Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk

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Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk Die Pferdelords

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im Bereich des Gebirges des Uma´Roll reichhaltige Erzadern freigelegt. Nie zuvor war der Reichtum an gutem Eisen so groß gewesen. In einigen Jahren würde das Heer des Schwarzen Lords eine ungeahnte Stärke erreichen. Aber das Beben gab dem Herrscher noch eine andere, überaus mächtige Waffe an die Hand.

      In einiger Entfernung von den Ausläufern des Uma´Roll war ein mächtiger Fels aus dem Untergrund geschoben worden. Er besaß die ungefähre Form des Dorns einer Stechblüte und war in einem Winkel von knapp sechzig Grad nach Südwesten geneigt. Er war zu jener Waffe geworden, die bei den wenigen Eingeweihten als „die Faust des Schwarzen Lords“ bekannt war.

      In diesem Augenblick standen einige der Grauen Wesen am Fuß des Felsdorns, und obwohl sie langlebige Magier waren, war ihre Ungeduld spürbar. Es war die Zeit kurz vor dem Sonnenaufgang, und es würde sicherlich ein angenehmer Frühlingstag werden. Doch die meisten der Grauen und der Orks schätzten die Hitze eines Sommertages, der an die Temperaturen in einer Bruthöhle erinnerte. Jetzt waberten die Morgennebel, und die Sicht war beschränkt. Unter den zehn Grauen Wesen, die hier versammelt waren, gab es nicht wenige, die fröstelten.

      Drei der Magier gehörten zu den wenigen Überlebenden aus der Festung und Bruthöhle von Cantarim. Obwohl der Wiederaufbau der Festung nahezu abgeschlossen war, hatte der Schwarze Lord eine neue Verwendung für sie gefunden.

      Die drei Gestalten unterhalb der „Faust des Schwarzen Lords“ ähnelten einander, und doch hätten sie kaum unterschiedlicher sein können. Obwohl sie alle eine menschenähnliche Statur besaßen, war Ardalf das einzige menschliche Wesen unter ihnen. Einst ein guter Grauer Magier, war er schließlich dem Schwarzen Lord verfallen. Auf seiner roten Robe prangten noch immer die Symbole eines Brutmeisters. Auch Santuals Antlitz war das eines Menschen, wenn man von den rötlichen Augäpfeln und den gelben Schlitzpupillen absah. Seine leicht hornige Haut machte ihn widerstandsfähig gegen die Hitze der Schmieden, und Santual war einer der führenden Waffenmeister. Er hatte als Erster die Möglichkeiten des Felsdorns erkannt. Santual litt besonders unter der morgendlichen Kühle und hatte sich eng in seine Robe gehüllt.

      Bar´Ses’ Menschenähnlichkeit hörte auf, wenn man seine Robe etwas genauer betrachtete. Sie schien ihm schlecht zu sitzen, dabei verbarg sie nur den reptilischen Schwanz und die lang gestreckte Schnauze mit den tödlichen Reißzähnen seiner Art. Seine grünbraun gesprenkelte Haut war schuppig wie die einer Schlange, und in den gelben Augen glitzerten schwarze Pupillen. Nur wenige Orks hatten je sein Angesicht gesehen, und noch weniger hatten dies überlebt. Bar´Ses war Auge und Ohr des Schwarzen Lords und herrschte in dessen Namen über die „Faust“ und alles, was vonnöten war, um sie zu nutzen.

      „Wir sind zu früh“, meinte der frierende Santual missmutig. „Wir hätten noch in der Wärme bleiben können, statt uns der Kälte auszusetzen. Die Vorbereitungen brauchen immer ihre Zeit, und zudem ist es dunkel und neblig. Wir müssen sehen können, was wir beherrschen sollen.“

      „Ja, die Vorbereitungen brauchen ihre Zeit“, gestand Bar´Ses mit dem ihm typischen leichten Zischen ein. Er deutete zur Spitze des Dornfelsens hinauf. Dabei verschob sich der Ärmel seiner Robe, und gebogene Krallen wurden sichtbar. Er strich sich über die Schnauze und witterte. „Zeit, die wir nicht beeinflussen können. Somit müssen wir uns bereithalten.“ Er sah Santual scharf an. „Und nötigenfalls ein wenig frieren. Ein geringes Opfer für die Macht des Allerhöchsten, findest du nicht auch?“

      Santual schrak zusammen und duckte sich zum Zeichen der Unterwerfung. „Natürlich. Genau das wollte ich zum Ausdruck bringen.“

      Jenseits der Klippe färbte sich der Morgennebel im Osten langsam rot. „Die Sonne steigt auf und gewinnt an Kraft“, sagte Ardalf leise. „Der Nebel wird sich nun rasch heben. Ich hoffe, es geschieht zur rechten Zeit.“

      „Es dauert, so lange es dauert“, warf einer der Grauen ein. Die schlichte Feststellung brachte ihm ein spöttisches Lachen von Bar´Ses ein.

      Ardalf winkte eine Gruppe von Spitzohren heran, die sich ängstlich abseits hielt. Nun kamen sie hastig heran, stellten eine Kiste mit Trinkgefäßen und Erfrischungen auf den Boden und beeilten sich, wieder aus der Nähe der unheimlichen Magier zu verschwinden.

      Bar´Ses schenkte sich frisches Wasser aus einem Krug ein. Ardalf bevorzugte Wein, während Santual seinen Pokal mit verdünntem Blut füllte. Letzterer schlürfte behaglich und schmatzte vernehmlich, wenn er etwas Geronnenes darin schmeckte.

      Der Nebel begann aufzureißen. Santual seufzte erleichtert, als ihn die ersten wärmenden Sonnenstrahlen trafen. „Endlich. Ich bin nicht für die Kälte geschaffen.“

      „Du bist geschaffen, um dem Willen des Allerhöchsten zu dienen“, wies ihn Bar´Ses mit scharfer Stimme zurecht.

      Santual verschüttete etwas von dem verdünnten Blut und leckte es begierig von seiner Hand. „So ist es, Bar´Ses, so ist es.“ Er deutete eine demütige Verbeugung an.

      Der Herr des Dornfelsens wandte den Blick zum Uma´Roll. An den Flanken des Gebirges breitete sich rötliches Glühen aus. Konturen und Farben wurden schärfer.

      Im Inneren des Felsens war ein dumpfes Rumoren zu hören.

      „Zur rechten Zeit“, stellte Bar´Ses zufrieden fest. „Genau zur rechten Zeit.“

      Sie formierten sich und hoben ihre Blicke.

      Die „Faust des Schwarzen Lords“ führte ihren nächsten Schlag.

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