Project Mercury. Hans Müncheberg

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Project Mercury - Hans Müncheberg

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grün leuchtender Kontrolllampen gleiten.

      Die schwere Stahltür öffnete sich, und Warren Eastburn kam schnaufend herein. "Verdammte Schinderei. Eine Hitze ist das wieder!" Eastburn ließ sich ächzend in einen der drehbaren Stahlrohrsessel fallen. Er knöpfte das leichte Sporthemd etwas weiter auf. "Ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, Mister Hawker, wie Sie das immer mit Ihrem Seidenschal um den Hals aushalten?"

      "Ganz einfach - ich schwitze nicht."

      "Ich habe mal gelesen", bemerkte Grandle, "was gut ist gegen die Kälte, soll auch gut gegen die Hitze sein."

      Eastburn brummte: "Dann wollen wir mal nächstens tauschen. Sie kümmern sich an meiner Stelle draußen auf dem knallheißen Montageturm um die Pilotenkapsel, und ich bewache dafür hier im Schutze der Klimaanlage den allwissenden Zeitgenerator." Er erhob sich und trat neben Grandle an die lange Front des Elektronenhirns, das, mit allen Daten der Startvorbereitungen gespeist, die vielen Messstellen kontrollierte und jede Abweichung sofort meldete.

      Hawker blickte auf die große Count-Down-Uhr, die kurz vor der Zahl 10 angekommen war. "Jetzt können wir nur noch die Daumen drücken", sagte er.

      Grandle wusste, was der technische Leiter damit meinte. Bei diesem Start ging es um mehr als bei jedem früheren. Vor drei Tagen, am 19. August 1960, hatte nämlich die Sowjetunion ihren zweiten Raumschiffversuch unternommen. Während es den "Russen" bei ihrem ersten Versuch im Mai nur um die Erprobung einer Weltraumkabine gegangen war und das Raumschiff dann nach dreiundsechzig Tagen verglühte, hatte dieser neueste Versuch in den USA und vor allem hier auf Cape Canaveral großes Aufsehen hervorgerufen. Was noch niemand für möglich gehalten hatte, war dort fast auf Anhieb gelungen: Ein Raumschiff mit Versuchstieren, den Hunden Belka und Strelka, an Bord hatte vierundzwanzig Stunden lang die Erde umkreist und war wieder sicher gelandet! Diese Nachricht, durch den Satellitenbeobachtungsdienst der USA bestätigt, hatte einen starken Schock ausgelöst. Bis zu diesem Tage glaubte man nämlich, auf dem Gebiet der bemannten Raumfahrt einen Vorsprung gegenüber der Sowjetunion zu haben. Bereits vor einem Jahr, im September 1959, war der offizielle Startschuss zum Wettlauf um die Eroberung des Kosmos durch den Menschen gefallen. Hier auf dem Cape hatte man mit der Erprobung der Kapsel und der Trägerrakete für den zunächst geplanten ballistischen Flug begonnen. Auf seiner Bahn über rund vierhundert Kilometer sollte der Astronaut in eine maximale Höhe von rund hundertachtzig Kilometer geschossen werden. Ein halbes Jahr würde aber mindestens noch vergehen, bis es soweit war. Und nun auf einmal dieser Flug eines sowjetischen Raumschiffes, der für die USA ein unübersehbares Zeichen war, dass nicht mehr viel Zeit blieb, wenn man diesen Wettlauf um den ersten bemannten Start gewinnen wollte. Deshalb hing soviel von diesem Versuch ab, von dem Start, der in zehn Minuten erfolgen sollte. Gelang er, dann war man einen großen Schritt weiter, dann konnte der Schock des russischen Erfolges überwunden werden. Ja, es blieb nur, die Daumen zu drücken.

      Grandle beugte sich wieder zum Mikrophon vor.

      "T minus zehn!"

      Draußen neben dem Starttisch fünf stand das schwere Spezialfahrzeug, in dessen doppelt gesicherten Thermobehältern der Flüssigsauerstoff mit einer Temperatur von mehr als hundertdreiundachtzig Grad Kälte transportiert wurde. Dicke isolierte Schlauchleitungen führten zur Rakete. Starker Eisbelag hatte sich auf den Anschlussstellen gebildet. Schwaden kalten Nebels sanken ständig von ihnen herab. Die Männer dieser Spezialgruppe trugen weiße Schutzanzüge und Plexiglashelme. Jeder Handgriff war geübt. Nun wurden die Leitungen demontiert. Die Männer sprangen auf die Trittbretter des Fahrzeugs. Wenige Sekunden später befand sich kein Lebewesen mehr in der inneren Gefahrenzone, die mit einem Radius von einigen hundert Metern rund um den Starttisch zu denken war.

      "T minus fünf!"

