Unbewältigte Vergangenheit. Henry Kahesch
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Читать онлайн книгу Unbewältigte Vergangenheit - Henry Kahesch страница 25
„Nun, Herr Gustavson, was suchen sie alleine in dieser einsamen Gegend?“
Gut geblufft ...., dachte er, denn sofort merkte er, dass der Bursche zuckte. Ziemlich verwirrt drein schaute. Eine Widerrede gab er nicht.
„Also warum antworten sie nicht“, hakte Heller nach, als er feststellte, dass er den richtigen Einstieg fand.
Wie angewurzelt stand der besagte Gustavson unverändert auf dem Podest vor der Tür! Kein Mucks kam über seine Lippen. Just in dem Moment stieg ihm in den Kopf: „sprach nicht gestern der Degoth auch davon, dass der Störtebeker und seine Leute Ende des vierzehnten Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts ganz in der Nähe, in einer Schlucht in Sassnitz hausten? Oder irrte er?“ Und das wäre ja ganz in der Nähe gewesen, sagte er sich. Sein Kollege bestärkte ihn bei dem Gedanken. Auch er hätte dies so in Erinnerung. Schleierhaft blieb ihnen nur, was diese Vorfälle mit den heutigen Geschehnissen zu tun haben konnten? Insofern fühlten sie sich doch wieder ratlos!
Degoth befand sich gerade in Ralswiek. Nachdem er zunächst in der Nähe des Bodden recherchierte, ging er hoch zu dem Festspielgelände. Neue Erkenntnisse konnte auch er noch nicht vorweisen. Dann kam ihm die spontane Idee, dem imposanten Schloss Ralswiek einen kurzen Besuch abzustatten. Später könne er immer noch in das Gelände marschieren. Er erhoffte sich dort eventuell Hinweise zu finden, die mit dem Fall zu tun haben könnten. Reale Hintergründe oder gar einen Verdacht, hatte er zwar dafür nicht, wer weiß, wen......... Aber er wurde das Gefühl nicht los, dass hiesige Verbindungen zur Geschichte Rügens eine Rolle spielen könnte. Dafür hatte ihn der KOR dieser Tage zwar noch belächelte. Doch auch auf die Gefahr hin wieder belächelt zu werden, verfolgte er diese Spuren erneut. Die Nachfahren des Störtebekers kamen ihm in den Sinn. Ihr Verhalten die Tage, besonders von dem Herrmann, der so undurchschaubar war, fand er irgendwie seltsam. Auch der Auftritt des Theaterdirektors Robert Dissieux, ließ bei ihm Zweifel aufkommen. Als er mit Scholtysek vor zwei Tagen hier oben war, kam er ihm irgendwie suspekt vor. Warum war er auf der einen Seite so hilfsbereit und auf der anderen so verhalten, ja zusehends richtig nervös geworden? Auf der Terrasse des Schlosses eingetroffen bestellte er eine Tasse Kaffee. Zur Auswahl eines Stück Obsttorte, musste er an die Kuchentheke, die sich im Innenbereich befand, gehen. Er stand nun im Foyer, warf suchend seinen Blick zum Restaurant, als ihn derart die Blase drückte, dass er eilig den Weg zur Toilette ansteuerte. Hierbei schaute er, wie beiläufig, in Richtung des Tresens. Plötzlich stutze er. Hielt kurz inne. Stutzte wieder. Dann erinnerte er sich. Es war der Herrmann von gestern. „Schau mal an!“, nuschelte er in den Bart. Und dachte: „schließlich ist jeder ein freier Mensch, kann hingehen wohin er will!, aber...“
Nach dem Toilettengang saß der Herrmann noch immer am Tresen. Diesmal allerdings in Begleitung eines fremden Mannes. Jetzt wollt er es genau wissen. Wer könnte dieser Fremde sein? Schnurstracks stolzierte er deshalb zur Kuchentheke, die in unmittelbarer Nähe stand. Er wählte ein Stück Torte aus. Natürlich von der Sorte, die ihm stets am besten schmeckte, einer Schwarzwälder! Immer wieder schielte er dabei zu den Männern. In diesem Augenblick drehte sich der fremde Kerl in seine Richtung. Stralsund ging ihm sofort in den Sinn. Und, dass Christmann von einem Gustavson sprach. Das muss er sein. Ja, tanzt der auf mehreren Hochzeiten? Morgens Stralsund, nun Ralswiek? Als wolle er sich bestätigen, wiederholte er mit seinen Lippen: „Ja, er ist es wirklich.“
Das markante Gesicht, mit den breiten hervorstehenden Backenknochen, hatte er deutlich registriert. Er ahnte nicht, dass der besagte Gustavson in der Frühe gar noch am Kreidefelsen aktiv war. Als er wieder hinaus auf die Terrasse trat, murmelte er leise vor sich hin: „Das wird ja immer mysteriöser.“
Sofort wurde ihm klar, dass er nun Christmann, der in Sellin weilte und den Kerl suchte, schleunigst unterrichten musste. Er griff, als er an dem kleinen schwarzen Bistrotisch saß, in seine Jackentasche und kramte sein Mobilfunkgerät raus. Die Telefonnummern der Kripokollegen hatte er längst alle gespeichert.
