Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3). Katja Piel

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Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3) - Katja Piel

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Sie lächelte warm und umarmte mich. „Es ist schön, so eine liebe neue Freundin zu haben.“

      Ich drückte sie an mich und fühlte mich schrecklich.

      10. Kapitel

      Wolfskampf

       «Die Menschen waren einfach zu laut, zu nah, und sie stanken.»

      Die Wölfin war unruhig. Sie war noch neu im Revier. Der Wald war durchzogen von Straßen; menschliche Siedlungen reichten bis an die Bäume heran. Die Menschen waren einfach zu laut, zu nah, und sie stanken. Doch in dieser Nacht war es noch etwas anderes, das sie nervös machte. Die Gegenwart eines anderen Tieres. Ein Männchen. Sie kannte den Geruch. Er verhieß nichts Gutes. Sie ging in die Hocke und markierte über die Duftmarke des fremden Wolfes. Das hier war ihr Revier, und er sollte das wissen. Dann hob sie die Nase in den Wind und witterte. Ein winziges Rascheln im Unterholz ließ sie ihre Ohren drehen. Da. Kaninchen. Die Wölfin raste los, alle Sinne auf das Beutetier gerichtet. Wie ein Schatten glitt sie unter den Bäumen entlang, schlängelte sich durch Unterholz und setzte über umgefallene Bäume, doch das Kaninchen hatte zu viel Vorsprung und verschwand in seinem Bau.

      Mit wild schlagendem Schwanz begann die Wölfin, den Kaninchenbau auszugraben. Moos und Erde spritzten unter ihren kraftvollen Pfoten. Bis zu den Ohren rammte sie ihren Kopf in das Loch, um die Witterung des Kaninchens in sich aufzunehmen. Plötzlich war ein anderes Tier an ihrer Seite. Die Wölfin erschrak und machte einen Satz. Da war der andere Wolf. Die Wölfin legte die Ohren flach an und zeigte leise knurrend die Zähne. Ihre Nackenhaare sträubten sich, als sie begann, den anderen Wolf zu umkreisen. Der andere setzte sich ebenfalls in Bewegung, versuchte, an ihr Hinterteil zu kommen, um ihren Geruch intensiver aufzunehmen. Mit einem kehligen Knurren schnappte sie in seine Richtung, und er zuckte zurück. Doch seine Haltung verriet keine Demut. Die breite Brust und die steif durchgedrückten Beine verrieten eines: Er hielt sich für den Alpha. Es verging keine Sekunde, bis sie sich im Nackenfell des anderen verbissen hatte und mit aller Gewalt versuchte, ihn zu Boden zu schleudern. Fellbüschel gerieten ihr ins Maul, und sie schmeckte Blut. Von irgendwoher zog ein ferner Schmerz durch ihren Körper. Ihr Herz raste und pumpte das Blut in ihre Muskeln. Ihre Kiefer schlossen sich unerbittlich, bis die Haut des anderen aufbrach und dunkles Blut ihr über die Lefzen sprudelte. Der andere Wolf winselte schrill und ging zu Boden. Ihre Zähne glitten ab, und sie schnappte erneut zu. Sie erwischte ihn irgendwo an der Schulter und schüttelte ihn wild, während er gellend schrie.

      Für einen Augenblick hielt sie inne. Roch sie nicht noch andere? Sie hob den Kopf, und ihr Gegner nutzte die Chance, sich unter ihr herauszuwinden. Mit einem riesigen Satz sprang er ins Unterholz. Sie setzte ihm nach. Zweige schlugen ihr um die Ohren, und ihr einer Hinterlauf war nicht richtig zu gebrauchen. Ihr Gegner würde ihr entkommen. Dann bewegten sich plötzlich die Zweige vor ihr, und zwei weitere Wölfe vertraten ihr den Weg, junge starke Tiere, hinter die ihr blutender Gegner sich flüchtete. Hechelnd blieb er stehen. Blut lief ihm aus dem Hals und färbte sein Fell dunkel. Die beiden jungen Wölfe knurrten. Ihre Zähne schimmerten im Mondlicht. Das aufgestellte Nackenfell ließ sie noch größer und massiver erscheinen. Sie streckten die Köpfe nach vorne, starrten die Wölfin an und kamen langsam, steifbeinig in ihre Richtung. Die Wölfin wendete den Blick ab, duckte sich und schlich sich davon.

      Erst in sicherer Entfernung begann sie, zu rennen.

      11. Kapitel

      Bedburg, Oktober 1589

       «Die meisten gestehen nicht mehr, wenn der Brustkorb einmal zerbrochen ist.»

      Peter Stubbe schrie wie ein Schwein. Die Streckbank, auf der man ihn eingespannt hatte, war besudelt mit Kot und Pisse. Peters Mund stand weit offen, und er gurgelte unverständliche Worte, während der Schinder das Zahnrad einrasten ließ. Es knackte, als Peters Gelenke auseinandersprangen.

