Weiße Rosen aus Névez. Jean-Pierre Kermanchec

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Weiße Rosen aus Névez - Jean-Pierre Kermanchec

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und machen uns auf den Rückweg ins Kommissariat.“

      Kapitel 4

      Anaïk Bruel stand vor ihrer großen Pinnwand und betrachtete die Eintragungen zu ihrem neuen Fall. Einen Toten in Névez hatte es bei der police judiciaire seit den Serienmorden vor einigen Jahren nicht mehr gegeben. Damals waren innerhalb kürzester Zeit drei Männer, an dem zur Gemeinde Névez gehörenden Küstenabschnitt zwischen dem Plage de Tahiti und dem kleineren Strand bei Rospico, ermordet worden. Der Fall ist in die Geschichte des Kommissariats als Die Möwenspur eingegangen. Er war von ihrem Vorgänger, Ewen Kerber, bearbeitet worden. Die endgültige Lösung des Falles hatte damals über drei Jahre lang gedauert. Paul Chevrier, der Mitarbeiter von Kerber, der heute in Brest tätig ist, hatte ihr bei ihrer ersten Zusammenarbeit mit der police judiciaire von Quimper davon erzählt. Die Besonderheit der Mordserie war damals, dass die Ermordeten alle mit Fischabfällen bedeckt gewesen sind.

      Jetzt gab es also wieder einen Mordfall in der touristischen Kleinstadt unweit von Pont-Aven. Der Tote war zwar nicht mit Fischabfällen bedeckt, dafür lag eine weiße Rose neben der Leiche. Ein beträchtlicher Unterschied, zumindest für die Nase.

      Anaïk sah sich die Bilder von der Leiche und der Mordwaffe an. Ein Gesteinsbrocken von mindestens 20 Kilogramm. Der Transport des Steins und die Befestigung hatten Zeit in Anspruch genommen. Da das Opfer zwischen 23 Uhr und Mitternacht zu Tode gekommen war, und die Dunkelheit erst gegen 22 Uhr 30 eingesetzt hat, müssen die Vorbereitungen in nur einer halben Stunde geschehen sein. Sie könnten einen Aufruf in der Zeitung veröffentlichen, mit der Bitte um Zeugen, die um diese Zeit etwas Auffälliges vor dem Anwesen von Monsieur Malencourt beobachtet haben. Vielleicht hatte jemand ein Fahrzeug gesehen oder beobachtet, dass eine Person einen Stein transportiert hat. Einen Versuch wäre es wert.

      Monique Dupont betrat das Büro ihrer Chefin und sah sie vor der Pinnwand stehen.

      „Hast du schon etwas entdeckt?“, fragte sie.

      „Nein, ich überlege gerade, ob wir einen Zeugenaufruf veröffentlichen sollten. Vielleicht hat jemand gesehen, wie der Gesteinsbrocken auf das Terrain gebracht worden ist.“

      „Daran habe ich auch schon gedacht. Ich habe mir auch überlegt, ob es uns weiterbrächte, wenn wir wüssten, woher der Stein stammt. Die Felsen an der Küste haben ja durchaus unterschiedliche Zusammensetzungen. Ich habe den Gedanken aber schnell wieder verworfen.“

      „Wieso eigentlich? Die Idee ist gut. Wir könnten damit eventuell auf den Wohnsitz unseres Mörders schließen“, meinte Anaïk und betrachtete erneut die wenigen Eintragungen. Dann sprach sie weiter.

      „Wir suchen ein Motiv. Das Motiv für den Mord könnte mit der Havarie von Malencourt zu tun haben und mit dem Tod des Retters. Darüber haben wir an der Fundstelle der Leiche schon spekuliert. Ich habe versucht, die Angehörigen des Verunglückten ausfindig zu machen. Ich bin auf seine Frau, Isabelle Audic, und auf seine Eltern gestoßen. Der Vater, Jean Audic, ist bereits über 70 Jahre alt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein 70-jähriger Mann die Tat begangen hat“, meinte Anaïk.

      „Warum nicht?“, fragte Monique.

      „Heute sind viele Menschen mit 70 noch kräftig und agil. Möglich wäre es theoretisch. Aber wir können uns den Mann ja mal ansehen, bevor wir ein Urteil über seine körperliche Verfassung fällen. Gibt es weitere Angehörige?“

      „Außer den Erwähnten habe ich niemanden gefunden. Zum Kreis der Verdächtigen könnten auch sehr gute Freunde gehören, auch die sollten wir nicht außer Acht lassen.“

      „Hast du die Adressen der Angehörigen? Wir sollten die zuerst aufsuchen“, meinte Monique und sah ihre Chefin an.

