Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3). Katja Piel

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Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3) - Katja Piel

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wie Raffaelus und sein Rudel. Sie morden, sie folgen ihren Trieben, sie haben Spaß am Töten, und dadurch wird das Tier immer mächtiger. Manche vermischen auch ihre Gestalt und bleiben für immer ein Zwischenwesen. Die zweite Möglichkeit ist es, die menschliche Seele in dir entscheiden zu lassen. Du sorgst gut für dein inneres Tier, aber du lässt es nicht über dich bestimmen. Der Schlüssel dafür ist, dass du niemals einen Menschen angreifen darfst. Du darfst auch niemals jemanden beißen und ihn damit auf unsere Seite holen. Deine Seele muss rein bleiben. Du kannst dich dann jederzeit in einen Wolf verwandeln, aber du kannst auch die Kontrolle über ihn behalten.“

      „Einer aus Raffaelus' Rudel... Adam... er sagte mir, dass es Macht verleihen würde, Menschenfleisch zu essen. Und Macht sei... gut. Nötig.“

      „Adam?“ Imagina stellte den Krug ab. „Wie geht es ihm?“

      „Du kennst ihn?“ Imagina seufzte. „Ich wollte ihn damals Raffaelus nicht überlassen. Aber der Junge war so voller Wut. Er konnte sich nicht beherrschen und hat bei seiner ersten Wandlung einen Menschen getötet. Danach konnte er hier nicht bleiben, und Raffaelus hat sich seiner angenommen.“

      „Davon hat er mir gar nichts erzählt“, sagte Sibil erstaunt. „Allerdings hat er mich zu dir geschickt. Auf Umwegen zumindest. Und es geht ihm gut. Er scheint ganz zufrieden zu sein.“

      „Ich denke, damals war er verliebt in Raffaelus. Er wollte sich lieber von einem starken, wütenden Mann lenken lassen als von einer Frau.“

      „Das ist wahrscheinlich immer noch so“, sagte Sibil und trank durstig ihren Milchbecher leer. „Aber wie ist das nun mit der Macht? Muss man Menschen töten, um zu überleben?“

      „Nein.“ Imagina klang sehr entschieden. „Der Weg als reine Seele ist schwierig, aber man kann ihn gehen. Er erfordert mehr Mut als der andere. Aber du bist freiwillig zu uns gekommen, um alles über diesen Weg zu lernen, und ich werde dir beibringen, was ich weiß.“

      „Dann werde ich eine Weile hierbleiben?“

      Imagina lächelte. „Ja. Eine ganze Weile, mein Kind.“

      14. Kapitel

      Herbst 2012, Frankfurt am Main

       «Aber den Hals brechen soll ich mir nicht?»

      „Du schon wieder.“ Sam sah zu mir hinauf, den Arm bis zur Schulter im Getränkeautomaten.

      „Es ist nicht, wonach es aussieht! Der Automat in der Mensa ist kaputt.“

      „Du könntest dir nicht einfach ein Getränk von zu Hause mitbringen?“

      „Da denke ich nie dran.“ Er zog den Arm aus dem Automaten und richtete sich auf.

      „Wie geht’s dir, Anna?“

      „Gut, und dir?“

      „Beschissen.“

      „Hm, ja. Danke für die Info.“

      „Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Er sah mich aus großen, bittenden grünen Augen an. Sein Haar stand mal wieder in alle Richtungen ab, ich wusste mittlerweile, dass das eine Laune der Natur war, kein modischer Trick. Ich wollte meine Finger in diesem sinnlichen Durcheinander vergraben und ihn küssen, bis uns die Luft wegblieb.

      „Ich habe dir gesagt, was du machen sollst. Nämlich nichts.“

      „Aber es fühlt sich so falsch an.“

      „Deine Beziehung zu Alexa?“

      „Ja. Nein. Ich weiß nicht... Irgendwie schon, aber...“ Ich trat an ihn heran und schlang die Arme um ihn, so geschwisterlich ich konnte. Sein warmer Körper unter dem verwaschenen Sweatshirt triggerte mich. Ich konnte sein Blut riechen, seinen Schweiß, sein Begehren, vermischt mit einem schwachen Geruch nach Zigaretten und Rasierwasser. Er umklammerte meine Schultern und atmete in mein Haar.

