Der dritte Versuch Elfen und Menschen. Norbert Wibben

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Der dritte Versuch Elfen und Menschen - Norbert Wibben Der dritte Versuch

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dem Bereich der tödlichen Geschosse zu kommen. »Wir sollten einen Ausfall machen und sie in den Sumpf treiben.«

      »Das ist keine gute Idee. Hier kann ich euch schützen, dort draußen stehen uns aber mehrere der dunklen Magier gegenüber, denen ich auf Dauer nichts entgegenzusetzen habe.«

      »Aber du bist bereits geschwächt und kannst den Schutz der gesamten Festung nicht lange gewährleisten, ohne dich völlig zu verausgaben. Da ist es doch besser, dass wir einen Entlastungsangriff starten, damit du dich währenddessen erholen kannst.« Kayleigh blickt Lennard nachdenklich an.

      »Das klingt verlockend, ist jedoch keine gute Idee. – Ich habe aber eine andere. Während das Chaos in den Reihen unserer Gegner herrscht, greifen sie nicht erneut an. Wir haben also tatsächlich eine kleine Verschnaufpause. Die Zeit werden wir nutzen, um Verstärkung herbeizuholen. – Als ich herkam, wollte ich mir eigentlich nur einen kurzen Überblick darüber verschaffen, wie die Dubharan vorgehen. Dass sie euch schon derart bedrängen, hatte ich nicht erwartet und musste sofort eingreifen. – Einige meiner Zauberer werden in der Zwischenzeit Kämpfer der Menschen aus dem Norden und ebenso Elfen aus dem geheimen Wald herbeigeführt haben, die sich im Bereich eurer Baumhäuser versammeln. Ich fordere sie jetzt auf, die Truppen der Dubharan von dort, also im Rücken anzugreifen. Sobald sie das bemerken, werden wir einen Ausfall aus der Festung unternehmen, der dann mehr Aussicht auf Erfolg haben wird.«

      »Das ist eine erfreuliche Nachricht! So machen wir es.« Kayleigh schließt die Augen und konzentriert sich. Als sie sie wieder öffnet, nickt sie.

      »Unsere Krieger treffen voraussichtlich am morgigen Vormittag ein. Sie treiben ihre Pferde zur höchsten Eile an. Im Kampf werden sie aber nicht eingesetzt, um sie nicht zu gefährden. Außerdem besteht dafür auch keine Notwendigkeit, da die Dubharan zu Fuß sind und ihnen nicht entkommen werden.«

      »Hoffen wir, dass sie früh genug kommen. Es wird bald Nacht und unsere Bogenschützen haben nur noch wenige Pfeile, weshalb ich für einen Entlastungsausfall war. Da können wir unsere Schwerter und auch Speere einsetzen. Sobald die Dubharan merken, dass sie nicht mehr beschossen werden, könnten sie sofort neu angreifen. Dann müssen wir damit rechnen, dass sie das Tor stürmen!«

      »Das hört sich nicht gut an«, bestätigt Kayleigh. »Einen Schutz um die komplette Festung aufrechtzuerhalten, kostet viel von meiner Kraft. Das ist aber unsinnig, wenn aus dessen Sicherheit heraus nicht auf den Gegner geschossen werden kann. Es ist wichtig, dass wir den Gegner auf Abstand halten können, und dafür benötigen wir die Unterstützung der Bogenschützen.«

      »Wir können die Kampfpause nutzen und Pfeile einsammeln, zumal die beginnende Dämmerung uns Schutz bieten wird.« Ohne eine Entgegnung abzuwarten, stürmt Lennard den Turm hinab und sammelt Freiwillige um sich, die mit ihm durch eine kleine, versteckte Pforte die Festung verlassen. Sie laufen gebückt und dicht an den Mauern entlang, von denen herab ihre Kameraden die Gegner und deren Bewegungen voller Sorge beobachten. Die Elfen huschen zwischen den Toten umher, finden jedoch nur wenige Pfeile, die nicht getroffen haben. Die Suche auf der Vorderseite der Burg geben sie schon nach kurzer Zeit wieder auf. Die Gefahr ist zu groß, die Aufmerksamkeit der Dubharan zu erregen. Sie wechseln zur Rückseite der Festung, wo sich im Moment keine Gegner befinden. Hier liegen nur einige Leichen, dafür aber mehr Geschosse, die eilig von ihnen eingesammelt werden. Die Elfen sind auf ihrer Flucht vorwärts gehastet, um schnell ins Innere der Burg zu gelangen, und haben im Laufen schlechter getroffen. Auch wenn die Ausbeute nicht groß ist, bringen Lennard und seine Freiwilligen doch genügend Munition, um von den Zinnen herab effektiv Widerstand leisten zu können. Die Pfeile werden sofort an die besten der Schützen verteilt.

      Der Anführer der Ostelfen atmet schwer, als er wieder neben Kayleigh steht und von ihrer erfolgreichen Suche berichtet.

