Sie guckte immer nur mit hochgezogener Augenbraue und wiegte missbilligend den Kopf.

      Ich wollte doch nur meine Ruhe und keine Aufregung. Lieber alles sortiert und geregelt – Aufregung hatte ich mit Peter genug gehabt. Das Drama reichte mir für mein ganzes Leben. Dann lieber vorgeworfen bekommen, dass ich nur halbherzig lebte, mich mit zu wenig zufrieden gab und mein Leben vergeudete. Die Leute, die einem das vorwarfen, hatten mit Sicherheit keinen Vollzeitjob, einen unzuverlässigen Exmann und eine Tochter in der Pubertät!

      Die Unzuverlässigkeit meines Exmanns bekam ich Sonntagmorgen zu spüren – denn statt wie eigentlich besprochen die Kinder gegen 15 Uhr zurückzubringen, stand er mit ihnen um zehn Uhr vor der Tür.

      „Deine Kinder waren der Meinung, dass mein Angebot an Frühstückszutaten nicht das richtige sei.“ („Meine Kinder??“ - Hallo, wenn ich mich richtig erinnerte, dann war er auch nicht unbeteiligt gewesen an deren Entstehung!)

      „Da dachte ich, wenn es bei mir sowieso immer alles nicht nach ihrem Sinne ist, dann kann ich sie auch früher zu dir zurückbringen! Das passt mir sowieso besser, dann können Sabrina und ich heute noch etwas unternehmen!“

      „Peter – es sind auch deine Kinder! Und du hattest gesagt, dass du sie erst am Nachmittag zurückbringen würdest. Was, wenn ich auch Pläne für heute habe? Du hättest zumindest mal anrufen können und fragen oder samstags mit ihnen einkaufen, wenn sie bei dir sind!“

      „Ach, Eva, tu doch nicht so aufgeregt – wann hast du denn schon mal was vor? Außerdem macht es doch wirklich keinen Sinn, wenn ich für alle paar Wochen Sachen einkaufe und bei mir rumstehen lasse, die sonst keiner isst. Vielleicht liegt es auch daran, dass du zu weich mit ihnen bist und ihnen alles erlaubst und kaufst, was sie wollen? Hast du darüber schon mal nachgedacht? Kein Wunder, dass du mit dem Geld nie hinkommst – aber haushalten konntest du sowieso noch nie gut.“

      Ich zuckte zusammen – wenn er mir mitten ins Gesicht gehauen hätte, dann hätte der Schmerz nicht viel größer sein können.

      Er zahlte mir den Mindestsatz und das noch nicht mal regelmäßig, um jeden Klamotteneinkauf musste ich mit ihm kämpfen, Paul wuchs so schnell, dass man ihm dabei zusehen konnte, jedes Jahr war eine komplette Schuhgröße dran, so dass ich das Gefühl hatte, ständig neue Schuhe kaufen zu müssen. Und für Vicci wurde ihre Kleidung auch immer wichtiger. Damit stand ich immer alleine da und hatte mich bisher nicht beklagt!

      Während mein Idiot von Exmann jedes Jahr ein neues Auto fuhr („du musst einsehen, ich muss ja einen guten Eindruck bei der Kundschaft hinterlassen!“), betete ich Jahr für Jahr darum, dass mein alter Golf mich nicht im Stich lassen würde und die Reifen noch eine Saison durchhielten. Aber wie so oft hatte ich keine Lust und keine Kraft, um mit ihm zu streiten.

      Er fuhr und die Kinder blieben bei mir.

      „Mama, sei nicht böse, ich weiß, du hattest dich auf einen ruhigen Sonntag gefreut. Es war nicht so, wie Papa es erzählt. Paul hat nur gefragt, ob noch Nutella da sei. Da hat Sabrina die Augen verdreht und gemeint, dass es doch wohl auch mal ohne dieses Zeug ginge und dann Papa daran erinnert, dass sie zum Brunch eingeladen seien und ob sie da alleine hingehen müsse. Da hat Papa beschlossen, dass er uns früher heimbringen würde. Hattest du

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