Project Mercury. Hans Müncheberg
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Pearsons hielt es nicht mehr in dem breiten Ledersessel. Er sprang auf. Temperamentvoll rief er aus: "Dass es ein Amerikaner sein muss, daran besteht kein Zweifel. Bloß, ob unsere augenblicklichen technischen Mittel ausreichen, um schon im Frühjahr 1961 den bemannten Start wagen zu können ... " Er brach ab und hob die Schultern.
Webster reckte seinen hageren Körper hoch. Er legte Wert auf eine straffe Haltung und war sogar ein wenig stolz darauf, mit fast sechzig Jahren immer noch für eine sportliche Erscheinung zu gelten. Er trat hinter seinen Schreibtisch und nahm einen schmalen Hefter zur Hand. "Die Versuche mit der Redstone haben sich zu sehr verzögert. Wir können nicht mehr warten, bis die Redstone-Versuche abgeschlossen sind, bevor wir ernsthaft an die nächste Stufe herangehen. Die Russen steuern offensichtlich direkt auf einen Satellitenflug des Menschen um die Erde zu. Unser Redstone-Projekt hat aber lediglich den Flug in einer ballistischen Bahn über rund vierhundert Kilometer zum Ziel. Die Kreisbahn um die Erde sollte mit unserer ersten interkontinentalen Rakete, der Atlas, erreicht werden. Wir müssen jetzt wohl oder übel beide Projekte parallel schalten, damit die Starts unmittelbar hintereinander erfolgen können."
"Das wäre eine echte Chance!" Pearsons war Feuer und Flamme. "Das erfordert aber erweiterte technische Voraussetzungen. Einen Starttisch für unsere Atlas-Versuche, alle entsprechenden Einrichtungen, genügend Raketen, um eine Serie erproben zu können, vor allem aber neue Leute, ein neues Team erstklassiger Fachleute. Wenn wir uns die erst selbst ausbilden müssen, verlieren wir wieder kostbare Zeit."
Webster nickte. Diese Probleme waren ihm vertraut. Er hatte sie gestern auf einer außerordentlichen Sitzung des Beirates der Raumfahrtbehörde zur Diskussion gestellt. Der Präsident der Vereinigten Staaten, der Außenminister und der Verteidigungsminister waren Mitglieder des Beirates und hatten ihm und seiner Behörde alle notwendigen Vollmachten erteilt.
Soweit er es für erforderlich hielt, informierte Webster seinen Gast über die Ergebnisse dieser Sitzung. Die Versuche mit der Atlas sollten ebenfalls von Cape Canaveral aus erfolgen. Pearsons sollte weiterhin dort die Leitung behalten, dann also über beide Versuchsreihen. Die Air Force bekäme schon in den nächsten Tagen Anweisung, einen Starttisch für die NASA herzurichten.
"Und die erforderlichen Raketen?" erkundigte sich Pearsons, als Webster eine Pause machte.
"Sie werden zunächst von der militärischen Produktion abgezweigt. Doch das kann auf die Dauer nicht genügen. Es sind uns außerordentliche Geldmittel zur Verfügung gestellt worden, um eine gesteigerte Raketenproduktion finanzieren zu können." Webster griff nach seinem Terminkalender. "Das wird bei den Convair-Werken in San Diego nicht ganz einfach sein, habe ich mir sagen lassen. Am besten, wir fahren beide möglichst bald einmal dorthin." Er blickte wieder auf und fragte abrupt: "Kennen Sie eigentlich Dr. Lawrence Gilbert?"
"Den Konstrukteur der Atlas?"
"Ja."
"Leider nicht persönlich."
"Ein äußerst fähiger Mann. Er hat uns damals die technische Seite erläutert, als wir die Atlas in unser Forschungsprogramm aufgenommen haben. Wir sollten uns unbedingt mit ihm beraten." Webster blätterte in dem Terminkalender.
Pearsons überlegte. Eine solche Kapazität wie Dr. Gilbert für die neue Versuchsreihe zu gewinnen, müsste eine gute Ausgangsposition garantieren. "Und wenn wir versuchen, ihn zu uns zu holen?"
Webster schmunzelte. "Daran habe ich auch schon gedacht. Ich fürchte nur, es wird uns nicht gelingen, ihn loszueisen. Immerhin ist er dort Chefkonstrukteur."
