Teilzeitküsse. Nancy Salchow
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„Ich habe es gestern erst gekauft“, antworte ich.
„Ich würde sagen, eine sehr kluge Geldanlage.“
„Ist doch nur ein Kleid.“
„An einer anderen Frau wäre es vielleicht nur ein Kleid, aber an dir …“ Da sind sie wieder, seine unverschämt weichen Lippen an meinem Hals.
Neo liegt mit zufriedenem Schnaufen neben dem Sofa, sein Kauknochen direkt neben ihm. Unsere Knutscherei scheint ihn nicht sonderlich zu beeindrucken.
„Hast du morgen Abend schon etwas vor?“, fragt Jan.
„Ich bin bis vier im Büro, danach gehöre ich dir, wenn du willst.“
Dass ich nicht nur nach vier, sondern auch während meiner täglichen Arbeitszeit im langweiligsten Schreibbüro der Welt eigentlich unentwegt an ihn denke, behalte ich für mich. Nicht, dass ihm meine Verliebtheit noch zu Kopf steigt. Reicht ja völlig, wenn mein eigener Kopf davon vernebelt ist.
„Das Sanitätshaus lädt die Belegschaft heute Abend zum Büffet beim Italiener ein“, sagt er fröhlich. „Machen die jeden Sommer. Soll so was wie ein Dankeschön sein.“
Dass Jan in einem Sanitätshaus arbeitet und dabei tagtäglich den Umfang weiblicher Beine für Therapiestrümpfe ausmisst, verdränge ich seit Beginn unserer Beziehung mal mehr, mal weniger erfolgreich. Genauso wie die Tatsache, dass der Kontakt mit weiblichen Beinen nicht mal ein Fünftel seiner wirklichen Arbeit ausmacht.
„Das heißt, dass wir uns erst spät sehen?“ Ich stütze mich auf meine Ellenbogen.
„Nur, wenn du mich nicht begleitest.“ Er küsst meine Nasenspitze.
„Ich?“
Er nickt triumphierend. „Mein Chef hat heute ganz gönnerhaft verkündet, dass wir auch unsere Partner mitbringen dürfen, wenn wir wollen. Dass die derzeitige Grippewelle unter den Kollegen der Grund dafür ist und er keine Lust hat, dass die Hälfte der Plätze am Tisch leer bleibt, hat er dabei für sich behalten, aber“, er zuckt mit den Schultern, „wen interessiert schon der Grund für seinen Sinneswandel? Hauptsache, ich kann dich mitnehmen. Vorausgesetzt natürlich, du hast Lust.“
„Klar. Warum nicht? Prima Idee.“ Meine Gedanken wandern zu meinem Kleiderschrank. Was ziehe ich nur an? Die blaue Bluse? Oder doch lieber das schwarze Top?
„Super.“ Er strahlt wie ein stolzer kleiner Junge. „Endlich kann ich auch mal vor meinen Kollegen mit dir angeben.“
Seine Worte verstummen, als er erneut mein Dekolleté küsst und langsam das Kleid von meinem Körper schält, während ich dabei bin, auf Wolke sieben davon zu schweben.
„Ach übrigens“, er schaut kurz auf, „ich muss morgen nach der Arbeit noch meinen Anzug aus der Reinigung holen. Macht es dir was aus, Katja aufzumachen, wenn sie Neo holen kommt? Nur falls ich noch nicht da sein sollte.“
Wie schnell man doch von Wolke sieben auf dem harten Boden der Realität landen kann.
„Klar.“ Ich kämpfe mir ein Lächeln ab. „Kein Problem.“
Kapitel 3
Wenn man sich zwischen einer blauen Bluse und einem schwarzen Top entscheiden muss und letztendlich ein rotes, enganliegendes Shirt wählt, kann es nur bedeuten, dass das Shirt so umwerfend ist, dass man keine andere Wahl hatte – erst recht nicht, wenn es perfekt zu dem schwarzen Bleistiftrock und den roten Pumps passt.
Diese Feststellung überkommt mich, als ich meine hinreißende Silhouette vor dem Schlafzimmerspiegel betrachte. So selten es vorkommt, dass ich zufrieden mit meinem Spiegelbild bin, so entzückt bin ich an diesem Abend von dem Ergebnis meines einstündigen Styling-Marathons.
Meine Smokey Eyes sorgen für eine dramatisch-weibliche Ausstrahlung, meine roten Locken fallen wie gemalt auf den weichen Stoff des Shirts und mein neuer BH zaubert ein Dekolleté, das genau die richtige Mischung aus Sexappeal und Seriosität darstellt.
Zufrieden senke ich meinen Blick auf Neo, der neben meinen Füßen auf dem Kunstfell vor dem Bett liegt.
„Was ist, Neo? Hast du Lust auf einen kleinen Snack?“
Neo hebt den Kopf und spitzt die Ohren, als hätte er jedes Wort ganz genau verstanden.
„Braver Kerl.“ Ich bücke mich und nehme sein Gesicht in meine Hände. „Was darf es denn sein? Kaustange oder Leckerli?“
Neo steht auf und folgt mir schwanzwedelnd zur Speisekammer neben der Küche, als das Klingeln an der Tür unseren Plan durchkreuzt.
„Tut mir leid, Süßer, nur aufgeschoben, nicht aufgehoben, okay?“
Als ich zur Tür eile, fange ich erneut meine Umrisse im Spiegel der Flurgarderobe ein. Jan und ich werden das Traumpaar dieses Abends sein, und zwar nicht nur optisch.
Doch meine Euphorie bekommt Risse, als ich eine Stunde früher als erwartet in das Gesicht einer makellos schönen Blondine starre.
„Katja!“ Ich knipse mein Alles-ist-gut-Lächeln an.
„Anna, hi.“
Ich hasse es, wenn sie „Hi“ sagt. Sie sagt immer „Hi“, fast so, als kosteten sie die zwei Silben von „Hallo“ zu viel Atem.
„Ich dachte, du kommst erst gegen halb sieben“, sage ich.
„Ja, sorry.“ Sie betritt den Flur und streichelt Neo, der ihr Auftauchen überglücklich zur Kenntnis nimmt. „Hey, Großer. Warst du schön brav?“
Ich stehe noch immer in der offenen Tür. Irgendetwas hält mich davon ab, sie zu schließen, solange diese Frau in der Wohnung ist.
Katja zieht Neos Leine von der Garderobe, was ihn dazu bringt, sich wie wild im Kreis zu drehen und jaulend auf und ab zu springen.
„Ich habe nachher noch einen Termin.“ Sie klemmt die Leine an sein Halsband. „Deshalb bin ich schon ein bisschen früher hier.“
Kein Problem. So ein Stündchen ist ja nicht der Rede wert.
„Wer ist mein Bester?“ Sie fährt mit den Händen durch sein Nackenfell. „Du bist mein Bester!“
Mit Neo an der Leine bleibt sie schließlich in der offenen Tür stehen und gibt den Blick auf ihren perfekten Jeansknackarsch frei.
„Ist Jan noch gar nicht da?“ Sie streicht sich eine Strähne aus dem perfekt geschminkten Gesicht.
„Er ist noch zur Reinigung. Wir gehen nachher noch aus und er braucht seinen Anzug dafür.“
„Verstehe.“ Sie neigt den Kopf zur Seite und mustert mich mit aufmerksamen Blick. „Na, dann will ich mal nicht weiter stören. Du musst dich ja noch umziehen und alles.“
Ich schaue auf mein Outfit herab. „Ähm …“