      »Bleibt es dabei, dass deine Kämpfer morgen kommen, oder treffen sie doch eher ein? Auch wenn sich die Dubharan etwas zurückgezogen haben, könnten sie in jedem Moment erneut mit einem Sturm auf die Burg beginnen.« Die Frage des Elfen ist dadurch erklärt, dass er eine Teufelei hinter dem Stillhalten des Gegners vermutet. Möglicherweise kommen noch weitere Kämpfer, obwohl schon jetzt nicht alle den Sumpf überquert haben.

      »Es ist bisher zu wenig der Zeit vergangen, die sie für die Bewältigung der Strecke benötigen. – Jetzt schau nicht so erstaunt, das sind Tatsachen. Ich habe zwischenzeitlich versucht, Cian zu kontaktieren, was leider nicht funktioniert. Ich hatte gehofft, ihn zur Unterstützung herbeirufen zu können.«

      »Das ist wirklich schlimm«, bestätigt Lennard. Er hält mindestens genauso große Stücke auf die Fähigkeiten dieses alten Elfen wie Kayleigh. Voller Sorge betrachtet er den Himmel über dem Turm. Am frühen Morgen war er strahlend blau und verdunkelte sich mit Erscheinen der Dubharan. Als die Kampfpause begann, sah es kurzzeitig so aus, als ob sich die dunkle Wolkendecke, die an vielen Stellen aufgerissen war, verflüchtigen würde. Das helle Sonnenlicht begann, die Festung und die Ebene zu überfluten. Doch nun sieht es so aus, als ob sich die Wolken wieder zusammenballen. Die ersten Sterne, die am Abendhimmel zu erkennen sind, werden von ihnen verdunkelt. Neue Schreie dringen von außen zu den Verteidigern. Steht in der Dunkelheit ein neuer Angriff der Dubharan bevor?

      Cloe macht es sich im tiefen Heu bei den Tieren im Pferdestall bequem und lauscht einige Zeit den Geräuschen in der Dunkelheit. Ihr wurde zwar in einer der Hütten ein eigenes Zimmer mit Bett angeboten, doch sie will lieber die Nacht in der Nähe Doineanns verbringen. Nach dem langen Gespräch mit Arawn vermag sie zuerst nicht einzuschlafen. Sie weiß, dass dieser Mann der Herrscher der Fairwings, also deren König ist, obwohl er sich nicht so bezeichnet. Er erläuterte ihr die Verhältnisse auf der Insel der Elfen, erklärte, was Darkwings und Fairwings voneinander unterscheidet, aber auch, was sie gemeinsam haben. Cloe findet es schade, dass es nur noch wenige der Westelfen hier gibt, die zudem sehr zurückgezogen leben. Sie hätte sich gerne mit ihnen unterhalten, obwohl ihre Sorge um Cian drängend ist. Vielleicht bekommt sie dazu eine Gelegenheit, wenn sich der alte Elf auf dem Wege der Besserung befindet.

      Arawn erwähnte im Gespräch, dass jedes Oberhaupt der Fairwings magische Fähigkeiten besitzt, seitdem sich eine Westelfe und ein Vorfahr dieser Herrscher vermählten und Kinder bekamen. Die Eigenarten der magischen Fähigkeiten sind jedoch nicht immer gleich, sie ändern sich von einer Generation zur nächsten. Er besitzt die besondere Gabe eines Gestaltwandlers und ist außerdem ein Spurenleser. Darüber grübelt die junge Elfe, findet jedoch keine Erklärung, was die Begriffe bedeuten. Arawn hat diese Ausdrücke nur nebenbei erwähnt, so, als seien sie nichts Besonderes. Doch daran glaubt sie nicht.

      Dieser Mann ist seltsam, wirkt auf angenehme Art geheimnisvoll. Er vermittelt ihr den Eindruck, bei ihm geborgen zu sein. Er versteht unter Herrscher nicht, andere zu unterwerfen und auszubeuten, sondern, deren Behüter, quasi ihr Vater zu sein. Das drückt sich in der Art aus, wie er mit seinen Gefährten, aber auch mit der fremden Elfe umgeht.

      »Warum ist Cian so verwirrt, ist das eine Folge seiner Verletzung?« Cloes Gedanken driften davon. Was hatte Arawn über Cian gesagt? »Er murmelt immer wieder »Drache« oder auch »Draco«. Ob damit das Drachenungeheuer gemeint ist. Habe ich … doch, ich habe heute ein …« Sie ist fast eingeschlafen, da schreckt sie wieder auf. Eines der Pferde schnaubt und scharrt mit einem Huf. Ist das Doineann, droht hier eine Gefahr? Das Herz der Elfe pocht heftig, während sie auf Geräusche lauscht. Soll sie eine Lichtkugel nutzen, um sich umzuschauen? Sie wagt es, auch auf das Risiko hin, sich dadurch möglichen Feinden zu verraten.

      Die Kugel schwebt zur Decke und zeigt ihr, dass sie mit den Pferden allein ist. Sie scheinen völlig entspannt zu sein. Sollte sie sich getäuscht haben? Da sie nun aber hellwach ist, steht Cloe auf, geht nach draußen und schaut sich dort

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