Project Mercury. Hans Müncheberg

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eine Arbeit, an der ich hänge, und ein Haus, in dem ich mich wohl fühle. Was ich hier habe, weiß ich. Was dort sein wird, bei Ihnen auf dem Cape, das kann ich nicht beurteilen. Es wird eine neue, fremde Umgebung sein, Mitarbeiter, die ich nicht kenne, eine neue Verantwortung, die groß sein würde, weil ja unmittelbar Menschenleben auf dem Spiel stehen. Wie sieht es zum Beispiel in diesem Punkt aus? Gibt es Sicherheit für den Astronauten? Und ab wann rechnen Sie denn mit dem Beginn der neuen Testserie?"

      Webster und Pearsons sahen sich kurz an. Dann wandte sich Webster lächelnd zu Gilbert. "Es sind nur noch runde vier Wochen Zeit. Sie sehen, wir haben es sehr eilig, und das, weil uns die internationale Situation nicht mehr Zeit lässt. Deshalb würden wir mit voller Unterstützung der Regierung der Vereinigten Staaten alles tun, um Ihnen, sobald Sie uns eine Zusage geben, alle Schwierigkeiten aus dem Weg zu räumen. Sie könnten zum Beispiel dort ein gleichwertiges Haus erhalten, auch eine langfristige Sicherheit."

      "Verzeihen, Sie, aber ich habe nicht die Absicht, jemals auf die schöpferische Arbeit der Neuentwicklungen, der theoretischen und praktischen Forschung zu verzichten!"

      "Einverstanden. Wir dachten auch nicht an ein völliges Ausscheiden, sondern an einen befristeten Urlaub von ungefähr einem Jahr. Solange dürfte unsere Versuchsreihe dauern. Wir würden uns beim Verwaltungsrat der Convair für eine Regelung einsetzen, die es Ihnen unbenommen lässt, danach in Ihre alte Position zurückzukehren."

      Gilbert hörte sich aufmerksam alle Vorschläge an, die noch folgten. Die Zugeständnisse und Garantien, die ihm von der NASA angeboten wurden, bewiesen immer deutlicher, wie viel der Raumfahrtbehörde an seiner Mitarbeit gelegen war. Dennoch blieb er zurückhaltend. Ihm schien das ganze Unternehmen noch reichlich waghalsig zu sein. Bevor er sich entschied, wollte er genau wissen, wie weit die Vorbereitungen bereits gediehen waren, welche echten Chancen für einen Erfolg bestanden und wieweit seine Hilfe wirklich notwendig war.

      Webster zeigte Verständnis für die Skepsis, die aus Gilberts Haltung sprach, und sicherte ihm zu, umgehend alle erforderlichen Unterlagen zu selbstverständlich vertraulicher Einsicht durch einen Kurier übersenden zu lassen.

      Pearsons fügte noch einen Vorschlag hinzu: "Wenn Sie in den nächsten Tagen einmal achtundvierzig Stunden Zeit haben sollten, dann fahren Sie doch nach Langley. Sie wissen, dort ist das Ausbildungszentrum unserer Astronauten. Sie können sich selbst vom Stand des Trainings überzeugen und alle speziellen medizinischen Fragen mit Chefarzt Dr. Ward besprechen."

      Webster nickte. "Eine gute Idee!" Schmunzelnd fuhr er fort: "Außerdem hätten Sie dort die beste Gelegenheit, einen für Sie absolut glaubwürdigen Zeugen zu vernehmen: Scott Sharper. Er war doch früher Testpilot bei der Convair."

      Gilbert musste lachen. "Sie haben sich ausgezeichnet über alles informiert. Mein Kompliment! An dem Vorschlag ist etwas dran. Ob ich am Ende zusage oder nicht, einen Besuch in Langley sollte man sich nicht entgehen lassen."

      Als sich Webster und Pearsons später verabschiedeten, hatten sie einen guten Kontakt mit Gilbert gewonnen. Webster versicherte, er würde schon alles vorbereiten, um im Falle einer Zusage schnell handeln zu können. Gilbert bat ihn aber, nichts zu unternehmen, was ihn festlegen könnte. Er würde sich alles gründlich und schnell überlegen, brauche bis dahin aber absolut freie Hand.

      3

      Die DC-8-Düsenmaschine der Pan American hatte die volle Flughöhe erreicht. Tief unten lagen die schneeigen Wolkenbänke. Der Himmel sah hier oben in fast zehn Kilometer Höhe dunkelviolett aus. Lediglich zum Horizont hin hellte er sich auf, wurde dunkelblau, hellblau und verschwamm schließlich in blass blauem Dunst. Die Sonne stand hoch, grellweiß am Firmament.

      Das fühlbare Vibrieren der Maschine beim Aufstieg war verschwunden, ruhig lag der große Vogel in der Luft. Nur das leichte Pfeifen und Zischen der vier Düsenaggregate und die unter dem Flugzeug dahinziehenden Wolkenbänke verrieten die hohe Geschwindigkeit des Fluges.