      Im nordwestlichen Teil des Versuchsgeländes, dort, wo sich die Insel stark verengte, lag dicht am Banana Float das Hauptquartier der NASA-Gruppe. Unter der Leitung von Stuart Pearsons hatte diese staatlich-zivile Arbeitsgruppe schon vor einigen Jahren Gastrecht auf dem Air-Force-Versuchsgelände erhalten. Ein Beschluss der obersten Raumfahrtbehörde in Washington, bestätigt von der Regierung, bestimmte, dass wesentliche Aufgaben der zivilen Raumforschung mit Unterstützung der Luftstreitkräfte auf Cape Canaveral durchgeführt werden sollten. So war damals der NASA ein kleines Areal im Nordwesten des Sperrgebietes freigemacht worden. Dort konnten die technischen Forschungsanlagen und die Verwaltungsgebäude errichtet werden. Für alle Versuche aber musste die nördliche Zentrale der Air Force benutzt werden. In einem langfristig festgelegten Rhythmus wechselten also in den Räumen dieser technischen Zentrale Uniformhemden und Campinghemden. Auch die Hangars und die Starttische gehörten der Air Force. Lediglich für spätere Aufgaben der NASA wurde eine eigene neue Startanlage errichtet. Für die zurzeit laufenden Mercury-Versuche hatte die NASA einen Redstone-Starttisch zu dauernder Benutzung erhalten. Das "Project Mercury" besaß den höchsten Dringlichkeitsgrad, heute mehr denn je. Es umschloss die Summe der amerikanischen Bemühungen, als erstes Land der Welt einen bemannten Raumflug durchzuführen. Und Stuart Pearsons war der Chef der dafür zuständigen Arbeitsgruppe. Rund drei Kilometer trennten ihn von der technischen Zentrale, in der Robert Hawker, Keith Grandle und viele andere jetzt vor den Apparaten saßen; aber auch Stuart Pearsons war mit dem Geschehen unmittelbar verbunden. Eine ganze Seitenwand seines Arbeitszimmers war mit Fernsehschirmen und den verschiedensten Kontrollgeräten ausgefüllt. Sie waren eingeschaltet und zeigten die Redstone auf dem Starttisch und die wichtigsten Werte des laufenden Versuches auf übersichtlichen Messskalen.

      Neben Pearsons saß Steve McGuire, stellvertretender Leiter und Verwaltungschef der NASA-Gruppe. Sie beobachteten aufmerksam die Apparaturen. Es wurde kaum gesprochen. Jeder hing seinen Gedanken nach.

      Es hatte in den letzten Monaten einige Rückschläge gegeben. Die Regierung und der Chefdirektor der NASA waren verstimmt. Der Zeitplan des "Project Mercury" war ins Rutschen gekommen. Und in diese nicht sehr günstige Situation war vorgestern die Nachricht von dem erfolgreichen sowjetischen Versuch geplatzt. Eine äußerst ernste Lage für die amerikanische Forschung und für das Prestige der USA auf diesem, von der Öffentlichkeit der Welt so stark beachteten Gebiet. Prompt war gestern die Einladung an Stuart Pearsons ergangen, er möge sich am Tage nach dem laufenden Versuch bei Chefdirektor Webster in Washington einfinden.

      Als vor dem Gebäude ein Jeep mit knirschenden Bremsen stoppte, war beiden klar, dass der Stützpunktkommandant der Air Force und "Hausherr" des Cape, General Lester Kingsberry, wieder einmal kam, um, einer alten Vereinbarung entsprechend, als Gast der NASA, Zeuge des Versuches zu sein. Kingsberry war ein Mann mit guten Verbindungen zum Pentagon, bis zum Bersten gefüllt mit dem Ehrgeiz, den Vereinigten Staaten so schnell wie möglich eine militärische Überlegenheit über die Sowjetunion zu verschaffen.

      In dem Moment, da General Kingsberry über die Schwelle trat, heulten die Sirenen los. Nicht nur in der Nähe des Starttisches an der Ostküste und im engeren Bereich der Startanlagen, sondern auch im Südteil des Versuchsgeländes, wo sich die Anlagen der Air Force und der kleine Hafen befanden. Jeder wusste nun, in drei Minuten würde die Redstone gezündet werden. Zugleich ertönte aus den Lautsprechersäulen die Stimme Grandles:

      "T minus drei!"

      Auf dem weiten Gelände von Cape Canaveral herrschte Ruhe. Kein Mensch war draußen zu sehen. Nur die ruhige Stimme des Cheftechnikers erfüllte die Luft. Sie zählte nun die letzte Minute aus. Jetzt ging es um Sekunden,

      "Fünfundfünfzig - fünfzig - fünfundvierzig ... "

      Während sich Grandle völlig auf die große Count-Down-Uhr konzentrierte, stand Hawker vor dem Zeitgenerator. Nervös spielte seine rechte Hand mit dem Seidenschal. Eastburn starrte auf den großen Bildschirm des Kontrollerempfängers, der die Rakete in Großaufnahme zeigte. Die Leitzentrale war in einem fensterlosen, bunkerartigen Haus untergebracht. Dicker Stahlbeton schützte die Menschen und die Apparate vor den Folgen einer möglichen Explosion des Flugkörpers.

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