Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3). Katja Piel

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Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3) - Katja Piel

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du bist mit ihm durch die Luft geritten?“

      „Ja! Ja!“

      „Und er hat dir einen Gürtel gegeben, mit dem du deine Gestalt verändern kannst? Hat er dich zum Werwolf bezaubert?“ Für einen Augenblick hatte Katharina den Eindruck, dass etwas wie Klarheit in Peters Blick einkehrte.

      „Der Wolf sitzt in der Seele“, sagte er. „Und er frisst deine Seele auf. Der Teufel pflanzt ihn dir ein, und dann schaut er zu, wie du sein Werk verrichtest.“

      „Gesteht unter peinlicher Befragung den Bund mit dem Teufel“, sagte der Inquisitor in Richtung des Schreibers. „Ritt durch die Luft, Unzucht mit den Konkubinen des Teufels, und so weiter. Der Hexer gesteht darüber hinaus, ein Werwolf zu sein und nach Belieben seine Gestalt wandeln zu können. Die vierundzwanzig Morde?“ Diese Frage ging zu Peter hinunter. Der Schinder umfasste den Hebel.

      „Ja! Ja!“, schrie Peter. „Alles! Ich gestehe alles! Ich bin ein Menschenfresser, ein Monster, ich bin vom Teufel besessen!“

      „Das reicht.“ Der Inquisitor strich sich über seinen kahlen Kopf. „Zeit fürs Mittagessen. Wenn wir die Dirne heute Nachmittag noch befragen, können wir morgen schon hinrichten. Wird Zeit, dass wir wieder Platz schaffen in den Zellen.“

      „Nicht nötig“, sagte Katharina. Ihre Stimme zitterte kaum. „Ich gestehe, was Ihr wollt.“ Der Inquisitor nickte anerkennend. „Das ist gut für dein Seelenheil, Hexe. Und spart uns einen Haufen Zeit. Also, neues Protokoll. Den Tag nach Sankt Beda Venerabilis, um die Mittagsstund, Befragung der Hexerin Katharina Pfahlmann zu Bedburg...“

      Sibil wusste nicht, wie lange sie schon so an der nassen Kellerwand saß, die Finger in den Ohren. Sie war völlig ausgekühlt und rückte doch lieber, so nah es ging, an die Wand als an ihre Mitgefangenen: eine Greisin, die reglos auf dem Boden lag und vielleicht schon tot war, eine Schwachsinnige, die andauernd lallte und den Kopf gegen die Gitterstäbe schlug, und eine verwachsene junge Frau mit Klumpfuß und Buckel. Sibil kannte sie vom Sehen, sie hatte immer auf dem Markt gebettelt.

      „Du musst gestehen“, hatte die Bucklige Sibil eingeschärft. „Nur so kannst du die peinliche Befragung vermeiden. Und wenn du ein bisschen nett zu den Schergen bist, dann enthaupten sie dich vielleicht, bevor sie dich verbrennen.“ Sibil hatte entrüstet jede Schuld von sich gewiesen. Ihr Vater war ein Hexer, das mochte sein, aber sie selbst hatte nie etwas mit dem Teufel zu schaffen gehabt!

      Dann hatte man sie zur gütlichen Befragung geholt. Aus dem Raum nebenan war ein Kreischen zu hören gewesen – so bizarr, so fremd, dass sie nicht hätte sagen können, ob Mensch oder Tier dort gequält wurde. Man hatte ihr probeweise die Daumenschrauben angelegt, um zu sehen, ob ihre dünnen Finger für dieses Instrument der Wahrheitsfindung geeignet waren. Da hatte Sibil gestanden. Jetzt saß sie im Kerker und wusste nicht, ob die den Tag der Hinrichtung fürchten oder herbeisehnen sollte. Sie war ausgezehrt und völlig durchgefroren. Die Bucklige hatte ihr schmutziges Wasser aus einer Schale zu trinken gegeben – ein Teil ihrer eigenen, kümmerlichen Ration. Schnell hatte sich hier unten herumgesprochen, dass Sibil niemanden hatte, der sie mit Wasser und Nahrung versorgte.

      Das andauernde Stöhnen, Weinen und Schreien der Gefangenen drang auch durch die Finger in ihre Ohren. Die Geräusche würden sie bis an ihr Lebensende begleiten und ihr vielleicht vorher noch den Verstand rauben.

      Eine Weile wartete sie vergeblich, dass man Katharina zu ihr zurückbrachte. Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, seit die Wachen ihre Ziehmutter mitgenommen hatten. Manchmal gelang es Sibil, ein wenig zu schlafen, doch schlimme Träume jagten sie zurück in eine Wirklichkeit, die noch viel schlimmer war.

      Irgendwann kamen schwere Schritte den Gang entlang. Fackelschein geisterte über die Wände. Sibil kniff die Augen zu und presste sich gegen die Wand. Die Bucklige floh in den hintersten Winkel der Zelle. Nur die Alte blieb reglos liegen. Wächter erschienen und machten vor Sibils Zelle Halt. Die Gittertür wurde geöffnet.

