Das Alter Ego der Protagonisten. Hans Müller-Jüngst

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Das Alter Ego der Protagonisten - Hans Müller-Jüngst

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fasst mit seinem laienhaften Verstand in die Frau und zieht das tote Kind, samt Nabelschnur aus ihrem Leib. Lydia, die Tochter, schaut teilnahmslos zu. Sie fasst einfach Vertrauen zu Paulo, was soll sie auch tun?

      „Woher hast Du den Mut geschöpft, so einen gynäkologischen Eingriff vorzunehmen?“

      „In dem Augenblick hatte ich gar keine Zeit, zu überlegen, ich habe mir einfach einen Ruck gegeben.“ Paulo setzt einen großen Kessel Wasser auf und lässt Lydia die Zinkbadewanne holen, anschließend lassen sie Mara, so der Name der Frau, baden. Paulo entdeckt viele blutunterlaufene Streifen an Maras Körper und ihm kommt ein leiser Verdacht. Er stellt einen Sud aus heißem Wasser und Kamille her und lässt Lydia Maras Wunden damit behandeln. Inzwischen sieht er nach dem Vieh und entdeckt die Leiche von Lydias Vater und Maras Mann, daneben die Axt, mit der er umgebracht worden ist. Lydia ist die Täterin gewesen, sie hat das Martyrium, unter dem ihre Mutter und sie leben mussten, nicht mehr ausgehalten, wird aber, weil sie noch ein Kind ist, nicht belangt. Paulo sorgt dafür, dass Mara und Lydia in die Stadt ziehen und Lara in ihrem neuen Haus eine Schneiderei für Jeans eröffnet. Sie ist sehr erfolgreich und entwickelt sich zu einer Frauenrechtlerin, die sich gegen Unterdrückung und Misshandlung der Frauen einsetzt. Das AE lässt Paulo weiterreisen und verhindert so, dass sich einen Beziehung zwischen Mara und ihm entwickelt. Paulo stellt sich nach Wochen wieder an die Seidenstraße und fährt nach Usbekistan in ein Land, von dem er vorher kaum etwa gehört hat. Er kommt zuerst nach Buchara und lernt zwei amerikanische Studentinnen kennen, es gibt eine kleine Episode zwischen Jenny und ihm. Er schaut sich mit den beiden die Sehenswürdigkeiten der Stadt an und trennt sich wieder von ihnen, um seinen Weg nach Samarkand fortzusetzen. Schließlich fährt er mit einem Arzt in die sagenumwobene Stadt und lernt dort dessen Familie kennen. Seine Kinder gehen noch zur Schule und seine Frau ist gerade dabei, sich eine gynäkologische Praxis einzurichten. Paulo wohnt bei der Arztfamilie und hilft den Kindern bei der Bewältigung ihrer Schulaufgaben und Katja bei den Plänen für ihre Praxis. Die Kinder, Kolja und Aljoscha, sind 14 und 15 Jahre alt und besuchen beide das Gymnasium. Noch leben Boris und Katja mit ihnen in der Plattenbausiedlung am Stadtrand und haben dort eine ausreichend große Wohnung. Da Katja aber eine Praxis in der Altstadt eröffnen will, sehen sie sich nach etwas Schönerem um und kaufen am Ende ein Haus in Samarkands Altstadt. Von da ab ist Paulo eingespannt zwischen der Besichtigung Samarkands, der Nachhilfe für Kolja und Aljoscha und der Renovierung des alten Hauses. Katja hat ihre Verwandtschaft für die Renovierung des Hauses beauftragt, Boris und Paulo haben Farbe, Spachtel und Pinsel gekauft und es geht los. Die Jugendzimmer sind als erste fertig, die Verwandten schaffen das untere Badezimmer, und Paulo geht daran, das alte Parkett im Wohnzimmer zu schleifen. Als alles fertig ist, wirkt das Wohnzimmer zwar wie neu, es fehlt ihm aber noch die Gemütlichkeit. Aber die lässt sich schon noch mit dem Kauf verschiedener Möbel herstellen. Manchmal fehlt nur eine Kleinigkeit wie eine Kommode oder ein kleiner Tisch. Als Paulo ankündigt, bald weiterreisen zu wollen, erntet er vehementen Protest, erst einmal kommen Katjas Eltern aus Buchara zu Besuch, und die muss Paulo unbedingt kennenlernen. Irina und Igor sind wirklich nette Großeltern, und ihnen gefällt das Haus in der Altstadt auf Anhieb. Igor sieht durch Zufall Paulos Messer und hält es voller Bewunderung in seinen Händen. Paulo soll nur immer auf sein Messer achten, es gebe genügend Diebe, die auf so ein Messer aus sind. Am nächsten Tag steht eine Stadtbesichtigung an, die in dem uralten Samarkand von wirklichem Interesse ist. Am Abend kocht Paulo für alle, er kauft mit Katja Gulasch ein und als später das Gulasch auf dem Tisch steht, hauen die Jungen mächtig rein. Auf einem Ausflug nach Urgut konkretisiert Katja ihre Pläne für ihren Praxis, und Paulo sagt Boris, dass er Katja in ihrem Vorhaben unterstützen soll.