      Dr. Lawrence Gilbert drückte mit der rechten Hand auf den Verstellknopf des gepolsterten Sitzes. Die hohe Lehne kippte langsam nach hinten. Mit einem leichten Klicken rastete der Haltemechanismus ein: Gilbert lag bequem, den Kopf zur Seite geneigt, und sah aus dem kleinen Bordfenster. Das gleißende Sonnenlicht wurde von den Wolken zurückgeworfen und stach in die Augen.

      Wenige Stunden noch, dachte er, und dann werde ich Betty wiedersehen. Betty, Scott und Dave, den kleinen Kerl. Wie alt mochte er jetzt sein? Gilbert rechnete nach. Vor fast zwei Jahren, als die Familie Sharper nach Langley zog, war Dave sieben Jahre. Jetzt musste er also neun sein, oder wurde er es gerade in diesen Tagen? Zu dumm, dass man sich solche Daten nicht in einen Kalender schrieb. Der kleine Kerl würde sich bestimmt freuen, wenn ihm sein Onkel Lawrence gratulierte. Aber so war das eben. Man wurde immer wieder vom Trubel der Ereignisse mitgerissen.

      Zehn Tage waren seit dem Besuch der beiden Männer von der NASA vergangen, zehn ereignisreiche Tage. Die Erweiterung der Produktion brachte zusätzliche Arbeit. Durch die besonderen Anforderungen der NASA-Testreihe machten sich einige konstruktive Modifikationen rotwendig. Außerdem hatte es noch ernsthafte Auseinandersetzungen mit Bradley gegeben. Chefdirektor Webster musste, trotz Gilberts Bitte, vorläufig noch nichts zu unternehmen, bei seinen Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat der Convair etwas von einem möglichen befristeten Ausscheiden des Atlas-Konstrukteurs angedeutet haben. Der Verwaltungsrat hatte sich sofort an die Leitung der Astronautics-Werke gewandt, und Bradley hatte ihn zu sich zitiert. Der technische Direktor war verärgert, weil die ersten Gespräche sozusagen hinter seinem Rücken geführt worden waren. Obwohl Gilbert nachdrücklich versichert hatte, die Angelegenheit sei längst noch nicht spruchreif, machte sich Bradley stark und ließ keinen Zweifel, dass er nicht daran dächte, Gilbert für ein Jahr zur NASA gehen zu lassen. Bradley pochte auf den langfristigen Vertrag und deckte Gilbert derart mit neuen Aufgaben ein, dass es ihm nur mit Mühe gelang, sich diese zwei Tage für einen Besuch in Langley frei zu machen.

      Gilberts Gedanken nahmen nun eine andere Richtung. Sie eilten ihm voran, nach Langley. Seltsam, immer wenn er wusste, dass er mit Betty zusammentreffen würde, überkam ihn ein beklemmendes Gefühl. Und das regte ihn wieder auf. Schließlich waren inzwischen zehn Jahre vergangen, seit vor ihm die Frage stand, ob er nicht Miss Betty Wilkins heiraten sollte. Er wehrte sich gegen das Gefühl, damals falsch entschieden zu haben, als Betty zu ihm kam und es von seinem Rat abhängig machen wollte, ob sie Scotts Heiratsantrag annahm oder nicht. Gilbert atmete tief. Verdammte Erinnerung! Was hätte er denn damals tun sollen? Scott Sharper war sein bester Freund. Sie kannten sich seit der gemeinsamen Studienzeit an der Universität von Michigan. Scott, der um fünf Jahre Jüngere, war ihm in einem Seminar aufgefallen, als er einen sehr verwegenen und völlig utopischen Plan zum Bau einer fliegenden Startbasis für Jagdflugzeuge entwickelte. Sie waren zuerst in einen heftigen Streit über die realen Chancen eines solchen Projektes geraten, dann hatten sie auf einmal beide laut aufgelacht und beschlossen, gemeinsam die Luftherrschaft über ganz Amerika zu erobern. Scott war ihm nicht mehr von der Seite gewichen und hatte offen erklärt, von einem solchen Experten könne man so viel profitieren, dass es Wahnsinn wäre, die Möglichkeit nicht zu nutzen.

      Gilbert absolvierte bereits ein zweites Studium auf höherer Ebene. Er wollte den Dr.-Ing. (Master of Science) erwerben, während Scott schon bald feststellte, er wäre zufrieden, wenn er wenigstens den untersten akademischen Grad erreichte. Das war eine durchaus reale Selbsteinschätzung, denn Scott zeigte genauso wenig Hang zur trockenen Theorie, wie er Leidenschaft im Ausdenken immer phantastischer anmutender Projekte bewies. Dass er die Prüfungen bestand, verdankte er zumeist der Hilfe seines Freundes Lawrence. Als durch den Überfall auf Pearl Harbour, der Krieg mit Japan ausbrach, meldete er sich freiwillig zur Air Force. Gilbert konnte sich noch genau daran erinnern, wie die sehr bald folgende Einberufung für den unternehmungslustigen Scott direkt eine Erlösung bedeutete. Die Universität gestattete ihm eine Sonderprüfung und

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