Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3). Katja Piel

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Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3) - Katja Piel

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noch etwas anderem", sagte Imagina. "Ich sehe dich nach dem Essen im Gemüsegarten."

      Sie beendeten die Mahlzeit und räumten den Tisch ab. Während Rosa und Marcus das Geschirr zum Bach trugen, um es zu spülen, ging Sibil um das Haus herum in den Gemüsegarten. Sie hatte so viel gegessen wie die anderen zusammen und fühlte sich gerade eben so gesättigt.

      Imagina wartete schon. "Setz dich", sagte sie und wies auf die Bank. Sibil tat wie ihr geheißen und blickte ihre Lehrmeisterin erwartungsvoll an. Zu ihrer Überraschung ging Imagine vor ihr in die Knie und legte die Hände auf Sibils Bauch. "Locker lassen", befahl sie. "Ruhig atmen." Mit ruhigen, sicheren Bewegungen begann Imagina, Sibils Bauch abzutasten. Sie drückte und schob. Sibil war die Behandlung unangenehm, aber sie hielt still.

      "Ich hatte so eine Vermutung", sagte Imagina schließlich und setzte sich neben Sibil auf die Bank. "Du bist schwanger, Mädchen."

      "Schwanger? Aber... ich dachte, wir können keine Kinder bekommen?"

      "Du warst es schon, als du den Kuss empfingst. Ich schätze, du bist im vierten Monat." Sibil ließ Luft durch den offenen Mund ausströmen und starrte Imagina an.

      "Hast du nicht bemerkt, dass deine Blutung ausgeblieben ist?", fragte Imagina sanft.

      "Nein", flüsterte Sibil. "Sie war nie regelmäßig."

      "Wer kommt als Vater in Frage? Außer... Peter?"

      „Ich weiß es nicht. Niemand. Raffaelus...“

      „Das ist erst einige Wochen her. Es muss im Sommer gewesen sein.“

      „Aber Peter war mein Vater!“

      Imagina seufzte. "Auch ein Vater kann eine Frucht in den Schoß der Tochter pflanzen. Es ist wider die Natur, aber es passiert. Nun hoffen wir, dass das Kind gesund ist und sich gut entwickelt. Es ist etwas ganz Besonderes. Ein geborener Wandler."

      "Ich werde Mutter", sagte Sibil staunend. "Aber was, wenn ich es nicht will?"

      "Du hast keine Wahl. Es ist da, und du musst gut für es sorgen. Hab keine Angst. Wir alle helfen dir."

      Sibil nickte automatisch. In ihrem Inneren sammelte sich eine Mischung aus Erstaunen und Ratlosigkeit. Ihre eigene Kindheit war gerade erst vorüber. Sie hatte Fabelwesen gesehen, eine Zauberwelt betreten und sich in einen Mann verliebt. Nun erwartete sie ein Kind. Würde sie es lieben oder hassen?

      Sie wusste es nicht.

      16. Kapitel

      Herbst 2012, Frankfurt am Main

       «Ja, aber du bist nun mal kein normaler Mensch.»

      Ich wurde wach, weil meine Beine heftig kribbelten. Der Heilungsprozess hatte wohl schon eingesetzt. Ich hatte fürchterliche Kopfschmerzen und einen ganz ausgetrockneten Mund. Blinzelnd öffnete ich die Augen.

      „Na, Schöne?“, sagte Sam. „Wie geht’s dir?“

      „Scheiße“, murmelte ich. „Muss was trinken.“ Er verschwand aus meinem Blickfeld und kam gleich darauf mit einem Glas Wasser wieder. Er hielt es mir an die Lippen, und ich trank gierig.

      „Wie spät ist es?“, fragte ich, als das Glas leer war. Langsam begann mein Gehirn, wieder zu arbeiten. Sam sah auf die Uhr. „Halb drei. Morgens. Du bist gestern Nachmittag hier aufgeschlagen und warst seither kaum ansprechbar.“

      „Das tut mir leid. Oh mein Gott, Sam. Ich... ich kann dir das alles gar nicht erklären...“

      „Du meinst, ich werde nie erfahren, warum du eines Tages blutüberströmt und splitternackt vor meiner Tür liegst?“

      Ich fasste nach seiner Hand. „Wenn ich es dir erzähle, wirst du es mir nicht glauben.“ Er grinste, aber seine Augen waren besorgt.

