Der dritte Versuch Elfen und Menschen. Norbert Wibben

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Der dritte Versuch Elfen und Menschen - Norbert Wibben Der dritte Versuch

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er nicht. Das ist letztlich egal, sie muss sterben wie ihre Begleiter auch!

      Die Wölfe verfolgen die fünf Reiter und die Elfe über längere Zeit, halten dabei jedoch genügend Abstand. Als die Pferde langsamer werden, weil große Felsbrocken das Vorwärtskommen erschweren, sieht Dean die Gelegenheit gekommen. Er treibt die grauen Räuber an, die Verfolgten zu stellen. Sie überholen sie, verteilen sich zwischen und auf großen Granitblöcken. Der erste Wolf springt die Frau an und hätte sie sicher aus dem Sattel geworfen, wäre sie von keinem magischen Schutz umgeben. Dean wütet. Der Angreifer wird zurückgeworfen und von einem der Reiter mit einem Pfeil erlegt. Sofort darauf erschießt die Elfe mehrere der anderen Wölfe. Der dunkle Magier überlegt, ob er in das Geschehen eingreifen soll. In der kurzen Zeit, die er zögert, entkommen die Verfolgten über einen schmalen Steg, der über eine breite Schlucht führt. Während dieser Übergang gegen die Wölfe verteidigt wird, hebt er sich langsam. Es ist eine Zugbrücke. Dean betrachtet die alte Felsenburg, die durch den tiefen Abgrund vor den Wölfen sicher geschützt ist. Er zieht sich aus den Köpfen der Raubtiere zurück, hält sie aber trotzdem unter Kontrolle. Wiederholt überzeugt sich eines der Tiere durch einen kurzen Blick, dass die Verfolgten den Übergang noch nicht wieder herabgelassen haben. Sobald das geschieht, werden sie dieses Felsengebiet stürmen.

      Als die kurze Dämmerung in tiefe Nacht übergeht, wickelt sich Dean in den Umhang. Er überdenkt seine Lage und grübelt, ob es klug ist, was er gerade macht.

      »Zorn ist kein guter Berater«, schleicht sich eine alte Weisheit in seine Gedanken, »er verstellt den Blick und verhindert, genau wie Wut, eine objektive Bewertung einer Situation!« Aber was bedeutet das für ihn? Der Magier weiß, dass die Suche in dieser Region erfolgreich verlaufen ist. Er erreichte, was nicht zu erwarten war. Er hat den Ring wiedererlangt! Draco kann wie früher von ihm gelenkt und für seine Zwecke eingesetzt werden! Erschrocken fährt er hoch. Dieser verrückte Alte hatte den Drachen zurück über das steinerne Meer geschickt, wo er plötzlich explodiert ist. Heißt das …? Erst jetzt fällt ihm auf, was er schon längst hätte versuchen sollen. Wenn der Drachenring noch seine Macht besitzt, wird er den feuerspeienden Lindwurm aufrufen und auf jeden Gegner hetzen können. Warum hat er diesen mächtigen Helfer nicht an Stelle der Wölfe für seine Zwecke genutzt? Er weiß es im nächsten Moment: Zorn hatte ihn übermannt und die klare Sicht auf das Geschehen verstellt. Die rechte Hand fährt sofort zur linken hinüber und berührt den Ring. Dean zögert einen Moment, wird er den Feuerdrachen aufrufen können?

      »Draco!«, fordert er mit lauter und fester Stimme. Im nächsten Moment bildet sich vor dem dunklen Nachthimmel ein irisierendes Licht, das sich zu hellstem Blau, fast einem strahlenden Weiß ändert und dann in der bekannten Gestalt des Ungeheuers mit schlagenden Flügeln in der Luft steht. Dean hat es schon immer seltsam gefunden, dass Draoidh, sein Großvater, bei der Erschaffung dieses mächtigen Artefaktes festgelegt hat, dass der Name des Rings ausgesprochen werden muss. Soll das den Gegner bereits in Angst und Schrecken setzen? Dean fände es erheblich besser, wenn die Beschwörung nur gedacht werden müsste, um den Lindwurm herbeizurufen. Der überraschte Gegner hätte dann wesentlich weniger Zeit, auf den Angriff des todbringenden Ungeheuers zu reagieren. Der Magier konzentriert sich wieder auf den Drachen. Er probiert, ob der Feueratem wie gewünscht funktioniert. Die gewaltige Feuerwalze schickt er hoch in den Himmel und dann in Richtung eines naheliegenden Gebüsches, das sofort zu Asche verbrennt. Feine Flöckchen werden aufgewirbelt und fallen wie Schnee zu ihm herab. »Inhibeo« lässt den Drachen verschwinden.

      Der Ring funktioniert in gewohnter Weise, stellt der Zauberer erleichtert fest. Jetzt sollen alle Feinde dessen Macht zu spüren bekommen! Er denkt wieder an den alten Elfen. Soll er seine Rache dafür an ihm stillen, dass der den Ring so lange vor ihm verborgen hielt? Und dann sind da noch die Elfe und die anderen Reiter, die in die Geschehnisse eingegriffen haben. Sind sie es wert, dass er seine kostbare Zeit für einen kleinen Moment der Befriedigung opfert? Nein! Das sind sie nicht! Was sind sie schon im Vergleich zu ihm? Wenn er es will, ist er der von allen gefürchtete Herrscher in seiner Heimat. Das ist es, was wirklich wichtig ist. Dean hat sich entschieden. Der Zweck, hierherzukommen war schließlich, den Ring zurückzubekommen. Jetzt muss er sich auf die nächsten Ziele konzentrieren! Er tritt zu seinem Pferd. Dann flirrt die Luft und sie stehen im Innenhof von Munegard.

