Mord bei Vollmond. Silke May
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»Gleich haben wir es geschafft, Sie müssen nur noch wenige Minuten aushalten«, versuchte Popeye beruhigend auf die schwangere Frau einzuwirken.
»Anhalten, ich glaub jetzt kommt‘s!«, rief Ludwig. »Was? Das Kind?«, fragte Popeye geschockt.
»Nein ich …«, weiter kam Ludwig nicht, denn Popeye legte eine Vollbremsung hin und Ludwig riss eilends die Tür auf.
»Wenn das so weiter geht, dann krieg ich mein Kind noch im Streifenwagen!« Rief Claudia bereits genervt aus.
»Ludwig, wenn‘s dich so mitnimmt, dann musst du ned bei der Geburt dabei sein. Das kann ich ned brauchen, dass sich die Schwestern und die Hebamme hernach, um dich kümmern müssen.«
»Meinst du das ernst?«, fragte Ludwig skeptisch. Seine Frau nickte und gab ihn einen andeutenden Boxer ans Kinn. Sie versuchte ihn anzulächeln, was ihr anhand der Schmerzen nicht besonders gut gelang.
»Natürlich und jetzt mach schon, damit wir weiter können. Meine Wehen haben an Heftigkeit bereits zugenommen.« Ludwig schloss die Autotür. »Fahr los!«
»Was ist jetzt … musst du nicht mehr?«
»Nein!« Popeye murmelte etwas vor sich hin und fuhr los. Endlich kamen sie beim Krankenhaus an. Popeye lenkte den Streifenwagen direkt vor den Eingang und Ludwig stieg eilig aus.
»Bleib sitzen, ich bin gleich wieder da.« Bereits nach kurzer Zeit kamen zwei Krankenpfleger mit einem Rollstuhl an den Wagen gefahren. Sie halfen Claudia beim Aussteigen und setzten sie in den Rollstuhl und schoben sie in die Klinik.
»Du bleibst ja trotzdem hier … oder?«, fragte Popeye.
»Klar, ich bleib bei ihr, bis es los geht, damit sie nicht allein ist. Ich weiß ned wie lang es dauert.«
»Das ist mir schon klar, ich fahr dann mal los. Wir sehen uns dann spätestens Morgen Abend in der Spätschicht wieder. Alles Gute, Tschüss.« »Danke fürs herfahren. Du sagst dem Chef Bescheid … gell?«
»Logisch … halt die Ohren steif Kumpel, deine Frau braucht dich jetzt dringend!«
Ludwig nickte und lief ins Gebäude, während Popeye zurück zum Revier fuhr.
Zwischenzeitlich: Die schmale Olympiastraße neben der Autobahn Garmisch, wurde schemenhaft vom Vollmond erhellt. Alles war ruhig, es fuhren weder ein Auto auf dieser Straße, noch auf der Autobahn. Hin und wieder hörte man ein Rascheln im Gehölz, von umherstreifendem Wild.
Es war eine schöne Vollmondnacht, als Klaus mit seinem Mountainbike nach Mitternacht, diese alte Bundesstraße entlang fuhr. Klaus war nach einem Besuch bei seinem Freund in Forstenried, auf dem Heimweg nach Percha unterwegs.
Es war für ihn ein gelungener Abend, mit den letzten Schachzügen hatte er seinen Freund Schachmatt gesetzt. Ein Blick auf die Leuchtzeiger seiner Armbanduhr verriet ihm, dass es schon weit nach Mitternacht war. Fröhlich vor sich hinsummend radelte er zügig die Straße entlang.
Ein schnell näherkommendes Motorengeräusch unterbrach die Stille. Der Lichtkegel des herannahenden Fahrzeugs das hinter Klaus fuhr, erhellte bereits dessen Fahrbahn.
Klaus hielt sich jetzt aus Sicherheitsgründen ziemlich weit rechts am Fahrbahnrand. Als der dunkle PKW sich ihm näherte, drosselte dieser plötzlich seine Geschwindigkeit.
Auf gleicher Höhe fahrend, fuhr er kurze Zeit neben ihm und Klaus erkannte an der Kopfstellung des Fahrers, dass er ihn ansah. Plötzlich heulte der Motor des Wagens auf und seine Reifen quietschten. Der PKW raste über die Bundesstraße voraus.
»Du bist wohl besoffen? Vollidiot!«, schrie Klaus ihm nach.
