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Sie werden sich hier wohlfühlen“, sagte sie. „Im Rahmen Ihrer Möglichkeiten.“ Ich sah mich um. Ich befand mich in einer Art kleinem Pavillon. Ein paar Stufen führten von der Haustür hinunter in einen fünfeckigen Raum, der überraschend viele Fenster hatte. Es gab eine Küchenzeile, ein breites Bett, ein Sofa mit Fernseher, Schränke und Teppiche. Vor den Fenstern sah ich Bäume und Hecken. „Sie befinden sich in einem Anbau hinter unserem Haus“, erklärte Katja. „Das Grundstück ist komplett zugewachsen; niemand kann Sie sehen. Sie können also durchaus in den Garten gehen, wenn Ihnen danach ist. Nur auf keinen Fall nach vorne zur Straße, wegen der Nachbarn. Und auch nicht nach vorne ins Haupthaus, dort ist es nicht sicher.“ Sie gab mir ein älteres Klapphandy. „Es sind einige Nummern eingespeichert. Sie können es benutzen, aber seien Sie vorsichtig, wen Sie anrufen. Sie müssen so wenig Spuren wie möglich hinterlassen.“ Ich bedankte mich, und sie lächelte. „Ich bringe Ihnen etwas zum Anziehen, und wenn Sie mir einen Einkaufszettel schreiben, besorge ich Ihnen etwas zu essen. Wir waren hier leider nicht auf einen Gast eingerichtet...“ Mir wurde unangenehm bewusst, wie abhängig ich plötzlich von dieser Frau war, die ich gar nicht kannte.

      „Sie sind aber keine Wandlerin?“, fragte ich. „Nein, nur eine Eingeweihte. Eine alte Bekannte von Andreas – von seiner verstorbenen Frau genau genommen.“ Die Bestatter verabschiedeten sich. Sie legten den Deckel wieder auf den Blechsarg und taten so, als sei er schwer, als sie ihn wieder in den Wagen luden. Ich sah von der Tür aus zu. Den Kiesweg, der hinauf zur Straße führte, durfte ich nicht mehr betreten. „Wie soll ich hier jemals wieder wegkommen?“, fragte ich. „Es wäre doch viel zu auffällig, den Bestatter zweimal zu nutzen.“

      „Das sehen wir, wenn es soweit ist.“ Katja tätschelte mir beruhigend die Schulter. „Andreas hat eine Krisensitzung einberufen. Wenn ein Rudel Werwölfe in der Gegend randaliert, betrifft das mehr als nur Ihre Sicherheit.“

      „Ich möchte dabei sein.“

      „Das geht nicht. Wir können nicht zehn Mann hier einschleusen, ohne dass es auffällig ist, und Sie werden dieses Haus zunächst nicht verlassen. Außerdem ist es sicherer, wenn die anderen Wächter gar nicht wissen, wo Sie sich aufhalten.“ Ich seufzte tief. „Richten Sie sich ein“, schlug Katja vor. „Machen Sie es sich bequem. Ein paar Tage werden Sie jedenfalls hierbleiben.“

      Es wurden die längsten „paar Tage“ meines Lebens. Die kleine Wohnung hatte alles, was man brauchte: Internetanschluss, eine DVD-Sammlung, Badewanne, ein Regal voller Bücher, sogar einen kleinen Heimtrainer, nur eines nicht: Freiheit. Einmal am Tag kam Katja, um nach dem Rechten zu sehen und mich mit Informationen zu versorgen. Außerdem brachte sie mir Lebensmittel und zwei Tüten voller Klamotten, eine Komplettausstattung vom Sweatshirt bis zu den Socken. Natürlich war ich ihr dankbar, aber gleichzeitig unglücklich. Ich vermisste meine eigenen Klamotten, meine hübsche Studentenwohnung, die Uni.

      Ich vermisste Sam. Zwei Tage lang ging er nicht ans Telefon. Endlich, am dritten, hob er ab.

