Teilzeitküsse. Nancy Salchow

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Teilzeitküsse - Nancy Salchow

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Wohnung ab. Ich meine, wenn ich sie anrufe, dann würde sie vielleicht …“

      „Nein nein.“ Allein der Gedanke, dass sie mit ihrem elfengleichen Gang durch meine Wohnung schwebt, beschert mir eine Gänsehaut. „Alles gut. Und jetzt lass uns lieber den Abend genießen, anstatt uns mit Banalitäten aufzuhalten.“

      Banalitäten. Ein Wort, das Jan nur allzu gern in Bezug auf Themen wie diese verwendet. Und jetzt benutze ich es? Fange ich etwa an, ihm nach dem Mund zu reden?

      Vermutlich sollte ich das Ganze wirklich etwas entspannter betrachten und mich stattdessen lieber darüber freuen, dass sie keine gemeinsamen Kinder haben. Andere teilen sich das Sorgerecht für ein Kind, bei Jan und seiner Ex ist es eben ein sibirischer Husky.

      Na und?

      Der Muskelprotz auf der Leinwand trägt gerade eine Frau aus einem brennenden Haus, die dankbar seinen Hals umklammert.

      Was für ein Klischee, möchte ich brüllen und frage mich im selben Moment, ob ich damit mich oder den Film meine.

      Kapitel 2

      „Also habt ihr gestern schon wieder nicht bei dir geschlafen?“ Sabrina hebt einen Zehn-Kilo-Hundefuttersack in ihren Kofferraum. „Du hattest doch extra alles so schön hergerichtet, das Futter für Neo gekauft, die Duftkerzen.“

      „Na ja, es hat sich halt anders ergeben.“ Ich schiebe eine Stiege Katzenfutter neben den Sack.

      „Anders ergeben?“ Sabrina hebt skeptisch die Augenbrauen, während die kurzen Fransen ihrer blonden Haare in ihre Stirn fallen. Seufzend lässt sie sich auf die Kante des Kofferraums fallen.

      „Warum musst eigentlich immer du die Einkäufe für das Tierheim erledigen?“, frage ich. „Ihr habt doch auch kräftige Männer dort, oder?“

      „Jetzt lenk nicht ab, okay?“

      „Ich lenke doch gar nicht ab.“ Ich setze mich neben sie. „Jan und ich hatten einen tollen Abend, das ist alles, worauf es ankommt.“

      „Einen tollen Abend, den ihr wieder mal in seiner Wohnung verbracht habt, weil er auf diese Katja warten musste, richtig?“

      „Sicher war sie da.“ Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. „Aber nur kurz. Sie hat den Hund abgeholt. Außerdem hatte sie Ohrentropfen dabei, die er brauchte.“

      „Ohrentropfen, so so.“

      „Kannst du bitte aufhören, so zu tun, als hättest du mich bei irgendetwas erwischt?“

      „Hab ich ja auch. Nämlich dabei, wie du dir selbst etwas vormachst.“

      „Ich mache mir nichts vor. Ich sage nur, wie es ist. Ganz neutral. Das ändert ja nichts daran, dass Jan und ich noch immer so verliebt sind wie am ersten Tag. Und das mit Katja, tja, das ist eben so – und zur Zeit nicht zu ändern.“

      „Bloß zur Zeit?“

      „Neo ist eben so was wie“, ich suche nach dem richtigen Wort, „ein Teilzeithund. Sie haben ihn sich angeschafft, als sie noch liiert waren, deshalb gehört er ihnen gemeinsam.“

      „Solange es nur ein Teilzeithund ist und keine Teilzeitküsse, die er morgens dieser Katja und abends dir gibt.“

      „Kannst du bitte aufhören?“ Ich ramme ihr meinen Ellenbogen in die Hüfte.

      „Nur ein Witz, Mausi.“

      „Du sollst mich nicht immer Mausi nennen. Du bist gerade mal achtundzwanzig – nur ein Jahr älter als ich.“

      „Mausi bleibt Mausi.“

      „Können wir jetzt bitte das Thema wechseln und die Sachen ins Tierheim bringen?“

      „Hey, hallo – Erde an Anna!“ Sabrinas Stirn legt sich in Falten. „Kannst du bitte mal für einen Moment aufhören, so zu tun, als wäre ich Jan? Ich bin's, dein Schwesterchen. Also bitte hör auf mit der Show und gib endlich zu, wie es wirklich in dir aussieht. Dein ewiges Verständnis für diese vollbusige Blondine aus seiner Vergangenheit fängt nämlich an zu nerven.“

      „Willst du denn unbedingt, dass ich mich aufrege?“

      „Du sollst die Sache nur nicht in dich hineinfressen.“

      „Das hat Jan auch gesagt.“

      „Siehst du? Weil er nämlich selbst merkt, was für eine beschissene Situation das ist.“

      „So hat er das nicht gemeint.“

      „Aber ich meine es so. Irgendwann muss das doch mal ein Ende haben. Soll diese Frau jetzt alle zwei Tage bei euch auftauchen? Das kann doch echt nicht ewig so weitergehen.“

      „Jan würde Neo niemals aufgeben. Und ich hänge ja selbst an dem Vierbeiner.“

      „Das verlangt ja auch niemand. Aber es muss doch irgendeine andere Lösung geben.“

      „Und was für eine Lösung soll das sein? Sie liebt den Hund.“ Ich räuspere mich, als müsste ich nicht nur Sabrina, sondern auch mich selbst überzeugen. „Im Moment gibt es nun mal keinen anderen Weg. Außerdem ist es mir lieber, dass sie Neo abholt, wenn ich bei Jan bin, als wenn es hinter meinem Rücken geschieht.“

      „Aha!“ Sabrina wedelt wichtigtuerisch mit dem Zeigefinger. „Dann misstraust du ihm also doch!“

      „Ich misstraue ihm nicht. Ich …“ Ich erhebe mich von der Kofferraumkante. „Sag mal, kann es sein, dass du mich mit aller Macht wütender machen willst, als ich es ohnehin schon bin?“

      „Ich will nur nicht, dass dir jemand wehtut. Das ist alles.“

      „Es tut mir niemand weh, verstanden? Und jetzt lass uns endlich das verdammte Futter wegbringen, okay?“

      „Von mir aus.“ Sie steht auf und schmeißt die Kofferraumklappe zu. „Ich hoffe nur, dass du dich nicht zu lange verarschen lässt.“

      „Niemand verarscht mich. Wenn du es ganz genau wissen willst, ist diese Katja sogar ganz nett.“

      „Nett. Ja. Nett sind Sekretärinnen auch. Solange bis du deinen eigenen Ehemann mit ihr im Bett erwischst.“

      „Tja.“ Ich zwinkere ihr lachend zu. „Da habe ich ja Glück, dass Jan keine Sekretärin hat und wir nicht verheiratet sind.“

      *

      Es soll ja Frauen geben, die sich beim richtigen Mann voll und ganz fallen lassen und den Rest der Welt vergessen können. Mit Herzchen in den Augen und voller Selbstbewusstsein gelingt es ihnen, sich ganz und gar ihren Gefühlen hinzugeben und einfach nur verliebt zu sein.

      Ich schaffe beides: Wahnsinnig verknallt zu sein und trotzdem alle zwei Sekunden darüber nachzudenken, wie viel Einfluss meine Cellulite auf seinen Verliebtheitsgrad hat.

      Diese Gedanken sind es auch, die mir durch den Kopf gehen, als wir an diesem Abend knutschend auf seinem

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