Böser Verdacht. elmer weyer
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Harper ist überrascht und sagt lediglich: “Wie bitte? Sie machen Witze Snyder.“
„Ich mache keine Witze.“
„Und das können Sie mit Gewissheit sagen.“
„Ja, das kann ich. Wie kommt diese Frau an ein so teures Parfum. Ich meine, es ist mir eigentlich egal und geht mich nichts an. Aber von ihrem Lohn hätte sie es nicht kaufen können, denke ich.“
„Sie sind ja ein Teufelskerl, Snyder. Sie riechen etwas und schon haben Sie einen neuen Fall. Was glauben Sie. Hat sie einen Freund, Mann oder Liebhaber, der ihr so etwas schenkt. Oder hat sie gerade eine Probe irgendwo herbekommen.“
„Das weiß ich nicht. Es passt nur nicht so richtig zusammen, verstehen Sie?“
Dann erreicht Snyders Blick die Sandwiches. Er würde ja gerne sofort eins davon vertilgen, aber in der Zurückhaltung liegt auch eine Kraft, denkt er sich. Dieses Kochschinkensandwich, mit dem Ketchup und der Remouladensoße, die an den Seiten herausquillt, lässt ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Harper hebt den Blick und sagt: „Eugen Paulus begann im Januar 1944 mit dem Schreiben. Aufzeichnungen über die Bombennächte hatte er schon seit deren Beginn gemacht. Was hat ihn dazu bewogen, jetzt endgültig damit zu beginnen? War es Hitlers Radioansprache am 30. Januar 1944 um 12:00 Uhr mittags, zur Feier des 11. Jahrestages der Machtergreifung. Oder wollen Sie doch lieber erst ein Sandwich essen?“
Während Snyder mit dem Essen beschäftigt ist, redet Harper weiter: „Und ich zitiere wörtlich aus dieser Ansprache. In diesem Kampf kann es nur einen Sieger geben, und das wird entweder Deutschland oder Sowjetrussland sein. Der Sieg Deutschlands bedeutet die Erhaltung Europas und der Sieg Sowjetrusslands seine Vernichtung.“
Harper denk einen Moment nach, und sagt: „Einen Moment noch, sonst vergesse ich was mir gerade durch den Kopf geht. Vielleicht war es aber auch die Ansprache am selben Tag von diesem General Walther von Seydlitz aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft. Natürlich war diese Ansprache nicht im Drahtfunk zu hören. Er sagte, dass die 6. Armee in Stalingrad zugrunde ging, weil sie auf Befehl Hitlers in aussichtsloser Lage einen militärisch sinnlosen Widerstand fortsetze. Hunderttausende von Kameraden wurden geopfert. Es ist nicht unehrenhaft, sondern ein Gebot der Erhaltung des Volkes, wenn verweigert würde den Krieg in derart aussichtsloser Lage weiterzuführen. Man sollte sich nicht auf haltlose Versprechungen verlassen. Dann sagte er noch, dass sie das Vermächtnis der toten Kameraden von Stalingrad erfüllen würden, wenn sie euch den Weg zur Rettung weisen. Die Überlebende von Stalingrad sind diesen Weg vorausgegangen, folgt ihnen zur Errettung und zur Erhaltung unseres Volkes.
Snyder bemerkt stirnrunzelnd dazu: „Dieser Seydlitz war ein Verräter für beide Seiten. Stalin muss ihn deshalb verachtet haben, und Hitler wollte ihn tot sehen. Er ging im Januar 1943 in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Er buhlte um die Gunst Stalins, und schlug vor mit freiwilligen deutschen Soldaten, ein Korps von 40.000 Mann zu gründen, um in den Kampf gegen Hitler zu ziehen. Stalin lehnte ab. Im Herbst 1955 wurde Seydlitz in die BRD entlassen. Das Landgericht Verden in Niedersachsen hob erst 1956 das von Adolf Hitler erteile Todesurteil auf.“
Mit abwinkender Bewegung sagt Harper: „Ich glaube nicht, dass es die Ansprachen Hitlers oder gar der 11 Jahrestag war, die ihn motiviert haben. Vielleicht fühlte er sich etwas sicherer als noch 12 Monaten davor. In Berlin konnte man sehen, wie stark der Feind war und wie die Wahrscheinlichkeit kleiner wurde, das tausendjährige Reich zum Sieg zu führen. Paulus entschied jetzt zu beginnen, und wir wissen nicht warum.“
Harper gießt sich eine Tasse Kaffee ein und Snyder sagt: „Ich glaube, wenn dieses Kriegstagebuch wirklich interessant für potentielle Leser werden soll, dann sollte darum herum eine Geschichte geschrieben werden. Da muss was hineingeschrieben werden.“
Harper blickt in fragend an: „Eine Geschichte? Was meinen Sie mit einer Geschichte“.
