Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak. Michael Schenk
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Читать онлайн книгу Die Pferdelords 11 - Die Schmieden von Rumak - Michael Schenk страница 22
Ein Gegenstand erregte seine Aufmerksamkeit.
Er war schwarz und gezackt, zeigte jedoch eine ungewöhnlich regelmäßige Wölbung. Marnalf bückte sich nach dem handtellergroßen Objekt und stellte fest, dass es im Boden steckte. Er konzentrierte sich und löste es behutsam mit etwas Wuchtzauber. Nun erkannte er, dass es sich um ein gut unterarmlanges Fragment handelte. Es bestand aus fingerdickem Metall, von Feuer geschwärzt und mit zahlreichen regelmäßigen Löchern versehen. Dies war der Splitter eines sehr viel größeren Gegenstandes, und der Magier versuchte abzuschätzen, welche Form und Größe das Geschoss wohl ursprünglich besessen haben mochte. Er konnte sich nur ein ungefähres Bild machen, und es gefiel ihm in keiner Weise.
Er hörte ein leises Knarren.
Es war sehr leise, aber ein so typisches Geräusch, dass es unverwechselbar war. Es entstand nur dann, wenn die Sehne eines Bogens gespannt wurde und das Holz der Waffe unter Zug stand.
Marnalf sprang auf und wirbelte herum.
Gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie der Jäger vom Kraterrand einen Pfeil auf den Magier löste.
Das graue Wesen handelte mit dem Instinkt seines langen Lebens.
Ein Arm schnellte hoch, die offene Handfläche dem heransausenden Geschoss zugewandt. Der Wuchtzauber traf den Pfeil und ließ ihn zerschellen. Noch während seine Fragmente auseinandersprengten, begriff der heimtückische Schütze, dass sein Versuch fehlgeschlagen war. Die Konzentration auf dem Gesicht des Jägers wandelte sich in Überraschung, während er zugleich nach einem zweiten Pfeil griff.
Marnalf lächelte kalt. Sein Blick bannte den Mann, dessen Bewegungen gefroren. „Du hast dich mit dem Falschen angelegt, mein Freund.“ Er behielt sein Ziel im Auge, tastete nach dem Metallfragment, um es aufzuheben, und machte sich dann an den Aufstieg. „Du wirst mir wohl ein paar Fragen zu beantworten haben.“
Der Magier ließ sich Zeit, denn der heimtückische Mann konnte ihm nicht entkommen.
Dann traf der Fuß des Zauberers auf lockeren Grund, der unter ihm nachgab.
Während er einen ärgerlichen Fluch ausstieß, stürzte Marnalf vornüber.
Obwohl er sich hastig wieder erhob, hatte der Gegner den kurzen Augenblick genutzt, in dem der Bann wirkungslos wurde, und war vom Kraterrand verschwunden.
Das Graue Wesen stieß einen leisen Seufzer aus und machte sich erneut an den Aufstieg. Wäre ein Wald in der Nähe gewesen, so hätte sich der Fremde vielleicht sogar in Sicherheit bringen können, denn die Bäume hätten ihm Schutz vor den verhängnisvollen Blicken des Zauberers geboten. Aber im Umkreis des Kraters gab es keine solche Deckung. Marnalf hörte das Wiehern seines Pferdes und lächelte kalt. Kein Pferd konnte schnell genug laufen, um seinen Blicken zu entkommen.
Als er endlich oben stand, konnte er den Jäger sehen, der Marnalfs Pferd zu rasendem Galopp antrieb.
Der Zauberer zog seinen Knotenstab aus dem Boden, säuberte ihn sorgfältig von Erdreich und wandte den Blick dann wieder dem Reiter zu. Erneut entfaltete der Bann seine unheimliche Wirkung. Mensch und Tier schienen in ihren Bewegungen einzufrieren, und es sah erschreckend aus, wie beide erstarrten. Normalerweise wäre das Pferd gestürzt, da nicht all seine Hufe den Boden berührten, und tatsächlich geschah dies auch. Doch der Fall verlief so langsam, dass Pferd und Reiter zur Reglosigkeit verdammt schienen.
Der gute Magier hielt das Metallstück in der Hand und nutzte seinen Stab als Stütze, während er langsam, fast gemütlich, in die Ebene hinaustrat und seinem Gegner folgte. Die Sinne des Mannes waren ebenso erstarrt wie die des Pferdes. Marnalf lockerte den Zauber, sodass er den Reiter aus dem Sattel werfen konnte. Das Pferd, vom Bann befreit, galoppierte noch ein gutes Stück, bevor es langsamer wurde und schließlich anhielt. Der Magier hielt den Jäger mit seinem Blick fest und stieß einen Pfiff aus, der sein Reittier zurückholte.