      „Sam! Wo warst du! Warum bist du nicht rangegangen!“

      „Mein Vater hat mein Handy einbehalten. Er hatte Angst, dass etwas nachverfolgt wird, wenn wir telefonieren. Wie geht’s dir?“

      „Ich drehe durch. Katja erzählt mir dies und das, aber sie weiß auch nicht viel...“

      „Ja. Die Besprechung war auch nur für Wächter.“

      „Was ist los? Was passiert gerade?“ Ich hörte ihn seufzen. „Nicht viel. Seit dem Überfall auf dich haben wir keine Spur mehr von dem fremden Rudel. Wir wissen nicht, wie viele es sind, oder was sie planen. Wir beschatten deinen Unterschlupf, aber noch hat sich niemand dort blicken lassen. Die Idee war, dich außer Landes zu bringen, aber wir wissen nicht, wie hoch das Risiko dabei ist...“

      „Ich will nicht außer Landes!“

      „Ich weiß, Anna. Das wird auch vorerst nicht passieren.“

      „Was ist denn der Plan?“

      „Abwarten.“

      Ich stöhnte. „Und wie lange?“

      „Weiß ich nicht, Anna. Der Orden arbeitet an dem Problem und holt sich Verstärkung. Es ist nur... niemand war wirklich auf diese Ereignisse vorbereitet. In Deutschland hat es seit dreißig Jahren keinen Vorfall mehr gegeben. Viele Wächter sind alt, und sie haben es versäumt, sich um die Nachfolge zu kümmern.“

      „Oder sie sind ausgestiegen, wie dein Vater.“

      „Genau. Jedenfalls haben wir Kontakt mit den Venatio in England aufgenommen, und es gibt auch eine kleine Gruppe irgendwo hinter der deutsch-französischen Grenze. Wir stehen nicht alleine da, aber sonderlich gut aufgestellt sind wir leider trotzdem nicht.“

      „Wann sehe ich dich?“

      „Sobald ich herausgefunden habe, wohin sie dich gebracht haben.“

      „Sachsenhausen. Ein Haus mit ziemlich zugewuchertem Garten und hohen Hecken. Nach hinten raus hat es einen Anbau.“

      „Das könnte dort überall sein.“

      „Sag deinem Vater, ich laufe Amok, wenn ich nicht ein bisschen Gesellschaft bekomme!“

      „Ich tue, was ich kann. Ich muss Schluss machen. Bis bald, Anna.“

      „Bis bald.“ Ich drückte auf den kleinen roten Knopf und nahm das Handy mit vor den Computer. Im Internet rief ich nach dem Zufallsprinzip Landkarten auf und zoomte mich ran, bis einzelne Orte erkennbar wurden.

      Asien, Thailand, Lat Yao. Dort war es jetzt bereits Abend. Die Bilder zeigten eine typische thailändische Bezirkshauptstadt: staubige Straßen, klapprige Kleinlaster, Palmen und das irritierende Nebeneinander von hohen Glaspalästen und einfachen Hütten.

      Doch lieber irgendwo am Meer. Ich suchte auf der Karte die kleine Inselkette entlang der thailändischen Küste ab, bis ich nach Vietnam kam, dann wieder zurück. Ko Chang im Golf von Thailand, die drittgrößte Insel, schneeweiße Strände, glasklares Wasser, Palmen, Wasserfälle und Korallenriffe im Meer vor der Küste. Ob die Wölfin sich dort wohlfühlen würde? Wenn ich schon das Land verlassen musste, so beschloss ich, dann richtig. Ich würde mich nicht in einem Ferienhäuschen in Dänemark verstecken und von September bis Mai vor mich hin frieren. Ich würde die schönsten Winkel der Welt besuchen. Ich googelte Amazonas. Im Laufe der vielen Jahre hatte ich mir sieben Sprachen angeeignet, Spanisch gehörte dazu. Thailändisch sprach ich noch nicht, aber dort würde ich mit Englisch ganz gut durchkommen. Ich hatte die Wahl. Die ganze Welt legte sich mir zu Füßen. Ich musste nur Sam aus meinem Kopf bekommen. Mein Leben war viel zu lang, um es nur im guten alten Europa zu verbringen. Ich legte mich aufs Sofa und umarmte Sams T-Shirt, das er mir für die Flucht geliehen hatte. Meine feine Wolfsnase spürte noch Reste seines Geruches darin. Obwohl ich wusste, dass es besser für alle war, wenn wir uns nicht sahen, liefen mir die Tränen über die Wangen. Ich legte mir eine DVD mit einem kitschigen Liebesfilm ein und weinte mich in den Schlaf.

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