Weiße Rosen aus Névez. Jean-Pierre Kermanchec

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Weiße Rosen aus Névez - Jean-Pierre Kermanchec

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      Anaïk Bruel betrachtete die Aufzeichnungen an der Pinnwand, als Dustin ins Büro trat.

      „Bonjour Anaïk“, grüßte er und ging auf sie zu.

      „Bonjour Dustin“, erwiderte Anaïk.

      „Hast du etwas Neues für mich?“, fragte sie Dustin.

      „Habe ich Anaïk, und ich will es dir auch sofort sagen. Also, an dem Zigarettenstummel habe ich eine DNA-Spur gefunden. Yannick untersucht sie bereits. An dem Gurt, mit dem der Stein am Ast befestigt gewesen ist, habe ich einen halben Fingerabdruck und eine winzige Ölspur sichern können. Meine erste Analyse deutet darauf hin, dass der Gurt entweder aus einer Werft stammt, oder dass der Mörder etwas mit Schiffen zu tun hat. Es könnte also auch ein Fischer sein. Es handelt sich eindeutig um Schweröl, das auf Werften und Fischerbooten eingesetzt wird.“

      „Interessant“, bemerkte Anaïk.

      „Und woher könnte der Felsbrocken stammen?“

      „Das gestaltet sich schwierig. Der Stein enthält sowohl Sandstein als auch Schiefer. Ich habe mir die Verbreitung dieses Gesteins angesehen. Die Geologen haben diese Zusammensetzung in der Südbretagne nur auf der Belle-Île und an einigen kleineren Küstenabschnitten zwischen Concarneau und Lorient gefunden. Vielleicht gelingt mir eine genauere Lokalisierung, dazu muss ich allerdings Vergleichsproben beschaffen, was entsprechend viel Zeit in Anspruch nehmen kann.“

      „Hmmm, und wenn der Brocken aus der Gegend von Kerfany stammte?“ Anaïk dachte sofort wieder an Monsieur Audic. Eigentlich hatte sie ihn ausgeschlossen, sie war sich dennoch unsicher. Eine DNA-Analyse von Monsieur Audic würde ihr deutlich weiterhelfen. Am Zigarettenstummel hatten sie doch eine DNA gefunden, die könnten sie mit der von Monsieur Audic vergleichen. Er müsste zu einer freiwilligen Abgabe bereit sein, bei der derzeitigen Beweislage konnten sie ihn dazu nicht zwingen. In dem Moment betrat Monique das Büro.

      „Gibt es Neuigkeiten?“

      „Ja, Monique“, antwortete Anaïk und berichtete von den Ergebnissen, die Dustin ihr gerade präsentiert hatte. Dustin machte sich wieder auf den Weg in sein Labor.

      „Wie gehen wir jetzt weiter vor?“, fragte Monique ihre Chefin, die mit ihren Gedanken schon wieder woanders zu sein schien.

      „Ich denke gerade darüber nach. Im Moment können wir mit den Hinweisen von Dustin wenig anfangen. Wir haben keine Fingerabdrücke von Monsieur Audic, um sie mit dem Abdruck auf dem Gurt zu vergleichen. Wir wissen nicht, woher das Öl auf dem Gurt stammt. Wenn es eindeutig aus einer Werft käme, könnten wir uns Proben aus den einzelnen Werften besorgen, viele gibt es davon ja nicht im Großraum von Concarneau, eher kleinere Werkstätten, die sich auf die Instandsetzung von Booten spezialisiert haben, wenn ich von den hivernages, den Winterlagerstätten, absehe. Ob uns das weiterbringt? Ich habe auch Zweifel, dass uns das Wissen um die Herkunft des Felsbrockens helfen kann. Ich setze eher auf den Zigarettenstummel und auf den Zettel mit der Aufforderung in den Garten zugehen. Ich lasse den Zettel gerade von einem Experten untersuchen.“

      „Hast du ihn zur forensischen Schriftuntersuchung gegeben?“

      „Nein, die könnte uns ja nur die Echtheit bestätigen oder Aussagen über das Alter der Schrift oder die verwendete Tinte machen. Ich habe ihn einem Graphologen gegeben, der sich mit der psychologischen Untersuchung von Texten beschäftigt. Ich erhoffe mir, dadurch Aufschluss über die Persönlichkeitsstruktur der Person, die den Text geschrieben hat, zu erhalten. Ich habe von dem Graphologen gehört, dass er sowohl Persönlichkeits- als auch Sozialkompetenz aus Schriften herauslesen kann. Der Experte, mit dem ich telefoniert habe, ein Herr Paul Camoure, war sicher, dass er uns bei der Suche nach einem Profil unseres Täters helfen kann.“

      „Hmmm, eine interessante Überlegung“, meinte Monique und dachte darüber nach.

