Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3). Katja Piel

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Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3) - Katja Piel

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      „Wir müssen uns vor den Werwölfen in Acht nehmen“, sagte Imagina auf einem dieser Wege. „Sie haben keine Hemmungen, zu töten, wir aber schon. Das wissen sie. Manchmal betrachten sie uns als leichte Beute. Manchmal versuchen sie auch, uns auf ihre Seite zu zwingen, indem sie uns zum Töten verführen. Auf den ersten Blick sind sie stärker als wir. Was uns überlegen macht, ist unsere Selbstbeherrschung, unsere Einheit zwischen Tier und Mensch. Unser Durchhaltevermögen. Die Werwölfe sind ihren Trieben zu ausgeliefert. Das macht sie angreifbar.“

      „Aber töten dürfen wir sie nicht?“

      „Nein. Unter keinen Umständen. Wir müssen ihnen aus dem Weg gehen, für sie unerreichbar sein. Wie hier, innerhalb meines Zauberkreises.“

      „Dann könnte ich für immer hier bei dir bleiben?“

      Imagina lachte leise. „Nein. Irgendwann kommt der Tag, an dem du hinaus musst in die Welt. Hier ist nur Platz für wenige Wandler. Mein Zauber kann nicht beliebig viele beschützen.“

      „Aber was mache ich dann dort draußen?“

      „Alles, was dir beliebt. Du wirst sehr, sehr alt werden, kleine Sibil. Die ältesten von uns stammen direkt von Romulus und Remus ab, und damit von der römischen Wölfin. Romulus wurde ein Werwolf. Remus ein Wandler. Der Werwolf hat seinen Bruder schließlich getötet und die Sünde für immer in seinem Blut verankert – und im Blut aller, die von ihm abstammen.“

      „Wir stammen aber auch von Romulus ab?“

      „Ja, die Sünde ist auch in unserem Blut. Aber wir haben Wege entwickelt, sie zu zähmen. Es gibt Lehrmeister, die großen Alten unserer Art. Wir nennen sie Wulfen. Ich bin eine von ihnen. Wir lehren die Jungen, wie sie nicht der Sünde verfallen und zum Werwolf werden. Es gibt immer eine Wahl, kleine Sibil. Auch wenn die anderen sie nicht sehen wollen.“

      Am gleichen Abend wollte Sibil sich an ihren Lieblingsplatz zurückziehen, den sie kürzlich erst entdeckt hatte: eine niedrige, breite Astgabel im Kirschbaum, durch dichte Zweige abgeschirmt vom Rest der Lichtung und in betäubend süßen Blütenduft gehüllt. Als sie aber hinauf stieg, entdeckte sie, dass ihr Platz bereits besetzt war. Marcus saß dort, ließ die Beine baumeln und kaute auf einem Grashalm.

      „Oh“, sagte Sibil verlegen. „Ich wollte nicht stören. Ich habe dich von unten gar nicht gesehen.“ Er hielt ihr die Hand entgegen. „Du störst nicht. Im Gegenteil. Hier, komm hoch.“ Sie ließ sich von ihm auf den Ast ziehen und setzte sich, den Rücken gegen den Stamm gelehnt. Ihre Beine musste sie zwischen seinen hindurch stecken, was ihr ein angenehmes Kribbeln in der Magengrube bereitete.

      „Auf diesem Platz haben sicher schon Generationen von Lehrlingen gesessen“, sagte Marcus und sah nach oben in die Zweige. „Im Haus ist immer so viel Trubel. Hier kann man ein wenig zur Ruhe kommen.“

      „Trubel? Rosa ist doch ganz ruhig und lieb...“

      Er lächelte. „Bis vor kurzem waren wir hier noch zu fünft. Imagina, Rosa, ich und die Zwillinge Alke und Neleke. Gütiger Gott, die waren den ganzen Tag nur am Schnattern.“

      „Und du warst der einzige Mann im Haus.“

      „Du sagst es.“

      „Was ist aus den Zwillingen geworden?“

      „Sie haben ihre Lehre beendet. Sie wollten nach Köln weiterziehen, um sich dort auf der Dombaustelle zu verdingen, als Suppenköchinnen oder Wurstbräterinnen. Ob es ihnen gelungen ist, weiß ich nicht.“

      „Stimmt es, was Imagina sagt? Dass wir nicht altern?“

      „Glaubst du ihr nicht?“

      „Doch... Ich kann es mir nur so schwer vorstellen.“

      Marcus nickte. „Wir altern, aber man sieht es uns nicht an. Du könntest in hundert Jahren noch so aussehen wie heute.“ Sibil staunte immer noch bei dem Gedanken.

