Der Sturm der Krieger. Paul D. Peters
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Brander war doch etwas überrascht vom abschätzigen Tonfall des Auserwählten, aber natürlich wagte er keinerlei Form von noch so mildem Widerwort.
„Ich vermisse Rhugni“, entfuhr es Sanara plötzlich und mit lautem Seufzen.
Warug, der gerade einen Becher Wasser trank, hielt kurz inne im letzten Schluck. Sein Blick war auffällig.
„Wen meinst du?“, fragte der jüngste Anwesende in der Runde.
„Rhugni Sturmzwinger“, sprach der Geächtete von Einst, nachdem er den Becher wieder auf den Tisch aufgesetzt hatte. Er wischte sich über Lippen und Bart.
Da er nichts weiter sagte, musste Sanara weiter erklären: „Er war ein Werkrieger von Klan Rabe, der mich und den Wolf für eine Weile im Tal von Kaillach begleitet hatte. Eigentlich hatte er einen wichtigen Botendienst zu verrichten, aber er schloss sich uns an, als einfach weiter zu fliegen. Wie sich herausstellte tat er dies hauptsächlich aus Furcht vor seinem Tod, der ihm prophezeit worden war. Mehr als tapfer war er aber zuletzt, als er den Schwarzen Drachen für eine entscheidende Weile aufhalten konnte, damit ich und Warug ins... Geisterreich fliehen konnten. Dann verbrannte er im unheiligen Feuer seines Mörders von Verderbnis und später begruben wir seine verkohlten Knochen, damit er auch wusste, dass er gestorben war.“
Die Pause vor dem Wort fiel Brander natürlich auf, aber er fragte nicht genauer nach.
„Ein Auge weniger hat der Schwarze Drache aufgrund von Rhugnis Pfeil.“ Warug grinste etwas spöttisch. „Sie haben nicht alle die gleiche Gestalt, diese mächtigen Lakaien des Einen Feindes, aber daran werden wir ihn gewiss wiedererkennen, wenn er vom Himmel ein weiteres Mal auf uns herab stürzen sollte.“
Sanara nickte und in ihrer Miene zeigte sich ein Anflug von Trauer. Der Verlust des gefiederten Bruders tat ihr noch immer etwas weh. Zu viele waren gestorben, zu viele vernichtet worden, die sie gekannt, gemocht oder gar geliebt hatte.
„Mir ist zu Ohren gekommen“, sagte Brander „Dass ein Schwarzer Drache südöstlich des Reviers von Klan Keiler aufgetaucht sein soll. Von Velric wissen wir, dass sich aus den nördlichen Gebirgsketten zumindest ein weiterer Diener des Einen Feindes erhoben hat. Einer nach dem anderen erwacht also. Die Harpyiengötzen sollen sie alle zu sich zu rufen, auf dass sie sich in ihrer Feste Khyraz Draag zusammenfinden.“
Die Matrone spuckte mit verhasstem Ausdruck im Gesicht sofort zu Boden.
„Erwähnt diese Abscheulichkeiten, diese elenden Verräterinnen an der Allmutter nie wieder in meiner Gegenwart!“, rief sie laut.
Brander verweilte erschrocken und mit dem Oberkörper wich er unwillkürlich zurück. Schnell erinnerte er sich wieder daran, dass die meisten Matronen äußerst ergrimmt reagieren konnten, wenn es um die schrecklichen Herrinnen der Schnabelbrut ging und vor allem, wenn man sie direkt benannte.
Warug verbarg sein leichtes Grinsen hinter dem Becher, aus dem er gerade wieder trinken wollte. Er kannte das Temperament seiner erneuten Begleiterin deutlich besser, als sein junger Bruder. Allerdings verstand er gänzlich, weshalb die Harpyiengötzen so verhasst bei der Schwesternschaft und damit ebenso bei Sanara waren, hatten die gefiederten Dienerinnen des Einen Feindes doch das größtmögliche Sakrileg begangen. Ein Sakrileg, das seiner Untat im entfernten Sinne glich.
Kopfschüttelnd nahm die Deva einen Schluck Wein, ehe sie an einer getrockneten Wildwurzel nagte.
