Weiße Rosen aus Névez. Jean-Pierre Kermanchec

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Weiße Rosen aus Névez - Jean-Pierre Kermanchec

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Ast zu befestigen, ihn mit einem Seil halten und das Seil in dem Moment loslassen, in dem das Opfer an der richtigen Stelle angekommen ist“, meinte Monique.

      „Warum ist Monsieur Malencourt bei Nacht in den Garten gegangen? Ist er herausgelockt worden? Hat er seinen Mörder gekannt? Hat er Geräusche gehört?“

      „Wer hat den Toten gefunden?“

      „Das war der Gärtner. Wir müssen uns noch mit dem Mann unterhalten, er steht dort drüben bei seinem Fahrzeug und wartet auf uns“, antwortete Anaïk und machte sich auf den Weg zu dem Mann.

      „Der Mörder ist immer der Gärtner“, trällerte Monique.

      Auf dem Kleinlaster des Gärtners stand in großen Buchstaben der Name des Gartenbaubetriebs, André Guivarch. Die beiden Kommissarinnen stellten sich vor.

      „Sie sind Monsieur…?“

      „André Guivarch, mir gehört der Betrieb, und ich bin mein einziger Angestellter“, antwortete der Angesprochene.

      „Monsieur Guivarch, Sie haben Monsieur Paul Malencourt gefunden?“

      „Ja, genau! Ich sollte heute Morgen den Rasen mähen, die Hecken zurückschneiden und die verblühten Rosen entfernen. Als ich hier eintraf, bin ich sofort hinters Haus gegangen, um mit dem Schneiden der Rosen zu beginnen. Es war noch früh, und ich wollte Monsieur Malencourt nicht mit der lauten Heckenschere wecken, er schlief gerne etwas länger und wäre bestimmt böse geworden.“

      „Wie gut kannten Sie Monsieur Malencourt?“

      „Nun, so gut kannte ich ihn nicht. Ich arbeite seit drei Jahren für ihn. Als ich meinen Betrieb aufgebaut habe, habe ich allen Bewohnern in Névez meine Dienste angeboten, auch Monsieur Malencourt. Der war mit seinem alten Gärtner, der den Garten einige Jahre lang unterhalten hat, nicht mehr zufrieden, und so habe ich spontan den Auftrag erhalten. Er hat die Rechnungen immer bezahlt, auch wenn ich oft etwas länger auf die Überweisung warten musste. Sehr großzügig war der Mann nicht, redselig kann ich ihn auch nicht nennen. Mehr als Bonjour und einige Höflichkeitsfloskeln haben wir selten ausgetauscht.“

      „Haben Sie, als Sie vorhin hier eingetroffen sind, irgendetwas Besonderes gesehen? Etwas, das anders gewesen ist als sonst?“

      „Nein, mir ist nichts aufgefallen, abgesehen von dem großen Stein, der an dem Ast hängt.“ André zeigte auf den Brocken über dem Leichnam.

      „Gibt es hier im Garten weiße Rosen?“, fragte Monique Monsieur Guivarch.

      „Weiße Rosen? Nein, hier stehen rote, gelbe und rosafarbene Rosen. Weiße gibt es nicht. Ich persönlich finde weiße Rosen sehr schön und würde sie sofort pflanzen. Dort drüben gibt es eine schöne Stelle, dort könnten sie sehr gut…“

      „Haben Sie vielen Dank, Monsieur Guivarch“, unterbrach Anaïk seine Ausführungen.

      „Falls wir noch Fragen haben, melden wir uns bei Ihnen.“ Sie drehte sich um und ging zurück zu Dustin.

      „Hast du noch etwas gefunden?“, fragte sie ihren Kollegen.