      „Was macht man nur mit so viel Zeit?“

      „Keine Ahnung.“ Sie lächelten sich an. Kirschblüten rieselten auf Marcus hinunter und fingen sich in seinen goldenen Locken. Zwischen seinen sinnlichen Lippen blitzten kräftige, schneeweiße Zähne. Seit sie hier war, fragte sich Sibil, wie es sich anfühlen mochte, diese Lippen zu küssen.

      "Wer hat dich gebissen?", fragte Sibil schließlich. Marcus' Miene verdüsterte sich. "Mein Lehrherr. Ein Schuhmacher in der Nähe von Köln. Er hat mich auch geschlagen." Sibil dachte an ihren Vater, nickte und schwieg.

      "Ich bin davongelaufen, völlig verängstigt. Als mein erster Vollmond kam, war ich allein im Wald. Ich wusste überhaupt nicht, was mit mir passierte. Imagina hat mich am nächsten Morgen gefunden und mitgenommen. Ich war nackt und völlig zerkratzt und konnte mich anfangs an nichts erinnern - nicht mal an meinen Namen."

      "Wie kommt es, dass sie dich gefunden hat? Sie hat auch mich gefunden. Ist das einfach Glück?"

      "Ich glaube nicht. Vielleicht ist es ein Zauber. Vielleicht sagt der Wald ihr, wenn ein neuer Wolf herumstreift. Aber komm mit. Ich zeige dir noch einen anderen meiner Lieblingsorte." Irritiert über den plötzlichen Themawechsel, rutschte Sibil hinter Marcus vom Baum. Er nahm ihre Hand und zog sie in den Wald.

      "Nicht so weit", sagte sie. "Die Sonne geht bald unter."

      Marcus lachte. "Es gibt nichts und niemanden, der uns hier gefährlich werden könnte." Marcus folgte einem schmalen, kaum sichtbaren Pfad, der sich durchs Unterholz wand und unter dichten Bäumen hindurch schlüpfte. Er führte ein wenig bergab, und bald war das Plätschern von Wasser zu hören. Ein Bächlein kam aus dem moosigen Grund und sprudelte einen kleinen Abhang hinunter. Ein grasiger Streifen ging dort in einen kleinen, klaren Teich über. Dicke grüne Seerosenblätter schwammen auf der ruhigen Oberfläche. Frösche quakten, und über dem glitzernden Wasser schwirrte eine Libelle. "Wunderschön", sagte Sibil atemlos.

      "Nicht wahr?" Marcus streckte sich im Gras aus. Etwas schüchtern setzte Sibil sich neben ihn.

      "Wir Wandler... wir bleiben unter uns, oder?", fragte Sibil. "Die anderen wissen ja nicht, dass es uns gibt. Und wir dürfen uns nicht verraten."

      "Auf jeden Fall nicht, so lange sie alle auf den Scheiterhaufen stellen, die auch nur ein wenig anders sind. Aber ja. Wir bleiben unter uns oder verheimlichen unsere Natur."

      "Das heißt, Wandler heiraten nur andere Wandler und bekommen mit ihnen Kinder?"

      "Sie heiraten untereinander, wenn sie das möchten. Aber Kinder können wir keine bekommen. Die einzige Art der Fortpflanzung, die uns bleibt, ist der Biss - und den dürfen wir Wandler nicht anwenden, wenn wir nicht zu Werwölfen werden wollen." Sie konnte also keine Kinder bekommen. Sibil versuchte noch, herauszufinden, ob diese Neuigkeit schlimm für sie war, doch sie musste die ganze Zeit an Marcus' Körper denken. An seine Brust, auf die sie manchmal einen Blick erhaschen konnte, wenn er sein Hemd offenstehen ließ. Er hatte zarte blonde Haare auf der Brust, die in der Sonne schimmerten. An seine langen, kräftigen Beine. An seinen schmalen Hintern, den sie manchmal in den engen Hosen bewundern konnte. Sie begehrte ihn, und das war ganz neu. Sie hatte zuvor nur Raffaelus begehrt, als er schon über ihr gewesen war, ein großer, schwerer Mann mit einer wilden, lebendigen Aura. Bei Marcus zu liegen musste ganz anders sein. Er wäre leichter, würde anders riechen, und er würde sie nicht in Besitz nehmen wie sein Eigentum. Ob er schon jemals bei einer Frau gelegen hatte? Sie war erstaunt, wie schnell

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