Unbewältigte Vergangenheit. Henry Kahesch
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Читать онлайн книгу Unbewältigte Vergangenheit - Henry Kahesch страница 27
„Ja, wir haben uns gerade dieser Tage wieder gesehen. Haben sie mal eine viertel Stunde für mich? Bin gerade in der Nähe hier in Ralswiek und würde gerne vertraulich mit ihnen sprechen. Laut Noll seien sie der Spezialist für geheime Aktionen!“
„Nun, da Noll sie an mich verwies, OK. Denn normalerweise reden ich mit unbekannten Leuten nicht über meine Arbeiten. Schon gar nicht am Telefon.“, setzte er dann nach.
„Das ist freundlich, also sagen wir in einer halben Stunde? Meinen sie das geht?“
„Ja in Ordnung. Wo wollen wir uns treffen?“
„Ich schlage den Platz an der Schwedenkirche vor. Da ist es ruhiger und wir sind nicht mitten im Trubel. Einverstanden?“
Er stimmte zu. Scholtysek hatte ihm alles übermittelt und Degoth, mit dem Decknamen Graffion, bereitete sich vor. Jetzt rief dieser, sich als Scholtysek ausgebend, im Restaurant an. Auch der Herrmann konnte schließlich überzeugt werden, war zu einem Treffen bereit. Dieses Gespräch sollte dann am Waldesrand, oberhalb des Schlosses, stattfinden. Ihm wurde nun die Geschichte aufgetischt, dass der Friedrichs, er sei ja ein Bekannter von ihm, Scholtysek an ihn direkt verwiesen hätte. Verdacht schienen sie beide nicht geschöpft zu haben! Während Degoth mit dem Wagen zur Schwedenkirche fuhr, machte sich der Chefermittler auf, hoch an den Waldesrand. Inzwischen war es fünfzehn Uhr und die Sonne stand in voller Pracht am Sommer - Himmel. Es war warm, aber Gott sei Dank, nicht heiß! Von weitem sah Degoth, alias Graffion, dass der Gustavson bereits an der Schwedenkirche wartete. Es war ihm also doch wichtig. Dachte er. Da er mit einem neutralen Wagen anfuhr, war ein Rückschluss auf einen Polizeieinsatz nicht möglich. Er stieg aus und ging freundlich auf ihn zu. Auf Begleitschutz hatte er verzichtet. Obwohl er nicht einschätzen konnte, wie der Kerl reagieren würde.
„Guten Tag“, sagte er. Sie sind also Herr Gustavson?“
„Ja, das ist mein Name.“
„Dann habe ich also zuvor mit ihnen telefoniert.“
„Genau. Was haben sie auf dem Herzen und wie ist nochmals ihr Name?“
Er hatte also nur halbherzig hingehört, seinen Namen vergessen, ging Degoth, alias Graffion, durch
den Sinn.
„Ich bin der Graffion.“
„Gut, gut. Wo brennt's?“, machte er nun in Eile.
Degoth, alias Graffion, blieb ruhig. Er berichtete ihm ausführlich, als wäre ausreichend Zeit verfügbar, das, was er sich umfangreich zurecht legte. Das er eine große Aktion plane. Er dafür einige furchtlose Männer benötige. Die sollten aber auch umsichtig und verschwiegen sein. „Am liebsten wäre mir ein Mann, der sich mit der Hehlerei professionell auskennt“, machte er ihm deutlich. „Einer, der nicht lange fragt warum was läuft! Der letztendlich Erfahrung auf dem Gebiet mitbringt.“
Er erwähnte nochmals, dass Noll ihn als Referenz nannte. Dann ergänzte er, beobachtete dabei allerdings akribisch seine Mimik:
„Um es vornweg zu sagen, auch Mord ist nicht ausgeschlossen. Was halten sie davon?“
„Also Mord, das lehne ich kategorisch ab. Über alles andere lässt sich reden!“
„Warum lehnen sie so eisern ab?“
„Morde überlasse ich anderen Kollegen. Das war und ist so. Stets. Klipp und klar sage ich es von vorne rein.“
Degoth merkte, dass es ihm damit ernst war. Er bohrte jedoch weiter. Wollte herausfinden, ob er bei Transporten von Leichen, die verbuddelt werden sollten, helfen würde.