      „Die habe ich hier, lass uns hinfahren. Der Vater von René Audic wohnt in Kerfany Les Pins, einem Ortsteil von Moëlan-sur-Mer.“

      „Moëlan? Den Ort kenne ich nicht, genauso wenig wie Kerfany.“

      „Es ist auch mein erster Besuch in dem Ort. Ich habe mir die Lage auf der Karte angesehen. Es sieht herrlich aus, direkt an der Mündung des Belon gegenüber von Port Manec´h, mit Blick auf den Aven und den Ozean.“

      Die zwei Frauen verließen das Kommissariat und fuhren über die Voie Express bis zur Ausfahrt Kerandréo, folgten dann der D 104, bogen auf die D 783, der sie 500 Meter folgten, bevor sie auf die D 24 und schließlich auf die D 116 abbogen.

      Anaïk parkte auf der Anhöhe und stellte den Motor ab. Sie genoss den Blick auf das malerisch gelegene Dorf, ein herrlicher kleiner Badeort, mit schönem Sandstrand, netten Häusern, beinahe schon Villen, umgeben von Pinien und wildem Ginster. Vom Strand blickte man auf die Mündung des Belon und auf die Landzunge, die den Belon vom Aven trennt. Auf der anderen Seite der Bucht lag der Hafen von Port Manec´h mit seinem weißen Leuchtturm mit dem markanten roten Hut und dem roten Schriftzug Port Manec´h. Die Hafenmole, hinter der die Schiffe Schutz fanden, sah von hier wie ein schwarzer Finger aus, der sich in die Bucht schob. Das Wasser der Bucht war heute tiefblau.

      Ja, das war ihre Bretagne, eine Landschaft, die hinter jeder Biegung neue Panoramen, neue atemberaubende Ausblicke, wilde felsige Ufer, alte Fischerdörfer und wunderbare Strände hervorzauberte.

      „Einfach toll!“, rief Monique aus.

      Anaïk nickte und startete den Motor wieder, um die letzten Meter bis zum Haus von Jean Audic zurückzulegen. Das Haus lag in der Allée des Chèvrefeuilles. Eine niedrige Steinmauer und ein hölzerner Scherenzaun, der inzwischen fast vollständig von einer Hecke überwuchert war, schlossen das Grundstück zur Straße ab. Die Zufahrt wurde links und rechts von zwei Vierkanthölzern begrenzt. Am rechten Pfosten war ein langes Holztor befestigt, das weit offenstand. Am linken Pfosten hing der übliche Briefkasten. Der Weg führte geradewegs zur Garage des Hauses. Vor der Garage stand ein Renault Clio. Das kleine und einfache bretonische Haus, dessen Fenster nach Süden ausgerichtet waren, hatte einen Wintergartenanbau, der den Blick auf das offene Meer freigab.

      Die Kommissarinnen stiegen aus und gingen durch das geöffnete Tor auf das Haus zu. An der Eingangstür klingelte Anaïk. Ein Gong schallte durchs Haus. Wenig später stand ein Mann um die 70 Jahre vor ihnen. Es musste sich um Monsieur Audic handeln.

      „Bonjour Mesdames“, begrüßte er die beiden Damen.

      „Sie wünschen?“, fragte er mit sonorer männlicher Stimme.

      „Bonjour! Monsieur Audic, vermute ich?“ Anaïk lächelte den Herrn an.

      „Ja, ich bin Jean Audic“, antwortete er.

      „Monsieur Audic, wir sind von der police judiciaire aus Quimper. Mein Name ist Anaïk Bruel, und das ist meine Kollegin, Monique Dupont. Wir hätten Sie gerne gesprochen. Dürfen wir eintreten?“

      Monsieur Audic nickte und trat zur Seite. Er schloss die Tür hinter den Kommissarinnen und ging voraus in den kleinen Wintergarten.

      „Bitte, treten Sie doch näher und nehmen Platz.“ Er zeigte auf eine Sitzecke mit einem Chesterfield-Sofa und zwei entsprechenden Sesseln. Ob es sich um Originale oder um Nachahmungen handelte, konnte Anaïk nicht sagen. Sie setzte sich auf das Sofa, und Monique nahm neben ihr Platz. Monsieur Audic machte es sich in einem der Sessel bequem.

      „Darf ich Ihnen etwas anbieten? Vielleicht eine Tisane oder einen Kaffee?“, fragte er die Kommissarinnen.

      „Haben

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