      „Wie lange wird es dauern, bis wir mit einem Ergebnis rechnen können?“

      „Das konnte er mir nicht sagen, Monique, er wollte sich die Schriftprobe zuerst genau ansehen. Lass uns nach Kerfany fahren und klären, ob Monsieur Audic raucht“, sagte Anaïk und schnappte sich ihre Handtasche.

      Sie hatten gerade das Büro verlassen, da klingelte ihr Handy.

      „Bruel“, meldete sie sich.

      „Madame Bruel, wir haben einen Anruf von einem Gendarmen, Marc Marson, aus Pont-Aven erhalten. Er hat uns einen Toten auf einem Parkplatz der Stadt gemeldet“, informierte sie der Kollege der Telefonzentrale.

      „Wir fahren sofort hin, informieren Sie bitte auch Dustin Goarant und Yannick Detru. Wo genau finden wir diesen Parkplatz?“

      „Der Platz liegt an der Rue des Abbès Tanguy“, antwortete der Kollege und legte auf.

      „Wir haben wieder einen Toten, diesmal in Pont-Aven.“

      „Das liegt nicht weit von Névez entfernt. Können die beiden Morde zusammenhängen?“, fragte Monique, während sie bereits die Treppe hinuntergingen.

      „Möglicherweise, lass uns den Toten ansehen, bevor wir darüber spekulieren.“

      Auch Dustin kam aus dem Gebäude und stieg mit seinem Kollegen in den Dienstwagen. Bestimmt würde sich Yannick auch bald auf den Weg machen. Die beiden Kommissarinnen fanden den Parkplatz in Pont-Aven auf Anhieb. Die Gendarmen hatten den Platz weiträumig abgesperrt und erwarteten die police judiciaire.

      „Marson, Marc Marson, mein Name. Sie sind Madame la Commissaire?“

      „Anaïk Bruel, Bonjour Monsieur Marson.“

      Marson sprach bereits weiter.

      „Madame Bruel, sind Sie die Nachfolgerin von Monsieur Kerber? Mit Monsieur Kerber haben wir einige Male zusammengearbeitet.“

      „Sehr richtig, Monsieur Kerber ist mein Vorgänger gewesen. Das ist übrigens Madame Monique Dupont, meine Kollegin. Können Sie uns bitte zur Leiche führen?“

      „Aber sicher, mein Kollege, Claude Ylian, bewacht die Leiche.“

      Marcel Marson führte die beiden Kommissarinnen zur hintersten Reihe des Parkplatzes. Die Leiche eines älteren Mannes lag auf dem Boden, neben einem Audi A8. Yannick Detru war noch nicht in Pont-Aven eingetroffen, so konnten sie den Toten nur ansehen. Anaïk hatte Latexhandschuhe übergestreift und einen Schutz über ihre Schuhe gezogen. Vorsichtig kniete sie sich zu dem Leichnam. Der Mann trug klassische Bootsschuhe, einen feinen Leinenanzug, ein weißes Hemd, an dem der oberste Kopf offenstand, und einen edlen blauen Pullover. Neben der Leiche lag eine weiße Rose. Das beantwortete Moniques Frage. Die Morde hingen zusammen.

      Anaïk erhob sich und trat neben Monique.

      „Eindeutig ein Segler, ich tippe, dass es sich um einen Engländer handelt. Neben dem Leichnam liegt wieder eine weiße Rose.“

      In diesem Augenblick trafen Yannick und Dustin am Tatort ein. Sie sahen Anaïk von der Leiche zurücktreten.

      „Du hast hoffentlich nicht die einzigen Spuren vernichtet“, frotzelte Dustin, auch Yannick fühlte sich berufen einen Kommentar hinzuzufügen.

      „Bin ich bereits unnötig hier, weil du die Todesursache schon

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