»Dieser Blödmann, der hat sie doch nicht mehr alle beisammen – und so einer hat den Führerschein«, schimpfte er laut vor sich hin. Das Auto war bereits weit von ihm entfernt, soweit, dass Klaus nur noch die Schlusslichter sehen konnte. Am Aufleuchten der Bremslichter erkannte Klaus, dass der Fahrer sein Fahrzeug stoppte. Die hellen Rücklichter des Wagens leuchteten auf und der Wagen kam in schneller Geschwindigkeit rückwärtsfahrend zurück. Mehrere Meter vor Klaus stoppte der Wagen. Klaus war eigentlich kein ängstlicher Typ, aber diese Reaktion ließ ihn besonders aufmerksam werden. Mit den Augen tastete er schnell den Waldrand ab, ob er mit dem Rad in einen schmalen Waldweg flüchten könnte. In Sekunden kam die Ernüchterung, dass eine Flucht mit dem Rad unmöglich war. Nichts als hohes Gras und dichtes Gestrüpp, es bliebe ihm also nur zu Fuß die Möglichkeit einer Flucht. Klaus hielt an und beobachtete gespannt die Autotür des Autos.
Mit einem Fuß bereits am Boden stehend und gedanklich bereits auf dem Sprung, stand er da. Sein Herz klopfte schneller und seine Atmung hatte sich erhöht. Was wollte der oder die Fremde im Wagen von ihm? Ihn Ausrauben? Ihn kennenlernen oder Sex?
Weiter kam Klaus nicht zum überlegen, denn plötzlich fuhr der Wagen schnell rückwärts und steuerte direkt auf ihn zu. Klaus sprang vom Rad und wollte in den Wald fliehen, doch es war zu spät.
Ein schmerzhafter Schlag streckte ihn zu Boden. Der am Boden liegende verspürte weiterhin unsagbare Schmerzen, welche ihm die Räder verursachten, als sie über ihn hinweg rollten und ihn dann in Dunkelheit versinken ließen.
Die Fahrertür öffnete sich und eine dunkel gekleidete Person ging auf den am Boden liegenden Radfahrer zu. Sie prüfte mit den Fingern, ob noch Leben in ihm sei. Schnell stellte die dunkle Gestallt fest, dass der Radfahrer tot war.
»Jetzt bist du da, wo du hingehörst«, murmelte eine kehlige Männerstimme, packte den Toten an den Armen und schleifte ihn ins Gestrüpp, um ihn hinter einem Holzstoß abzulegen.
Während der Täter das Rad verschwinden lassen wollte, näherte sich auf der Autobahn, mit nicht sehr hoher Geschwindigkeit, ein in Richtung Garmisch fahrendes Auto.
Der Verbrecher begriff sehr schnell, dass die Stelle wo er sich befand von der Autobahn sehr gut einzusehen war und reagierte unwillkürlich. Das Rad liegen lassend, rannte er zu seinem Wagen und brauste damit auf der Bundesstraße weiter.
Die Beifahrerin des PKW‘s auf der rechten Fahrspur der Autobahn, sah hinüber zur Bundesstraße und sah dort das Fahrrad auf der Straße liegen. »Heinz, da liegt ein Fahrrad auf der Straße, ob da was passiert ist?« Heinz drosselte sofort seine Geschwindigkeit und versuchte einen Blick zur Straße hinüber zu riskieren.
»Ich kann nichts sehen, wir sind noch zu schnell unterwegs. Wir fahren kurz vor Wangen auf den Parkplatz, von dort führt eine Zufahrt auf diese Straße.«
»Was ist, wenn da was passiert ist, soll ich nicht schon einmal vorab die Polizei anrufen?« Heinz schüttelte den Kopf.
»Nein, hernach hat da irgendeiner nur sein Fahrrad von der Halterung seines Autos verloren.«
Sie verließen die Autobahn und fuhren auf den Parkplatz und von dort auf dieser Straße neben der Autobahn zurück, wieder in Richtung München. Im weiten Lichtkegel ihrer Scheinwerfer erkannten sie das Fahrrad auf der Straße liegend. Sie näherten sich und sahen, dass dieses Mountainbike beschädigt war.
»Hier hat es einen Unfall gegeben«, stellte Heinz entsetzt fest und stoppte seinen Wagen so, dass der Lichtkegel seiner Scheinwerfer die Unfallstelle erhellte. Er schaltete die Warnblinkanlage ein und schaltete den Motor ab. »Komm!«, sagte er und warf seiner Frau einen