      „Nein. Ich werde mir den Gurt, mit dem der Stein befestigt worden ist, im Labor genauer ansehen. Auch das Hanfseil will ich untersuchen. Viel mehr haben wir nicht. Ich vermute, dass sich daraus keine heiße Spur zum Täter ergibt. Der Stein gibt mir zu denken, ich kann mich erinnern, dass Gärtner häufig einen Stein an einen Ast binden, wenn sie verhindern wollen, dass ein Ast zu sehr in die Höhe wächst. Hat der Ast später eine gewisse Dicke erreicht, kann man den Stein wieder entfernen. Vielleicht handelt es sich ja um einen Gärtner?“

      „Interessante Überlegung, zumal mir der Gärtner, André Guivarch, gerade gesagt hat, dass Monsieur Malencourt seinen damaligen Gärtner vor drei Jahren entlassen hat. Vielleicht ein Racheakt des alten Gärtners?“

      „Denkbar Anaïk, aber ist das nicht etwas billig? Bringt man jemanden um, weil man einen Auftrag verliert?“

      „Wer steckt schon im Kopf eines Mörders?“

      Monique hatte sich im Garten weiter umgesehen und nach Spuren gesucht. Warum war der Hausbesitzer in der Nacht in den Garten gegangen? Sie durchstreifte den Garten und betrachtete jede Kleinigkeit. Sie fand nichts Wesentliches. Als sie wieder am Haus ankam und über die Terrasse ging, fiel ihr auf, dass eine Scheibe von den drei Balkontüren eingeschlagen war, die Tür stand offen. Sie ging näher zur Tür und sah sich das Loch an. Eindeutig, hier war ein Stein eingeschlagen. Sie sah ins Innere. Auf dem Boden lag der Stein und etwas entfernt ein Zettel. Sie trat ins Haus und sah sich das genauer an.

      Der Raum war mit Parkett ausgelegt. Sie durfte keine Spuren zerstören. Außer einem Stein, einem Zettel und Glasscherben von der Balkontür war nichts Auffälliges zu sehen. Sie ging zu dem Stein. Neben dem Stein lagen ein größerer Gummiring und das Papier. Monique hob das zerknitterte Blatt hoch. Mit einem Filzschreiber stand darauf geschrieben:

      Komm und sieh dir an, was du angerichtet hast. Auf deinem Kiesweg im Garten kannst du dein Werk bewundern!

      Es war eindeutig eine Aufforderung in den Garten zu gehen. Damit hatte der Mörder also Monsieur Malencourt in den Garten gelockt, und der war der Aufforderung nachgekommen.

      Monique ging zu ihren Kollegen zurück.

      „Dustin, ich habe im Haus einen Stein gefunden, der durch eine der Balkontüren geworfen worden ist. Daran muss dieses Blatt Papier befestigt gewesen sein. Sieh dir doch bitte mit deinen Leuten auch das Haus an.“

      „Hatte ich sowieso vor.“

      „Was steht auf dem Papier?“, fragte Anaïk jetzt ihre Kollegin.

      „Schau es dir an, das dürfte die Erklärung für seinen nächtlichen Gang in den Garten sein.“ Monique reichte ihrer Chefin das Papier.

      Komm und sieh dir an, was du angerichtet hast. Auf deinem Kiesweg im Garten kannst du dein Werk bewundern!

      „Damit ist Malencourt in den Garten gelockt worden. Sein Mörder hat auf ihn gewartet, und als Malencourt dann an dieser Stelle angekommen ist, hat er den Stein losgelassen, und der hat Monsieur Malencourt erschlagen. Dustin, meinst du, dass du an dem Stein Fingerabdrücke sichern kannst? Der Stein muss ja hierhergetragen worden sein“, wandte Anaïk sich an den Kollegen.

      „Ich kann es versuchen“, erwiderte Dustin und sah den Stein mit seinen scharfen Kanten an.

      „Er hat beim Transport bestimmt Arbeitshandschuhe getragen. Wir holen den Stein runter und nehmen ihn mit. Dazu brauchen wir aber eine Leiter", meinte Dustin weiter.

      „Eine Leiter? Ja klar, und wie hat der Mörder den Stein befestigen können? Hatte der Mann auch eine Leiter dabei?“

      „Nicht zwangsläufig, Anaïk, sieh mal, der Stein ist am Gurt befestigt gewesen. Der Mörder hat das freie Ende des Gurtes über den Ast geworfen und den Stein hochgezogen. Dann hat er das freie Ende des Gurtes durch die Verknotung am Stein geschoben. So hat er keine Leiter gebraucht.“

      „Und wenn du jetzt den umgekehrten Weg nimmst, dann brauchst du auch keine Leiter“, meinte Anaïk und sah Dustin an.

      „Stimmt, aber ich möchte keine eventuellen Spuren auf dem Gurt zerstören. Vielleicht hat er seine Handschuhe ja beim Verknoten ausgezogen. Ich möchte den Gurt

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