Der dritte Versuch Elfen und Menschen. Norbert Wibben

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Der dritte Versuch Elfen und Menschen - Norbert Wibben Der dritte Versuch

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ist, normalisiert sich der Herzschlag der Elfe wieder. Sie beschließt dann aber vorsorglich, noch einen Blick auf die Zugbrücke zu werfen. Die Pferde könnten einen Wolf gehört haben! Sie muss sich vergewissern, dass dort alles in Ordnung ist. Die Lichtkugel schwebt etwas vor ihr her und beleuchtet den Weg. Im Durchgang des Walls hallen ihre Schritte, sonst sind keine Geräusche zu hören. Die Zugbrücke ragt in den Himmel, hier ist also alles in Ordnung. Der tiefe Abgrund versperrt den Raubtieren den Zugang zur Fluchtburg. Die Elfe seufzt zufrieden. Sie überlegt kurz, ob sie den Rat Arawns missachten und kurz auf der anderen Seite nachsehen soll, ob die Wölfe immer noch zwischen den Felsen auf ihre Beute lauern. Die werden vermutlich längst aufgegeben haben. Außerdem kann sie notfalls zaubern, was soll ihr da schon groß geschehen? Sie fixiert eine gegenüberliegende Stelle und beginnt den erforderlichen Spruch.

      »Porta...«, als sie sich schnell unterbricht. Auf der anderen Seite glitzert etwas. Es befindet sich etwa in Höhe eines Felsens, der oberhalb des Weges liegt, den sie hierher genommen haben. Dort erkennt sie zwei rötliche Punkte, die von einem Paar Augen stammen, die das Licht der Leuchtkugel reflektieren. Sie lenkt diese zu dem Felsen hinüber, doch bevor das Tier auf dem Stein zu erkennen ist, verschwinden die eng beieinanderstehenden Lichtpunkte. Cloe ist sicher, das muss einer der Wölfe gewesen sein, der von dort zu ihr herüberschaute. Ein leiser Schauer läuft ihr den Rücken hinab. Jetzt fällt ihr ein Fehler auf, sie hat vergessen, zuerst ihren magischen Schutz aufzurufen! Es ist nur gut, dass sie bisher auf Arawn gehört hat. Die Räuber gelangen nicht zu ihr, wenn sie sich ihnen nicht freiwillig ausliefert. Ob sie morgen immer noch auf ihre Beute lauern? Die Elfe schüttelt sich. »Das werde ich bei Tageslicht sehen!« Sie dreht sich um und liegt bald wieder im duftenden Heu. Als die Lichtkugel erlischt, hinterlässt sie eine tiefere Dunkelheit als zuvor. Erneut dauert es lange, bis die Elfe einschläft.

      Ein Paar bernsteinfarbene Augen fixieren Cloe. Sie bannen sie derart, dass sie kaum zu atmen wagt. »Ich muss mich schützen«, denkt sie verzweifelt. Doch der sonst so einfach aufgerufene Spruch fällt ihr nicht ein. »Das ist doch nicht möglich. Mom, wie kann ich mich …?« Die Elfe dreht sich in Zeitlupe um und versucht fortzulaufen, doch die Beine wollen nicht gehorchen. Ganz langsam setzt sie einen Fuß vor den anderen. Kann sie dem Räuber so entkommen? Es muss doch möglich sein, schneller zu laufen! Aber es gelingt ihr nicht! Sie blickt angstvoll zurück. Die zwei braunen Augen starren sie unverändert an. Sollte der Wolf, denn diesem Tier gehören sie, hypnotische Kräfte haben? Vermag sie deshalb nicht zu zaubern? Erneut versucht sie, fortzulaufen, nachdem sie sich mit Mühe zur Flucht gewandt hat.

      »Du träumst!«, vernimmt sie plötzlich eine Stimme. Ist das ihre Mutter? Nein, sie klingt nach einem Mann. Aber wer kann das sein? »Ich bin Arawn. Keine Angst, dir passiert nichts.«

      »Arawn? Woher kenne ich den Namen?« Sie glaubt dieser Stimme, sie wirkt überzeugend und ruhig. Der Mann, dem sie gehört, scheint jeder Situation gewachsen zu sein. Die Elfe atmet auf und dreht sich zu dem Räuber zurück. Sollte sie träumen, besteht keine Gefahr, wenn sie dem Tier in die Augen schaut. Doch egal wohin sie sich wendet, der Wolf ist verschwunden.

      Mit einem tiefen Seufzer wacht Cloe auf. Sie öffnet die Augen und erkennt, dass es mittlerweile Morgen ist. Schnell steht sie auf und blickt zu den Pferden. Sie kauen auf Heuhalmen und blicken sie interessiert an.