      „Soll ich uns einen Kaffee kochen, und dann erzählst du mir die ganze Geschichte?“ Ich nickte. Er stand auf und ging hinüber in die kleine Kochecke seines Appartements. Während er an der Kaffeemaschine werkelte, sah ich mich um. Es war eine typische Studentenbude: klein und unaufgeräumt. Neben der Kochecke gab es ein Sofa, einen Fernseher, einen überladenen Schreibtisch, auf dem ein Laptop flimmerte, und das ungemachte, blutverschmierte Bett, in dem ich lag. Ich schaute unter die Decke. Sam hatte mir eines seiner T-Shirts übergestreift, mehr trug ich nicht am Leib. Meine Beine waren von den Hüften bis zu den Knöcheln dick verschorft und mit getrocknetem Blut überzogen. Dicker, klumpiger Schorf saß auch auf meinen Handflächen.

      „Ein Glück, dass du mich nicht ins Krankenhaus gefahren hast“, sagte ich.

      „Ich wusste, das war nicht nötig“, erwiderte er über die Schulter. „Es heilt ja schon.“

      „Wunderst du dich nicht darüber? Bei... normalen Menschen... dauert es mindestens eine Woche, bis eine Wunde so aussieht.“

      Er klapperte mit den Tassen. „Ja, aber du bist nun mal kein normaler Mensch.“ Mir lief es heiß und kalt den Rücken hinunter. Was wusste Sam? Ich schob mich vorsichtig aus dem Bett. Meine Fußsohlen schmerzten, als ich mein Gewicht darauf verlagerte. „Wo ist dein Bad?“

      „Hier, gleich links die Tür.“ Vorsichtig ging ich hinüber in das kleine Räumchen und schloss die Tür. Ich benutzte die Toilette und wusch mir dann das getrocknete Blut von den Händen. Ein Blick in den Spiegel zeigte mir, dass Annettes Schminke den Vorfall nicht unbeschadet überstanden hatte. Ich sah aus wie ein trauriger Clown. Ich drehte das Wasser heiß auf, nahm mir ein Handtuch und wusch mein Gesicht. Am liebsten hätte ich geduscht, um auch den verschmorten Gestank in meinen Haaren loszuwerden, aber dringender musste ich Sam befragen. Ich fand einen Bademantel und zog ihn mir über. Dann ging ich wieder zu Sam, der an der brodelnden Kaffeemaschine stand und eine Packung Milch öffnete.

      „Zucker?“, fragte er mich.

      „Lieber ein paar Informationen. Was weißt du?“

      Er grinste mich unschuldig an. „Moment – habe ich nackt vor deiner Tür gelegen oder du vor meiner?“

      „Jetzt sag schon!“ Er seufzte und fummelte weiter am Verschluss der Milchpackung. „Mein Vater ist einer der Venatio“, sagte er.

      Es musste hundert Jahre her sein, dass ich das Wort zuletzt gehört hatte.

      „Ein Venatio-Druide? Ein Werwolf-Jäger?“

      „Genau. Er ist aber im Ruhestand. Hat sich mit dem Orden überworfen, und er wollte auch nicht, dass seine Verpflichtung auf mich übergeht. Wenn es nach ihm geht, soll ich ein völlig normales Leben führen können.“

      „Dann weißt du...“

      „... über Werwölfe Bescheid. Ja. Und ich weiß auch, dass du eine Wandlerin bist.“

      „Woher?“ Er goss Kaffee in zwei Tassen. „Ich weiß nicht. Ich hatte so ein Gefühl. Eine Frau wie du ist mir noch nie begegnet. Dann die dünne Geschichte mit deiner Tante, die als Model arbeitet... und du bist stark. Stärker als andere Frauen. Obwohl du dich sehr bemüht hast, das zu verstecken. Und denk an den Tag, als du frühmorgens aus dem Wald kamst...“ Plötzlich fühlte ich mich, als hätte ich ein Schild mit der Aufschrift „Gestaltwandlerin“ um den Hals getragen.

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