„Christmann“, tönte es auf der auf der anderen Seite der Leitung! „Ja, Code ....“, gab Degoth von sich.
„Ach sie sind es“, kam es zurück. „Warum so hastig?“
„Also auf den Gustavson brauchen sie nicht mehr länger warten. Der sitzt nämlich hier oben im Ralswiek im Schloss Kaffee. „Das er dort mit dem Herrmann saß, hatte er in der Eile versäumt zu erwähnen.
„Na das ist ja` n Ding!“, hörte er Christmann bloß nachdenklich äußern. „Und ich stehe hier herum.
„Also, wenn sie mich fragen, sollten sie jetzt dringend ihre Kollegen im Nationalpark Jasmund unterstützen. Da läuft doch was schief. Das ist hier oben sicher nur ein Ablenkungsmanöver, während die am Wissower Ufer wieder was Neues ausbrüten. Was auch immer!“, setzte Degoth eifrig nach.
„Ich rufe zuerst den Chef an. Der soll koordinieren. „Gab Christmann dann unsicher von sich.
„Prima. Wenn sie meinen. Sagen sie ihm bei dieser Gelegenheit bitte, dass er mich hier oben verstärken muss. Ich warte auf seinen Anruf.“
„Selbstverständlich. Wird gemacht Herr Degoth und danke für die rasche Information.“
Dummerweise hatte Heller vor einigen Stunden in der Eile verschwitzt, Christmann zu unterrichten, dass er Gustavson am Holzhaus traf. Jetzt ging alles doch einen anderen Gang, als sich Scholtysek und Degoth ursprünglich vorstellten. Und das mit dem Raimund, mussten sie auf Grund der neuen Situationen eh auf morgen verschieben. Jetzt konzentrierte er sich wieder auf die beiden Kerle im Innenraum. In keinem Falle durfte er diese nun aus den Augen verlieren. Zumindest solange, bis Scholtysek eintraf. Dann konnten sie gemeinsam Maßnahmen ergreifen. Gerade erhob er sich, als sein Mobiltelefon, welches er grundsätzlich auf vibrieren stellte, brummte. Da hatte er seinen Grundsatz: bei Ermittlungen und überhaupt in der Öffentlichkeit, muss es auf stumm gestellt sein. „Scholtysek. Hallo Degoth. Gerade höre ich von der neuen Situation. Keine Frage, ich komme
sofort hoch. Christmann ist bereits auf dem Weg zu Heller. Das haben sie richtig eingeschätzt, Herr Kollege!“ Beide lächelten in die Hörer. „Also bis später.“
Als der Chefermittler in Ralswiek eintraf war es dreizehn Uhr. Nachdem er seinen Wagen auf dem großen Parkplatz am Bodden abstellte, ging er direkt hoch, auf die Terrasse des Schlosskaffees. Unmittelbar gab ihm Degoth, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, den Hinweis, wo die besagten Männer saßen. Inzwischen hatte sie ihre Barhocker verlassen und standen am Tresen. War es das aufgeregte Gespräch was sie trieb? Fragten sie sich. Ansonsten war noch nichts Auffälliges zu deuteln. Plötzlich räusperte sich Scholtysek und äußerte: „Das ist kein Zufall. Die treffen sich hier um ungestört reden zu können. Der Herrmann dachte nicht, dass wir so schnell wieder auftauchen. Sicher nicht. Und der Gustavson wurde mit Bestimmtheit gebeten das Treffen wahrzunehmen. Letztendlich kommt es mir wie ein Ablenkungsmanöver vor. Wie schätzen sie das mittlerweile ein?“
„Genau. Dachte ich vorhin auch“,erwiderte Degoth kurz und bündig. Dann brachte er seine Sorge zum Ausdruck, dass in diesem Moment am Wissower Ufer etwas schief laufen könnte. „Ob die Kollegen es mit den Beiden, dem Friedrichs und Noll, überhaupt aufnehmen können.“, bemerkte er besorgt. „Und was wäre, wenn der Friedrichs noch ein weißes Paket bei sich tragen würde?“
Scholtysek nahm es zur Kenntnis. Kommentierte diese Aussage aber nicht. Stattdessen formulierte er: „Ich denke, wir sollten die Kerle hier nicht nur beobachten, sondern auch herausfordern, sie dingfest