Project Mercury. Hans Müncheberg
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"Einverstanden, General", Gilberts Lächeln verstärkte sich, "vielleicht setzen Sie auch im Pentagon durch, dass Heer und Marine auf eigene Raketenwaffen weitgehend verzichten."
"Was soll denn das nun wieder?" Kingsberry fühlte sich nicht ernst genommen und bedauerte schon, das Gespräch begonnen zu haben,
"Wenn die Convair zum Beispiel zur Rocket-Dyne Division geht und neue, stärkere Raketentriebwerke bestellt, dann antworten die, dass ihre Büros und Prüfstände vorläufig ausgelastet sind, denn von Chrysler, North Aviation, Douglas Aircraft, Bristol und den anderen Raketenproduzenten liegen auch schon langfristige, spezielle Aufträge vor. Wir besitzen hier in den Vereinigten Staaten leider den absoluten Weltrekord an unterschiedlichen Entwicklungen für Air Force, Army und Navy. Die Folge ist Verzettelung der Kräfte und Tempoverlust."
Der Mann hat recht, schoss es Kingsberry durch den Kopf. Das ist nicht nur ein guter Fachmann, das ist ein Kerl mit einem klaren Blick für Realitäten. "Doktor, Sie haben mich überzeugt, dass man den anderen Heeresteilen die Lizenzen für eigene Raketen entziehen sollte", versuchte er zu scherzen, "vielleicht mit Ausnahme der Polaris für die Atom-U-Boote."
Kingsberry meinte abschließend noch, er würde sich freuen, wenn beide einmal Gelegenheit hätten, sich in Ruhe über dieses Thema zu unterhalten. Dann kehrte das Gespräch in die üblichen Bahnen zurück.
4
Die Sonne stand schon dicht über dem Horizont, als Scott und Gilbert endlich zu der kleinen Wohnsiedlung am Rande der Stadt fuhren, in der die meisten NASA-Angestellten mit ihren Familien lebten.
Scott entwickelte einige Ideen, wie man Betty und Dave mit dem unverhofften Besuch überraschen könnte, doch als es soweit war, dass Gilbert einige hundert Meter vor dem Haus der Sharpers aussteigen sollte, wurden sie von Dave gesichtet, der mit einem Freudengebrüll auf den Wagen zustürmte. Als sie dann gemeinsam auf das Haus zugingen, öffnete sich plötzlich die Tür, und Betty stand auf den Stufen. "Lawrence!" Sie blieb unbeweglich, als ob der freudige Schreck sie gelähmt hätte.
"Guten Abend, Betty."
Die Erstarrung löste sich. Betty ergriff seine ausgestreckte Hand und sagte leise: "Lawrence, welch eine Überraschung!" Sie lächelte verlegen und löste langsam ihre Hand aus dem festen Griff des Mannes. Sie war rot geworden, das fühlte sie genau. Sie kam sich vor wie ein junges Mädchen. Scott, der Gilberts Koffer aus dem Wagen geholt hatte, hieb seinem Freund kräftig auf die Schulter. "Los, alter Junge, hinein mit dir."
An diesem Abend gab es viel zu fragen und viel zu erzählen. Besonders Daves Wissbegierde war kaum zu stillen. Scott musste schließlich ein Machtwort sprechen und Dave ins Bett schicken, denn es war spät geworden.
Scott, Betty und Gilbert saßen noch in der lauen Luft der Sommernacht auf der Terrasse. Sie waren wieder bei dem ersten Thema des Abends angekommen: der möglichen gemeinsamen Arbeit. "Ich habe heute Nachmittag einiges bei euch im Camp gesehen." Gilbert führte nachdenklich das Glas an den Mund. "Morgen werde ich mehr sehen. Und doch - ich fürchte, die Hauptfrage wird man mir trotz aller ausführlichen Erklärungen nicht beantworten können." Er trank langsam aus.
Scott war durch den ernsten Ton etwas betroffen. Er kannte Gilbert lange genug um zu wissen, dass er nie etwas leichtfertig sagte. Es musste sich also um ein echtes Problem handeln. "Vielleicht kann ich dir helfen?"
"Mag sein, du kannst es. - Falls du nicht zu sehr befangen bist."