      Der dunkle Magier lässt auf der Insel der Elfen ein stark dezimiertes Rudel Wölfe zurück. Obwohl er sie bereits vergessen hat und nicht mehr kontrollieren wird, wirkt der hypnotische Zauberspruch nach. Sie erfüllen ihren Auftrag. Sie belauern die Reiter und folgen ihnen, bis diese endlich gestellt oder sie getötet werden.

      In Munegard herrscht noch tiefste Nacht, doch Fackeln und Laternen erleuchten den Innenhof, wo Dean mit seinem Pferd angekommen ist. Er verschwendet keinen seiner Gedanken an den zurückgebliebenen alten Elfen oder die Reiter, die die Wölfe attackierten. Er hat sein vor kurzem heftiges Streben nach Rache völlig verdrängt. Doch die junge Elfe taucht immer wieder vor seinem geistigen Auge auf. Was er bisher nicht für möglich gehalten hat, ist offenbar geschehen. Doch es sind nicht die Schnelligkeit ihrer Bewegungen oder der Eindruck ihrer schlanken Gestalt, die verantwortlich für die Unruhe in seinem Kopf sind. Er hat sich keineswegs in sie verliebt! So etwas geschieht ihm nicht, schon gar nicht in eine Elfe! Nein, ihn treibt die Sorge, ob sie es geschafft hat, den Drachen zu überwinden! Woher ist sie so unerwartet dem Alten zur Hilfe geeilt? Wenn sie zusammengehören, wie es ihm scheint, dann wird sie auch aus dem Gebiet des steinernen Meeres gekommen sein. Hat sie also den Lindwurm zerstört, zumindest kurzzeitig überwunden? Soweit er sich erinnern kann, ist das keinem noch so berühmten Zauberer vor ihr gelungen! In Gesprächen seines Vaters und Großvaters wurde Derartiges nicht berichtet. Jeder Gegner ist in dem alles vernichtenden Feueratem des Lindwurms gestorben. Keine komplizierte und ausgeklügelte Schutzglocke konnte ihm je widerstehen. Was hat die Elfe also gemacht? Obwohl er vor seiner Rückkehr Draco bereits wieder herbeigerufen hat, versucht er das erneut. Er muss sich einfach vergewissern, dass diese Elfe keinen bleibenden Schaden angerichtet hat. Seine rechte Hand berührt den Ring an der linken. Dean zögert nicht einen Moment und fordert mit lauter und fester Stimme:

      »Draco!« Im nächsten Moment bildet sich im Innenhof von Munegard vor dem dunklen Nachthimmel ein irisierendes Licht, das sich zu einem strahlenden Weiß ändert. Daraus entsteht sofort die bekannte Gestalt des Ungeheuers. Schreckensrufe schallen von allen Seiten, als der in der Luft stehende Drache gesehen wird. Dadurch bemerkt Dean, dass er hier nicht allein ist. Eimer fallen polternd zu Boden und ebenso die Waffen einiger Soldaten. Diese flüchten wie die Bediensteten, die schon vor der Morgendämmerung Aufgaben zu erledigen haben. Das Geschrei will nicht enden, während sie zu den verschiedenen Gebäuden von Schmiede, Pferdestall und Backstube rennen. Die Krieger scheuen sich nicht, die anderen an die Seite zu drängen, damit sie sich als erste retten können. Dean grinst hämisch. Obwohl es ihn in den Fingern juckt, den Drachen seinen Feueratem spucken zu lassen, bremst er sich. Wenn er der Oberste der Zauberer des Mondes ist, was hoffentlich bald der Fall sein wird, ist er der Besitzer der Festungsanlage. Da wäre es widersinnig, den Drachen zum Test wüten zu lassen, und hinterher die Schäden beseitigen zu müssen. Der Ring funktioniert tatsächlich in gewohnter Weise. Der dunkle Magier ist erleichtert. Mit »Inhibeo« lässt er den Lindwurm verschwinden und führt sein Pferd zum Stall. Dort muss er mehrmals nach einem Pferdeknecht rufen, bevor ein verängstigter Mann zitternd aus dem hinteren Bereich nach vorne kommt. Die Laterne in der Hand schwankt hin und her. Ihm übergibt Dean sein Tier, dann beginnt er mit der Suche nach Connor. Auch wenn er sich nicht sicher ist, wie er seinem Cousin entgegentreten soll, eilt er im Schein einer Lichtkugel durch die verwinkelten Gänge und öffnet alle Türen auf dem Weg zu Connors Arbeitszimmer. In dem Flur zu diesem Raum ruft Dean sogar mehrfach nach ihm. Der verursachte Lärm ruft den alten Diener herbei, der ihn darüber informiert, dass der »Hochwohlgeborene und Oberste aller Zauberer des Mondes« nicht daheim weile.

      »Mein Herr ist vor kurzem zusammen mit Soldaten und anderen Magiern in den Kampf gezogen. Wohin kann

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