      „Du bist ja richtig in die Familie integriert, alle nehmen Dich als Menschen ernst.“

      „Ja, ich habe mich auch richtig angestrengt, bis es so weit gekommen ist.“ Kaja gibt eine Stellenannonce für eine Arzthelferin auf, und es meldet sich unter vielen anderen Elvina, die gerade mit ihrer Ausbildung zur Arzthelferin fertig ist. Paulo findet Elvina sehr sympathisch und trifft sich mit ihr, um ihr seine Gefühle für sie zu zeigen. Katja stellt Elvina als Arzthelferin ein und bespricht mit ihr die ersten Schritte, die es zu unternehmen gilt. Elvina will von zu Hause weg und in eine eigene Wohnung ziehen. Paulo hilft ihr beim Einzug und sorgt dafür, dass sie von den Möbeln, die Katja und Boris in ihrem Keller stehen haben, reichlich abbekommt. Aber für Paulo kommt die Zeit des Abschieds,nachdem Elvina Katja, Boris, Aljoscha, Kolja und ihn zu sich zum Essen eingeladen hat. Inzwischen ist die Praxis von Katja eingeweiht und sind die ersten Patientinnen behandelt. Die Praxis erweist sich als voller Erfolg in Samarkand und Katja entwickelt sich zu einer hochangesehenen Gynäkologin. Paulo verabschiedet sich mit einem Brief von Elvina, den er ihr nachts auf den Tisch legt und schleicht sich aus ihrer Wohnung. Er nimmt ein letztes Frühstück bei Katja und Boris ein und sagt, dass er ins Ferganatal will Boris rät ihm, unbedingt den Weg über Taschkent zu nehmen, weil er nicht weiß, ob man überhaupt durch Tadjikistan reisen darf. Der Abschied von Katjas und Boris Familie fällt allen schwer, und Boris fährt Paulo an die Stadtgrenze. Das AE sorgt dafür, dass Paulo seine Reise fortsetzt.

      „Drei Wochen bist Du in Samarkand gewesen und hast Deinen inneren Schweinehund erfolgreich bekämpft, der Dich dazu bringen gewollt hat, Deine Reise abzubrechen und nach Hause zu fliegen, gut hast Du das gemacht!“

      „Ja, es hat mich schon Überwindung gekostet, weiterzureisen, aber dann habe ich mit Frau Aldenhoven gesprochen und den Entschluss gefasst, weiterzureisen.“ Obwohl Paulo auf seinem Weg nach Taschkent die Seidenstraße verlässt, macht er sich in die usbekische Hauptstadt auf, weil er anders nicht ins Ferganatal kommt, wo er wieder auf die Seidenstraße trifft. Das Aussehen der Hauptstadt enttäuscht Paulo auf der ganzen Linie, sie ist 1966 bei einem Erdbeben komplett zerstört und anschließend nach sowjetischem Vorbild wieder aufgebaut worden mit breiten Straßen und Plattenbauten. Paulo setzt sich an einem Park auf eine Mauer und trinkt mit Jugendlichen, die sich zu ihm gesellen, Bier. Als die Jugendlichen zudringlich werden und an seinem Rucksack herumnesteln, steht er auf und macht sich davon, um sich im Park ein Schlafplätzchen zu suchen. Er schläft wunderbar ein und wird erst von merkwürdig scharrenden Geräuschen wach. Jemand stiehlt gerade seinen Rucksack und als er ihn festhalten will, bekommt er einen schmerzenden Schlag ins Gesicht. Zu seinem Glück kommt gerade die Parkwache und die Diebe rennen davon. Die Nacht verbringt Paulo auf der Polizeiwache, und am nächsten Morgen fordert man ihn unmissverständlich auf, Taschkent schleunigst zu verlassen und den Zug ins Ferganatal zu nehmen. Der Zug verlässt die Stadt, in der der Diktator Karimow seinen Regierungssitz hat und fährt in einem weiten S-Bogen nach Kokand.

      Das AE von Paulo im Ferganatal

      Paulo erreicht in Kokand den Westrand des Ferganatals, von dem er schon viel gehört hat, und das auch als das Herz Zentralasiens gilt. Es liegt in einer Senke zwischen dem Tienshan und dem Alai-Gebirge, es ist 300 Kilometer lang und 100 Kilometer breit, in ihm leben 10 Millionen Menschen und es gilt als überaus fruchtbar. Die wichtigsten Teile des Ferganatals werden durch eine Raute abgedeckt, deren Endpunkte im Norden Namangan, im Osten Andizhan, im Süden Fergana und im Osten Kokand sind. Ursprünglich ist die Seidenherstellung der Hauptzweig der Wirtschaft im Ferganatal gewesen, später, zu Sowjetzeiten, wurde der Baumwollanbau gefördert und immer weiter ausgebaut. Der Syrdarja bewässert die riesigen Baumwollfelder und das so stark, dass er an seinem Unterlauf kaum noch Wasser führt, und der Aral-See immer mehr an Volumen verliert. Paulo findet in Kokand nur im Park des „Xudaja Khan Palastes“ eine Schlafmöglichkeit und bleibt in der Nacht unbehelligt.

      „Hast Du keine Angst gehabt, wieder draußen zu schlafen nach dem Erlebnis in Taschkent?“

      „Eigentlich nicht, die Stimmung ist so friedlich und das Wetter ist so mild gewesen, da konnte gar keine Angst aufkommen!“ Er stellt sich wieder an die Seidenstraße, die als A 373 das Ferganatal durchzieht, und Paulo will zunächst nach Yozyovon, etwa am Schnittpunkt der Rautendiagonalen gelegen und von dort nach Namangan. Namangan ist das Zentrum des Islam im Ferganatal, der in verschiedene Zweige und Richtungen zerfällt. Ein Zweig des Islam ist die „Hisb-ut-tachrir“, die

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