Weiße Rosen aus Névez. Jean-Pierre Kermanchec

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Weiße Rosen aus Névez - Jean-Pierre Kermanchec страница 7

Серия:
Издательство:
Weiße Rosen aus Névez - Jean-Pierre Kermanchec

Скачать книгу

      „Meine Frau“, stellte Jean Audic sie vor.

      „Bonjour Mesdames“, grüßte sie und sah ihren Mann an.

      „Hast du unseren Besuch nach einem Getränk gefragt?“

      „Aber sicher, Enora, die beiden Damen von der police judiciaire haben abgelehnt.“

      „Sie sind von der police judiciaire? Was führt Sie zu uns nach Kerfany? Sie haben hoffentlich keine weitere schlechte Nachricht, der Tod unseres Sohnes reicht uns.“

      „Nein, Madame Audic, wir haben keine schlechte Nachricht, aber der Tod ihres Sohnes ist der Grund unseres Besuchs. Wir ermitteln in einer Mordangelegenheit. Ich wollte ihrem Mann gerade den Grund unseres Besuches erklären.“

      Enora Audic setzte sich in den zweiten Sessel und sah gespannt auf die Kommissarin.

      „Madame, Monsieur Audic, wir haben heute Morgen in Névez die Leiche des Mannes gefunden, den ihr Sohn vor einer Woche aus Seenot gerettet hat.“

      „Sprechen Sie von Monsieur Malencourt? Diesem undankbaren, arroganten, aufgeplusterten und hochmütigen Menschen?“

      „Nun, ob der Tote damit zutreffend beschrieben ist entzieht sich meiner Kenntnis. Ja, es handelt sich um Monsieur Malencourt.“

      „Um ihn ist es nicht schade“, erwiderte Madame Audic und wischte sich einige Tränen aus den Augen.

      „So darfst du nicht sprechen, Enora“, sagte ihr Mann und sah seine Frau verständnisvoll an. Dann fügte er erklärend hinzu:

      „Er hat unseren Sohn auf dem Gewissen. Kein Dankeschön für seine Rettung ist ihm über die Lippen gekommen. Wie soll man einen solchen Menschen anders bezeichnen als hochmütig und arrogant.“

      „Warum sind Sie jetzt hier?“, wandte Madame Audic sich wieder an Anaïk.

      „Bitte verstehen Sie uns richtig, Madame, wir müssen mit jedem sprechen, der ein Motiv für die Tat haben könnte. Der Verlust ihres Sohnes könnte ein solches Motiv sein. Daher müssen wir fragen, wo Sie, Monsieur Audic, gestern Abend zwischen 22 Uhr und Mitternacht gewesen sind?“

      „Sie denken, mein Mann hätte diesen Wichtigtuer umgebracht?“ Madame Audic war jetzt aufgebracht.

      „Madame Audic, wir denken nicht, dass ihr Mann etwas mit der Sache zu tun hat. Wir müssen jedoch alle Alibis der Personen überprüfen, die ein Motiv haben könnten, und wir können ihren Mann nicht ausnehmen.“

      „Mein Mann ist hier bei mir gewesen, das kann ich beschwören. Mein Mann hat nichts mit dem Tod von diesem Menschen zu tun.“

      Anaïk sah Monsieur Audic an. Jean Audic nickte.

      „Ja, es stimmt. Ich habe den ganzen Abend hier verbracht. Ich würde mir meine Hände nicht schmutzig machen für so einen Menschen. Ich wünsche niemandem den Tod, aber ich kann meine Frau sehr gut verstehen. Sein Tod hat uns hart getroffen. Wissen Sie, mein Sohn hat seine ehrenamtliche Tätigkeit beim SNSM mit Leib und Seele ausgeübt. Er ist immer bereit gewesen, sein Leben für andere aufs Spiel zu setzen. Er war ein ausgezeichneter Schwimmer, und er kannte sich mit den Gefahren des Meeres aus. Dass er für einen Menschen sterben musste, der sich bewusst in diese Gefahr begeben und nach seiner Rettung nicht einmal das Wort Merci gefunden hat, das macht die Situation für uns unerträglich. Wir haben erfahren, dass ihn die Hafenmeisterei vor dem Auslaufen vor dem Sturm gewarnt hat. Der Mann hat gelacht und die Warnung hochmütig ignoriert. Können Sie sich das vorstellen? Da kommt einer aus Paris und will erfahrenen Bretonen zeigen, dass wir keine Ahnung vom Segeln haben? Das wir uns nicht mit dem Meer und seinen Gefahren auskennen? Wer hat denn einen Eric Tabarly oder einen Loïck Peyron hervorgebracht? Wer hält denn den Rekord bei der Weltumsegelung? Das sind doch wir Bretonen!“

      Monsieur Audic hatte sich in Rage geredet. Seine Frau legte beruhigend ihre Hand auf seinen Arm. Jean Audic blickte seine Frau an.