„Du hast mir nie gesagt, was der wiedergekehrte Geist des Werraben dir später offenbart hatte“, sprach Warug mit unverhohlener Neugier. „Willst du es in dieser Runde nicht verkünden?“
Sie war etwas überrascht von der Wendung im Gespräch und antwortete knapp: „Nein.“
„Ist es zu Nos Saman passiert?“, brachte Brander ein. „Auch ich bin den Toten zu jenem Feste begegnet. Viele unserer Ahnen haben sich uns gezeigt, auch wenn sie nur wenigen etwas offenbarten.“
Der Gottschlächter ignorierte ihn einfach: „Rhugni Sturmzwinger ist vielleicht zu einem ruhelosen Geist geworden, dem wir wieder begegnen könnten. Vielleicht war allein das Bestatten seiner stofflichen Überreste zu wenig oder es hat gänzlich andere Bewandtnis mit ihm. Vielleicht hat es etwas mit dem Raben zu tun, der anstatt mir ein Auge auszupicken eines mit roter Iris geschenkt hat.“
Da war er auf einmal wieder der Schlaue, so dachte Sanara etwas spöttisch.
„Ist das jetzt wichtig?“, fragte sie mit einem bewusst desinteressierten Tonfall. „Wenn die Boten des Allvaters oder ein ruhmreicher Toter uns erneut etwas sagen wollen oder uns mit weiteren Zeichen beehren, dann werden sie dies tun.“
„Du bist also gar nicht neugierig, wie sonst sooft?“
„Ich stelle bloß keine dummen und sinnlosen Fragen, das ist alles.“
„Ich dachte nur du wüsstest gerne mehr darüber und dir läge soviel an dem toten Raben?“
„An wem mir viel oder gar nichts liegt, bestimme noch immer ich, Gottschlächter.“
Mit seinem ehrlosen Zunamen sprach sie ihn zum ersten Mal an. Warug war fast ein wenig geschockt darüber und eigentlich wollte er mit aufwallendem Zorn noch schnell etwas Schlagfertiges erwidern, doch ihm fiel zuerst nichts ein und dann würgte er ein beleidigendes Wort mit hartem Schluck hinunter.
Es mochten nun böse Blicke folgen, die Brander, der sich gerade völlig ausgeschlossen fühlte, durchaus bemerkte. Dass er nun ein Teil dieser Schicksalsgemeinschaft war, gefiel ihm im Moment nicht besonders. Irgendwie hatte er das Bedürfnis das längere Schweigen zu unterbrechen und gänzlich das Thema zu wechseln.
„Ist euch eigentlich je aufgefallen, wie kalt dieser Winter nicht ist?“
Merklich genervt waren nun die beiden Blicke, die jetzt allein ihm galten.
Warug ging unwillig, aber dennoch darauf ein: „Simpler Palaver über das Wetter also? Euch fällt wirklich nichts anderes ein?“
Der junge Werwolf erklärte sich ausführlich: „Ich kann mich an keinen so derartig strengen Winter erinnern. Auch die älteren Brüder können es nicht. Natürlich haben wir manchmal auf unseren Reisen außerhalb des Reviers diese Jahreszeit hart und entbehrungsreich für die einfachen Sterblichen erlebt. Vielleicht auch noch in jenen Tagen, als wir noch keine Erwachten waren und als Kinder oder in jüngerem Alter mit dem Sturm vor unseren Hütten hungern und frieren mussten. Für mich ist dies noch nicht so lange her. Da uns als Werkrieger die Kälte nichts mehr ausmacht, haben wir vielleicht vergessen, wie kalt ein Winter sein kann. So tief ist er der Schnee, so gänzlich bedeckt er unseren Wald.“
Sanara, die dann doch aufmerksam zugehört hatte, stimmte zu: „Die Stämme der Menschen in den Dörfern nördlich unseres Reviers leiden unter der harten Witterung. Die Druiden und die Anführer hatten nicht damit gerechnet, dass es in diesem Monat so kalt werden würde, denn sie haben es in den Winden und an der Himmelsfarbe in den Wochen vor dem ersten Kälteeinbruch anders gelesen. Das Land ist erfasst von einem besonders gnadenlosen Weiß, wie vielleicht noch nie zuvor in diesem Teil der Welt.“
„Ein weiteres Vorzeichen für das nahe Ende der Dinge?“, fragte Warug.
„So wie eure Taten und ihr selbst?“, begann die Matrone zunächst schnippisch. „Der Tod