      »Wann geht es weiter?«, scheinen sie fragen zu wollen. »Haben wir noch Zeit, etwas von dem leckeren Futter zu naschen?« Die Elfe lächelt bei diesen Gedanken und streichelt Doineann. Das grau-weiße Pferd schnaubt zur Begrüßung und wedelt mit dem schiefergrauen Schweif. Cloe denkt kurz an Kayleigh, die ihr die wertvolle Stute geschenkt hat. Ob die Oberste der Nordelfen mittlerweile Kontakt zu Cian bekommen hat? Die Schwierigkeiten könnten darin liegen, dass die beiden zu weit voneinander entfernt sind. Es ist aber auch möglich, dass der verwirrte Elf von der Kontaktaufnahme nichts bemerkt! Sofort drängt es die junge Elfe, nach Cian zu schauen. Sie hat diese Aufgabe von Kayleigh übernommen und ist es ihr schuldig, sich um ihren alten Freund zu kümmern. Cloe richtet ihre Kleidung und zupft sich einige Halme aus dem Haar. Sie streicht mit den Finger hindurch, um es zu glätten, dann tritt sie aus dem Stall.

      Arawn begrüßt sie mit einem seltsamen Lächeln. Die Elfe stutzt. Sie erinnert sich sofort an den Traum. Was bedeutet das? Die Sequenz war keinesfalls hellgesehen, ist sie überzeugt, aber warum lächelt der Herrscher der Fairwings sie jetzt so wissend an.

      »Du hast hoffentlich gut geschlafen?«, erkundigt er sich fürsorglich.

      »Ich … ich habe heute Nacht einen Wolf gesehen«, entgegnet sie fast flüsternd. Trotzdem vernimmt Arawn diese Worte.

      »Das habe ich bemerkt.« Jetzt staunt Cloe. Der Fairwing steht vor ihr. Hat er sie bei dem nächtlichen Kontrollgang gesehen? Zu wissen, was sie geträumt hat, ist dagegen unmöglich!

      »Ich meine … Ich wollte nicht …« Sie schluckt einmal und beginnt dann erneut. »Gestern Abend konnte ich erst nicht schlafen, bin aber dann doch eingenickt. Nach einem Geräusch der Pferde habe ich die Lage kontrolliert. Ich musste mich überzeugen, dass es kein Wolf über den Abgrund zu uns geschafft hat.«

      »Die Kluft ist zu breit und zu tief.« Arawn blickt sie an, versteht aber offenbar ihre Sorge. »Ich habe dir gesagt, dass wir hier sicher sind.«

      »Ich weiß, trotzdem sorgte ich mich. – Als ich am Abgrund stand, leuchteten im Schein meiner Lichtkugel ein Paar Augen zu mir herüber. Doch sie verschwanden sofort, als ich das Licht weiter dorthin sandte. Danach ging ich wieder schlafen.«

      »Das ist dann sicher der Grund für deinen Traum!« Die Elfe überläuft ein Schauer.

      »Woher …?«

      »Ich habe dir doch gesagt, dass du träumst.«

      »Wie? – Es stimmt, ich habe … Aber das ist doch nicht möglich!« Cloe schaut den Fairwing völlig entgeistert an.

      »Doch. Ich bin ein Spurenleser, das sagte ich dir doch, oder nicht?«

      »Ja, das hast du. Meintest du damit nicht die Fährte, die wir auf dem Erdboden hinterlassen?«

      »Hiermit sind alle Abdrücke gemeint. Überall, nicht nur am Boden, auch magische.«

      »Was, es gibt magische Spuren?«

      »Selbstverständlich. Denen zu folgen, ist aber nicht einfach. Trotzdem vermag ich dem magischen Sprung nachzuspüren, so wie manche Herrscher der Fairwings vor mir auch. – Ich werde es dir vermutlich einmal zeigen, aber jetzt sollten wir frühstücken. Und danach brechen wir zu der Burg auf, wohin der von dir gesuchte Elf von meinen Freunden gebracht wird.«

      Cloe grübelt erneut über das seltsame Verhalten der Wölfe nach. Könnten bereits dunkle Magier auf der Insel sein, die sie steuern? Wie ist deren Ausdauer sonst zu erklären, Menschen zu jagen, die ihnen mit Feuer und Pfeilen Schaden zugefügt haben? Kann Arawn der Spur Cians nachspüren, der mit dem magischen Sprung hierhergekommen ist. Vielleicht erkennt er dann, ob die Zauberer der Dubharan ihm gefolgt sind. Die Elfe mag nicht daran denken, was das für die Fairwings und Darkwings bedeutet, die gerade deshalb von den Westelfen zu dieser Insel geführt wurden, damit sie vor der Auseinandersetzung mit den dunklen Magiern geschützt sind.

      Dean kontrolliert die restlichen Wölfe des Rudels. Er bebt vor Wut. Diese verfluchten Männer und die Zauberin müssen sterben. Sie haben es gewagt und sich in seine Absichten eingemischt, weshalb Cian entkommen ist. Das sollen sie büßen! Doch die Verfolgung gestaltet sich nicht wie erhofft. Die Magierin ist sehr geschickt mit ihrem kurzen Bogen.

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