      „Das hilft nicht, Anna. Das hilft nicht.“

      „Ich weiß.“ Ich ließ ihn los. Mein Körper kribbelte.

      „Ziehst du mir eine Cola?“

      „Mit Zucker?“

      „Genau.“ Er griff wieder tief in den Automaten und rüttelte daran herum, während ich daneben stand und seinen hübschen Po bewunderte. Da kam Alexa um die Ecke. „Hey Anna – was machst du so?“

      „Ich stehe Schmiere.“ Ich grinste und deutete auf Sam.

      Alexa lachte. „Ah, alles klar. Mir auch eine, mein Herzblatt – eine light?“

      „Bin ich euer Butler, oder was“, murrte Sam gespielt missmutig, zog aber das Gewünschte aus dem Automaten.

      „Hier.“ Er drückte mir meine rote Cola in die Hand. „Dein Anteil an der Beute.“

      Wir stießen mit den Plastikflaschen an und tranken einen Schluck, bevor wir uns in unsere verschiedenen Veranstaltungen aufteilten. Sam und Alexa gingen Arm in Arm davon, und ich zwang mich, ihnen nicht hinterherzusehen.

      Das Setting meines ersten Shootings begeisterte mich nicht sonderlich. Ich bin altmodisch; ich möchte auf Fotos hübsch aussehen. Das hier war eine Industriebrache: eingeschlagene Fensterscheiben, abblätternder Putz, Graffiti-Schmierereien. Zum Haupteingang führten drei bröckelnde Stufen. Direkt daneben krallte sich ein vertrockneter Busch in eine Betonritze. Hier würde man keine hübschen Modefotos schießen. Hier würde vielmehr ein supermoderner Fotograf sich selbst verwirklichen, während ich mich mit grellem Makeup und schrillen Klamotten vor einer Betonwand verrenkte.

      Dass es viel, viel schlimmer kommen würde, konnte ich nicht ahnen. Ich überlegte kurz, ob ich wieder nach Hause fahren sollte, aber wie gesagt, ich bin ein altmodisches Mädchen, und deshalb halte ich mich an Absprachen. Außerdem war das Ponymädchen aus der Agentur dabei, Silke, und hielt mir die quietschende Eingangstür auf. Ich wollte nicht, dass sie Ärger bekam, also ging ich mit.

      Erst, als ich auf einem rostigen Schild das Wort „Chirurgie“ entzifferte, begriff ich, dass wir uns in einem alten Krankenhaus befanden. Es musste schon seit zwanzig oder dreißig Jahren leer stehen. Der Wind pfiff durch die leeren Fensterhöhlen. Putz blätterte von der Wand und wurde von Schimmel überwuchert. Betonbrocken und Steinchen knirschten unter meinen Schuhen, als wir einen langen Gang nach hinten gingen. Links und rechts führten Türen in die ehemaligen Krankenzimmer. Silke führte mich an einem leeren Aufzugschacht vorbei in ein Treppenhaus. Dort stiegen wir nach unten. Hier brannte nur die grüne Notbeleuchtung, die so gut wie kein Licht gab.

      „Aber den Hals brechen soll ich mir nicht?“, murrte ich.

      „Wir sind gleich da“, sagte sie und lächelte unsicher.

      Am Fuß der Treppe war eine breite Tür aus Sicherheitsglas. Daneben hing eine Klingel an dünnen Strippen aus der Wand. Auf der Tür waren schwarze Buchstaben aufgeklebt, die halb abgeblättert waren.

      P A T H L O I E

      Ich atmete tief durch. Der Geruch von nassem, schimmeligem Beton stach mir in die Nase.

      Hinter der Tür waren Stimmen. Ein Stromgenerator ratterte,

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