      „Du da!“ Ein Wachmann zeigte auf Sibil. „Mitkommen!“ Als Sibil nicht schnell genug in die Höhe kam, halfen zwei Wachleute nach. Sie zerrten sie in die Höhe, fesselten ihr die Hände auf dem Rücken und stülpten ihr einen stinkenden Sack über den Kopf. „Wo bringt ihr mich hin? Was passiert mit mir?“, fragte Sibil, aber niemand bemühte sich um eine Antwort.

      „Was ist mit der alten Vettel?“, hörte sie den einen Wachmann, und nach einer kurzen Weile den anderen: „Tot. Schafft sie raus.“ Sibil wurde voran gestoßen. Sie stolperte über die Schwelle und hörte, wie hinter ihr das Gitter abgesperrt wurde.

      „Bringt ihr mich zum Verhör?“, fragte sie bang. „Ich wurde bereits verhört und habe gestanden! Ich bin unschuldig, aber ich habe gestanden! Bitte nicht die Folter!“

      „Halt's Maul“, knurrte einer der Wachmänner und schubste sie unsanft vorwärts. Der Sack war voller Ungeziefer, das Sibil im Gesicht kitzelte und unter ihr Hemd kroch. Sibil begann zu weinen. Sie sehnte sich nach ihrer Mutter, die seit vielen Jahren tot war. Wenn Gott Gnade und Wahrheit kannte, würde sie sie bald wiedersehen.

      Sibil wurde ins Freie gebracht. Der Wind schnitt ihr in die nackten Beine. Als man sie hochhob, schrie sie – für einen Augenblick dachte sie, man hätte sie auf den Richtblock gehoben, aber dann waren es nur grobe Holzplanken, auf die man sie warf. In der Nähe schnaubte ein Pferd. Das Holz knarrte. Weitere Menschen wurden zu ihr geworfen. Sibil kroch aus dem Weg und stieß an eine Umrandung. Schnell versuchte sie, den Sack abzustreifen, aber er reichte ihr bis auf die Hüften hinunter, und sie wurde mit einigen Schlägen ruhiggestellt. Rund um sie stöhnten und weinten Menschen oder sagten Gebete auf.

      „Katharina?“, fragte sie verzagt. Keine Antwort. Ein plötzlicher Ruck warf sie um. Hufgeklapper ertönte, und Sibil erkannte, dass sie sich auf einem Wagen befand. Wurde sie aus der Stadt gebracht?

      „Wohin fahren wir?“, schrie sie panisch. „Wohin fahren wir?“

      „Na, wohin wohl“, kam eine heisere Männerstimme von der Seite. „Zum Hexenplatz vor das Tor. Wir sind so viele, da braucht es einen großen Scheiterhaufen. Der Marktplatz fasst das nimmer.“

      Eine eisige Kälte fasste nach Sibils Herz. Sie sollte tatsächlich sterben? Verbrannt werden, während die Menge zusah? Ihr Leben sollte jetzt und hier, in dieser Stunde beendet sein? Das war unvorstellbar. Sie lebte, ihr Herz schlug, das Blut rauschte durch ihre Adern, ihre Muskeln zuckten, und bald sollte das alles einfach aufhören. Das Feuer reinigte und ließ die Seelen aufsteigen, das hatten die Frauen im Kerker gesagt. Würde ihre Seele ins Paradies eingehen? Wie viel hatte sie gesündigt? Sie hatte Schwarzbeeren im Wald gefunden und hatte niemandem etwas abgegeben. Bei der Arbeit hatte sie oft geträumt, und dem Vater auch nicht immer die Wahrheit gesagt. Reichte das für ewige Verdammnis?

      Der Wagen rüttelte durch die Straßen. Irgendwann tauschten die Wachleute einen Gruß mit anderen, und der Wagen tauchte in einen kurzen Tunnel ein. Auf der anderen Seite war es heller, und die Luft roch frischer. Sie hatten die Stadt verlassen. Die Zugpferde fielen in Trab. Sibil schob sich vorsichtig am Rand des Karrens in die Höhe. Sie wusste, wo der Hexenplatz lag. Wenn man einmal durch das Stadttor war, hatte man es nicht mehr weit. Es gab ein kleines Wäldchen in der Nähe, und sie hatte nichts zu verlieren. Sibil stemmte sich hoch und ließ sich nach hinten kippen. Sie schlug unsanft auf dem gefrorenen Boden auf. Der Zufall half ihr und beförderte den Sack halb über ihren Kopf. Während auf dem Karren Warnschreie abgegeben wurden, wand sie sich blitzschnell aus dem Sack und sah sich blinzelnd um. Sie war zu früh abgesprungen. Das Wäldchen lag noch in einiger Entfernung. Sibil sprang auf die Füße und rannte. Die auf dem Rücken gefesselten Hände behinderten sie, doch sie heftete den Blick auf den Waldrand und sah nicht

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