      „Ist doch wahr“, meinte er und verstummte dann.

      Anaïk und Monique erhoben sich.

      „Ich habe noch eine Bitte. Darf ich einen Blick in den Kofferraum ihres Autos werfen?“

      „Einen Blick in mein Auto werfen? Aber sicher, ich habe nichts zu verbergen. Wonach suchen Sie denn?“

      „Nach nichts Bestimmtem“, meinte Anaïk. Sie verabschiedeten sich von Frau Audic.

      Jean Audic ging voraus und nahm den Fahrzeugschlüssel aus einer grauen Schale auf der Kommode im Flur. Dann öffnete er die Haustür und ging zügig zu seinem Auto. Der Kofferraum machte einen sauberen und aufgeräumten Eindruck, drei Einkaufstüten, zwei paar Wanderschuhe und Gummistiefel.

      „Haben Sie vielen Dank, Monsieur Audic“, das ist auch schon alles gewesen“, sagte sie und verabschiedete sich von ihm. Danach reichte ihm auch Monique die Hand. Die Kommissarinnen verließen das Grundstück.

      „Was hast du in seinem Wagen gesucht?“, fragte Monique.

      „Ich wollte nachsehen, ob mit dem Wagen vielleicht der Gesteinsbrocken transportiert worden ist.“

      „Daran hätte ich nicht gedacht. Und?“

      „Ich glaube nicht, ich habe weder Sand noch kleinere Kieselsteine gesehen.“

      „Was für einen Eindruck hattest du von ihm?“, fragte Monique ihre Kollegin.

      „Ich glaube ihm, ich glaube nicht, dass er unser Mörder ist.“

      Sie bestiegen ihr Fahrzeug und machten sich auf den Weg ins Kommissariat. Die Frau des verunglückten Retters suchten sie nicht auf. Eine Frau konnte unmöglich einen solchen Stein tragen und aufhängen.

      Yannicks Bericht lag bereits vor. Die Autopsie hatte seine Vermutung bestätigt. Die Todesursache war der Schlag mit dem Stein gegen seine Schläfe. Der Felsbrocken hatte zu einer Schläfenbeinfraktur geführt, an der der Mann nach wenigen Minuten gestorben war. Dass Monsieur Malencourt eine beginnende Leberzirrhose hatte, die vermutlich vom Genuss entsprechender Mengen Alkohol herrührte, war ein Nebenprodukt der Autopsie. Wenn er so weiter getrunken hätte, wäre er in wenigen Jahren an der Leberzirrhose gestorben.

      Auch ein erster Bericht von Dustin lag bereits auf ihrem Schreibtisch. Dustin hatte nach der Entfernung der Leiche einen Zigarettenstummel der Marke Gauloises Bleu gefunden, die Klassische. Daran waren Reste von Speichel, die er Yannick zur weiteren Untersuchung gab. An der weißen Rose fanden sich keinerlei Spuren, die einen Rückschluss auf den Täter erlaubt hätten. Ansonsten hatte er etwas abseits der Leiche einen Champagnerkorken von einer Flasche Dom Pérignon gefunden.

      Anaïk trat an ihre Pinnwand und notierte die wesentlichen Fakten.

       Zigarettenstummel mit DNA (Handwerker? Fischer? Älterer Mann?), Champagnerflaschenkorken Dom Pérignon

      Wenn es sich um eine ältere Person handelte, bliebe Monsieur Jean Audic in ihrem Fokus. Was für einen Beruf hatte er ausgeübt? War er Raucher? Während ihres Gesprächs hatte der Mann nicht geraucht. Auch war ihr nicht aufgefallen, dass ein Aschenbecher im Wintergarten gestanden, oder dass es in dem Raum nach kaltem Rauch gerochen hätte. Zur Sicherheit müssten sie der Frage nach den Zigaretten nachgehen. Warum hatte eine weiße Rose neben dem Leichnam gelegen?

Скачать книгу