„Gut. Darüber könnten wir reden. Kommt auf die Bezahlung an!“
„Also verstehe ich, sie würden!“
„Ja, im Prinzip noch drin!“
„Verbleiben wir so, ich rufe sie morgen, spätestens übermorgen erneut an. Wie erreiche ich sie?“
„Hier gebe ich ihnen meine geheime Handynummer, bitte notieren sie!“
Degoth notierte und war ziemlich verwundert, dass er diese ohne Umschweife erhielt. „Ein heller Köpf“, sagte er sich, „kann es wirklich nicht sein.“
Scholtysek hatte da schon einen härteren Brocken zu spalten! Der Herrmann war ein gewiefter Bursche. Unnahbar und angriffslustig. Sie trafen sich am Waldesrand, dem verabredeten Treffpunkt. „Also Herrmann, da sind sie ja. Schön, dass sie Zeit hatten. Wie läuft das Geschäft?“
„Was heißt Geschäft, ich stehe dem Ensemble des Theaters zur Verfügung. Sonst nichts!“
„Aber wer das glaubt wird selig, wie es so nett heißt! Der Friedrichs hat mich an sie verwiesen, sie seien ein ausgefuchster Helfer bei besonders schwierigen Fällen!“
Gott sei Dank erkannte er Scholtysek nicht mehr. Denn das hätte den ganzen Plan durcheinander gebracht.
„Aber zur Sache. Was wollen sie?“, sagte Herrmann ungehalten.
„Nun, ich beabsichtige ein großes Rad zu drehen! Dabei ist durchaus möglich, dass auch Morde unvermeidbar sein könnten. Nein, zwingend ist es nicht, aber auch nicht ausgeschlossen. Da würde ich einen Mann wie sie gut gebrauchen können. Wie stehen sie dazu?“
„Das ist für mich alles eine Frage des Geldes. Ich meine nicht nur für mich alleine, ich gebe auch stets davon Geld an Bedürftige, die Menschen, die sich nicht selbst helfen können. Insofern sehe ich hier kein Unrecht.“
Scholtysek war verdutzt, aber er hakte nicht nach! Es war noch viel zu früh. „Prima, das würde ja passen. Heißt dies, sie würden bei Bedarf zur Verfügung stehen?“
„Im Grunde ja, wenn sie mir sagen wo was wie laufen soll!“
„Bitte haben sie Verständnis, aber heute ist das leider noch nicht möglich. Erstens wollte ich mir von ihnen einen Eindruck verschaffen und zweitens muss ich noch mit einem anderen Kollegen hierüber zu reden. Er muss zunächst seine Zustimmung geben. Was halten sie davon?“
„Nun gut. Hier meine Telefonnummer, da können sie mich täglich erreichen.“
„Verbleiben wir so, ich rufe sie also morgen, spätestens übermorgen an. Dann machen wir alles perfekt oder auch nicht! Stimmen sie immer noch zu?“
„Ja, rufen sie an, ich warte!“
Der Fisch biss an, jauchzte er. Aber auf die Ermittler kam nun besonders viel und harte Arbeit zu. Es galt, den Noll und den Friedrichs von alle dem fern zu halten. Wenn das gelänge, so diskutierten Degoth und Scholtysek auf der Rückfahrt nach Bergen, „wären wir einen großen Schritt weiter.“ Das Duo motivierte sich auf diese Art, wie schon die Tage zuvor. Dabei dachte Degoth, Chantal wird große Augen machen, richtig sauer auf mich sein. So gesehen war er auch traurig, dass er erneut so wenig Zeit mit ihr verbringen konnte.
In Bergen eingetroffen, es war mittlerweile bereits achtzehn Uhr, fuhr Scholtysek gerade auf den Parkplatz des Polizeigeländes. Degoth sah sofort seine Liebste. Sie machte einen fröhlichen Eindruck und kam beschwingt an den Wagen.