      Katharina bewegte sich möglichst wenig, damit der Schmerz der Dornenkrause erträglich blieb, die sich um ihren Hals spannte. Man hatte bei ihr auf entstellende Folter verzichtet und sich damit begnügt, sie an die feuchte Kellerwand zu ketten – breitbeinig, damit jeder der Schergen ungehindert Zugriff auf sie hatte. Bei der gütlichen Befragung hatte sie noch geleugnet. Sie habe den Müller nicht verhext, ihm weder Krankheit noch Unglück geschickt. Als sie ihn zwischen den Mehlsäcken verführte, war er gänzlich Herr seiner Sinne gewesen. Er habe sie besprungen, kaum dass sie aus den Kleidern gewesen war – selbst wenn sie geplant hätte, ihn zu behexen, damit er mit ihr verkehrte, wäre das überhaupt nicht nötig gewesen.

      Sie war gelähmt vor Entsetzen gewesen, als sie hörte, was man ihr alles vorwarf. Sie habe nicht nur den Müller, sondern auch ihren Ehemann behext. Nachts hätte sie regelmäßig der Teufel besucht, mit dem sie dann Unzucht getrieben habe. Sogar sein Kind sei von ihr ausgetragen worden, und im Wald sei sie nackt um die Felsen getanzt und soll schauerliche Blutopfer vollbracht haben, zusammen mit anderen Hexen und Dämonen.

      Die peinliche Befragung hatte sich dann verzögert. Inzwischen hatten sich alle Gefängniswachen und auch der Schinder an ihr befriedigt, und vermutlich war das der einzige Grund, warum sie hier nun als Zuschauerin festgekettet war und nicht selbst auf der Streckbank lag: Die Schergen wollten ihr Spielzeug erst zerbrechen, wenn es nicht mehr anders ging.

      „Unterbrechung“, ordnete der Inquisitor an, und der Schinder löste das Zahnrad und kurbelte die Vorrichtung zurück. Wimmernd sank Peter zurück auf die Bank.

      „Gestehst du nun, ein Hexer zu sein? Einer, der sich mit dem Teufel verbündet hat? Hast du insgesamt vierundzwanzig Menschen umgebracht, um den Teufel mit ihren Leibern zu füttern? Bist du mit dem Teufel und seinen Kebsen nachts durch die Luft geflogen und hast üblen Zauber verteilt? Hat der Teufel dir ein Werkzeug gegeben, um dich in eine wilde Bestie zu verwandeln, damit du Mensch und Vieh noch besser schädigen kannst?“

      „Vater unser der du bist im Himmel...“

      „Sprich! Lege Bekenntnis ab und reinige deine Seele!“ Der Inquisitor gab dem Schinder ein Zeichen, und der legte den Hebel um. Die Zahnräder bewegten sich. Peter wurde von der Bank gerissen. Sein Gebet ging in ein Kreischen über, als Muskeln und Sehnen in seinem Körper rissen.

      „Bringt den Hasen“, befahl der Inquisitor. Zwei Gehilfen verschwanden in einem Nebenraum und kamen gleich darauf zurück. Zwischen sich trugen sie eine eiserne, mit Dornen gespickte Walze, die offenbar so viel wog wie ein großer Mehlsack.

      „Den Tag nach Sankt Beda Venerabilis, um die Mittagsstund, Befragung des Hexers Peter Stubbe zu Bedburg“, diktierte der Inquisitor dem Schreiber. „Der Hexer ist verstockt. Der Teufel hat ihm aufgegeben, sich der Erlösung seiner christlichen Seele zu verweigern. Anwendung des Eisernen Hasen zum Zwecke der Wahrheitsfindung.“ Er musste die Stimme heben, um Peters Geschrei zu übertönen. Merkwürdig, dachte Katharina, dass Menschen sich wie Schweine anhören, wenn man sie absticht.

      Die Gehilfen wuchteten die eiserne Walze auf ein Gestell und hängten sie in eine Vorrichtung aus Seilen und Riemen, sodass sie direkt über Peters überdehntem Brustkorb schwebte.

      „Vorsichtig“, warnte der Schinder. „Die meisten gestehen nicht mehr, wenn der Brustkorb einmal zerbrochen ist.“ Die Gehilfen packten die Seile links und rechts und ließen die Walze langsam auf Peter herunter. Als die Dornen sein Fleisch aufbrachen, formten sich Worte aus seinem schrillen Gekreisch.

      „Ich gestehe! Ich gestehe alles!“ Der Inquisitor gab ein Zeichen. Die Walze wurde hochgefahren und die Zahnräder der Streckbank gelöst. Heulend, blutüberströmt und mit zerstörten Gliedmaßen sank Peter auf die

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