"Ich und befangen?" Scott lachte. "Na los, nun gib mal Klartext!"
Gilbert blieb ruhig. Er wandte sich Betty zu. "Du wirst mich sicherlich verstehen, Betty, denn du wirst eines Tages nichts weiter tun können, als für diesen hoffnungsvollen Astronauten die Daumen zu drücken."
Es hielt ihn nicht länger in dem federnden Stahlrohrsessel. Er stand auf und trat an den Rand der Terrasse. Mit einem Ruck drehte er sich um. "Scott, ich habe vor kurzem einen Bericht gelesen. Er trug die Überschrift: 'Der Mensch in der Zerreißprobe'. Du wirst ihn kennen, denn es ging um euch."
"Ich habe ihn gelesen. Er war nicht falsch, aber etwas aufgebauscht."
"Ja, ist der Mensch denn ein Objekt, an dem man Zerreißproben anstellen kann?"
"Nein. - Aber man kann die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit testen."
"Und die Grenzen sind die zwischen Leben und Tod?"
"Ja. - Deswegen wird man sie auch nie erreichen, geschweige denn überschreiten! " Das war Scotts tiefste Überzeugung.
Gilbert genügte die Antwort nicht. "Wer kann das garantieren?"
"Die Ärzte, die Wissenschaftler und wir selbst."
Gilbert sah Scott eindringlich an. "Ehrlich, Scott, was kannst du tun, wenn du in der kleinen Gondel angeschnallt bist und das große Rad, die Zentrifuge, dreht sich, schneller, immer schneller, bis sich dein Körpergewicht verzehnfacht hat? Was machst du, wenn sich dann dein Gesichtsfeld verengt, wenn du keine Hand mehr heben kannst, wenn dir das Blut aus dem Gehirn gepresst wird und dir die Sinne schwinden?"
"Nichts! - Und dann wissen die Ärzte, dass es soweit ist, dass sie den Motor ausschalten müssen." Scott stand nun vor Gilbert. "Lawrence, ich verstehe dich. Aber glaube mir, wir bleiben immer unter der Grenze. Das ist einfach zu überwachen. Solange ich noch intakt bin, bediene ich ein kompliziertes System von Hebeln und Signalgebern. Ich bekomme Aufträge über Kopfhörer und muss blitzschnell reagieren. Sowie meine Konzentration auch nur im Geringsten beeinträchtigt wird, bin ich nicht mehr in der Lage, die Anweisungen zu befolgen. Dann wissen die Ärzte im Messraum, wie es mit mir steht, und schalten ab."
"Kann es nicht schon zu spät sein, um Nachwirkungen zu verhindern?"
"Nein. Wir sieben Piloten sind der Gegenbeweis dafür. Wir fühlen uns alle bestens." Scott warf einen Blick auf den flachen Gartentisch. Gilberts Glas war leer und der Juice alle. Er stand auf. "Entschuldigt mich einen Moment. Ich muss Nachschub holen." Er ging ins Haus.
Gilbert hatte sich wieder gesetzt und lehnte sich nun in den Stahlrohrsessel zurück. Er schaute unbeweglich auf zum nächtlichen Firmament. "Es fehlt nur die Brandung des Pazifiks", sagte er plötzlich mit leiser Stimme, "und es wäre alles so, wie an jenem Abend oben auf den Klippen der San Diego Bai."
Betty wandte nicht den Kopf. "Lawrence, wir wollten nie mehr darüber sprechen."
"Verzeih."
Aus einem der Nachbarhäuser drang Musik.
Betty nahm sich eine Zigarette und sah sich unwillkürlich nach der Terrassentür um. Gilbert richtete sich auf, um ihr Feuer zu geben. Einen Augenblick beleuchtete die Flamme ihre Gesichter, dann ließ er das Feuerzeug zuschnappen.
"Manchmal glaube ich, es könnte mir gelingen, sentimental zu werden." Ein gewollt ironischer Unterton schwang in seiner Stimme.
"Echtes Gefühl und Sentimentalität sind zweierlei." Betty sprach mehr für sich selbst.
Sie schwiegen, bis Scott mit einer neuen Büchse Juice herauskam. Er goss Gilbert ein und nahm dabei den Gesprächsfaden an der Stelle wieder auf,