"Zumindest brauchen wir einen guten Stab Atlas-Spezialisten von der Convair. Das wird der Verwaltungsrat des Konzerns hoffentlich einsehen. Und Dr. Gilbert müsste eigentlich so viel Verständnis für diese nationale Aufgabe haben, dass er uns wenigstens bei der Auswahl der Leute hilft." Webster hatte einen geeigneten Termin gefunden und machte sich eine Notiz. "Dr. Gilbert wird uns bestimmt helfen. Soviel ich weiß, kennt er sogar einen unserer besten Astronauten persönlich. Scott Sharper, glaube ich. Ihm sind unsere Belange also nicht fremd. Ich schlage vor, wir fahren bereits in der nächsten Woche nach San Diego. Passt es Ihnen am Dienstag, Mister Pearsons?"
2
Im Südwesten der Vereinigten Staaten, dicht an der mexikanischen Grenze, liegt San Diego, die Industrie- und Hafenstadt an der San Diego Bai. Hier herrscht ein mildes Klima, bestimmt durch den Pazifik und die nicht weit von der Küste entfernten Ketten der mächtigen Rocky Mountains.
Am Rande der Stadt stehen die großen Hallen der Astronautics-Werke. Sie gehören zum Verband der Convair Division im Konzern von General Dynamics. Man hat es sich etwas kosten lassen, hier eine völlig neue Produktionsstätte zu errichten. Convair hatte bereits 1954 den Auftrag zur Entwicklung einer interkontinentalen ballistischen Rakete erhalten. Die technische Planung und Konstruktion wurde einer Entwicklungsgruppe unter der Leitung von Dr. Lawrence Gilbert übertragen. In zweijähriger Arbeit stellten sie den Entwurf und das Labormuster fertig. Einige Versuchsgeschosse konnten 1956 produziert werden. Im Juni 1957 startete der erste Versuch. Viele Versuche waren notwendig, bevor die Atlas als einsatzreif bezeichnet werden konnte. Völlig funktionssicher war sie, allerdings immer noch nicht, doch das lag nicht an den Konstrukteuren unter Dr. Gilbert. Jeder, der den Doktor kennengelernt hatte, wusste es. Gilbert war sehr beliebt bei seinen Mitarbeitern. Die vorurteilslose Art, mit der er alle Probleme anpackte, sein offenes, hilfsbereites Wesen und sein ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit hatten ihm vor allem bei den Technikern und Monteuren viele Freunde erworben. Es gab kaum einen Arbeiter in den Astronautics-Werken, der nicht einige Geschichten über den Doc hätte erzählen können. Man wusste, dass Gilbert manches gegen den versteckten Widerstand des technischen Direktors, John Bradley, durchgesetzt hatte. Bradley war ein Mann mit vielen Verdiensten um die schnelle Entwicklung der Convair-Flugzeug-Produktion. Er avancierte zu Beginn des Krieges mit Japan zum technischen Direktor. Das war gerade zu der Zeit, da Gilbert als frischgebackener Dr.-Ing. in die Forschungsabteilung kam. Der schnelle Aufstieg Gilberts gefiel John Bradley nicht. Er hatte ihn daher gleich nach Ende des Krieges auf das Gebiet der Raketentechnik abgeschoben. Doch die Absicht schlug ins Gegenteil um: Gilbert wurde der Konstrukteur der ersten einsatzbereiten ICBM (Intercontinental Ballistic Missile) der Vereinigten Staaten.
Es war kurz vor zehn Uhr, als die Sekretärin eilig zu Gilbert ins Zimmer kam. "Ein dringender Anruf von Mister Bradley. Sie möchten, bitte, sofort zu ihm kommen."
"Na endlich! Hat ja lange genug gedauert, bis der hohe Herr einmal Zeit für unsere Sorgen hat."
Die Sekretärin wusste genau, was Gilbert meinte. Seit einiger Zeit gab es Schwierigkeiten mit einigen Zulieferbetrieben. Die Arbeiten an der Neuentwicklung stockten. Gilbert wollte darüber mit dem technischen Direktor sprechen. Als er nach den Unterlagen griff, fügte die Sekretärin hinzu: "Ich soll Ihnen ausrichten, es wären zwei Herren von der NASA bei Mister Bradley, denen Sie spezielle technische Fragen beantworten möchten. Sie sollten sich die Unterlagen über die neuen Modifikationen der Atlas mitnehmen, lässt Mister Bradley bestellen."
Gilberts Gesicht verriet Enttäuschung. Ihn reizte es nicht, an einem mehr oder weniger geschäftlichen Gespräch teilzunehmen, auch wenn die NASA sich langsam zu einem Großabnehmer der Convair-Raketen entwickelte.
Lawrence Gilbert war groß, schlank