Marnalf ließ dem Mann gerade genug Spielraum, dass dieser sich zwar nicht bewegen konnte, seine Sinne aber die Lage erfassten. „Du hast versucht, mich heimtückisch zu töten“, sagte er freundlich, „und ein wahrer Jäger würde einen harmlosen Reisenden nicht ermorden wollen. Somit bist du kein Jäger, sondern etwas anderes, und du wirst mir nun erklären, was dich zu diesem Mordversuch getrieben hat.“
„Ein Graues Wesen“, keuchte der Mann, und das Entsetzen stand überdeutlich in sein Gesicht geschrieben. „Ihr … Ihr seid ein Graues Wesen. Wie kann das sein? Ihr Grauen seid die Diener des Allerhöchsten!“
„Des Allerhöchsten?“ Marnalfs Lächeln vertiefte sich. „Nur die Kreaturen der Finsternis bezeichnen den Schwarzen Lord so. Somit gehörst du zu ihnen. Lass mich raten, Jäger, du gehörst zu den Menschen, die ihm verfallen sind?“
Der Magier streifte die Ärmel des Mannes hoch und nickte, als er die Abbildung eines Kreuzes auf der Innenseite des rechten Armes, knapp über dem Handgelenk, entdeckte. Sie war mit roter Tinte unter die Haut gestochen worden und schon ein wenig verblasst. „Dachte ich es mir doch. Du gehörst zu den heimtückischen Mördern der Bruderschaft des Kreuzes. Du bist ein Rumaki.“
„Ihr werdet nichts von mir erfahren“, keuchte der Mann.
„Sehr tapfere und sehr dumme Worte. Da du weißt, dass ich ein Graues Wesen bin, dürftest du ebenso wissen, dass mir Möglichkeiten zur Verfügung stehen, jede Kreatur zum Reden zu bringen. Natürlich unter der Voraussetzung, dass es einer Sprache mächtig ist“, dozierte Marnalf freundlich. „Da du über eine Zunge und Sprache verfügst, wird es mir leichtfallen, sie dir zu lösen.“
Der Rumaki erwiderte furchtsam seinen Blick und nickte hastig. „Ich werde reden, Graues Wesen, ich werde reden.“
„Natürlich wirst du das.“ Der Magier seufzte leise. „Aber du wirst verstehen, dass ich kein Geschwätz hören will, sondern die Wahrheit. Ich fürchte, es gibt nur den Weg des Schmerzes, um dir die Wahrheit zu entlocken.“
Marnalf wusste, dass der Mann Angst vor ihm hatte. Ganz offensichtlich kannte er die Macht der Grauen Wesen. Die Furcht würde ihn zum Sprechen bringen, aber das war kein Garant dafür, dass er dabei auch die Wahrheit sagte. Es gab nur eine effektive Möglichkeit, sie ihm zu entlocken, und diese bestand darin, dem Jäger Schmerzen zuzufügen. Solche Schmerzen, dass er alles tat, um sie zu beenden. Kein sterbliches Wesen war stark genug, die Wahrheit unter der Folter zu verschweigen.
Der Magier empfand keinerlei Gewissensbisse, den Mann durch Flammzauber und Wuchtzauber zu foltern. Es gab Wesen, die Gefallen daran fanden, anderen Qualen zuzufügen. Für den Magier war das Leid jedoch nur Mittel zum Zweck. Mitleidlos marterte er seinen Gefangenen, bis dessen letzter Widerstand gebrochen war und er alles sagte, was er wusste.
Als Marnalf sich von dem wimmernden Opfer erhob und sich ein paar Schlucke aus seiner Wasserflasche gönnte, empfand er keinerlei Erbarmen. Der Rumaki hatte versucht ihn heimtückisch zu ermorden und, wie der Magier nun in Erfahrung gebracht hatte, andere Leben auf ähnliche Weise beendet. Allerdings hatte er dies nicht aus reiner Mordlust getan, sondern um seine Aufgabe zu erfüllen. Das war etwas, das der Zauberer respektierte.
Die Verletzungen, unter denen der Jäger nun litt, waren schwer, wenn auch nicht lebensbedrohend. Marnalf hatte jedoch nicht vor, sich auf seinem Weg mit dem Gefangenen zu belasten, und freilassen