Snyder Nimmt noch einen Schluck Kaffee, steckt sich eine weitere Zigarette an, bläst den Rauch in den Raum und sagt: „Zum Beispiel könnte jemand das Buch lesen und seinen Namen darin finden. Paulus nennt viele Namen. Derjenige könnte vielleicht sagen, dass er zu diesem Zeitpunkt längst in die USA emigriert war. Also warum nennt der meinen Namen. Oder es steht ein Geheimnis in diesem Buch. Ein Geheimnis, dass irgendwie wertvoll ist. Zum Beispiel wusste seine Sekretärin über dieses Buch Bescheid, weil er es im Tresor von Contxx aufbewahrte. Als sie eines Tages in seiner Abwesenheit darin gelesen hat, stößt sie auf etwas. Zum Beispiel auf den Hinweis zu dem Ort wo Paulus seine Wertgegenstände hingeschafft hatte, bevor sie den Bomben zum Opfer fallen könnten. Vielleicht hatte er ja auch ein Verhältnis mit seiner Sekretärin, und hat sie eingeweiht in das Tagebuch. Sie aber war ein Miststück und hat ihn betrogen, in dem sie ihr Wissen nutzte. Sie holte sich die Wertgegenstände und verschwand mit ihnen. Nach Kriegsende kam Paulus an den Ort des Verstecks, und alles war weg. Er hatte sie sofort in Verdacht. Aber, auch sie war weg.“
Harper winkt ab: „Hören Sie auf Snyder. Paulus war doch kein Typ, der ein Verhältnis mit seiner Sekretärin angefangen hätte. Ja, Sie hätten das gemacht, aber doch nicht er“.
Snyder weist zurück: „Wieso hätte ich ein Verhältnis mit meiner Sekretärin angefangen sollen. Ich kann mich gar nicht erinnern je eine gehabt zu haben. Außer Mildred. Aber Mildred war keine Frau, mit der man ein Verhältnis haben würde. Sie war fett, nett und sehr fleißig. Das war mir wichtiger als, . . . na ja, Sie wissen schon. Wir haben so ein Sprichwort. Stecke nie deine Feder in firmeneigene Tintenfässer.“
Snyder fragt interessiert: „Hatten Sie ein Verhältnis mit Ihrer Sekretärin, Harper.“
Harper erwidert: „Aber natürlich. Und ich habe teuer dafür bezahlt. Und Paulus, falls wir ihn mit einem Verhältnis mit seiner Sekretärin in diese Geschichte schicken, wird ebenfalls teuer dafür bezahlen. Die kostbaren Bilder, der Schmuck, und wer weiß was noch für Sachen, die nach Kriegsende überraschend weggeschafft wurden. Genauso wie seine Sekretärin, die ist auch verschwunden.“
Snyder schaut auf, schluckt einen Bissen herunter: „Aber sie wurde doch nicht weggeschafft?“
Harper besänftigt: „Nein, nein. Er ist in ihre Falle geraten. In die Falle einer Frau zu laufen ist nicht schwer, müssen Sie wissen. Ist es Ihnen nie passiert, dass Sie von einer Frau enttäuscht wurden, Snyder?“
Snyder verdreht etwas die Augen: „Ich bitte Sie, Mister Harper. Ein Mann, der nicht in der Falle einer Frau war, hat das Wichtigste im Leben nicht gelernt.“
Harper interessiert: „Ach ja, und was ist das Wichtigste?“
Snyder überzeugend: „Das Lügen.“
Harper lacht dezent und sagt: „Ich sage Ihnen jetzt wie die Geschichte weitergeht. Paulus kommt natürlich nicht direkt darauf, dass diese Frau ihn bestohlen hat. Aber an dem besagten Ort hat man ihm Auskunft darüber gegeben, dass zwei Tage bevor die Frontlinie dort war, zwei Personen in SS Uniform und eine Frau gekommen sind und Gegenstände aus dem Haus geholt haben. Sie kamen mit einem Kübelwagen. Mehr wusste niemand. Paulus denkt darüber nach. Wer konnte das denn überhaupt wissen. Und dann kommt er auf seine Sekretärin. Aha, denkt er und beginnt auf hoher Ebene Nachforschungen